H
HFleiss
Gast
Der kleine Herr Grugel
Nach einer wahren Begebenheit
Friedemann Grugel, kleingewachsen, Buchhalter, siebenundfünfzig, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, liebte seine Firma, eine mäßig große Knopf- und Bijouteriefabrik, aber besonders seinen Chef, den Herrn Bombei. Seit Anfang an dabei, war er jetzt aber ein wenig in die Jahre gekommen, und er freute sich heimlich schon mehr auf die Zeit als Rentner als auf den nächsten Tag in der Firma.
Herr Bombei, dem es neuerdings durch den Kopf ging, dass Friedemann im Dienst nachzulassen begann, überlegte ernsthaft, ihn durch eine jüngere Kraft zu ersetzen. Jung musste der junge Mann sein, das vor allem, aber auch Grugels Geschick im Knopfgeschäft als Morgengabe mitbringen. Vorausgesetzt, der Mann war genauso loyal wie Grugel.
Friedemann, in seiner Verehrung des Chefs, hatte, wenn auch mit schlechtem Gewissen, jahrelang rote in schwarze Zahlen verwandelt und umgekehrt, mit dem Bearbeiter im Finanzamt hatte er ein paarmal sogar im Auftrag des Chefs ein Bier getrunken. Rigoros, energisch und gewissenlos konnte er sein im Dienste der Firma. Faule Kunden zum Beispiel lieferte er, ohne Unterschied, dem Kadi aus, egal, welch berühmter Name gekränkt wurde, und so mancher in den Medien präsente Modezar erinnerte sich seiner nur mit Grausen: „Gehnse mir bloß mit dem Grugel vom Leibe!“ Grugel war ein gefürchteter Name in der Branche. Dennoch, Friedemann vergaß nie, dass Herr Bombei der Chef und er selbst nur sein Angestellter war, er konnte nicht anders, als ihm, der ihn in den vergangenen Jahren manchmal einen tollen Kumpel genannt hatte, mit Respekt zu begegnen, Chef blieb Chef.
Der junge Mann musste also, mindestens das, ein perfekter Grugel-Ersatz sein, der Engel der Knöpfe und Schnallen, Gürtel und Seidenschals und ihres Spiegels in perfekten, wasserdichten Zahlenkolonnen, wollte Herr Bombei das Geschäft einmal solvent dem Enkel übergeben. Die Bewerbungsakten dreier Kandidaten, die als neuer junger Mann vorgesehen waren, lagen schon auf seinem Schreibtisch, er hatte sich innerlich bereits für einen gutaussehenden promovierten Informatikingenieur entschieden, zwar fremdbranchig, aber brauchbar, er würde ihn sich schon hinbiegen. Was Grugel anging, so konnte er beruhigt schlafen, er hatte sich abgesichert, die Bilanzen waren mit Grugels Hilfe rein wie ein Babypopo nach dem Morgenbad. Holzauge. Keiner, auch kein Grugel, würde ihm dumm kommen können.
Weihnachts- und Urlaubsgeld hatte er dem Grugel gestrichen. Der hatte nach einem bedenklichen Blick in die Bilanzen und einem todtraurigen Blick auf ihn, den Chef, dazu kein Wort des Widerspruchs gehabt, und auch, als Herr Bombei ihn vor die Alternative gestellt hatte: vierzig Stunden pro Woche oder die Firma geht den Bach runter – Grugel hatte nicht ja oder nein und nicht amen gesagt, sich schweigend in alles gefügt und saß jeden Morgen pünktlich zehn vor acht an seinem Schreibtisch. Freiwillig arbeitete er sogar manche halbe Stunde länger in der Woche. Vielleicht eine Spur schweigsamer als sonst, Herr Bombei beschloss aber, darüber nicht zu grübeln, was sollte er sich die Gedanken seines Buchhalters machen, die Zeiten waren eben hart.
Friedemann Grugel, dem die Schikanen des Herrn Bombei nicht entgangen waren, machte sich keine Illusionen über die Schwere der Zeiten und zeigte Verständnis: Im Interesse der Firma lag es ohne Frage, dass Herr Bombei jetzt durchgriff. Die vierzig Stunden pro Woche und das gestrichene Urlaubs- und Weihnachtsgeld kamen ihn zwar sauer an, aber was sein muss, muss sein, auch wenn einer wie er so lange dabei war, sich mit dem Chef gut stand und sich eigentlich ein paar Freiheiten gestatten konnte, das Interesse der Firma ging seinen eigensüchtigen Interessen vor. Katastrophe kam eben vor privat. In dieser Überlegung unterstützte ihn auch seine Gattin Roswitha, eine liebenswürdige, rundliche Endfünfzigerin, die ihn jeden Morgen mit Kuss und Frühstückspaket und einem kleinen Klaps auf den Po in den Dienst verabschiedete. „Mein Friedchen, hach, und einen schönen Gruß an den Chef“, rief sie ihm besorgt nach, wenn er vor seinem Haus, einem Vierzimmer-Eigenheim in einem Viertel kleiner Beamter, in den Wagen stieg, das Fenster herunterkurbelte, sein Körperchen auf den Satz fallen ließ, den Wagen zurücksetzte und nachlässig und verärgert zurückwinkte.
Heute morgen, Friedemann saß wie immer geschniegelt und gebügelt schon zehn vor acht hinter seinem Schreibtisch, betrat überraschend Herr Bombei persönlich die Buchhaltung, erkundigte sich zerstreut nach diesem und jenem, bat Friedemann („Grugel, um zehn bei mir“) zu sich und verließ mit verbissenem Gesicht das Büro.
Friedemann, der elektrisiert aufgesprungen war, als er Herrn Bombei in der Tür erkannte, setzte sich und seufzte ermattet. Mit dem Chef war in letzter Zeit kein Auskommen mehr, die Geschäfte gingen schlecht wie immer, Herrn Bombei stand der Kopf wer weiß wo, man konnte es nachfühlen. Um zehn vor drei raffte er seine Bilanzen zusammen und machte sich auf zu Herrn Bombei, dessen Büro sich im Obergeschoss befand, von wo man auf den Betriebshof einen guten Überblick hatte. Friedemann hatte ihn um diesen Ausblick immer heimlich beneidet, sein im Erdgeschoss gelegenes Büro war ein wenig dämmrig, Friedemann liebte den Blick ins Weite und auch, dass gerechterweise Herr Bombei darin sitzen durfte.
Herr Bombei, eine Unterschriftsmappe vor sich, sah nicht auf, als Friedemann nach schüchternem Klopfen das Allerheiligste betrat.
„Da sind Sie ja, Grugel“, murmelte er beschäftigt.
Friedemann, gewärtig, Herrn Bombei mit seiner Anwesenheit während einer so wichtigen Tätigkeit zu stören, wie es das Unterschreiben der Geschäftskorrespondenz nun einmal war, blieb an der Tür stehen.
Herrn Bombeis Büro war gemütlich, aber nicht zu gemütlich eingerichtet: Der Eichenschreibtisch mit den Löwenkopffüßen machte was her, ebenso der breite neoklassizistische Glasschrank, von dem Friedemann wusste, dass Herr Bombei ihn bei einer Auktion
erstanden hatte, die gepolsterte Besucherecke schon schlichter,
ein riesiger Kübel mit einer künstlichen Kletterfeige in der Ecke, und der Blick aus dem vierflügeligen Fenster, wie gesagt, auf den Betriebshof.
Friedemann trat behutsam näher und nahm geräuschlos im Sessel vor dem Gewaltigen Platz. Nervös blätterte er in seinen Papieren. Hätte die Firma Schick & Schönemann den Posten über die Zweiundzwanzigtausend bis gestern gezahlt, würde er sich in diesem Moment wesentlich besser fühlen. So aber plagte ihn das Gewissen vor Herrn Bombei, er fühlte sich verantwortlich für die schlechte Zahlungsmoral des Kunden, den er selbst Herrn Bombei empfohlen hatte, und er wagte nicht den Kopf zu heben, auf zu Herrn Bombei, der immer noch mit der Korrespondenz beschäftigt war.
Plötzlich hob Herr Bombei selbst den Kopf. „Grugel, lassense mal die Papiere sein. Hier geht’s um Ernstes.“
Friedemann sah auf zum Chef. Dessen Mund formte Worte, die er nur langsam begriff. Adressen, ach so, Adressen brauchte der Chef. Neue Kundschaft, anschreiben, selbstverständlich, Herr Bombei. Ich mach mich gleich drüber, Herr Bombei.
„Nein, Grugel, nicht gleich. Sofort, wenn ich bitten darf, auf der Stelle. Hier haben Sie das Telefonbuch, und nun schreiben Sie.“ Mit diesen Worten knallte er Friedemann das Telefonbuch von Berlin, zwei dicke Bände, in den Schoß. „Hier, Grugel, in meinem Büro. Verschwiegenheit, wenn ich bitten darf, Grugel. Die Belegschaft muss nicht alles wissen.“
Friedemann saß am Besuchertischchen und schrieb Adressen aus dem Telefonbuch. Er schloss die Augen und tippte mitten in die Namensreihe, bis er von jedem Buchstaben zehn Namen beisammen hatte.
Der Chef war, die Gedanken sind zweifellos frei, etwas merkwürdig heute morgen. Er, Buchhalter und in geheimem Auftrag tätig als Schreibkraft! Ein paarmal sah Friedemann von seiner Namensklauberei auf und zu Herrn Bombei hinüber, der sich wieder dem Stapel Unterschriftsmappen gewidmet hatte.
„Herr Bombei, entschuldigen Sie, die Arbeit macht rasante Fortschritte“, sagte er plötzlich und legte energisch den Kugelschreiber auf den Tisch, „dennoch, ich muss mal unterbrechen. Hände waschen, falls Sie verstehen, Herr Bombei.“
Herr Bombei sprang auf. „Nur in meiner Begleitung, Grugel. Wegen der Geheimhaltung, müssense begreifen. Peinlich, was?“
Friedemann war erschüttert. Herr Bombei begleitete ihn tatsächlich bis zur WC-Tür und wartete, bis er wieder herauskam.
Verschüchtert legte Friedemann, als er alle zweihundertsechzig Namen oder mehr aus dem Telefonbuch herausgeschrieben hatte, dem Chef die lange Adressenliste auf den Schreibtisch.
Herr Bombei warf einen Blick auf Friedemanns Schreiberei und sprang auf.
„Mensch, Grugel, was soll ich denn mit dieser verhungerten Latte anfangen! Eine Liste, Grugel, eine Liste! Hunderte, Tausende Namen! Wir brauchen Kundschaft! Kommense mir doch nicht mit damit, Grugel.
Also wissense. Setzense sich und schreibense. Meinetwegen bis heute abend und morgen und die ganze Woche, und wennse dann immer noch nicht fertig sind, einen ganzen Monat! Grugel, ich brauche Adressen. Tausende, Millionen. Wenn Ihnen ihre Position lieb ist, schreibense.“
Friedemann hatte verstanden. Darum also ging es, Bombei wollte ihn loswerden. Um Himmels willen, das durfte nicht sein. Und noch so viele Jahre bis zur Rente, auch wenn er sich ein kleines Polster zugelegt hatte. Diesmal hatte Friedemann von jedem Buchstaben geduldig fünfzig Adressen in die Liste geschrieben. Er würde das Spiel des Chefs mitspielen. An ihm sollte es nicht liegen. Den gesamten nächsten Tag hatte er für die Adressenschreiberei gebraucht, die rechte Hand schmerzte. Und Herr Bombei saß dabei und sah zu, wie Friedemann schrieb.
Herr Bombei wog die fertige Liste in der Hand. „Viel zuwenig. Von jedem Buchstaben zweihundert, Grugel. Sonst sind Sie entlassen, geb ich Ihnen Brief und Siegel. Kundschaft, Grugel, wie oft soll ich es noch sagen?“
Tagelang schon saß Friedemann in Herrn Bombeis Büro, gekrümmt, der Rücken schmerzte, aß und trank nicht und schrieb unter Herrn Bombeis keinesfalls verheimlichter Aufsicht das Telefonbuch ab. Freiwillig, die Firma besaß einen Pförtner, der jeden Ein- und Ausgang vermerkte, hängte er noch zwei Stunden an seine reguläre Arbeitszeit dran. Roswitha jammerte abends, wenn Herr Bombei schon auf dem Wege nach Hause war und Friedemann heimlich das Cheftelefon benutzte: „Friedchen, wie du das bloß durchhältst. Aber der Herr Bombei wird schon wissen, wozu er die Liste braucht. Schreib, und wenn es heute später wird, auch kein Beinbruch. Aber dass du noch alle Stullen hast, versteh ich nicht, fällst mir ja glatt vom Fleisch. Bitt Herrn Bombei mal höflich um eine Pause. Essen muss der Mensch doch.“ Selbstverständlich konnte er Roswitha nicht in die Geschichte einweihen. Er litt etwas unter ihrer Ahnungslosigkeit.
Vierzehn Tage lang schrieb Friedemann dann, lammsgeduldig, Adresse für Adresse, seitenlang hatte er endlich das halbe Telefonbuch abgeschrieben, von A bis Z. Er, sagte er sich, saß am längeren Hebel. Er würde schreiben, und wenn ihm der Herr Bombei auch noch die Bibel zum Abschreiben vorlegte. Nur zu, Herr Bombei. Beinahe wurde er übermütig.
Zu Hause wog er sich am Ende der zwei Wochen. Geahnt hatte er es, fünf Kilo abgenommen! Vom Sitzen am Besuchertischchen spürte er jeden Knochen an seinem Leib. Er war stolz auf sich: Durchhalten ist alles. Herr Bombei, der Schlaukopf, war sicher noch immer nicht zufrieden. Aber er, Friedemann, konnte, Herrgott noch mal, doch nicht das gesamte Telefonbuch abschreiben! Dass er willig war, hatte er dem Chef immerhin gezeigt. Bis zur Selbstverleugnung. Ihm grauste ein wenig vor dem morgigen Tag.
Tags darauf. Wie Friedemann es vorausgesehen hatte: Herr Bombei brauste auf: „Ich schmeiß Sie raus, Grugel! Eine Infamie, mir die paar Lappen vorzulegen. Adressen, Grugel, Adressen! Wennse wissen, wie eine Kundenliste auszusehen hat! Pinselnse, pinseln, Grugel!“
Friedemann erstarrte. Sein Auge zuckte. Es ruckelte in seinem Rücken. Es war, als ob ihm jemand einen Stab ins Kreuz gesteckt hätte, jemand wie Gott oder die Gewerkschaft. Weg war plötzlich all die angearbeitete Geduld. So ging man nicht um, nicht mit einem verantwortlichen Mitarbeiter, nicht mit dem Mann Grugel. Er schämte sich. Nicht nur für sich, sondern vor allem für den von ihm so geliebten Chef. Er riss sich zusammen. Wie ein Bund Möhren. Ganz deutlich sah er die Möhren vor sich und das Gummiband und Frau Niedermeyer aus dem Gemüseladen, wenn sie die Möhren bündelte. Steif stand er vor Herrn Bombeis Schreibtisch, den Kopf erhoben, selbst im Stehen musste er zum Chef aufsehen. Er wandte sich ab, sein Blick fiel durchs vierflüglige Fenster, zwei Arbeiter standen müßig an einem Lkw und rauchten.
„Warum schreiben die denn nicht?“, hörte er sich sagen. „Da draußen, die Arbeiter? Dann wären wir schneller fertig. Es geht doch auch um ihre Arbeitsplätze. Es ist ja, als ob Sie eine Kopie des Telefonbuchs brauchen. Das ist Schikane, mit allem Respekt, Herr Bombei.“
Er hatte es gar nicht sagen wollen, es war ihm nur so rausgerutscht, erschrocken wischte er sich die Hände an den Seitennähten der Hose ab.
Herr Bombei warf den Kugelschreiber auf den Schreibtisch, dass er hüpfte. „So weit kommt es noch! Sie sind entlassen, Grugel! Eine Unverschämtheit, Grugel! Sie Nasenzwerg! Ja, was denken Sie sich denn? Was unterstellen Sie mir da? Schikane? Nun sagen Sie mal, Grugel, so können sie mir doch nicht kommen, ich geb Ihnen Arbeit und Sie? Rüde Reden halten, das ist alles, was Sie können. Aber ein paar Adressen rausschreiben, da ist der Herr wohl überfordert, wie? Sie sind gekündigt, mein lieber Herr Grugel! Gekündigt!“
Herr Bombei hatte sich in Rage geredet. Typischer Choleriker, er tat Friedemann beinahe leid. Nur mit halbem Ohr hatte er den Inhalt der Worte des Chefs erfasst. Er sah die Schweißperlen auf Herrn Bombeis Stirn, sie war rot angelaufen, und da ging auch schon die Tür zum Vorzimmer auf, Frau Nüsslein, die Sekretärin, steckte erschreckt den Kopf ins Zimmer. „Herr Direktor?“
Friedemann, nicht bereit, sich vor Frau Nüsslein eine Blöße zu geben, den Stab noch fester im Rücken, trat zwei Schritte zurück. „Nicht nötig, Herr Bombei. Ich kündige. Schikanieren Sie, wen Sie wollen. Das hätten sie mir doch eher sagen können. Dass Sie mich nicht mehr brauchen, nicht wahr, Chef. Und den Weg zum Klo kennen Sie ja inzwischen.“ Es hatte friedlich geklungen, so als hätte er gesagt, heute sei das Wetter nicht besonders schön oder das Fernsehprogramm sei gestern wieder mal langweilig gewesen. Er fürchtete sich nicht. Vor nichts mehr. Weiß der Himmel, woher er seinen Mut nahm, Roswitha würde staunen, wenn er ihr die Szene schilderte. Mehr konnte er in diesem Augenblick nicht denken. Unwichtig das Zuvor, unwichtig das Danach.
Herr Bombei lief noch röter an. „Auch noch frech werden, wie? Haunse schon ab, Sie! Unsereiner schläft Tag und Nacht nicht vor Sorge um die Firma, und dieser Grugel-Knirps verweigert die Arbeit! Nicht mal die paar Adressen schreiben kann der feine Herr! Das wird ein Nachspiel haben! Und jetzt raus!“
Dieser Aufforderung hätte Friedemann nicht bedurft. Er konnte vieles einstecken, aber dass einer seine Statur lächerlich machte, nein, das verzieh er nicht. Sicher hätte er sich später bei Herrn Bombei entschuldigt für seine Kühnheit und Illoyalität, sein Verhalten war unverzeihlich und leichtsinnig. Aus dem Augenblick der Verärgerung geboren, würde er gesagt haben, und Herr Bombei hätte sich die Sache mit der Kündigung sicher noch mal überlegt. Herrn Bombeis Wutanfälle kannte er schon, zu gut kannte er sie.
Wenn nur dieses Wort nicht gefallen wäre. Grugel-Knirps! Steifen Schritts ging er zur Tür. Die Sekretärin hatte sie offenstehen lassen. Er schloss sie leise. Wortlos durchquerte er das Sekretariat, die Grimassen Frau Nüssleins nicht beachtend.
Und langsam, sehr aufrecht, ein sehr großer Herr Grugel, schritt er die Treppe hinab, hinab in sein nun ehemaliges Büro.
Nach einer wahren Begebenheit
Friedemann Grugel, kleingewachsen, Buchhalter, siebenundfünfzig, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, liebte seine Firma, eine mäßig große Knopf- und Bijouteriefabrik, aber besonders seinen Chef, den Herrn Bombei. Seit Anfang an dabei, war er jetzt aber ein wenig in die Jahre gekommen, und er freute sich heimlich schon mehr auf die Zeit als Rentner als auf den nächsten Tag in der Firma.
Herr Bombei, dem es neuerdings durch den Kopf ging, dass Friedemann im Dienst nachzulassen begann, überlegte ernsthaft, ihn durch eine jüngere Kraft zu ersetzen. Jung musste der junge Mann sein, das vor allem, aber auch Grugels Geschick im Knopfgeschäft als Morgengabe mitbringen. Vorausgesetzt, der Mann war genauso loyal wie Grugel.
Friedemann, in seiner Verehrung des Chefs, hatte, wenn auch mit schlechtem Gewissen, jahrelang rote in schwarze Zahlen verwandelt und umgekehrt, mit dem Bearbeiter im Finanzamt hatte er ein paarmal sogar im Auftrag des Chefs ein Bier getrunken. Rigoros, energisch und gewissenlos konnte er sein im Dienste der Firma. Faule Kunden zum Beispiel lieferte er, ohne Unterschied, dem Kadi aus, egal, welch berühmter Name gekränkt wurde, und so mancher in den Medien präsente Modezar erinnerte sich seiner nur mit Grausen: „Gehnse mir bloß mit dem Grugel vom Leibe!“ Grugel war ein gefürchteter Name in der Branche. Dennoch, Friedemann vergaß nie, dass Herr Bombei der Chef und er selbst nur sein Angestellter war, er konnte nicht anders, als ihm, der ihn in den vergangenen Jahren manchmal einen tollen Kumpel genannt hatte, mit Respekt zu begegnen, Chef blieb Chef.
Der junge Mann musste also, mindestens das, ein perfekter Grugel-Ersatz sein, der Engel der Knöpfe und Schnallen, Gürtel und Seidenschals und ihres Spiegels in perfekten, wasserdichten Zahlenkolonnen, wollte Herr Bombei das Geschäft einmal solvent dem Enkel übergeben. Die Bewerbungsakten dreier Kandidaten, die als neuer junger Mann vorgesehen waren, lagen schon auf seinem Schreibtisch, er hatte sich innerlich bereits für einen gutaussehenden promovierten Informatikingenieur entschieden, zwar fremdbranchig, aber brauchbar, er würde ihn sich schon hinbiegen. Was Grugel anging, so konnte er beruhigt schlafen, er hatte sich abgesichert, die Bilanzen waren mit Grugels Hilfe rein wie ein Babypopo nach dem Morgenbad. Holzauge. Keiner, auch kein Grugel, würde ihm dumm kommen können.
Weihnachts- und Urlaubsgeld hatte er dem Grugel gestrichen. Der hatte nach einem bedenklichen Blick in die Bilanzen und einem todtraurigen Blick auf ihn, den Chef, dazu kein Wort des Widerspruchs gehabt, und auch, als Herr Bombei ihn vor die Alternative gestellt hatte: vierzig Stunden pro Woche oder die Firma geht den Bach runter – Grugel hatte nicht ja oder nein und nicht amen gesagt, sich schweigend in alles gefügt und saß jeden Morgen pünktlich zehn vor acht an seinem Schreibtisch. Freiwillig arbeitete er sogar manche halbe Stunde länger in der Woche. Vielleicht eine Spur schweigsamer als sonst, Herr Bombei beschloss aber, darüber nicht zu grübeln, was sollte er sich die Gedanken seines Buchhalters machen, die Zeiten waren eben hart.
Friedemann Grugel, dem die Schikanen des Herrn Bombei nicht entgangen waren, machte sich keine Illusionen über die Schwere der Zeiten und zeigte Verständnis: Im Interesse der Firma lag es ohne Frage, dass Herr Bombei jetzt durchgriff. Die vierzig Stunden pro Woche und das gestrichene Urlaubs- und Weihnachtsgeld kamen ihn zwar sauer an, aber was sein muss, muss sein, auch wenn einer wie er so lange dabei war, sich mit dem Chef gut stand und sich eigentlich ein paar Freiheiten gestatten konnte, das Interesse der Firma ging seinen eigensüchtigen Interessen vor. Katastrophe kam eben vor privat. In dieser Überlegung unterstützte ihn auch seine Gattin Roswitha, eine liebenswürdige, rundliche Endfünfzigerin, die ihn jeden Morgen mit Kuss und Frühstückspaket und einem kleinen Klaps auf den Po in den Dienst verabschiedete. „Mein Friedchen, hach, und einen schönen Gruß an den Chef“, rief sie ihm besorgt nach, wenn er vor seinem Haus, einem Vierzimmer-Eigenheim in einem Viertel kleiner Beamter, in den Wagen stieg, das Fenster herunterkurbelte, sein Körperchen auf den Satz fallen ließ, den Wagen zurücksetzte und nachlässig und verärgert zurückwinkte.
Heute morgen, Friedemann saß wie immer geschniegelt und gebügelt schon zehn vor acht hinter seinem Schreibtisch, betrat überraschend Herr Bombei persönlich die Buchhaltung, erkundigte sich zerstreut nach diesem und jenem, bat Friedemann („Grugel, um zehn bei mir“) zu sich und verließ mit verbissenem Gesicht das Büro.
Friedemann, der elektrisiert aufgesprungen war, als er Herrn Bombei in der Tür erkannte, setzte sich und seufzte ermattet. Mit dem Chef war in letzter Zeit kein Auskommen mehr, die Geschäfte gingen schlecht wie immer, Herrn Bombei stand der Kopf wer weiß wo, man konnte es nachfühlen. Um zehn vor drei raffte er seine Bilanzen zusammen und machte sich auf zu Herrn Bombei, dessen Büro sich im Obergeschoss befand, von wo man auf den Betriebshof einen guten Überblick hatte. Friedemann hatte ihn um diesen Ausblick immer heimlich beneidet, sein im Erdgeschoss gelegenes Büro war ein wenig dämmrig, Friedemann liebte den Blick ins Weite und auch, dass gerechterweise Herr Bombei darin sitzen durfte.
Herr Bombei, eine Unterschriftsmappe vor sich, sah nicht auf, als Friedemann nach schüchternem Klopfen das Allerheiligste betrat.
„Da sind Sie ja, Grugel“, murmelte er beschäftigt.
Friedemann, gewärtig, Herrn Bombei mit seiner Anwesenheit während einer so wichtigen Tätigkeit zu stören, wie es das Unterschreiben der Geschäftskorrespondenz nun einmal war, blieb an der Tür stehen.
Herrn Bombeis Büro war gemütlich, aber nicht zu gemütlich eingerichtet: Der Eichenschreibtisch mit den Löwenkopffüßen machte was her, ebenso der breite neoklassizistische Glasschrank, von dem Friedemann wusste, dass Herr Bombei ihn bei einer Auktion
erstanden hatte, die gepolsterte Besucherecke schon schlichter,
ein riesiger Kübel mit einer künstlichen Kletterfeige in der Ecke, und der Blick aus dem vierflügeligen Fenster, wie gesagt, auf den Betriebshof.
Friedemann trat behutsam näher und nahm geräuschlos im Sessel vor dem Gewaltigen Platz. Nervös blätterte er in seinen Papieren. Hätte die Firma Schick & Schönemann den Posten über die Zweiundzwanzigtausend bis gestern gezahlt, würde er sich in diesem Moment wesentlich besser fühlen. So aber plagte ihn das Gewissen vor Herrn Bombei, er fühlte sich verantwortlich für die schlechte Zahlungsmoral des Kunden, den er selbst Herrn Bombei empfohlen hatte, und er wagte nicht den Kopf zu heben, auf zu Herrn Bombei, der immer noch mit der Korrespondenz beschäftigt war.
Plötzlich hob Herr Bombei selbst den Kopf. „Grugel, lassense mal die Papiere sein. Hier geht’s um Ernstes.“
Friedemann sah auf zum Chef. Dessen Mund formte Worte, die er nur langsam begriff. Adressen, ach so, Adressen brauchte der Chef. Neue Kundschaft, anschreiben, selbstverständlich, Herr Bombei. Ich mach mich gleich drüber, Herr Bombei.
„Nein, Grugel, nicht gleich. Sofort, wenn ich bitten darf, auf der Stelle. Hier haben Sie das Telefonbuch, und nun schreiben Sie.“ Mit diesen Worten knallte er Friedemann das Telefonbuch von Berlin, zwei dicke Bände, in den Schoß. „Hier, Grugel, in meinem Büro. Verschwiegenheit, wenn ich bitten darf, Grugel. Die Belegschaft muss nicht alles wissen.“
Friedemann saß am Besuchertischchen und schrieb Adressen aus dem Telefonbuch. Er schloss die Augen und tippte mitten in die Namensreihe, bis er von jedem Buchstaben zehn Namen beisammen hatte.
Der Chef war, die Gedanken sind zweifellos frei, etwas merkwürdig heute morgen. Er, Buchhalter und in geheimem Auftrag tätig als Schreibkraft! Ein paarmal sah Friedemann von seiner Namensklauberei auf und zu Herrn Bombei hinüber, der sich wieder dem Stapel Unterschriftsmappen gewidmet hatte.
„Herr Bombei, entschuldigen Sie, die Arbeit macht rasante Fortschritte“, sagte er plötzlich und legte energisch den Kugelschreiber auf den Tisch, „dennoch, ich muss mal unterbrechen. Hände waschen, falls Sie verstehen, Herr Bombei.“
Herr Bombei sprang auf. „Nur in meiner Begleitung, Grugel. Wegen der Geheimhaltung, müssense begreifen. Peinlich, was?“
Friedemann war erschüttert. Herr Bombei begleitete ihn tatsächlich bis zur WC-Tür und wartete, bis er wieder herauskam.
Verschüchtert legte Friedemann, als er alle zweihundertsechzig Namen oder mehr aus dem Telefonbuch herausgeschrieben hatte, dem Chef die lange Adressenliste auf den Schreibtisch.
Herr Bombei warf einen Blick auf Friedemanns Schreiberei und sprang auf.
„Mensch, Grugel, was soll ich denn mit dieser verhungerten Latte anfangen! Eine Liste, Grugel, eine Liste! Hunderte, Tausende Namen! Wir brauchen Kundschaft! Kommense mir doch nicht mit damit, Grugel.
Also wissense. Setzense sich und schreibense. Meinetwegen bis heute abend und morgen und die ganze Woche, und wennse dann immer noch nicht fertig sind, einen ganzen Monat! Grugel, ich brauche Adressen. Tausende, Millionen. Wenn Ihnen ihre Position lieb ist, schreibense.“
Friedemann hatte verstanden. Darum also ging es, Bombei wollte ihn loswerden. Um Himmels willen, das durfte nicht sein. Und noch so viele Jahre bis zur Rente, auch wenn er sich ein kleines Polster zugelegt hatte. Diesmal hatte Friedemann von jedem Buchstaben geduldig fünfzig Adressen in die Liste geschrieben. Er würde das Spiel des Chefs mitspielen. An ihm sollte es nicht liegen. Den gesamten nächsten Tag hatte er für die Adressenschreiberei gebraucht, die rechte Hand schmerzte. Und Herr Bombei saß dabei und sah zu, wie Friedemann schrieb.
Herr Bombei wog die fertige Liste in der Hand. „Viel zuwenig. Von jedem Buchstaben zweihundert, Grugel. Sonst sind Sie entlassen, geb ich Ihnen Brief und Siegel. Kundschaft, Grugel, wie oft soll ich es noch sagen?“
Tagelang schon saß Friedemann in Herrn Bombeis Büro, gekrümmt, der Rücken schmerzte, aß und trank nicht und schrieb unter Herrn Bombeis keinesfalls verheimlichter Aufsicht das Telefonbuch ab. Freiwillig, die Firma besaß einen Pförtner, der jeden Ein- und Ausgang vermerkte, hängte er noch zwei Stunden an seine reguläre Arbeitszeit dran. Roswitha jammerte abends, wenn Herr Bombei schon auf dem Wege nach Hause war und Friedemann heimlich das Cheftelefon benutzte: „Friedchen, wie du das bloß durchhältst. Aber der Herr Bombei wird schon wissen, wozu er die Liste braucht. Schreib, und wenn es heute später wird, auch kein Beinbruch. Aber dass du noch alle Stullen hast, versteh ich nicht, fällst mir ja glatt vom Fleisch. Bitt Herrn Bombei mal höflich um eine Pause. Essen muss der Mensch doch.“ Selbstverständlich konnte er Roswitha nicht in die Geschichte einweihen. Er litt etwas unter ihrer Ahnungslosigkeit.
Vierzehn Tage lang schrieb Friedemann dann, lammsgeduldig, Adresse für Adresse, seitenlang hatte er endlich das halbe Telefonbuch abgeschrieben, von A bis Z. Er, sagte er sich, saß am längeren Hebel. Er würde schreiben, und wenn ihm der Herr Bombei auch noch die Bibel zum Abschreiben vorlegte. Nur zu, Herr Bombei. Beinahe wurde er übermütig.
Zu Hause wog er sich am Ende der zwei Wochen. Geahnt hatte er es, fünf Kilo abgenommen! Vom Sitzen am Besuchertischchen spürte er jeden Knochen an seinem Leib. Er war stolz auf sich: Durchhalten ist alles. Herr Bombei, der Schlaukopf, war sicher noch immer nicht zufrieden. Aber er, Friedemann, konnte, Herrgott noch mal, doch nicht das gesamte Telefonbuch abschreiben! Dass er willig war, hatte er dem Chef immerhin gezeigt. Bis zur Selbstverleugnung. Ihm grauste ein wenig vor dem morgigen Tag.
Tags darauf. Wie Friedemann es vorausgesehen hatte: Herr Bombei brauste auf: „Ich schmeiß Sie raus, Grugel! Eine Infamie, mir die paar Lappen vorzulegen. Adressen, Grugel, Adressen! Wennse wissen, wie eine Kundenliste auszusehen hat! Pinselnse, pinseln, Grugel!“
Friedemann erstarrte. Sein Auge zuckte. Es ruckelte in seinem Rücken. Es war, als ob ihm jemand einen Stab ins Kreuz gesteckt hätte, jemand wie Gott oder die Gewerkschaft. Weg war plötzlich all die angearbeitete Geduld. So ging man nicht um, nicht mit einem verantwortlichen Mitarbeiter, nicht mit dem Mann Grugel. Er schämte sich. Nicht nur für sich, sondern vor allem für den von ihm so geliebten Chef. Er riss sich zusammen. Wie ein Bund Möhren. Ganz deutlich sah er die Möhren vor sich und das Gummiband und Frau Niedermeyer aus dem Gemüseladen, wenn sie die Möhren bündelte. Steif stand er vor Herrn Bombeis Schreibtisch, den Kopf erhoben, selbst im Stehen musste er zum Chef aufsehen. Er wandte sich ab, sein Blick fiel durchs vierflüglige Fenster, zwei Arbeiter standen müßig an einem Lkw und rauchten.
„Warum schreiben die denn nicht?“, hörte er sich sagen. „Da draußen, die Arbeiter? Dann wären wir schneller fertig. Es geht doch auch um ihre Arbeitsplätze. Es ist ja, als ob Sie eine Kopie des Telefonbuchs brauchen. Das ist Schikane, mit allem Respekt, Herr Bombei.“
Er hatte es gar nicht sagen wollen, es war ihm nur so rausgerutscht, erschrocken wischte er sich die Hände an den Seitennähten der Hose ab.
Herr Bombei warf den Kugelschreiber auf den Schreibtisch, dass er hüpfte. „So weit kommt es noch! Sie sind entlassen, Grugel! Eine Unverschämtheit, Grugel! Sie Nasenzwerg! Ja, was denken Sie sich denn? Was unterstellen Sie mir da? Schikane? Nun sagen Sie mal, Grugel, so können sie mir doch nicht kommen, ich geb Ihnen Arbeit und Sie? Rüde Reden halten, das ist alles, was Sie können. Aber ein paar Adressen rausschreiben, da ist der Herr wohl überfordert, wie? Sie sind gekündigt, mein lieber Herr Grugel! Gekündigt!“
Herr Bombei hatte sich in Rage geredet. Typischer Choleriker, er tat Friedemann beinahe leid. Nur mit halbem Ohr hatte er den Inhalt der Worte des Chefs erfasst. Er sah die Schweißperlen auf Herrn Bombeis Stirn, sie war rot angelaufen, und da ging auch schon die Tür zum Vorzimmer auf, Frau Nüsslein, die Sekretärin, steckte erschreckt den Kopf ins Zimmer. „Herr Direktor?“
Friedemann, nicht bereit, sich vor Frau Nüsslein eine Blöße zu geben, den Stab noch fester im Rücken, trat zwei Schritte zurück. „Nicht nötig, Herr Bombei. Ich kündige. Schikanieren Sie, wen Sie wollen. Das hätten sie mir doch eher sagen können. Dass Sie mich nicht mehr brauchen, nicht wahr, Chef. Und den Weg zum Klo kennen Sie ja inzwischen.“ Es hatte friedlich geklungen, so als hätte er gesagt, heute sei das Wetter nicht besonders schön oder das Fernsehprogramm sei gestern wieder mal langweilig gewesen. Er fürchtete sich nicht. Vor nichts mehr. Weiß der Himmel, woher er seinen Mut nahm, Roswitha würde staunen, wenn er ihr die Szene schilderte. Mehr konnte er in diesem Augenblick nicht denken. Unwichtig das Zuvor, unwichtig das Danach.
Herr Bombei lief noch röter an. „Auch noch frech werden, wie? Haunse schon ab, Sie! Unsereiner schläft Tag und Nacht nicht vor Sorge um die Firma, und dieser Grugel-Knirps verweigert die Arbeit! Nicht mal die paar Adressen schreiben kann der feine Herr! Das wird ein Nachspiel haben! Und jetzt raus!“
Dieser Aufforderung hätte Friedemann nicht bedurft. Er konnte vieles einstecken, aber dass einer seine Statur lächerlich machte, nein, das verzieh er nicht. Sicher hätte er sich später bei Herrn Bombei entschuldigt für seine Kühnheit und Illoyalität, sein Verhalten war unverzeihlich und leichtsinnig. Aus dem Augenblick der Verärgerung geboren, würde er gesagt haben, und Herr Bombei hätte sich die Sache mit der Kündigung sicher noch mal überlegt. Herrn Bombeis Wutanfälle kannte er schon, zu gut kannte er sie.
Wenn nur dieses Wort nicht gefallen wäre. Grugel-Knirps! Steifen Schritts ging er zur Tür. Die Sekretärin hatte sie offenstehen lassen. Er schloss sie leise. Wortlos durchquerte er das Sekretariat, die Grimassen Frau Nüssleins nicht beachtend.
Und langsam, sehr aufrecht, ein sehr großer Herr Grugel, schritt er die Treppe hinab, hinab in sein nun ehemaliges Büro.