der bauarbeiter josef g.

Stefan_Senn

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Mit trüben Augen blickte er in den neuen Tag, aufgeweckt vom Rasseln des Weckers der wie an jedem Arbeitstag um genau 5.57 Uhr seine Pflicht erfüllte, indem er seinen Besitzer durch lautes Rasseln um den Schlaf brachte. Er blickte aus dem Fenster, er der Bauarbeiter Josef Golodkowski, erkannte, dass der Himmel grau und wolkenverjangen war und empfand ob dieser Tatasache so etwas wie eine kleine Freude. Heute an diesem Sommertag würde er nicht von heißen Sonnenstrahlen gequält und ermüdet werden. Heute würde eine dicke Wolkenschicht die auszehrenden Sonnenstrahlen abhalten. Was für eion Lichtblick!
Josef begab sich ins Badezimmer um sich der Körperpflege zu widmen. Eigentlich waren ihm Wasser, Seife, Duftwässerchen und dererlei Utensilien schon seit jeher suspekt und wurden zeit seines Lebens nur in sehr begrenztem Umfang eingesetzt. Doch in letzter Zeit hatten sich Beschwerden seiner Kollegen gehäuft, die seinen starken Körpergruch monierten und behauptet hatten mit einem "Stinktier" wie ihn sei einen Zusammenarbeit unmöglich.
Da aber alle verbalen Aufforgerung an Josef, sich intensiver mit der Körperpflege zu beschäftigen nicht gefruchtet hatten, ebensowenig wie demonstratives Sichabwenden, war man an den Besitzer der Baufirma, dem "Kappo" wie dieser im Jargon der Bauarbeiter genannt wurde, herangetreten. Jener hatte seinen langjährigen Mitarbeiter freundlich aber bestimmt ermahnt, auf das gute Verhältnis der beiden verwiesen und dass er nicht verstehe, wieso es durch so eine, eigentlich Lappalie, Schaden nehmen sollte.
Jedenfalls, Josef hatte sich diese Worte zu Herzen genommen uind betrieb, wenn auch manchmal wiederwillig seine tägliche Körperpflege.
Mittlerweile hatte er seine Dusche beendet, sich abgetrocknet und seine Arbeitshosen angezogen.
Nun stand er mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel, um sich die Barthaare aus dem Gesicht zu schaben.
Ja, Rasieren , die einzige Hygienemaßnahme, die er, seit seine Barthaare kräftig genug waren um abgetrennt zu werden, hingebungsvoll pflegte.
Das ist männlich, vor dem Badezimmerfenster zu stehen, mit blanker Brust, den Bizeps spielen lassen, seinen mit der Zeit an Volumen zunehmenden Bierbauch zu betrachten undsich zu rasieren.
Ein männliches Privileg: Josef Golodkowski war ein Mann-er genoss es, ein Mann zu sein, ein wie man so sagt "richtiger" Mann.
Was essen richtige Männer wohl zum Frühstück? Wir wissen es nicht, können es vielleicht auch nicht pauschalisieren. Josef Golodkowski jedenfalls schwörte auf Rührei mit angebratenem Speck und einer Dose Pils aus dem Billigsupermarkt.
Gestärkt machte er sich auf zur Arbeit, in die Baustelle mit dem überfüllten Bus, in dem sich die halbe Stadt zu drängeln schien.
Arbeiterschweiss, vermischt mit süßlichem Frauenparfum und herben Männerdüften. ein Cocktail an Düften. Ein Cocktail von Menschen. wie Ölsardinen aneinandergepresst: Schulkind neben Rentner, Arbeiter neben Bankier.
Josef hatte seine Haltestelle erreicht. Er stieg aus.
Kurz vor seiner Baustelle lag eine Kiosk, an dem er sich wie jeden morgen sein so genanntes Arbeiterfrühstück für die 9.30 Uhr-Pause holte: Eine Schachtel Zigaretten und eine reichbebilderte deutsche Boulevardzeitung.
5 Minuten vor Arbeitsbeginn traf er an seinem Arbeitsplatz ein-gerade noch genügend Zeit, um sich umzuziehen.
Josef galt unter seinen Kollegen als Liebling der Vorgesetzten. Dieses machte ihn leider häufiger zum Opfer von Streichen. So auch diesmal. Der gelber Schutzhelm mit seinem Namensschriftzug bleibt verschwunden. Zeit ist Geld. Josef entschließt sich, ohne Helm zu arbeiten.
In der 9.30 Uhr Pause bleibt die Zigarettenschachtel ungeöffnet. Auch die Boulevardzeitung bleibt ungelesen in Josefs Spind. Ein vom Gerüst herabfallender Ziegelstein hatte aus einem kleinen Spass unter Kollegen blutigen Ernst gemacht
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

stefan, tolle geschichte. aber daß josef als liebling der vorgesetzten galt, glaub ich nicht so recht. nur weil der kappo nicht gleich eingeschritten ist bei der frage der körperpflege? josef benimmt sich doch ansonsten so, wie es das bauarbeiterklischee verlangt.
der schluß deiner geschichte ist echt super.
noch ne frage: ist "kiosk" wirklich weiblich? ist ja aus m französischen . . . lg
 

Stefan_Senn

Mitglied
hallo anabelle, entschuldige bitte sollte ich jemands asgeprägten sinn für korrekte orthographie verletzt haben, man muss vielleicht erwähnen, dass ich keines dieser rechtschreibprograme besitze, sondern nur das mit windows 98 mitgelieferte textverarbeitungsprogramm "word pad", das keine rechtschreibtestende funktion besitzt. spenden, um mir ein modernes textverarbeitungsprogramm mit integrierter rechtschreibprüfung kaufen zu können werden aber gerne entgegengenommen

mit dem allerfreundlichsten aller grüße

stefan senn
 
A

annabelle g.

Gast
geld

lieber stefan, bin gerade selbst ein bisschen knapp bei kasse ... und wie findest du meine idee, dass er die frau noch wegen dem parfüm ankeift? annabelle
 



 
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