Der Löwe und die Wölfe
Eines schönen Tages, als sich die Füchse, die Minister des Löwen, der über das Volk der Schafe herrschte, rund um ihren König versammelt hatten und mit ihm gemeinsam Mahl hielten, sagte einer von ihnen: „O, Eure herrliche Majestät! Darf ich Euch als Euer ergebener Diener einen bescheidenen Ratschlag geben?“ Denn so pflegten die Minister immer ihren König anzusprechen, wenn Sie ihm etwas mitzuteilen hatten. Darauf antwortete der König mit erhabener Miene: „So sprech’ er!“ Der Fuchs begann: „Majestät, Ihr habt doch sicher schon von dem Land gehört, in dem die Wölfe regieren? Diese herrschen dort über eine Schar von Eseln, die sich in ihrer Verzweiflung an uns und vor allem an Euch, Eure erhabenen Majestät, gewandt haben. Die Wölfe, da sie ja Fleischfresser sind, fressen in regelmäßigen Abständen einen von ihnen, und die Esel müssen daher in dauernder Furcht und Angst leben, ein Mahl der Wölfe zu werden. Wenn Ihr sie von dieser Pein befreien könntet, würden sie Euch als ergebene Diener bis an ihr Lebensende verpflichtet sein!“ Der König strich sich durch seine goldene, wallende Mähne und überlegte. Dann antwortete er seinem Minister: „Du sagst, die Wölfe fressen die Esel, und wir sollen dies’ verhindern. Doch ist es nicht so, dass auch wir regelmäßig, wenn wir Hunger haben, eines unserer Schafe töten und verzehren. Und bist es nicht du, mein lieber Minister, der am liebsten Lammfleisch von den allerjüngsten genießt?“ „Wohl ist es so, Eure Majestät“, sagte darauf der Fuchs. „Doch vergesst nicht, dass die Wölfe, wenn sie einmal keine Esel mehr haben, nicht davor zurückschrecken werden, sich an unseren Schafen zu bedienen. Und der Hunger der Wölfe ist grenzenlos, o Majestät!“ „Du willst also, dass ich alle Schafe zusammentrommeln lasse und sie gegen die Wölfe in den Krieg ziehen lasse! Ist es das, was du willst?“, entgegnete erzürnt der Löwe, und seine Mähne bebte. „O gutmütige Majestät“, sagte darauf der Fuchs, „ich verstehe wohl, dass ein König, der sein Volk so sehr liebt wie Ihr das Eure, nur ungern seine braven Diener in den Krieg schickt. Doch vergesst nicht, dass, wenn die Wölfe erst über unsere Herden hergefallen sind, es zu spät ist, sich zu wehren. Und wenn unsere Schafe alle tot sind, wovon sollen wir dann leben? Und vor allem, was sollen wir dann essen? Dann wird es nie mehr Fleisch geben, nie mehr Hammelbraten, den Ihr doch so liebt, oder etwa nicht, Eure Majestät?“ Der König wurde nachdenklich. „Aber die Wölfe haben uns doch noch gar nichts getan! Wie können wir sie bereits vorher für das bestrafen, was sie noch nicht einmal getan haben?“, merkte er in fragendem Ton an. „Eure Majestät!“, begann da der Fuchs mit lauter Stimme. „Wollt ihr etwa warten, bis sie uns Schaden zufügen? Liebt Ihr Euer Volk nicht so, dass Ihr es vor jedem Schaden bewahren wollt? Dann schickt Eure Truppen ins Land der Wölfe und befreit Euer Land von dieser teuflischen Bedrohung!“ Da sprach der König: „Du hast recht gesprochen. Wie du sagst, so soll es sein. Lasst die Truppen zusammentrommeln!“
Und der König, der zwar sehr mächtig, jedoch nicht sehr klug war, schickte noch am selben Tag Herolde in das ganze Land aus, um so schnell wie möglich seine Truppen gegen die Wölfe marschieren lassen zu können.
Und schon wenige Tage später überfiel das Heer der Schafe die ahnungslosen Wölfe. Sie mordeten wahllos alle Wölfe, egal ob Rüden, Feen oder Welpen und hinterließen ein unvergleichliches Blutbad. Nur wenige nahmen sie als Gefangene mit nach Hause, um sie dort in Käfigen an öffentlichen Plätzen auszustellen, zu foltern und schließlich an Erschöpfung verenden zu lassen, und noch weniger entkamen in die nahen Berge, wo sie fortan, mit teuflischem Groll in ihren glühenden Herzen, auf Rache sannen.
Als nun der Wille des Königs vollendet war, kamen als erstes die Esel zu den Schafen und dankten ihnen für ihre Befreiung. Danach kamen die Minister des Königs, die Füchse, in das befriedete Land, lobten die Schafe für ihre treuen Dienste, ihren Mut, ihre Tapferkeit und erklärten sie zu Helden des Vaterlandes. Dann ließen sie sie zurück zu ihren Familien kehren und das Land der Wölfe verlassen. Als nun das letzte Schaf das Land verlassen hatte, beschlossen die Esel zum Dank für ihre Befreiung gemeinsam zum Hofe des Königs zu ziehen und ihm persönlich für ihre Befreiung zu danken. Doch als sie sich gerade zu einer Herde zusammengefunden hatten, sprangen die Füchse mit glühenden Augen und lechzenden Mäulern in ihre Mitte und fraßen sie alle mit Haut und Haaren auf.
Eines schönen Tages, als sich die Füchse, die Minister des Löwen, der über das Volk der Schafe herrschte, rund um ihren König versammelt hatten und mit ihm gemeinsam Mahl hielten, sagte einer von ihnen: „O, Eure herrliche Majestät! Darf ich Euch als Euer ergebener Diener einen bescheidenen Ratschlag geben?“ Denn so pflegten die Minister immer ihren König anzusprechen, wenn Sie ihm etwas mitzuteilen hatten. Darauf antwortete der König mit erhabener Miene: „So sprech’ er!“ Der Fuchs begann: „Majestät, Ihr habt doch sicher schon von dem Land gehört, in dem die Wölfe regieren? Diese herrschen dort über eine Schar von Eseln, die sich in ihrer Verzweiflung an uns und vor allem an Euch, Eure erhabenen Majestät, gewandt haben. Die Wölfe, da sie ja Fleischfresser sind, fressen in regelmäßigen Abständen einen von ihnen, und die Esel müssen daher in dauernder Furcht und Angst leben, ein Mahl der Wölfe zu werden. Wenn Ihr sie von dieser Pein befreien könntet, würden sie Euch als ergebene Diener bis an ihr Lebensende verpflichtet sein!“ Der König strich sich durch seine goldene, wallende Mähne und überlegte. Dann antwortete er seinem Minister: „Du sagst, die Wölfe fressen die Esel, und wir sollen dies’ verhindern. Doch ist es nicht so, dass auch wir regelmäßig, wenn wir Hunger haben, eines unserer Schafe töten und verzehren. Und bist es nicht du, mein lieber Minister, der am liebsten Lammfleisch von den allerjüngsten genießt?“ „Wohl ist es so, Eure Majestät“, sagte darauf der Fuchs. „Doch vergesst nicht, dass die Wölfe, wenn sie einmal keine Esel mehr haben, nicht davor zurückschrecken werden, sich an unseren Schafen zu bedienen. Und der Hunger der Wölfe ist grenzenlos, o Majestät!“ „Du willst also, dass ich alle Schafe zusammentrommeln lasse und sie gegen die Wölfe in den Krieg ziehen lasse! Ist es das, was du willst?“, entgegnete erzürnt der Löwe, und seine Mähne bebte. „O gutmütige Majestät“, sagte darauf der Fuchs, „ich verstehe wohl, dass ein König, der sein Volk so sehr liebt wie Ihr das Eure, nur ungern seine braven Diener in den Krieg schickt. Doch vergesst nicht, dass, wenn die Wölfe erst über unsere Herden hergefallen sind, es zu spät ist, sich zu wehren. Und wenn unsere Schafe alle tot sind, wovon sollen wir dann leben? Und vor allem, was sollen wir dann essen? Dann wird es nie mehr Fleisch geben, nie mehr Hammelbraten, den Ihr doch so liebt, oder etwa nicht, Eure Majestät?“ Der König wurde nachdenklich. „Aber die Wölfe haben uns doch noch gar nichts getan! Wie können wir sie bereits vorher für das bestrafen, was sie noch nicht einmal getan haben?“, merkte er in fragendem Ton an. „Eure Majestät!“, begann da der Fuchs mit lauter Stimme. „Wollt ihr etwa warten, bis sie uns Schaden zufügen? Liebt Ihr Euer Volk nicht so, dass Ihr es vor jedem Schaden bewahren wollt? Dann schickt Eure Truppen ins Land der Wölfe und befreit Euer Land von dieser teuflischen Bedrohung!“ Da sprach der König: „Du hast recht gesprochen. Wie du sagst, so soll es sein. Lasst die Truppen zusammentrommeln!“
Und der König, der zwar sehr mächtig, jedoch nicht sehr klug war, schickte noch am selben Tag Herolde in das ganze Land aus, um so schnell wie möglich seine Truppen gegen die Wölfe marschieren lassen zu können.
Und schon wenige Tage später überfiel das Heer der Schafe die ahnungslosen Wölfe. Sie mordeten wahllos alle Wölfe, egal ob Rüden, Feen oder Welpen und hinterließen ein unvergleichliches Blutbad. Nur wenige nahmen sie als Gefangene mit nach Hause, um sie dort in Käfigen an öffentlichen Plätzen auszustellen, zu foltern und schließlich an Erschöpfung verenden zu lassen, und noch weniger entkamen in die nahen Berge, wo sie fortan, mit teuflischem Groll in ihren glühenden Herzen, auf Rache sannen.
Als nun der Wille des Königs vollendet war, kamen als erstes die Esel zu den Schafen und dankten ihnen für ihre Befreiung. Danach kamen die Minister des Königs, die Füchse, in das befriedete Land, lobten die Schafe für ihre treuen Dienste, ihren Mut, ihre Tapferkeit und erklärten sie zu Helden des Vaterlandes. Dann ließen sie sie zurück zu ihren Familien kehren und das Land der Wölfe verlassen. Als nun das letzte Schaf das Land verlassen hatte, beschlossen die Esel zum Dank für ihre Befreiung gemeinsam zum Hofe des Königs zu ziehen und ihm persönlich für ihre Befreiung zu danken. Doch als sie sich gerade zu einer Herde zusammengefunden hatten, sprangen die Füchse mit glühenden Augen und lechzenden Mäulern in ihre Mitte und fraßen sie alle mit Haut und Haaren auf.