Lieber Ohrenschützer
Erst einmal meine "vorzügliche Hochachtung für die Rezitation“, wirklich gut und in meinem Sinne, weil: Professionell.
Nur aber sind wir ja hier nicht in der „Hörlupe“ sondern in der „Leselupe“ (müsste man mal nachdenken ob das nicht eine gute Idee wäre, die es zu erfinden gilt)
Hier also noch mal meine Lesebild:
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Der Tod klopft selten an das Tor,
er tritt zumeist gleich ein.
Dies ist erst mal eine Feststellung des Erzählers. Rums! Klar und deutlich formuliert, dass sogar ich es verstehe und wirklich nix durcheinander bringen kann.
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Das kommt ihm auch nicht komisch vor,
wer ließe ihn schon rein?
Hier verlässt du die Rolle des laut Erzählers und lässt ihn nachdenken, ich mache dann immer ne Klammer drum, um es besser auszudrücken.
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Doch letztens kehrte er schon um,
bevor sein Werk vollendet,
Hier erinnert sich der Erzähler an eine Begebenheit vergangener Tage oder?
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und hat vor baffem Publikum
sich schimpfend abgewendet.
Hier nun ist dem Leser überhaupt nicht klar, wo denn das Publikum herkommen sollte, ist es nicht eine dunkle Nachgestalt in feuchten Gassen, die in Einsamkeiten verborgen liegen? Das jedenfalls ist das Bild, was ich sehe, wenn ich an diesen grausigen Gesellen denke. (ich hab schon Schiß, wenn ich nur daran denke)
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Das Haus, das trotzig widerstand
den Flüchen des Gevatters
Warum wiedersteht denn hier das „Haus“ den Attacken? Warum ist des nicht das oben erwähnte „Tor“
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und Trommeln an Portal und Wand,
war jenes des Bestatters.
Warum ist es denn soooo schwer (für Gevatter Tod natürlich), sich den Zutritt zu verschaffen?
In der Ersten Strophe steht’s doch knallhart beschrieben wie das geht (meistens)
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Was war passiert, dass gar der Tod
nicht einfach dort hinein drang?
Tja, diese Frage steht in dem Satz den ich gerade schrieb. Was war denn passiert? Noch ist unser Gevatter ja wissenslos, noch weiß er nicht um Amt und Würden des Heimgesuchten. Und warum sollte es nun gerade den schwarzen Herren vergönnt sein, sich derartige Besucher vom Leib zu halten? Naaaaaaaa? Weißt du das? Ick wees dat nich.
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Vergeblich suchte er in Not
den Lieferanteneingang.
Und wenn denn der Lieferanteneingang als Pointe gedacht ist, ist sie ein wenig zu schwach.
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Das alles sind aber nur „meine“ Gedanken wenn ich lese was du schriebst. In der Hörversion gleichen sich unsere Intensionen sicher viel mehr. Huch ist das grausig.
Grundsätzlich ist zu sagen: Es ist ein klasse „Hörgedicht“, geschrieben erreicht es mich lange nicht so,wie die brillante Rezitation.
Noch was, mein Vorschlag für Zeile zwei, beginnt NICHT mit einer Hebung. Die Hebung ist „ungefragt“, versuch’ mal.
Aber wir können ja hier noch lange herumschnattern. Die Welt ist bunt und bleibt meistens lustig.
Hoffen wir beede, das der Geselle den du beschreibst, noch lange zu tun hat an verschlossenen Türen anderer, dann hat er keene Zeit für uns beede. Das ist doch auch gut oder?
Schönen Gruß und einen tollen Frühling.
LG
Tom