Claus Thor
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Das Telefonat
Von
Claus Thor
„Also, Ihr Mann wollte nach Mallorca fliegen?“, sagte der Polizeihauptkommissar Berger und rollte einen Schreibstift unentwegt zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand hin und her.
„Nun ja“, sagte die zierliche Frau, die wie ein Häuflein Elend auf dem Stuhl saß. „Ursprünglich wollte Peter mit seinen Skatbrüdern zum Oktoberfest, aber das hätte ihr Budget gesprengt.“
„... und so fanden die Skatbrüder ein Angebot für Mallorca?“, sag-te der Berger.
„Ja, ja“, sagte Sibylle, „sie hatten fast drei Jahre gespielt und das Geld gespart.“
„Wer buchte die Reise?“, Berger legte den Stift zurück in die Schreibschale.
„Das war Bruno, er hatte das Ganze via Internet erledigt.“
„Waren Sie einverstanden, dass Ihr Mann die Reise machen woll-te?“
Der korpulente Kriminalist, dessen Gesicht eine dunkelrote Fär-bung aufwies, sodass die Frau glaubte, er würde jeden Moment ex-plodieren, sah sie herausfordernd an.
„Ach, wissen Sie“, sagte Sibylle und lächelte verlegen. „Ich ver-traute meinem Mann, voll und ganz; aber Bruno traute ich noch nie über den Weg.“
„So, so … wie soll ich das verstehen?“
„Die Art, wie er sich Frauen gegenüber äußert.“
„Nämlich?“
„Na ja, er gibt einem das Gefühl Mensch zweiter Klasse zu sein.“
„Sie fühlten sich also nicht wohl dabei, dass die Drei, das Wo-chenende auf der Ferieninsel verbringen würden“, sagte Berger, „und Sie haben nicht versucht, es Ihrem Mann auszureden?“
„Nein, wie ich anfangs schon sagte, ich vertraute meinem Mann.“
„Sie waren also fest der Überzeugung, dass Ihr Mann, am Freitag dem 20. August 2011, mit seinen Skatbrüdern im Flieger nach Mal-lorca saß.“
„Ja, natürlich.“ Sibylle war verärgert.
„Was denken Sie eigentlich ... glauben Sie ich hätte etwas mit der Sache zu schaffen?“
Die Sekretärin schaute auf; auch der Polizeihauptkommissar sah sie mit seinen kleinen Schweinsäuglein an: „Haben Sie?“
„Nein.“
Der Kriminalist sagte eine Weile nichts; dann begann er mit teil-nahmsloser Stimme die Aktennotizen zu erläutern: „Den Spuren nach zu urteilen war es Einbruch. Die Spezialisten konnten den Weg des Einbrechers rekonstruieren. Im Obergeschoss des Hauses traf der Täter auf Ihren Mann und die Frau. Vermutlich war der Dieb überrascht, jemanden im Haus anzutreffen.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte Sibylle. „Soll ich froh sein, dass das fremd gehen meines Mannes auf diese Weise eine Bestrafung fand, oder doch traurig ...“
„Tja, wie dem auch sei“, sagte Berger, „er wird es bereut haben, dass er nicht mit seinen Freunden geflogen ist.“
Darauf können Sie wetten, dachte Sibylle und fragte: „Den Anruf-beantworter haben Sie untersucht?“
„Ja. Er hat Sie glauben machen wollen, dass er auf der Ferieninsel sei.“ Berger beäugte die Frau und fragte: „Wo waren Sie, als der Anruf kam?“
„Ich hatte Kopfschmerzen und Tabletten genommen, um mich schlafen zulegen.“ Sie schaute auf ihre schmalen Hände. „Ich habe erst am anderen Morgen den AB abgehört.“
„Hmmm ...“, machte Berger, „ja, das wäre vorläufig alles.“
Trotz seiner Leibesfülle erhob sich der Kriminalist behände und führte die Frau aus dem Büro.
Sibylle dachte: wenn du wüsstest … Ich habe gesehen, wie mein Mann zur Telefonzelle ging; und hörte, wie er mich belog, als er sagte: ‚... ähm, Sibylle ich bin’s Peter. Oh, du bist nicht da ... ähm, hier ist es über 30 Grad. strahlend blauer Himmel von morgens bis abends …’
Er belog und betrog mich. Das konnte ich nicht auf mir sitzen las-sen. Ich folgte ihm zu dieser Frau. Peter hatte sich damals eine Pis-tole besorgt, ich weiß, nicht wofür, aber ich wusste, wo sie zu fin-den war. Sollen sie nach dem Täter suchen. Sie werden nicht auf mich kommen; das kleine zierliche Persönchen kann doch keiner Fliege was zuleide tun. Peter hat ganz schön dumm geschaut, als ich plötzlich vor ihm stand, mit der Waffe; ich schoss ihm ins Herz und der blöden Kuh schoss ich mitten in ihr hübsches Gesicht. Ha. Ich habe meine Spuren gut verwischt und einen Einbruch vorge-täuscht. Was man nicht alles im TV lernt.“
-Ende-
Von
Claus Thor
„Also, Ihr Mann wollte nach Mallorca fliegen?“, sagte der Polizeihauptkommissar Berger und rollte einen Schreibstift unentwegt zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand hin und her.
„Nun ja“, sagte die zierliche Frau, die wie ein Häuflein Elend auf dem Stuhl saß. „Ursprünglich wollte Peter mit seinen Skatbrüdern zum Oktoberfest, aber das hätte ihr Budget gesprengt.“
„... und so fanden die Skatbrüder ein Angebot für Mallorca?“, sag-te der Berger.
„Ja, ja“, sagte Sibylle, „sie hatten fast drei Jahre gespielt und das Geld gespart.“
„Wer buchte die Reise?“, Berger legte den Stift zurück in die Schreibschale.
„Das war Bruno, er hatte das Ganze via Internet erledigt.“
„Waren Sie einverstanden, dass Ihr Mann die Reise machen woll-te?“
Der korpulente Kriminalist, dessen Gesicht eine dunkelrote Fär-bung aufwies, sodass die Frau glaubte, er würde jeden Moment ex-plodieren, sah sie herausfordernd an.
„Ach, wissen Sie“, sagte Sibylle und lächelte verlegen. „Ich ver-traute meinem Mann, voll und ganz; aber Bruno traute ich noch nie über den Weg.“
„So, so … wie soll ich das verstehen?“
„Die Art, wie er sich Frauen gegenüber äußert.“
„Nämlich?“
„Na ja, er gibt einem das Gefühl Mensch zweiter Klasse zu sein.“
„Sie fühlten sich also nicht wohl dabei, dass die Drei, das Wo-chenende auf der Ferieninsel verbringen würden“, sagte Berger, „und Sie haben nicht versucht, es Ihrem Mann auszureden?“
„Nein, wie ich anfangs schon sagte, ich vertraute meinem Mann.“
„Sie waren also fest der Überzeugung, dass Ihr Mann, am Freitag dem 20. August 2011, mit seinen Skatbrüdern im Flieger nach Mal-lorca saß.“
„Ja, natürlich.“ Sibylle war verärgert.
„Was denken Sie eigentlich ... glauben Sie ich hätte etwas mit der Sache zu schaffen?“
Die Sekretärin schaute auf; auch der Polizeihauptkommissar sah sie mit seinen kleinen Schweinsäuglein an: „Haben Sie?“
„Nein.“
Der Kriminalist sagte eine Weile nichts; dann begann er mit teil-nahmsloser Stimme die Aktennotizen zu erläutern: „Den Spuren nach zu urteilen war es Einbruch. Die Spezialisten konnten den Weg des Einbrechers rekonstruieren. Im Obergeschoss des Hauses traf der Täter auf Ihren Mann und die Frau. Vermutlich war der Dieb überrascht, jemanden im Haus anzutreffen.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte Sibylle. „Soll ich froh sein, dass das fremd gehen meines Mannes auf diese Weise eine Bestrafung fand, oder doch traurig ...“
„Tja, wie dem auch sei“, sagte Berger, „er wird es bereut haben, dass er nicht mit seinen Freunden geflogen ist.“
Darauf können Sie wetten, dachte Sibylle und fragte: „Den Anruf-beantworter haben Sie untersucht?“
„Ja. Er hat Sie glauben machen wollen, dass er auf der Ferieninsel sei.“ Berger beäugte die Frau und fragte: „Wo waren Sie, als der Anruf kam?“
„Ich hatte Kopfschmerzen und Tabletten genommen, um mich schlafen zulegen.“ Sie schaute auf ihre schmalen Hände. „Ich habe erst am anderen Morgen den AB abgehört.“
„Hmmm ...“, machte Berger, „ja, das wäre vorläufig alles.“
Trotz seiner Leibesfülle erhob sich der Kriminalist behände und führte die Frau aus dem Büro.
Sibylle dachte: wenn du wüsstest … Ich habe gesehen, wie mein Mann zur Telefonzelle ging; und hörte, wie er mich belog, als er sagte: ‚... ähm, Sibylle ich bin’s Peter. Oh, du bist nicht da ... ähm, hier ist es über 30 Grad. strahlend blauer Himmel von morgens bis abends …’
Er belog und betrog mich. Das konnte ich nicht auf mir sitzen las-sen. Ich folgte ihm zu dieser Frau. Peter hatte sich damals eine Pis-tole besorgt, ich weiß, nicht wofür, aber ich wusste, wo sie zu fin-den war. Sollen sie nach dem Täter suchen. Sie werden nicht auf mich kommen; das kleine zierliche Persönchen kann doch keiner Fliege was zuleide tun. Peter hat ganz schön dumm geschaut, als ich plötzlich vor ihm stand, mit der Waffe; ich schoss ihm ins Herz und der blöden Kuh schoss ich mitten in ihr hübsches Gesicht. Ha. Ich habe meine Spuren gut verwischt und einen Einbruch vorge-täuscht. Was man nicht alles im TV lernt.“
-Ende-