Der Begründer der Logotherapie (Viktor Frankl)

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Herr H.

Mitglied
I

Er war der Hölle des KZ entronnen,
der Mordfabrik der Nazi-Barbarei,
dem Inbegriff der ärgsten Teufelei,
die Menschen je für andere ersonnen.

Der Spuk der braunen Horden war vorbei.
Sie hatten ihren Krieg doch nicht gewonnen.
Ihr Wahn vom Weltreich war zu Staub zerronnen.
Und er? Er war nun endlich wieder frei.

Doch wie mit all’ den Bildern weiterleben
von Willkür, Hass, Gewalt und Grausamkeit
und von den Gaskammern als ihrer Krönung?

Er wusste: Zukunft könne es nur geben
durch Liebe und den Willen zur Versöhnung.
Von Herzen war er selbst dazu bereit.


II

Den Vorsatz setzte er mit Akribie
in Wien als Arzt für Psychotherapie
ganz praktisch um durch seine Ambition,
zu helfen ohne Ansehn der Person.

Sein Einsatz brachte ihm als Reaktion
von den Patienten her viel Sympathie.
Auch die illustre Fachwelt geizte nie
mit Anerkennung seiner Profession.

Er war für alle psychisch Kranken da,
die ihren Seelengrund vor ihm entblößten.
Ob Traumata, ob schlimme Angstpsychosen,

ob Depressionen oder auch Neurosen:
Wo immer er ein schweres Leiden sah,
war er bemüht, zu heilen und zu trösten.



III

Die größte Not der Menschen seiner Zeit
war, wie er merkte, ihre inn’re Leere,
der Sinnverlust als eine Barriere
für Lebensglück und für Zufriedenheit.

Von der KZ-Haft her war ihm dies Leid
zutiefst vertraut in seiner ganzen Schwere.
Er kannte es als eine ganz prekäre
und destruktive Kraft der Wirklichkeit.

Vor diesem Hintergrund gab er Patienten
den weisen Rat, nicht immer nur zu klagen,
dass sie ihr Los ja doch nicht ändern könnten.

Der Mensch sei nie nur Opfer der Gewalten.
Es lasse jedes Los sich noch gestalten.
und so trotz allem „Ja“ zum Leben sagen.
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Herr H.,

es gibt Themen und Texte, die durch die Versform gewinnen, ja sogar diese Form zu verlangen scheinen.
Da ist die Struktur eine Selbstverpflichtung, wirklich zu 'verdichten'.
Das ist bei Deinen Reimen nicht der Fall.
Im Gegenteil wirken dem Reim geschuldete unglückliche Reimpaare oder unzutreffende Wortwahlen gegenteilig.
Eine Rezension aus seinem Werk, zum Beispiel 'Logotherapie und Existenzanalyse. Texte aus sechs Jahrzehnten' würde Deiner begrüßenswerten Absicht, Viktor Frankl zu ehren, einen besseren Dienst erweisen.

Liebe Grüße
Petra
 

Herr H.

Mitglied
Liebe petrasmiles,

ich schätze dein Echo auf meine Verse in der Regel sehr. Dieses jedoch macht mich ein wenig ratlos. Welche Reimpaare empfindest du als unglücklich? Was noch viel wichtiger ist: Welche Wortwahl erscheint dir gar als unzutreffend?

Da du - ebenso wie ich - offensichtlich V. Frankls Werk genauer studiert hast, bin ich gespannt.

Liebe Grüße von

Herrn H.
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Herr H.,

ich meine vor allem Worte, die nicht gewählt wurden, weil sie besonders dem Sinn dienen, sondern dem Reim geschuldet sind.

Unangenehm finde ich 'Ambition' und 'Person', 'entblößten' und 'trösten'.

Am Anfang diese 'onnen'-Häufung, im zweiten dann die 'ie' und 'ion/on' -Häufung.

Als Formulierung finde ich schwach das Geizen:
Auch die illustre Fachwelt geizte nie
mit Anerkennung seiner Profession.
Die Bilder sind abgenutzt, z.B. 'braune Horden'; auch dabei
Gaskammern als ihrer Krönung
schauderts mich.

Ich möchte niemandem seinen Spaß am Reimen und Reime-Genießen verderben, aber mir fehlt hier der 'Zwang' zu dieser Form, oder selbst der 'Gewinn' an dieser Form.

Ignorier' mich einfach ;)

Liebe Grüße
Petra
 

Herr H.

Mitglied
Liebe Petra,

warum eine kompetente und konstruktive Kritik ignorieren? Auch wenn ich nicht mit allen deinen Kritikpunkten übereinstimme, waren sie mir doch hilfreich. Die Sonette sehen jetzt etwas anders aus - dank deines Kommentars. Und sie gefallen mir jetzt auch selbst besser.

Liebe Grüße von

Herrn H.
 

Herr H.

Mitglied
I

Er war der Hölle des KZ entronnen,
der Mordfabrik der Nazi-Barbarei,
dem Inbegriff der ärgsten Teufelei,
die Menschen je für andere ersonnen.

Der Spuk der „Herrenmenschen“ war vorbei.
Sie hatten ihren Krieg doch nicht gewonnen.
Ihr Wahn vom Weltreich war zu Staub zerronnen.
Und er? Er war nun endlich wieder frei.

Doch wie mit all’ den Bildern weiterleben
von Willkür, Hass, Gewalt und Grausamkeit?
Wie sollte er sich je daran gewöhnen?

Er wusste: Zukunft könne es nur geben,
wenn Täterkreis und Opfer sich versöhnen.
Er selber war zu diesem Schritt bereit.


II

Den Vorsatz setzte er mit Akribie
in Wien als Arzt für Psychotherapie
ganz praktisch um durch seine Intention,
zu helfen ohne Ansehn der Person.

Sein Einsatz brachte ihm als Reaktion
von den Patienten her viel Sympathie.
Auch die illustre Fachwelt sparte nie
mit Anerkennung und Reputation.

Er war für alle psychisch Kranken da,
die ihren Seelengrund vor ihm entblößten.
Ob Traumata, ob tiefe Angstpsychosen,

ob Depressionen oder auch Neurosen:
Wo immer er ein ernstes Leiden sah,
war er bemüht, zu stärken und zu trösten.



III

Die größte Not der Menschen seiner Zeit
war, wie er merkte, ihre inn’re Leere,
der Sinnverlust als eine Barriere
für Lebensglück und für Zufriedenheit.

Von der KZ-Haft her war ihm dies Leid
zutiefst vertraut in seiner ganzen Schwere.
Er kannte es als eine ganz prekäre
und destruktive Kraft der Wirklichkeit.

Vor diesem Hintergrund gab er Patienten
den weisen Rat, nicht immer nur zu klagen,
dass sie ihr Los ja doch nicht ändern könnten.

Der Mensch sei nie nur Opfer der Gewalten.
Er könne jedes Schicksal noch gestalten
und so – trotz allem – „Ja“ zum Leben sagen.
 

Herr H.

Mitglied
I

Er war der Hölle des KZ entronnen,
der Mordfabrik der Nazi-Barbarei,
dem Inbegriff der ärgsten Teufelei,
die Menschen je für andere ersonnen.

Der Spuk der „Herrenrasse“ war vorbei.
Sie hatte ihren Krieg doch nicht gewonnen.
Ihr Wahn vom Weltreich war zu Staub zerronnen.
Und er? Er war nun endlich wieder frei.

Doch wie mit all’ den Bildern weiterleben
von Willkür, Hass, Gewalt und Grausamkeit?
Wie sollte er sich je daran gewöhnen?

Er wusste: Zukunft könne es nur geben,
wenn Opfer mit den Tätern sich versöhnen.
Er selber war zu diesem Schritt bereit.


II

Den Vorsatz setzte er mit Akribie
in Wien als Arzt für Psychotherapie
ganz praktisch um durch seine Intention,
zu helfen ohne Ansehn der Person.

Sein Einsatz brachte ihm als Reaktion
von den Patienten her viel Sympathie.
Auch die illustre Fachwelt sparte nie
mit Anerkennung und Reputation.

Er war für alle psychisch Kranken da,
die ihren Seelengrund vor ihm entblößten.
Ob Traumata, ob tiefe Angstpsychosen,

ob Depressionen oder auch Neurosen:
Wo immer er ein ernstes Leiden sah,
war er bemüht, zu stärken und zu trösten.



III

Die größte Not der Menschen seiner Zeit
war, wie er merkte, ihre inn’re Leere,
der Sinnverlust als eine Barriere
für Lebensglück und für Zufriedenheit.

Von der KZ-Haft her war ihm dies Leid
zutiefst vertraut in seiner ganzen Schwere.
Er kannte es als eine ganz prekäre
und destruktive Kraft der Wirklichkeit.

Vor diesem Hintergrund gab er Patienten
den weisen Rat, nicht immer nur zu klagen,
dass sie ihr Los ja doch nicht ändern könnten.

Der Mensch sei nie nur Opfer der Gewalten.
Er könne jedes Schicksal noch gestalten
und so – trotz allem – „Ja“ zum Leben sagen.
 



 
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