Der Fluch (8)

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jon

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Das Shuttle trieb seit fast einem Tag hinter dem Mars, der Tarnschild war auf Minimum gestellt. Carola hatte den Sessel herumgedreht und sah lächelnd Dean zu. Der spielte ihr eine Szene aus einer Schulaufführung vor. Er beanspruchte den ganzen hinteren Raum des Shuttles dafür, sprinte vor und zurück, machte weit ausholende Bewegungen und deklamierte dabei in einer Lautstärke, als müsste er eine Arena beschallen. Er spielte mit nicht vorhandenen Partnern, übernahm manchmal deren Rolle oder sprach direkt zu Carola, als sei sie Teil der Show. Er war wie Quecksilber. Es war wunderbar.
[ 3]Schließlich sank Dean vor Carola auf die Knie, streckte die Hände nach ihr aus. „Oh Holde, beraubst du mich deiner Gegenwart so beraubst du mich des Lebens. Schwör mir, dass beides ich zurück erhalte!“ Sein flehender Blick ließ Carola automatisch Deans Hände ergreifen und sie hauchen: „Nichts auf der Welt könnte mich hindern, liebster … eh … Romeo.“
[ 3]Dean stutzte, lachte. Er ließ sich ganz nieder, schlug die Beine unter. „Das war nicht Romeo, das war Alfred.“
[ 3]„Alfred? Müsste ich wissen, wer das ist?“
[ 3]„Nein, wir haben ihn zusammengepuzzelt. Aus allen möglichen Stücken.“
[ 3]„Ah!“, machte sie. „Deshalb kam mir einiges so bekannt vor.“
[ 3]„Du magst Theater, oder?“
[ 3]„Naja“, druckste sie. „Schon. Irgendwie. Aber ich bin eher der Film-Typ, weißt du.“
[ 3]„Gibt es in der Zukunft Filme?“
[ 3]Sie nickte. „Klar. 3D.“
[ 3]Er staunte. „Räumliche Bilder? Das ist doch dann wie Theater.“
[ 3]„Nein, eigentlich nicht.“
[ 3]„Und in der Vergangenheit?“
[ 3]Sie lachte: „Da gab es meistens gar keinen Film, nur jede Menge Theater.“
[ 3]„Bist du hingegangen?“
[ 3]„Manchmal. Gelegentlich ließ es sich nicht vermeiden.“
[ 3]Er schien enttäuscht.
[ 3]Sie lächelte. „Weißt du, es … Es gab damals nicht mehr gute Stücke als heute, aber viel mehr völlig blödsinniges Zeug. Theater war das Fernsehen von damals. Irgendwie jedenfalls.“
[ 3]„Wie war es in der Vergangenheit?“
[ 3]Sie hob die Schultern. „Wie überall. Manchmal gut, manchmal schlecht. Meistens anstregend.“
[ 3]„Hast du berühmte Leute geroffen?“
[ 3]Sie lachte lesie auf. „Ja. Ja auch.“
[ 3]„Wen?“
[ 3]„Das werde ich dir nicht sagen.“
[ 3]„Warum nicht?“
[ 3]„Warum sollte ich?“
[ 3]„Weil es mich interessiert.“
[ 3]Sie lächelte matt und wandte sich zur Steuerkonsole um. „In drei Stunden springen wir.“
[ 3]Dean stand auf und setzte sich auf die Passagierbank, die den hinteren Shuttleteil säumte. „Was machen wir, wenn wir da sind?“
[ 3]„Naja. Wir … Wir kommen sechs Stunden früher an …“
[ 3]„Also noch mal warten.“
[ 3]Sie atmete tief durch.
[ 3]Er merkte es. „Nicht?“
[ 3]Sie wiegte den Kopf. „Es … Ich muss noch etwas erledigen, bevor du …zurück kannst.“
[ 3]Er zog die Brauen zusammen. „Was denn?“
[ 3]„Ich… eh … muss dein Gedächtnis löschen.“
[ 3]Einige Sekunden lang war er wie erstarrt. „Alles?“
[ 3]Sie nickte.
[ 3]„Das … das kannst du nicht machen!“ Er fiel vor ihr auf die Knie. „Du kannst dich doch nicht einfach auslöschen!“
[ 3]Carola sah auf ihn hinunter und wusste nicht, was sie davon halten sollte.
[ 3]Er griff nach ihren Händen. „Caro, bitte! Ich … spreche auch mit niemandem darüber!“ Er zog den symbolischen Reißverschluss am Mund zu.
[ 3]Sie grinste. „Ach, Alfred, Ihr seid zu sehr auf euch bedacht …“
[ 3]Er stutzte, stand auf. Die Falte auf seiner Stirn war wieder da. „Ich meine es ernst.“
[ 3]„Entschuldige“, bat sie. „Ich dachte …“
[ 3]Er setzte sich auf den Sessel neben Carola und beugte sich zu ihr vor. „Warum willst du mein Gedächtnis löschen?“
[ 3]„Ich hab es dir doch erklärt: Niemand darf von den Zeitlöchern erfahren.“
[ 3]„Ich erzähl doch niemandem davon. Und selbst wenn“, er breitete die Arme aus, „wer würde das schon glauben?!“
[ 3]„Es reicht einer, der es glaubt. Wenn er was mit den Daten anfangen kann.“ Ihr fiel auf, dass er gar nicht fragte, wie sie es machen wollte.
[ 3]„Und wenn du …“, er überlegte, „… wenn du nur die Zeitsache löschst?“
[ 3]Sie hob die Brauen. „Nur die Zeitsache? Und?“
[ 3]„Und dich lässt?“
[ 3]„Mich …“ Sie schüttelte irritiert den Kopf. „Ich versteh nicht …“
[ 3]Er setzte ein[ 3] bittendes Lächeln auf. „Ich muss dich doch wiederfinden können.“
[ 3]„Wiederfinden“, wiederholte sie. Dann verstand sie. Sie verdrehte die Augen. „Ach Gott, Dean! In … zwanzig Jahren bist du … wahrscheinlich längst glücklicher Familienvater und … Jesus, du bist 17!“
[ 3]„Fast 18“, präzisierte er.
[ 3]Sie lachte auf. „Und?“
[ 3]„Du bist die unglaublichste Frau, die mir je begegnet ist.“
[ 3]„Ich weiß und du wirst auch nie wieder jemanden wie mich treffen. Hoffe ich zumindest. Aber … Die Alternative wäre, dich zu töten.“
[ 3]„Dann töte mich.“
[ 3]Sie lachte.
[ 3]Er nicht.
[ 3]„Das ist kein Witz, Dean.“
[ 3]„Ich weiß. Aber wenn ich …“, er senkte den Blick, schniefte kurz, sah wieder auf. „Die Vorstellung, dich zu vergessen ist … ist …“
[ 3]„Oh Gott Dean!“ Es erschütterte sie, ihn so leiden zu sehen. Zugleich machte es sie lächeln. Er war so jung, so absolut. Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie so jung gewesen war. Wahrscheinlich nie.
[ 3]„Ich liebe dich“, sagte er.
[ 3]„Dean!“, sagte sie. „Naja, vielleicht hast du dich ja verliebt, aber Liebe …? Du kennst mich doch gar nicht.“
[ 3]„Doch. Ich weiß, dass du klug bist und stark und witzig und schön …“
[ 3]„Dean, bitte!“, unterbrach sie ihn. „Ich … Ich weiß eine Menge, das stimmt, ich habe viel erlebt. Und Stärke - ok, das ist Ansichtssache. Aber ich bin weder witzig noch schön, ich bin uralt.“
[ 3]„Das ist mir egal! Und wenn du 300 Jahre alt wärst!“
[ 3]Sie lachte leise auf und schüttelte den Kopf. „Oh Gott, Dean… Du bist … süß, wirklich, aber …“
[ 3]Er sprang auf die zu und küsste sie. Sie war so überrascht, dass sie es geschehen ließ. Selbst als ihr bewusst wurde, was eben passierte, unterbrach sie ihn nicht, im Gegenteil. Denn es fühlt sich gut an, außerordentlich gut. Nach Leben.


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flammarion

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es

wird ja immer besser.
im 4. satz hast du ein sprinte, was gewiss sprintete heißen soll.
"Ach, Alfred, Ihr seid zu sehr auf euch bedacht - Euch.
im letzten absatz: Er sprang auf die zu - sie.
wusstest du, dass die allerersten filme 3D filme waren? man kam davon ab, weil es so umständlich war mit den brillen und der "flache Film" durch weiterentwicklung der technik plötzlich billiger war. ich finde 3 Dviel schöner . . .
lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Fehlernachlese:

irgendwo im text hast du ein "nahegelegen", das sollte getrennt werden.
ebenso sowas, das is ne verkürzung von so etwas, das ja auch getrennt wird.
zu anfang der premierenparty ist ein "reingehauen", das sollte auch getrennt werden.
lg
 



 
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