Depression

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Herr H.

Mitglied
Depression


Frieden suche ich und Ruhe,
doch ich finde beides nicht.
Ganz egal, was ich auch tue:
Stets fehlt mir das Gleichgewicht.

Wie vom Leben wund gerieben,
fühl’ ich mich und ohne Rast.
Ständig hin- und hergetrieben,
falle ich mir selbst zur Last.

Kaum kann ich mich motivieren,
in der Frühe aufzustehn,
um erneut zu „funktionieren“.
Wie soll das nur weitergehn?

Diese quälend schweren Sorgen
hab’ ich früher nie gekannt.
Jetzt bin ich oft schon am Morgen
müde, leer und ausgebrannt.

Unter Stress erfasst mich Schwindel
und das Herz rast wie verrückt.
Logisch, dass dem Nervenbündel,
das ich bin, rein gar nichts glückt.

Menschen suche ich zu meiden,
denn sie strengen mich nur an,
weil ich ihnen doch mein Leiden
nicht verständlich machen kann.

Wohin soll ich mich bloß wenden
in der Dunkelheit und Not?
Wird die Qual denn niemals enden?
Manchmal wünscht’ ich, ich wär’ tot.
 
A

AchterZwerg

Gast
Zur Zeit geben sich die "Herren" hier ein Stelldichein. :D
Was könnte da als Pendant dienen? Dame Z.? 8.Zwergendame? Dame von gnomistischer Gestalt? Einzig wahre Dame im Lupösen? Dame von zarter Gestalt? Dame D.? Oder etwa KeineDame? -
Du siehst selber, welche Probleme du mit deinem Nick aufwirfst!
Mit deinem Gedicht geht es mir recht ähnlich. Wenn schon depressiv, dann geistsprühend, saachischmaso. ;)
Aber was nicht ist, kann werden. :)
LG, der8.
 

mara

Mitglied
Ein düsteres und glaubhaftes Gedicht über eine schwere Krankheit. Metrik und Reime fließen. (Sollte es dem Autor ähnlich dem LI gehen, wünsche ich baldige Besserung.)
 

Gerd Geiser

Mitglied
Sauber gereimt.

Und wenn du denkst, es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Ja, das sagt sich leicht und bringt ja irgendwie auch nichts.

Aber wenn es wirklich so schlimm ist, wie es klingt, Termin machen (auf einen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an) und sich gut gemeinte Ratschläge einholen. Oder am besten gleich den Kopf an eine weibliche Schulter lehnen, vorher Gedicht mitbringen und den Tränen freien Lauf lassen. Frauen wollen Männer retten, es entspricht ihrer Natur (s.o.).

1 und 1 das macht 2, auf jeden September folgt wieder ein Mai, doch zum Glück folgt auf jeden Oktober der November. Denn laut Statistik bringen sich die Menschen zumeist im Mai um.
Das wünsche ich dir, liebes Lyrich,

dass du den Kopf wieder hoch tragen magst.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Herr H

Ein überzeugendes Gedicht. Handwerklich gut durchgereimt. Inhaltlich mögliche Symptome der Depression gut herausgearbeitet (Unruhe, schon am Morgen ausgebrannt, Schwindel, Herzrasen, Menschen strengen an, Ausweglosigkeit, Todeswunsch) Lyri bringt das Alles sehr von sich selbst distanziert und beobachtend vor, was bei Depressiven oft der Fall ist. Ich habe nix zu meckern ;)

Liebe Grüße
Thylda
 
Hallo Herr H.

Von der Stimmung her ein melancholisches teils depressives Gedicht.
An der Form habe ich nichts auszusetzen. Insgesammt also eine gute Arbeit.

lg dunkelkristall
 

Herr H.

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

herzlichen Dank für Eure Kommentare. Ich darf übrigens bestätigen, dass es sich bei dem Gedicht um ein rein literarisches Ich handelt und ich selbst glücklicherweise nicht von einer Depression betroffen bin. Das Gedicht bemüht sich lediglich darum, typische Symptome dieser Erkrankung aufzuzeigen.

Liebe Grüße von
Herrn H.
 
Hallo Herr H.
Dein Kommentar hat mich ja beruhigt, doch so ganz glaube ich deinen Worten nicht.
Wer noch nicht durch die Hölle einer depressiven Erkrankung gegangen ist, kann sie, meiner Meinung nach, nicht so treffend beschreiben.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Herr H.

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

mein Beruf bringt es mit sich, dass ich häufiger mit Menschen zu tun habe, die an einer Depression leiden.

Beste Grüße von

Herrn H.
 

Art.Z.

Mitglied
Sauberes Gedicht. Ich denke, dass ich noch bei keinem Gedicht über Depressionen so eine glaubhafte und authentische Aussage gelesen habe.

Ich wünsche dir gute Besserung.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Art.Z.

Nicht ganz. Denn wenn der Autor wirklich Symptome diesen Ausmaßes hätte, wäre gleichzeitig seine Motivation derartig niedrig, daß er dieses Gedicht nicht hätte schreiben können. Denn selbst wenn der Depressive noch genügend Energie hätte, überhaupt zu schreiben, wäre es sehr unwahrscheinlich, daß er dies in einem gefälligen Rhythmus und sauber gereimt täte. Selbst unter Gabe von Antidepressiva, wenn zwar die Stimmung noch tief ist, aber der Energielevel steigt, wäre der Autor viel wahrscheinlicher mit seinem paradoxem Selbstmord als mit Gedichteschreiben beschäftigt.

Liebe Grüße
Thylda
 

Art.Z.

Mitglied
Nicht jede Depression ist so schlimm. Es gibt auch Abstufungen, bei denen die Krankheit "leichter" ausfällt. Es gibt auch Schübe, zwischen denen man Hochs hat - in diesen Hochs könnte man kreativ Tätig sein.
 
I

Inky

Gast
Eine ausgezeichnete Schilderung eines depressiven Zustandes.
Mit Interesse gelesen!

Herzlichen Gruß, Inky
 

Herr H.

Mitglied
Hallo ihr Lieben,

danke euch herzlich für euer freundliches Echo und darf nochmals versichern: Es geht mir persönlich wirklich gut.

LG von Herrn H.
 



 
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