Der Kater und der Engel aus Stein
Der alte Kater setzte sich, putze sich ein Weilchen das Fell. Was sollte er nun tun?
Seit der letzte Vorhang gefallen war und das Theater in der Charlotte-Lamping-Gasse geschlossen hatte, ging es ihm nicht gut.
Natürlich konnte er noch, durch das kleine Fenster im Dach, zurückgehen.
Letzte Nacht konnte er nicht widerstehen und er verbrachte die dunklen, kalten Stunden in den alten Räumlichkeiten, die 18 Jahre sein Zuhause gewesen waren.
Die Kleider hingen nicht mehr ordentlich an dem Garderobenständer, sie schwebten über die Bühne und führten ihr eigenes Stück auf. Die Hüte schwatzten vorlaut durcheinander und die Schuhe tanzten mit den Regenschirmen Tango.
Keiner brachte Ruhe in das Theater, wie es sonst Frau Verholen getan hatte. Henrietta Verholen, die große alte Diva, wie sie sich gerne selber nannte.
Der Kater hatte sie gekannt und die Anderen. Er meinte, wenn er seine Ohren in den Wind erhob, noch die Gesänge und Stimmen der Komödianten zu hören.
Der kleine Balthasar Knipps, der nicht größer als ein Übertopf war, wie Henrietta gerne lächelnd betonte, hatte eine unglaubliche Solostimme. Wenn er sang, dann weinte sogar das Gesindel vom Fischmarkt. Und er, der Kater träumte von einer getigerten Katzendame, die er nie gefunden hatte. Er war Junggeselle. Bis heute.
Er freute sich, wenn die Schauspieler ihm eine Nascherei zusteckten, oder manche Neue in sein Katerhaar weinte, weil ihr Romeo eine andere Julia liebte.
Nicht selten wurde er an kalten Wintertagen von einem Schauspieler mit ins warme Bett genommen, ach was war das herrlich gewesen.
Vorbei.
Henrietta Verholen war tot. Mit ihr war die letzte Dame der Bühne in der Charlotte-Lamping-Gasse 5, gestorben. Drei Jahre war sie alleine aufgetreten, hatte sämtliche Rollen gespielt. Sie hatte alles gegeben, aber die Zuschauer gingen lieber in das neue Kino am Pferdemarkt.
Der Kater war bei ihr geblieben, hatte sie mit seinem Körper gewärmt, geschnurrt und ihr so seine Liebe gezeigt. Aber vor ein paar Tagen, da waren ihre Beine so kalt gewesen und er hatte sie nicht mehr wärmen können.
Henriette Verholen wurde auf dem nahen Friedhof begraben. Viele alte Leute, die sie von der Bühne her kannten, begleiteten sie zur letzten Ruhe.
Ein Steinmetz hatte ihr sogar einen Engel aus Stein auf ihr Grab gestellt.
Der Kater sah den Engel an, dann rollte er sich zusammen. Der Mond stand als Sichel am Nachthimmel, als der alte Kater geweckt wurde.
Der Engel aus Stein beugte sich zu ihm hinab und streichelte zart sein Fell und schon schnurrte der Kater.
„Lieber Kater, was machst du hier? Möchtest du nicht heimgehen? Es ist kalt hier.“
Der Kater räusperte sich, seine Stimme war alt und brüchig: „Mein Zuhause war das Theater, war Dame Verholen und all die Anderen und Balthasar Knipps. Die Bühne und der Geruch von den alten Kleidern. Der Applaus und ...“.
Weiter kam der alte Kater nicht. Er weint über die Schnurrhaare hinweg. Und grub sein Köpfchen in die Erde. „Ja, heimgehen.“.
Der Engel aus Stein nahm den alten Kater auf den Arm, und brachte ihn über viele Grabsteine hinweg, auf eine Lichtung im Wald.
Helle, bunte Lichter brannten und Stimmen hörte der alte Kater, er sah Dame Henrietta und, ja er hörte den kleinen Balthasar mit seiner unglaublichen Stimme singen. Sie standen alle gemeinsam auf einer Bühne und sie freuten sich über das Erscheinen des alten Katers.
Der Engel aus Stein sprach: „Hier ist das Theater für die Menschen der Nacht, wenn wieder mal ein böser Traum erscheinen will, dann sind sie da, dann seit ihr da, ihr Schauspieler, Sänger und Gaukler, ihr Traumwanderer und Beschützer. Ihr gebt euer Bestes und ihr spielt und tanzt, singt und zaubert,bis der böse Traum verjagt ist. Wenn du möchtest, alter Kater, dann gehörst du wieder dazu.“
Natürlich wollte der alte Kater und er sprang mit einem Satz auf die Bühne.
Am nächsten Tag fand ein Friedhofgärtner, den alten Kater friedlich eingerollt auf dem Grab von Henriette Verholen.
Doch, was der Gärtner nie verstehen würde, er hörte den Engel aus Stein diese eine Mal singen.
Der alte Kater setzte sich, putze sich ein Weilchen das Fell. Was sollte er nun tun?
Seit der letzte Vorhang gefallen war und das Theater in der Charlotte-Lamping-Gasse geschlossen hatte, ging es ihm nicht gut.
Natürlich konnte er noch, durch das kleine Fenster im Dach, zurückgehen.
Letzte Nacht konnte er nicht widerstehen und er verbrachte die dunklen, kalten Stunden in den alten Räumlichkeiten, die 18 Jahre sein Zuhause gewesen waren.
Die Kleider hingen nicht mehr ordentlich an dem Garderobenständer, sie schwebten über die Bühne und führten ihr eigenes Stück auf. Die Hüte schwatzten vorlaut durcheinander und die Schuhe tanzten mit den Regenschirmen Tango.
Keiner brachte Ruhe in das Theater, wie es sonst Frau Verholen getan hatte. Henrietta Verholen, die große alte Diva, wie sie sich gerne selber nannte.
Der Kater hatte sie gekannt und die Anderen. Er meinte, wenn er seine Ohren in den Wind erhob, noch die Gesänge und Stimmen der Komödianten zu hören.
Der kleine Balthasar Knipps, der nicht größer als ein Übertopf war, wie Henrietta gerne lächelnd betonte, hatte eine unglaubliche Solostimme. Wenn er sang, dann weinte sogar das Gesindel vom Fischmarkt. Und er, der Kater träumte von einer getigerten Katzendame, die er nie gefunden hatte. Er war Junggeselle. Bis heute.
Er freute sich, wenn die Schauspieler ihm eine Nascherei zusteckten, oder manche Neue in sein Katerhaar weinte, weil ihr Romeo eine andere Julia liebte.
Nicht selten wurde er an kalten Wintertagen von einem Schauspieler mit ins warme Bett genommen, ach was war das herrlich gewesen.
Vorbei.
Henrietta Verholen war tot. Mit ihr war die letzte Dame der Bühne in der Charlotte-Lamping-Gasse 5, gestorben. Drei Jahre war sie alleine aufgetreten, hatte sämtliche Rollen gespielt. Sie hatte alles gegeben, aber die Zuschauer gingen lieber in das neue Kino am Pferdemarkt.
Der Kater war bei ihr geblieben, hatte sie mit seinem Körper gewärmt, geschnurrt und ihr so seine Liebe gezeigt. Aber vor ein paar Tagen, da waren ihre Beine so kalt gewesen und er hatte sie nicht mehr wärmen können.
Henriette Verholen wurde auf dem nahen Friedhof begraben. Viele alte Leute, die sie von der Bühne her kannten, begleiteten sie zur letzten Ruhe.
Ein Steinmetz hatte ihr sogar einen Engel aus Stein auf ihr Grab gestellt.
Der Kater sah den Engel an, dann rollte er sich zusammen. Der Mond stand als Sichel am Nachthimmel, als der alte Kater geweckt wurde.
Der Engel aus Stein beugte sich zu ihm hinab und streichelte zart sein Fell und schon schnurrte der Kater.
„Lieber Kater, was machst du hier? Möchtest du nicht heimgehen? Es ist kalt hier.“
Der Kater räusperte sich, seine Stimme war alt und brüchig: „Mein Zuhause war das Theater, war Dame Verholen und all die Anderen und Balthasar Knipps. Die Bühne und der Geruch von den alten Kleidern. Der Applaus und ...“.
Weiter kam der alte Kater nicht. Er weint über die Schnurrhaare hinweg. Und grub sein Köpfchen in die Erde. „Ja, heimgehen.“.
Der Engel aus Stein nahm den alten Kater auf den Arm, und brachte ihn über viele Grabsteine hinweg, auf eine Lichtung im Wald.
Helle, bunte Lichter brannten und Stimmen hörte der alte Kater, er sah Dame Henrietta und, ja er hörte den kleinen Balthasar mit seiner unglaublichen Stimme singen. Sie standen alle gemeinsam auf einer Bühne und sie freuten sich über das Erscheinen des alten Katers.
Der Engel aus Stein sprach: „Hier ist das Theater für die Menschen der Nacht, wenn wieder mal ein böser Traum erscheinen will, dann sind sie da, dann seit ihr da, ihr Schauspieler, Sänger und Gaukler, ihr Traumwanderer und Beschützer. Ihr gebt euer Bestes und ihr spielt und tanzt, singt und zaubert,bis der böse Traum verjagt ist. Wenn du möchtest, alter Kater, dann gehörst du wieder dazu.“
Natürlich wollte der alte Kater und er sprang mit einem Satz auf die Bühne.
Am nächsten Tag fand ein Friedhofgärtner, den alten Kater friedlich eingerollt auf dem Grab von Henriette Verholen.
Doch, was der Gärtner nie verstehen würde, er hörte den Engel aus Stein diese eine Mal singen.