Der Buchladen

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Was mache ich hier dachte sich Charlotte auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle. Viele Jahre, zu viele Jahre, wie sie meinte, gehe sie täglich durch diese langweiligen Straßen.
Graues Einerlei, außer einem Kiosk gab es keine Geschäfte, keine Cafés und keine Restaurants. Nur Wohnblocks säumten die Straßen.
Viele Menschen waren eilig auf dem Bürgersteig unterwegs, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen.
Dazwischen zogen Hunde ihre Frauchen oder Herrchen über den Gehweg, damit sie irgendwo ihr morgendliches Geschäft verrichten konnten. Charlotte hatte nur einen Gedanken; hoffentlich lässt der blöde Kerl vor mir den Hund sein Geschäft nicht auf dem Gehweg machen.
Sie hasste Hunde, seit ihr in der Kindheit ein Pudel in die Hand gebissen hatte. Aber Katzen liebte sie. Groß sollten sie aber schon sein, sehr groß.
Als sie das Tier-Mensch-Gespann fast eingeholt hatte, stellte sie sich vor, wie sie mit einem Gepard durch die Straßen ihrer Stadt zog. So wie es früher einmal möglich gewesen war, bevor es Tierschützern gelang, dass per Gesetz diesem Tre
iben ein Ende gesetzt wurde. Eigentlich war sie froh darüber, dass sich die vermeintlich ach so schicken Damen nicht mehr mit den eleganten Raubkatzen in der Öffentlichkeit zeigen konnten. Ihr war dies einfach zu dekadent. Oder war ihr einfach diese Möglichkeit nicht gegeben und sie fand die Raubtierhaltung deshalb unrichtig? Wie dem auch sei, der Hund kackt hoffentlich nicht auf den Bürgersteig, dachte sie und vergaß die gepunkteten Jäger der Savanne.

Das ist ja zu blöd, Herrchen und Hund bogen genau in die gleiche Straße ab wie sie selbst. Wenn Hund und Herrchen jeden Morgen den gleichen Weg abliefen, warum war ihr dies bis heute nicht aufgefallen?
Als sie den beiden folgte und ebenfalls an der Straßenecke abbog, blickte sie in grelles Licht. Sie wurde geblendet von der gleißenden Helligkeit und konnte weder den Hund, seinen Begleiter noch irgend etwas anderes sehen. Schützend hielt sie sich die Hand etwas schräg vor die Augen, damit sie besser sehen konnte, aber es änderte sich wenig. Da ihr der Weg vertraut war, machte sie sich keine Sorgen irgendwo gegenzulaufen. Sie kannte jeden Laternenmast, jeden Hauseingang und das Fahrrad, das ihr wie jeden Morgen im Weg lag. Sie wusste sogar an welchem Tag die verschiedenen Mülltonnen abgeholt wurden, und vor allem wo diese auf dem Gehweg platziert waren. So machte sie sich keine Sorgen darüber, dass sie stark geblendet wurde und fast nichts erkennen konnte.
Sie hörte nur die Gespräche der entgegenkommenden Leute. Die Wahrnehmung beschränkte sich auf das kurze Vorbeischlendern und sie verstand nur gesprochene Satzfragmente.

„…Abend treffe ich ….“ -
„Ha..Ha..Ha.“ -
„…dunkel…“ -
„ja, heute…“. -
„blödes Wetter“ -
„….gleich regnet es noch..“ -

Wie, gleich regnet es noch? Hatte sie das richtig verstanden? Die Sonne strahlte doch so wie noch nie… und es war hell…heller als sonst… trotzdem nahm sie wahr, was sie gerade von den vorbeiziehenden Passanten gehört hatte. Denn eigentlich müsste es ihr warm sein, aber das fühlte sie nicht.

Sie überquerte die nächste Kreuzung. Das Licht leuchtete immer noch grell, es machte ihr aber keine Mühe das grüne Licht der Fußgängerampel zu erkennen. Wo waren nur der Hund und sein Begleiter? Sie dachte nur kurz daran und beeilte sich schnell das große Bürohaus zu erreichen, wo sie den ganzen Tag nichts anderes machte, als in ihrem Büro zu sitzen und auf Kundenanrufe zu warten, die sie dann zu den entsprechend zuständigen Abteilungen verbinden würde. Fast an jedem ihrer so eintönigen Arbeitstage dachte sie kurz darüber nach, die Telefonate einfach nicht weiterzuleiten, oder den Kunden zu sagen, die zuständigen Mitarbeiter seien zur Zeit nicht zu sprechen oder auf einem Seminar.

Es war immer noch gleißend hell, als sie die andere Straßenseite erreichte. Nur schemenhaft nahm sie die Eingangstür zu einem Buchladen wahr. Ein älterer Herr mit weißen Haaren zeigte ihr mit ausgestrecktem Arm an, doch in den Laden zu kommen. Was sollte sie jetzt in einem Buchladen? Sie musste zur Arbeit. Doch der freundliche Mann ließ nicht nach ihr zu deuten, sie möge doch eintreten. Nur kurz beschäftigten sich ihre Gedanken damit die Einladung zu ignorieren, bevor sie den Entschluss fasste den Buchladen zu betreten. Sollten doch andere ihre unterbezahlte Tätigkeit erledigen. Sie stapfte die drei Stufen zur Eingangstür hinauf und betrat den ihr bisher unbekannten Laden. Sie blickte sich um und sah zahlreiche Regale, die mit Büchern bis auf den letzten Platz gefüllt waren.

Die Bücher schienen sehr alt zu sein, empfand sie. Auf den ersten Blick hatten ausnahmslos alle den gleichen Einband aus Leder. Auf den Buchrücken waren die Titel in Gold eingraviert. Manche Bücher standen wohl schon lange ungenutzt in den Regalen. Eine dicke Staubschicht mit teilweise zu Schleiern gewordenen früheren Spinnennetzen, zeugte davon, dass sie noch nie oder mindestens lange nicht mehr angerührt worden waren. Ihr Blick folgte den langen verstaubten Buchreihen bis sie auf dem unteren Regalbrett auf Bücher stieß, die noch wenig oder gar nicht von Staub bedeckt waren. Ihr fiel auf, dass alle Titel nur aus einem Wort bestanden. „Mehl“, „Lager“, „Nebel“, „Bereichern“, „Lampe“ waren nur die ersten Titel, die sie sich ansah. Dies kam ihr sonderbar vor, denn sie war durchaus belesen und hatte in ihrem Leben schon viele Druckwerke gelesen. Ob es sich um Biographien, Dokumentationen oder Romane handelte, selten waren Titel dabei, die nur aus einem Wort bestanden.

Die Bücher schienen so stark nebeneinander in das Regal gequetscht, dass für sie ein Herausnehmen einzelner Exemplare unmöglich war. Charlotte versuchte ein Buch mit dem Titel „Lager“ aus dem Regal zu nehmen. Vergeblich. Sie versuchte es erneut, diesmal mit der bewährten Methode durch einen Griff mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger von der oberen Kante den Band zu kippen. Auch dieser Versuch misslang. Zu fest waren die Bücher aneinander gepresst.

Der freundliche ältere Herr stand plötzlich neben ihr.
„Kann ich helfen?“, fragte er fast besorgt. Charlotte erschrak, sie hatte nicht bemerkt, dass sich ihr jemand näherte.
„Ich kann dieses Buch nicht aus der Reihe ziehen“, gab sie trocken zurück und zeigte dabei auf das Buch.
„Liebe Dame, das ist ja auch der falsche Band…Sie müssen schon das richtige Werk aus dem Regal nehmen.“
Sein Blick war fest und verstärkte seinen Hinweis. Beide sahen sich an, Charlotte fragend, der ältere Mann fordernd.
„Kann ich nicht irgend eines aus dem Regal nehmen?“, fragte Charlotte schließlich.
Ihr Gesichtsausdruck schien weiter zu fragen; wieso kann ich nicht einfach ein Buch nehmen, ob nun dieses oder jenes? Was soll das heißen….nehmen Sie das richtige Werk? Das hatte sie noch nie erlebt. Egal in welchem Buchladen sie bisher war. Selbst beim Einkaufen im Supermarkt, wo es auch Bücher zu kaufen gab, hatte ihr niemand vorgeschrieben, welchen Titel sie nun zu wählen hatte.

Sie war im Begriff den Laden zu verlassen, da sie schließlich noch anderes zu tun hatte und zur Arbeit musste. Bei dem Gedanken daran, verspürte sie wiederum doch eher den Wunsch im Buchladen bleiben zu wollen und sich den Ausführungen des alten Mannes entgegenzustellen. Sie möchte schon selbst das Buch auswählen, welches sie lesen möchte, und nicht der alte Mann.
„Hier, nehmen Sie dieses, das passt zu Ihnen. Glauben Sie mir.“
Der alte Mann zeigte auf ein Buch und tippte es sogar zweimal mit dem Finger an, um seiner Auswahl den nötigen Nachdruck zu verleihen. Seine Augen öffneten sich weit, als er das Buch locker aus der Reihe zog. Charlotte staunte, mit welcher Leichtigkeit er das Buch aus dem Regal nahm.
„Sehen Sie…das hier…das ist das Buch, das sie lesen sollten.“
Er strich bedächtig mit der Hand über den ledernen Einband.
„Sieh her… das ist es..“, sprach er leise. – „Komm, nimm es schon!“, fügte er noch bestimmender hinzu.

Charlotte wusste nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte. Er drängte ihr ein Buch auf, das sie lesen sollte, aber selbst war sie nicht in der Lage ein anderes auszuwählen, welches sie interessieren könnte, geschweige denn es aus dem Regal zu nehmen. Sie neigte ihren Kopf ein wenig, aber nur soviel, dass sie nicht zu viel Interesse gegenüber dem alten, aber doch sehr freundlichen Mann, wie sie sich zugeben musste, zeigen wollte. „PALME“ war der Titel. Niemals wäre es ihr in den Sinn gekommen, dieses Buch zu wählen. Schon deshalb nicht, weil Palmen ebenfalls zu den vielen Dingen gehörte, die sie hasste.
Sie hätte lieber ein Buch ausgewählt, welches den Titel tragen sollte: „Wie vermeide ich es heute meinen langweiligen Job zu erledigen?“ Aber diese Art von Büchern gab es hier nicht. Alle Bücher hatten nur Titel, die aus einem Wort bestanden.
Unschlüssig, wie sie sich nun verhalten sollte, sprach sie verlegen: „Kann ich?…Sie verstehen…ich möchte nicht unhöflich sein… ich möchte mich noch etwas umsehen…geht das?“
„Schauen Sie sich gerne noch etwas um“, zeigte der Mann Verständnis. „Sie werden sehen, Sie kommen zu mir zurück und wollen in diesem Buch blättern“, lächelte er überzeugend und zeigte auf den Titel „PALME“.
Charlotte wendete sich schnell ab und wollte zu einer anderen Bücherwand. Die Dielenbretter des Fußbodens knarrten, als sie zu den Regalen an der gegenüberliegenden Seite ging.
Auch hier waren die hölzernen Gestelle vollgestopft mit Büchern, deren Titel nur aus einem Wort bestanden. Teilweise hießen die Bücher sogar genau so wie bei dem ersten Regal. An den unterschiedlichen Breiten der Buchrücken erkannte sie, dass sie mal mehr oder weniger Seitenumfang hatten. Da entdeckte sie ein Exemplar mit dem Titel „PALME“.
Das Buch war aber von einer sehr dicken Staubschicht bedeckt. Der Titel war kaum zu erkennen und schimmerte nur schwach durch die graue Staubschicht. Zudem hatte es eine breitere Rückenstärke. Es enthielt also viel mehr Seiten, als die Ausgabe, die ihr der ältere Mann aufdrängen wollte.

Aufmerksam streifte ihr Blick über alle Buchreihen. Das gleiche Muster wie die Regale auf der anderen Seite. Sie schaute sich um und sah, dass sich der ältere Herr immer noch an gleicher Stelle befand. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie die einzige Person im Laden war.
Da läuteten die Ladenglocken und die Tür wurde geöffnet. Ein junger Mann trat ein und sah sich kurz um. Es wirkte, als wüsste er genau was er suchte. Dann fiel sein Blick auf die untere Buchreihe. Dabei kam er Charlotte sehr nahe. Er schien sie aber nicht zu bemerken und griff nach einem Buch.
Sie fragte sich, ob er denn in der Lage war den gewünschten Titel zu entnehmen und verfolgte gespannt, wie die Hand des jungen Mannes nach einem Buch griff. Kurz bevor er den jedoch Band erreichte, zog er plötzlich die Hand zurück und verließ wortlos mit schnellen Schritten den Laden.
Charlotte blickte noch eine kurze Weile zur Tür und fragte sich, warum er den Laden so schnell verlassen hatte. Sie hatte sich die Stelle des Buches gemerkt, welches er ausgewählt hatte, und sah nach. Der Buchtitel lautete: „LAMPE“.

Da hörte sie, wie der greise Mann rief: „Kommen Sie wieder zu mir und nehmen Sie das Buch. Schauen Sie rein….schauen Sie.“
Sie folgte dem Ruf und schritt auf ihn zu.
„Hier, nehmen Sie.“
Sie nahm das Buch und schaute es sich von allen Seiten an. „PALME“ war in größeren Buchstaben auf dem Buchdeckel und auch auf dem Buchrücken eingraviert. Sie strich mit Hand über den etwas rauen und ledernen Einband.
„Hier…bitte…setzen Sie sich an den Tisch und nehmen Sie sich soviel Zeit wie Sie möchten,“ sagte der Mann mit sanfter Stimme und deutete auf einen runden Tisch.
Ein großer, lederner Sessel mit hoher Rückenlehne stand davor. Sie schaute auf den Tisch, der ihr noch gar nicht aufgefallen war und ging zum Sessel. Er war sehr gemütlich, stellte sie fest, als sie sich setzte und tief in das weiche Leder einsank. Der Mann entfernte sich und sprach: „Lesen Sie!“
Sie blätterte vorsichtig, gespannt aber auch neugierig durch die Seiten. Plötzlich klappte sie das Buch zu. Konnte das sein, fragte sie sich. Sie öffnete das Buch erneut, und wirklich, es war handschriftlich geschrieben worden. Sie konnte es nicht glauben, alle Seiten waren mit schwarzer Tinte so gleichmäßig geschrieben und wirkten fast wie gemalt, sodass das Lesen keine Mühe bereitete.
Charlotte war von der Handschrift so fasziniert und fächerte mehrfach durch die Seiten. Dabei fielen ihr die zahlreichen Überschriften der einzelnen Kapitel auf. Diese bestanden alle, genau wie der Titel, nur aus einem Wort. „Arbeit“, „Kinder“, „Urlaub“, „Hobbys“, „Freundschaften“, „Beziehungen“, „Streit“, „Schule“ entdeckte sie beim losen durchblättern der Seiten. Nachdenklich legte sie das Buch für einen kurzen Augenblick auf den Tisch zurück, um es sogleich wieder an sich zu nehmen. Sie blätterte bis zum 1. Kapitel mit dem Namen „Geburt“. Sie überflog die handschriftlichen Eintragungen und schob dann hastig die Seiten von rechts nach links und von links nach rechts. So stieß sie auf weitere Kapitel, die sie ebenfalls kurz durchlas. Bereits drei Abschnitte hatte sie flüchtig gelesen, und immer stieß sie auf Ereignisse, die auch in ihrem Leben vorgekommen waren. So entdeckte sie ihren eigenen Geburtstag mit Uhrzeit und sogar das Krankenhaus war aufgeführt, in dem sie geboren wurde. Sie blätterte nun wild durch die Seiten und entdeckte immer mehr Übereinstimmungen aus ihrem bisherigen Leben. Alles, was in ihrem Leben passiert ist, war aufgeführt. Es war ihr unheimlich, über ihr eigenes Leben zu lesen. Ihr fiel der Titel ,PALME’ wieder ein.

Aber was hatte es mit dem Titel auf sich? Was hat eine Palme mit ihrem Leben zu tun? Da begriff sie plötzlich und erschauerte. Wenn man die Buchstaben von Palme anders zusammensetzte konnte man das Wort Lampe daraus bilden…oder…Ampel!
War wirklich ihr Leben in dem fein säuberlich und handgeschriebenen Werk gemeint? Mit zitternden Händen suchte sie bei den letzten Seiten nach weiteren Übereinstimmungen.
Dort stand geschrieben: „....sie bog an der Straßenecke nach rechts ab….da blendete sie helles Licht…“


- ENDE -
 
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Chevrôn

Mitglied
Ganz schön viel Text.
Der Start finde ich nicht so gelungen . Sehr viele Informationen die zur Handlung nichts beitragen.


Dann in der Bücherei, warum sollte der freundliche weißhaarige Mann gerade das Buch mit der eigenen Geschichte empfehlen? Warum ist es wichtig dass man aus Palme Lampe bilden kann?

Wenn Charlotte nach einem gestressten Arbeitstag sich in der Stadt verlaufen würde, könnte man dies flüssiger mit zwei, drei Sätzen erzählen.


Dann stört sie sich dran dass sie etwas noch nie erlebt hat.
Aber ist das Neue, das Noch-Nicht-Erlebte gerade das, was den Leser interessiert?
Ein Protagonist sollte damit creativ umgehen. Oder eben creativ scheitern. Es scheint dass die arme Charlotte in einer völlig falschen Geschichte geraten ist
Vielleicht mag sie ja den eintönigen Job, fürs finanzielle und blüht auf vergessene Bücher zu entdecken.
 
Schade, dass meine Geschichte nicht so rübergekommen ist, wie ich es mir ausgedacht hatte.

Ich versuche etwas Licht ins Dunkle zu bringen.

1. Charlotte ist gelangweilt und frustriert auf dem Weg zur Arbeit. Da sie sich viele Gedanken macht, achtet sie nicht auf ihre Sicherheit und wird bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt. (plötzlich blendet sie helles Licht)

2. Als "totes Wesen" ist sie nun unterwegs und entdeckt einen ihr bisher unbekannten Buchladen. Dort befinden sich unendlich viele Bücher. Alle Bücher sind die Lebensgeschichten von Personen. Sie könnte also nur ihr "eigenes Lebensbuch" aus dem Regal nehmen. Alle anderen sind für sie nicht zugänglich und damit nicht entnehmbar.

3. Der freundliche älter Herr empfiehlt also nicht "seine eigene Lebensgeschichte" sondern das Buch mit Charlottes Leben, was sie aber zunächst nicht begreift.

4. Die Titel, z.B. "Lampe" ist als Code zu verstehen. Durch Verdrehung der Buchstaben erhält man den Hinweis, wie jemand zu Tode gekommen ist. (Hier "Ampel" - Verkehrsunfall)

5. Der junge Mann, der plötzlich erscheint und zielstrebig "sein" Buch aus dem Regal zu nehmen scheint, aber es am Ende doch nicht tut, erklärt sich aus dem Umstand, dass er bei dem gleichen Unfall so schwer verletzt wurde, dass er reanimiert werden musste. Diese Rettungsmaßnahme gelang. Deshalb verschwand er auch wieder aus dem Buchladen, da er ja noch lebte.

6. Charlotte nahm schließlich das Angebot des alten Mannes an und las in dem Buch von ihrem eigenen Leben bis zu dem tödlichen Unfall.
(Dort stand geschrieben: „....sie bog an der Straßenecke nach rechts ab….da blendete sie helles Licht…“)
 
Hallo Armin Karstleitner,

ich finde die Geschichte ziemlich umständlich erzählt. Auch enthält sie etwas zu viele Füllwörter und sich wiederholende Sätze:

Charlotte hatte nur einen Gedanken; hoffentlich lässt der blöde Kerl vor mir seinen Hund nicht auf den Gehweg kacken.
Wie dem auch sei, der Hund kackt hoffentlich nicht auf den Bürgersteig, dachte sie und vergaß die gepunkteten Jäger der Savanne.
Auch die Auflösung ist nicht sehr überraschend.
Insgesamt finde ich die Geschichte eher durchschnittlich.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 

Chevrôn

Mitglied
Schade, dass meine Geschichte nicht so rübergekommen ist, wie ich es mir ausgedacht hatte.

Ich versuche etwas Licht ins Dunkle zu bringen. ...
Da wäre also viel mehr drin gewesen. Auch in der Hinsicht, dass man seine Lebenszeit verschwendet mit einer Tätigkeit, die man nicht mag, und plötzlich das Leben vorbei sein kann. Aber muss man nicht auch seine Pflicht tun?
Freiheit vs. Pflicht.

Was mich nervte, war der anstrengende Teil mit kackenden Hunden etc. "Codes" ohne Hinweise. Ich finde das gar nicht schlimm, dass man für sich selbst so mit einer Geschichte beginnt, um selbst rein zu kommen in die Handlung. Aber man sollte sich dann auch dieser Bootstraps entledigen können.

An der Stelle, wo sich der Unfall passierend müsste, war nichts. Wenn ich ehrlich bin, so habe ich den Abschnitt sogar eher überflogen, da bis dahin keine Spannung war.

Dann ein Schreck, kein Schmerz, kein gar nichts.

Ich bin mir sicher, in der Sekunde, in der man einen tödlichen Unfall erlebt, erlebt man die Zeit als eine kleine Ewigkeit. Diesen Moment des Todes mit "Oh, ein greller Blitz", lapidar wie eine Nebensächlichkeit zu überspringen, ist doch geradezu grotesk.

Dann plötzlich ein alter freundlicher, winkender Mann in der Bücherei. Wo steht der auf einmal vor der Bücherei, in der Bücherei?

Keine Geschichte ohne Stereotype, aber ist dieser in dem Zusammenhang nicht zu sehr abgedroschen?

Wenn du dir beim Schreiben oder beim lauten Lesen deines Textes vorstellst, du würdest dich in eine andere Person versetzen, gelingt es dir sicher besser.

Als männlicher Schreiber der Du offenbar bist, wundert mich die weibliche Protagonistin. Mich in das anderes Geschlecht hinein zu versetzten würde ich mich erst herran tasten wenn ich mehr Schreiberfahrung hätte (ich beziehe mich da auf mich selbst). Was war der Grund für die Entscheidung?
 
Hallo Chevron,

Mich in das anderes Geschlecht hinein zu versetzten würde ich mich erst herran tasten wenn ich mehr Schreiberfahrung hätte (ich beziehe mich da auf mich selbst).
ich möchte kurz zu deinem letzten Satz etwas sagen: Egal, ob Schreiberfahrung oder nicht, man muss sich nicht selbst in ein Korsett zwängen. Man muss nicht aus männlicher Sicht schreiben, nur weil man ein Mann ist.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 
Hallo Chevron,



ich möchte kurz zu deinem letzten Satz etwas sagen: Egal, ob Schreiberfahrung oder nicht, man muss sich nicht selbst in ein Korsett zwängen. Man muss nicht aus männlicher Sicht schreiben, nur weil man ein Mann ist.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
Hallo SilberneDelfine,

zunächst vielen Dank für Deine Stellungnahme und Beurteilung zu meiner Geschichte.
Zur Antwort von Dir an Chevron: bezieht sich dieser Satz auf meine Geschichte "Der Buchladen" oder auf einen Text von Chevron?
Viele Grüße
Armin Kastleiner
 

Chevrôn

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

zunächst vielen Dank für Deine Stellungnahme und Beurteilung zu meiner Geschichte.
Zur Antwort von Dir an Chevron: bezieht sich dieser Satz auf meine Geschichte "Der Buchladen" oder auf einen Text von Chevron?
Viele Grüße
Armin Kastleiner
Nein ich sehe das nicht als Korsett, sondern eine sinnvolle Einschränkung um an anderer Stelle seien Energie und literarische Freitheit auszuschöpfen.
Aber mir bricht es keinen Zacken aus der Krone, wenn Du es anders siehst.
 
Zur Antwort von Dir an Chevron: bezieht sich dieser Satz auf meine Geschichte "Der Buchladen" oder auf einen Text von Chevron?
Hallo Armin,

weder noch, sondern nur auf den zitierten Satz in Chevrons Kommentar.

Ich habe das ganz allgemein gemeint: Man muss nicht, weil man ein Mann ist, ausschließlich Geschichten mit männlichen Protagonisten schreiben.
Und man muss nicht, weil man eine Frau ist, ausschließlich Geschichten mit weiblichen Protagonisten schreiben.
Ich bin eine Frau und habe auch schon Geschichten als Ich- Erzähler aus männlicher Sicht geschrieben. Das brachte mir damals die gleiche Kritik ein: Als Frau könne man sich nicht in einen Mann hinein versetzen. Doch, kann man :). Sich selbst aufzuerlegen, nur aus Sicht des eigenen Geschlechts zu schreiben, halte ich für einen nicht nachvollziehbares Korsett.

Kann natürlich jeder machen, wie er will. Ich wollte nur aufzeigen, dass es da keine Regel gibt.

Schöne Grüße
SilberneDelfine
 

Chevrôn

Mitglied
weder noch, sondern nur auf den zitierten Satz in Chevrons Kommentar.

Ich habe das ganz allgemein gemeint: Man muss nicht, weil man ein Mann ist, ausschließlich Geschichten mit männlichen Protagonisten schreiben.
Und man muss nicht, weil man eine Frau ist, ausschließlich Geschichten mit weiblichen Protagonisten schreiben.
Ihr habt mich da etwas missverstanden. Zu aller letzt wollte ich eine Woke Haltung an den Tag legen. Ganz im Gegenteil. Kunst und Kultur lebt davon, dass man sich sich einen anderen Blickwinkel zu eigen macht, sich einen anderen Hut aufzieht und in eine andere Kostüm schlüpft. Tatsächlich habe ich auch ein Paar Ideen in der Hinterhand, die es unabdingbar machen sich auch in eine weibliche Rolle zu versetzten. Es es ist auch unterhaltsam beistimmte Stereotype zu Bedienen und wieder auf zubrechen. Wie kommt sonst zu interessanten Szenen? Ob Tomb Rider mit männlichem Protagonist so erfolgreich geworden, oder wenn Harry Potter, Hermine Potter wäre?

Auch in Armins Geschichte fühlt sich die Charlotte nicht so falsch an.
Aber man bekommt es nicht umsonst. Die Energie hätte man doch eher in die Handlung investieren können. Deshalb erwähnte ich es.

Korsett ;) was ein nekisches Wort. Musste an mein Englisch-Lehrer denken und schmunzeln.
 
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Bo-ehd

Mitglied
Hallo Armin,
auch mir sind ein paar Sachen aufgefallen, die beim Leser nicht so rüberkommen, wie sie sollten.
Der Einstieg erscheint mir viel zu lang; die Hälfte würde reichen. Es passiert ja nichts, außer dass sie sich langweilt und Mutmaßungen anstellt, wann der Hund kacken will. Das trägt nicht zur Story bei, deshalb kürzen.
Was mir überhaupt nicht gefällt, ist die geradezu undeutbare Helligkeit. Ich vermutete anfangs ein starkes Sonnenlicht (tiefstehend), möglich wäre aber auch ein Blenden durch eine Glasfassade, eine Explosion oder ein Unfall, bei dem die Ladung eines Autos explodiert. Der Unfalltod der Protagonistin wäre mir im Leben nicht eingefallen.
Diesen Unfalltod hättest du besser herausarbeiten müssen. Da gibt es ja Schmerzen, Geräusche und körperliche Empfindungen wie etwa Bewegungsunfähigkeit. Von all diesen Dingen ist aber nichts zu lesen. Deine Prota stirbt in einer Nanosekunde, und das ist nicht real. Das Sterben dauert länger, auch wenn es im Einzelfall sehr kurz sein kann.
Wenn du das besser dargestellt hättest, hätte der Leser auch mit dem Besuch des Buchladens mehr anfangen können.
Was hat es für eine Bedeutung, dass diese gleißende Helligkeit nicht endet?
Gruß Bo-ehd
 
Hallo Armin,
auch mir sind ein paar Sachen aufgefallen, die beim Leser nicht so rüberkommen, wie sie sollten.
Der Einstieg erscheint mir viel zu lang; die Hälfte würde reichen. Es passiert ja nichts, außer dass sie sich langweilt und Mutmaßungen anstellt, wann der Hund kacken will. Das trägt nicht zur Story bei, deshalb kürzen.
Was mir überhaupt nicht gefällt, ist die geradezu undeutbare Helligkeit. Ich vermutete anfangs ein starkes Sonnenlicht (tiefstehend), möglich wäre aber auch ein Blenden durch eine Glasfassade, eine Explosion oder ein Unfall, bei dem die Ladung eines Autos explodiert. Der Unfalltod der Protagonistin wäre mir im Leben nicht eingefallen.
Diesen Unfalltod hättest du besser herausarbeiten müssen. Da gibt es ja Schmerzen, Geräusche und körperliche Empfindungen wie etwa Bewegungsunfähigkeit. Von all diesen Dingen ist aber nichts zu lesen. Deine Prota stirbt in einer Nanosekunde, und das ist nicht real. Das Sterben dauert länger, auch wenn es im Einzelfall sehr kurz sein kann.
Wenn du das besser dargestellt hättest, hätte der Leser auch mit dem Besuch des Buchladens mehr anfangen können.
Was hat es für eine Bedeutung, dass diese gleißende Helligkeit nicht endet?
Gruß Bo-ehd

Hallo Bo-ehd,

ganz lieben Dank für die konstruktive Kritik. Stimmt, manches hätte ich besser ausarbeiten können. Die Helligkeit soll den Übergang vom Leben ins Jenseits darstellen. Mein Gedanke bei der Geschichte war, soviel im Verborgenen zu lassen wie möglich. Dies hätte ich wahrscheinlich besser bedenken sollen. Die Art der Geschichte ist eigentlich auch nicht mein Metier. Es war ein Versuch.
Liebe Grüße
Armin
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Sehr schön, dass hier eine lebhafte Diskussion entstanden ist.

Die gleißende Helligkeit habe ich als Nahtoderfahrung gedeutet und fand sie gut umgesetzt.

Der Autor hat viel konstruktive Kritik bekommen, die die Geschichte weiter verbessern kann!

Gruß DS
 
Den Text habe ich bewusst so geschrieben. Ich bin der Meinung, dadurch nicht allzu viel und zu früh verraten zu haben.
Der Leser setzt sich mit dem Text auseinander, denkt über dies und jenes nach und schlägt Textänderungen bzw.. Ergänzungen vor. Das freut mich sehr, dadurch habe ich erreicht, dass man sich mit dem Geschriebenen beschäftigt. Ist es nicht das, was jeder Autor erreichen möchte?
 



 
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