Das Treffen ( 3 Teil )

Von Mikel

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ich hoffe, das jetzt etwas mehr Bewegung in die Geschichte kommt, damit der Leser gehalten wird. Viel Spass und Danke für Eure Kommentare.

Das Treffen

Lorileffa kam die Zeit in ihrem Gefängnis, anders wollte sie es nicht nennen, sehr lange vor. Nach den stundenlangen Versuchen, sich zu befreien, ergab sich die Elfe in ihr Schicksal und konnte nur hoffen, das Radunice sie fand und half. Ihr blieb nichts anderes übrig als zu warten, aus eigener Kraft würde sie sich nicht erlösen können.

Gerade in dem Augenblick, als sie nach dem Grund suchte, warum ihr der Wald heute etwas eigenartig vorkam, hörte sie seltsame Geräusche oberhalb ihres Kopfes. Es klang nach kratzenden und schabenden Lauten, welche immer lauter und deutlicher wurden. Mit verzweifelter Anstrengung stemmte sich Lorileffa mit beiden Beinen gegen die Decke, in der Hoffnung, Radunice zu helfen, die sie aus dieser misslichen Lage zu befreien gedachte.

Im nächsten Moment kniff Lorileffa die Augen zusammen und hielt die Hände vor Ihr Gesicht, um sich vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen. Zugleich spürte sie eine Berührung an ihren Unterarmen und eine ihr unbekannte männliche Stimme flüsterte: „ Sei still. Ruhig!“
Sie zappelte und trat um sich, aber die Hände ihres Gegenüber packten noch fester zu und drückten sie auf den Boden herunter.
„Ich tue dir nichts! Halt still und sei ruhig!“ sagte die Stimme mit bittender Stimme.

Das erste was Lorileffa sah, nachdem sie die Hände heruntergenommen hatte, war ein Gesicht, umrandet von einem grauen Bart, aus dem sie zwei Augen freundlich anschauten.
Und diese dann prüfend über ihren Körper glitten. Ihre ganze Gestalt in Augenschein nahm. Von oben nach unten und wieder zurück zu den spitzen Ohren, wie jede Elfe sie vorzuweisen hatte.
Alles in ihrem Inneren schien zu schreien: Lauf weg, Steh auf. Flüchte!
Aber etwas seltsam beruhigendes ging von diesem freundlich dreinblickenden Augenpaar aus. Weniger ängstlich, aber dennoch misstrauisch und wachsam, erlahmte ihr Widerstand gegen die starken Arme, die ihr wie Baumstämme vorkamen und blickte um sich.
Sie befanden sich unter einem Baum, nahe der großen Lichtung, an deren Ende sie das kleine Haus erkennen konnte. Rings um sie herum aufgewühlter Waldboden, Erdhügel und zur Seite geschobenes Blätterwerk waren zu sehen, sowie eine Axt, angelehnt an den Baum.
Zu den Armen, die Lorileffa festhielten, gehörte ein menschliches Wesen, welches neben ihr auf dem Boden kniete und immer wiederholte: „Bleib bitte ruhig. Ich will dir helfen! Ich tue dir nichts“

Die Elfe war mit sich selbst im Zwiespalt. Einerseits hatte der Mann sie, Lorileffa, aus ihrer Gefangenschaft befreit, aber anderseits hat er sie ja eventuell erst in diese Lage gebracht. Aber warum sagte er dauernd etwas von Hilfe. Sie konnte sich die Vorgänge nicht erklären und beschloss, erst einmal abzuwarten.
Lorileffa hatte bis zum heutigen Tage noch nie mit einem Menschen gesprochen. Elfen gingen den Menschen aus dem Weg, wo es auch nur ging. Dazu waren sie zu verschieden, viel zu verschieden. Bevor Lorileffa und Radunice ihre eigentliche Aufgabe, Schutz und Pflege eines bestimmten Bereiches, übernommen hatten, wurde ihnen die Menschheit als ein schwieriges Volk beschrieben, vor denen man sich in acht müsse.
Also wollte Lorileffa den Mann erst in Sicherheit wiegen und dann bei nächster Gelegenheit die Flucht wagen. Es konnte ja auch sein, das Radunice in der Gewalt des Alten war. Sie würde versuchen herauszufinden, wo er Radunice versteckt hält und sie dann befreien. Da sie wusste, das der Mann in dem kleinen Haus wohnte, sie hatte ihn schon des öfteren dort gesehen, konnte ihre Freundin nur hier in der Nähe sein.

„Ich heiße Jonathan. Lebe hier in der Gegend schon Jahrzehnte lang und mag kleine Leute wie dich.“ Schreckte der Mann Lorileffa hoch.
Sie schüttelt sich und versucht die Arme zu bewegen. Als wäre dies ein Fluchtversuch, drücken die starken Arme fester zu. Also beschränkt sie sich darauf, den Mann mit gleichgültigem Gesicht anzuschauen. Sie hatte ja doch keine Change gegen ihn. Nur keine Furcht zeigen oder eine sonstige Blöße geben.
„Wie heißt du? Bist du alleine in dieser Gegend?“
„Ihr kleinen Leute habt bei uns sehr viele Namen. Bei uns werdet ihr Elfen genannt“
Lorileffa versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien und gab dabei einen klagenden Laut von sich.
„Oh! Entschuldigung! Daran habe ich nicht gedacht! Kannst du mich verstehen?“
Nach einem weiteren dumpfen Grollen von Lorileffa fragte die freundliche Stimme: „Wenn du mich verstehst, gib mir doch bitte ein Zeichen. Nicke mit deinem Kopf!“

Lorileffa spürte, wie die starken Arme ihren Griff etwas gelockert hatten. Sei es nun aus Unachtsamkeit oder weil sich der Mensch ihrer sicher fühlte. Sie nutzte die Gelegenheit sofort und entwand sich aus der Umklammerung und bewegte sich seitwärts weg von dem Menschen.
„He, bleib stehen! Was soll das! Ich will dir doch helfen! Ich muss dir etwas wichtiges sagen“
Mit einem letzten Blick auf den Mann setzte Lorileffa zu einem Sprung über die Baumwurzel an, um sich aus seinem gefährlichen Umkreis zu entfernen. Nie und nimmer würde sie sich noch einmal von dem Mensch gefangen nehmen lassen.
„Das ist sehr wichtig! Fürst Kadeireas ist zurück und...“
Als wäre sie gegen eine unsichtbare Mauer geprallt, hielt Lorileffa an und stockte. Kadeireas war zurück!
Lorileffa hatte den Menschen, namens Jonathan schon verstanden. Sie sprach die selbe Sprache, konnte ihn verstehen, nur ihm zeigen das sie ihn verstand, wollte sie eigentlich nicht.
Woher wusste der Mann vom Fürst? Woher kannte er überhaupt diesen Namen? All diese Gedanken schossen ihr blitzschnell durch den Kopf. Diesen Fragen musste sie auf den Grund gehen. Koste es, was es wolle!
Jonathan sah, wie sich die Elfe zu ihm umdrehte und dachte, sie wolle noch einen letzten Blick auf ihn werfen, bevor sie im Dickicht auf nimmer Wiedersehen verschwand.
„Ich heiße Lorileffa und verstehe deine Sprache“ waren die ersten Worte, die Jonathan von der Elfe hörte.

Lorileffa hatte sich bei diesen Worten umgedreht und wollte abzuwarten, was als nächstes geschah. Sie bezweckte damit, herauszufinden, was der Mann wirklich wusste oder ob er nur den Namen des Fürsten irgendwo gehört hatte und damit beabsichtigte, sie in Sicherheit zu wiegen.
Bevor sie umständlich auf einen umgestürzten Baumstamm in sicherer Entfernung des Menschen kletterte, reckte und streckte sich erst einmal, als wolle sie die Enge der Gefangenschaft abschütteln. Gleichzeitig wollte Lorileffa Zeit gewinnen.
Was meinte der Mann damit, das der Fürst Kadeireas zurück sei? Sie wusste um die Geschichten, die sich um diesen Namen rankten. Aber woher kannte der vor ihr kniende, sich Jonathan nennende, überhaupt den Fürst, da sie doch zwei völlig verschiedenen Welten angehörten?
„Es haben sich Dinge ereignet, die lassen nur diesen einen Schluss zu!“ sagte Jonathan, als hätte er ihre Gedanken erraten und fährt fort.
„Es gibt bei uns Menschen eine Sage, in der von einem Fürst die Rede ist. Alle 25 Jahre kommt dieser Fürst zurück, um nach seiner Braut zu suchen, die er auf geheimnisvolle Weise verloren hat.“
„Und nun ist er wohl zurück, denn es wird überliefert, das ein bestimmter Baum wieder Triebe trägt. Dieser Baum soll dem Liebespaar als Treffpunkt gedient haben“ sagt Jonathan und schaut sich immer wieder um, als wenn er etwas suchen würde.
„Warum erzählst du Mensch mir das? Und warum hältst du mich in einer Grube gefangen? Sag es mir!“ erbittert sich Lorileffa eifrig.
„Ich! Ich habe dich nicht gefangen! Ich würde so etwas nie und nimmer ...!“ verteidigt Jonathan sich.
„Aber wer dann? Nur du lebst hier in der Gegend!“ fragt Lorileffa. „Wenn du mich nicht gefangen hast, wer sollte es sonst getan haben?“
„Ich weiß es nicht, aber ich kann es mir vorstellen!“ antwortet Jonathan.
„Wer?“ Lorileffa atemlos.
„Der Fürst natürlich! Wer sonst kommt dafür in Frage!“
 



 
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