Norbert Hilgers
Mitglied
Nach einem Felssturz in den Schweizer Alpen, wurde in einer freigelegten Höhle, in der Nähe des Berges Eiger, ein uraltes Alphorn entdeckt. Sofort wurde die Schweizer Kantonspolizei informiert, die ihrerseits die archäologische Abteilung der Zürcher Universitaet verständigte. Ein gewisser Herr Stürzli, seines Zeichens Professor und Inhaber des Lehrstuhles “Funde vorzeitlicher Alphörner in Höhlen des Schweizer Zentralmassives” ließ es sich nicht nehmen, in eigener Person anzureisen, um den Fund fachmännisch zu beurteilen. Nachdem man den Professor, der nach einem Unfall nur noch ein Bein besaß, mittels zweier Träger in die schwer zugängliche Höhle verbracht hatte, ging er sofort daran das Horn genauestens in Augenschein zu nehmen. Für den gemeinen Menschen, so war Stürzlis Ansicht, mag so ein Horn wenig aufregend zu sein. Genau genommen bestehe es ja aus nichts anderem, als einer engen Öffnung auf der einen Seite, in die man kräftig hineinblies, und am anderen Ende eine trichterförmigen Erweiterung, der man mehr oder weniger wohlklingende Töne entlocken konnte. Für Ihn jedoch, verkörpere das Alphorn schweizerische Tradition in Verbindung mit handwerklichem Geschick und Ästhetik. Er ließ Verpflegung und Beleuchtungskörper in die Höhle schaffen, jagte seine Assistenten hinaus, und verbat sich jegliche Störung durch Zweite oder Dritte, auf zwei Tage. Am Morgen des dritten Tages trat er ein wenig zerknittert aus der Höhle heraus.
Er ließ seine Mitarbeiter und den gerade anwesenden Bürgermeister antreten, stellte sich stolz in Positur, und verkündete mit pathetischen Worten, dass er, Walter Stürzli das seit Jahrhunderten als vermisst geltende, und von vielen seiner Kollegen als Alm Öhi - Geschichte' bezeichnete Horn des Verderbens wieder entdeckt hätte. Von selbst versteht sich, dass der wirkliche Entdecker, ein junger Ziegenhirte Namens Peter, mit keinem Wort erwähnt wurde. Wie Professor Stürzli den staunenden Anwesenden erklärte, schrieb die Schweizer Urbevölkerung jenem Horn magische Kräfte zu. Nach alten Überlieferungen wurden Land und Leute nachdem man auf dem Horn blies von Not, Tod und Krankheit heimgesucht. Vermutlich, so führte er weiter aus, hatte man das Horn aus diesem Grund in die Höhle verbannt. Doch in aufgeklärter Zeit, so Stürzli weiter, schenke er den von Aberglauben geschwängerten Überlieferungen keine weitere Beachtung. Weiterhin verkündete er, dass nach einigen Wochen der Restaurierung, am Neujahrstag, jedermann den Klang des alten Instrumentes bei einer Vorführung bewundern könne. Als der große Tag kam, versammelte sich die hiesige Bevölkerung und einige Herren der lokalen Presse in der Aula des städtischen Gymnasiums. Kaum einer wollte den großen Moment, an dem das Horn nach Jahrhunderten der Ruhe, zum ersten Mal wieder zum Leben erweckt werden würde verpassen. Lediglich einige ältere Dorbewohner blieben dem Spektakel fern. Sie hatten nachdem sie von dem Fund hörten das Kreuz geschlagen und vor der Aufführung gewarnt. Etwas Furchtbares würde
geschehen. Nachdem der Bürgermeister den Professor angekündigt, und sich über die Rückständigkeit einiger nicht anwesenden Ortsansässigen ausgelassen hatte, betrat Stürzli unter Beifall das Podium, und hielt eine leidenschaftliche, aber für den Laien einschläfernde, wissenschaftlich Rede. Jedermann war froh, als Stürzli seinen Vortrag beendet hatte, und nun das mit ländlichen Motiven bestickte Tuch von dem Horn zog. Ein enttäuschtes Murren ging durch die Zuschauerränge, denn das aufgebahrte Instrument hatte wenig mit den hochglanzpolierten und aufwendig ziselierten Alphörnern gemein, auf denen heute geblasen wurde. Es war bestenfalls zwei Meter lang und bestand aus runzeligen grauen Rinderhörnern, die wenig kunstvoll ineinander gesteckt waren. Als einzige Verzierung erkannte man lediglich einige runenartige Einkerbungen, die in die spröde Oberfläche eingeritzt worden waren. Stürzli, dem die Ernüchterung im Publikum nicht entgangen war, ergriff sichtlich erregt das Wort, um die enttäuschten Gemüter zu besänftigen. Doch den Anwesenden war genug geredet worden. Man erstickte seine wohlwollenden Ausführungen im Keim, in dem er mit barschen Worten aufgefordert wurde endlich ein paar Noten zu blasen, damit man noch pünktlich zum Neujahrsessen kommen könne. Also trat er zerknirscht hinter das Mundstück, holte tief Luft und blies so wie er es von Kindesbeinen an gelernt hatte hinein. Das Horn an dessen Klang große Erwartungen gerichtet waren, versagte jedoch auch in diesem Punkt. Disharmonischen Töne breiteten sich lawinenartig in der Aula aus, und ließen nach späteren Aussagen sogar das Bier in der benachbarten Ratsschänke sauer werden. Selbst für die abgehärteten Ohren alphorngewohnter Einheimischer war das zuviel. Schnell leerten sich die ersten Ränge, und innerhalb kurzer Zeit war die Aula wie leer gefegt. Stürzli bemerkte es erst gar nicht, da er sich mit rotgefärbten Gesicht und aufgeblasenen Wangen, voll auf sein Spiel konzentriert hatte. Er blies noch einige Minuten ununterbrochen weiter, wobei es ihm jedoch nicht gelang dem Instrument auch nur annähernd melodische Klänge zu entlocken. Schließlich gab er resigniert auf, und blickte enttäuscht in den Saal. Bis auf einen kleinwüchsigen unscheinbaren Mann, der mit einem Skizzenblock in der Hand in der zweiten Reihe saß, waren alle geflüchtet. Stürzli verließ ratlos die Bühne, stieg die wenigen Stufen zum Zuschauerraum hinunter, und widmete sich der einzig verblieben Person. "Die Zeit ist noch nicht reif" meinte er zu ihm "die Menschen wissen ihre Vergangenheit nicht zu würdigen". Dann ließ er sich die Skizzen zeigen, die der Künstler auf seinen Auftrag hin während der Vorführung gezeichnet hatte. Durch einen kurzen Blick auf das Papier erkannte Stürzli, dass dem Maler keine große Zukunft gehören würde. "Wissen sie" meinte er diplomatisch "ich glaube wir können uns eine weitere Ausarbeitung nach diesem Desaster sparen Herr.... "Stürzli überlegte aber ihm wollte der Name des Künstlers nicht einfallen, als sein Gegenüber ungeduldig das Wort ergriff. "Glauben sie mir", meinte er nervös während ihm Speichel unkontrolliert aus dem Mundwinkel lief, "ich bin begeistert ja geradezu überwältigt, ich fühle mich durch ihre Vorführung seltsam inspiriert, ja wie ein neuer Mensch". Stürzli der mit ein wenig Menschenkenntnis gesegnet war sah seinem Gesprächspartner befremdet in die von fieberhaftem Glühen erfüllten Augen. " Ich glaube, "so sprach der Künstler erregt weiter, " dass sich die Menschen hier noch ändern werden, und ich bin fest überzeugt, meinen Beitrag dazu leisten zu können". Der Professor schaute ungläubig zum Horn dann zu seinem Gegenüber, wobei sich ein ungutes Gefühl in ihm ausbreitete." Sie müssen entschuldigen", entgegneter er ausweichend, “meine Zeit ist kostbar und.........”.” Ich verstehe schon, mein lieber Freund", unterbrach ihn der Maler, und während Stürzli sich seinem Horn zuwandte führte er selbstsicher fort "ich bin überzeugt das heute begonnene zweite Jahrzehnt wird der Anfang von etwas ganz Großem werden ". Dann beugte er sich zum Professor hinüber und flüsterte ihm ein wenig anmaßend ins Ohr, "übrigens, wenn sie erlauben Herr Professor, meine Freunde sagen Adolf zu mir".
Er ließ seine Mitarbeiter und den gerade anwesenden Bürgermeister antreten, stellte sich stolz in Positur, und verkündete mit pathetischen Worten, dass er, Walter Stürzli das seit Jahrhunderten als vermisst geltende, und von vielen seiner Kollegen als Alm Öhi - Geschichte' bezeichnete Horn des Verderbens wieder entdeckt hätte. Von selbst versteht sich, dass der wirkliche Entdecker, ein junger Ziegenhirte Namens Peter, mit keinem Wort erwähnt wurde. Wie Professor Stürzli den staunenden Anwesenden erklärte, schrieb die Schweizer Urbevölkerung jenem Horn magische Kräfte zu. Nach alten Überlieferungen wurden Land und Leute nachdem man auf dem Horn blies von Not, Tod und Krankheit heimgesucht. Vermutlich, so führte er weiter aus, hatte man das Horn aus diesem Grund in die Höhle verbannt. Doch in aufgeklärter Zeit, so Stürzli weiter, schenke er den von Aberglauben geschwängerten Überlieferungen keine weitere Beachtung. Weiterhin verkündete er, dass nach einigen Wochen der Restaurierung, am Neujahrstag, jedermann den Klang des alten Instrumentes bei einer Vorführung bewundern könne. Als der große Tag kam, versammelte sich die hiesige Bevölkerung und einige Herren der lokalen Presse in der Aula des städtischen Gymnasiums. Kaum einer wollte den großen Moment, an dem das Horn nach Jahrhunderten der Ruhe, zum ersten Mal wieder zum Leben erweckt werden würde verpassen. Lediglich einige ältere Dorbewohner blieben dem Spektakel fern. Sie hatten nachdem sie von dem Fund hörten das Kreuz geschlagen und vor der Aufführung gewarnt. Etwas Furchtbares würde
geschehen. Nachdem der Bürgermeister den Professor angekündigt, und sich über die Rückständigkeit einiger nicht anwesenden Ortsansässigen ausgelassen hatte, betrat Stürzli unter Beifall das Podium, und hielt eine leidenschaftliche, aber für den Laien einschläfernde, wissenschaftlich Rede. Jedermann war froh, als Stürzli seinen Vortrag beendet hatte, und nun das mit ländlichen Motiven bestickte Tuch von dem Horn zog. Ein enttäuschtes Murren ging durch die Zuschauerränge, denn das aufgebahrte Instrument hatte wenig mit den hochglanzpolierten und aufwendig ziselierten Alphörnern gemein, auf denen heute geblasen wurde. Es war bestenfalls zwei Meter lang und bestand aus runzeligen grauen Rinderhörnern, die wenig kunstvoll ineinander gesteckt waren. Als einzige Verzierung erkannte man lediglich einige runenartige Einkerbungen, die in die spröde Oberfläche eingeritzt worden waren. Stürzli, dem die Ernüchterung im Publikum nicht entgangen war, ergriff sichtlich erregt das Wort, um die enttäuschten Gemüter zu besänftigen. Doch den Anwesenden war genug geredet worden. Man erstickte seine wohlwollenden Ausführungen im Keim, in dem er mit barschen Worten aufgefordert wurde endlich ein paar Noten zu blasen, damit man noch pünktlich zum Neujahrsessen kommen könne. Also trat er zerknirscht hinter das Mundstück, holte tief Luft und blies so wie er es von Kindesbeinen an gelernt hatte hinein. Das Horn an dessen Klang große Erwartungen gerichtet waren, versagte jedoch auch in diesem Punkt. Disharmonischen Töne breiteten sich lawinenartig in der Aula aus, und ließen nach späteren Aussagen sogar das Bier in der benachbarten Ratsschänke sauer werden. Selbst für die abgehärteten Ohren alphorngewohnter Einheimischer war das zuviel. Schnell leerten sich die ersten Ränge, und innerhalb kurzer Zeit war die Aula wie leer gefegt. Stürzli bemerkte es erst gar nicht, da er sich mit rotgefärbten Gesicht und aufgeblasenen Wangen, voll auf sein Spiel konzentriert hatte. Er blies noch einige Minuten ununterbrochen weiter, wobei es ihm jedoch nicht gelang dem Instrument auch nur annähernd melodische Klänge zu entlocken. Schließlich gab er resigniert auf, und blickte enttäuscht in den Saal. Bis auf einen kleinwüchsigen unscheinbaren Mann, der mit einem Skizzenblock in der Hand in der zweiten Reihe saß, waren alle geflüchtet. Stürzli verließ ratlos die Bühne, stieg die wenigen Stufen zum Zuschauerraum hinunter, und widmete sich der einzig verblieben Person. "Die Zeit ist noch nicht reif" meinte er zu ihm "die Menschen wissen ihre Vergangenheit nicht zu würdigen". Dann ließ er sich die Skizzen zeigen, die der Künstler auf seinen Auftrag hin während der Vorführung gezeichnet hatte. Durch einen kurzen Blick auf das Papier erkannte Stürzli, dass dem Maler keine große Zukunft gehören würde. "Wissen sie" meinte er diplomatisch "ich glaube wir können uns eine weitere Ausarbeitung nach diesem Desaster sparen Herr.... "Stürzli überlegte aber ihm wollte der Name des Künstlers nicht einfallen, als sein Gegenüber ungeduldig das Wort ergriff. "Glauben sie mir", meinte er nervös während ihm Speichel unkontrolliert aus dem Mundwinkel lief, "ich bin begeistert ja geradezu überwältigt, ich fühle mich durch ihre Vorführung seltsam inspiriert, ja wie ein neuer Mensch". Stürzli der mit ein wenig Menschenkenntnis gesegnet war sah seinem Gesprächspartner befremdet in die von fieberhaftem Glühen erfüllten Augen. " Ich glaube, "so sprach der Künstler erregt weiter, " dass sich die Menschen hier noch ändern werden, und ich bin fest überzeugt, meinen Beitrag dazu leisten zu können". Der Professor schaute ungläubig zum Horn dann zu seinem Gegenüber, wobei sich ein ungutes Gefühl in ihm ausbreitete." Sie müssen entschuldigen", entgegneter er ausweichend, “meine Zeit ist kostbar und.........”.” Ich verstehe schon, mein lieber Freund", unterbrach ihn der Maler, und während Stürzli sich seinem Horn zuwandte führte er selbstsicher fort "ich bin überzeugt das heute begonnene zweite Jahrzehnt wird der Anfang von etwas ganz Großem werden ". Dann beugte er sich zum Professor hinüber und flüsterte ihm ein wenig anmaßend ins Ohr, "übrigens, wenn sie erlauben Herr Professor, meine Freunde sagen Adolf zu mir".