Der Sohn des Klarinettenspielers (gelöscht)

S

Sabine.K

Gast
Die Erzählung geht unter die Haut. Wie eigenes Unglück jemanden ungerecht gegen andere werden lassen kann, hier kann man es mitfühlen.
 

Mumpf Lunse

Mitglied
hallo huckleberry finn,

ich möchte nur ein paar kleine anmerkungen machen.
du schreibst:
Seine Haut war gegerbt von Sonne und Wind in den Bergen Afghanistans oder Irans, um beim Publikum in der europäischen Großstadt Neugier zu wecken an der vermeintlichen Romantik seines Daseins.
die aussage ist: damit er in der großstadt einen romatischen eindruck macht und neugier erregt, haben sonne und wind seine haut gegerbt.

das er einen romantischen eindruck macht kann schon sein. auf keinen fall war es die intention des wetters dafür zu sorgen.
das ist bestenfalls ein effekt.

du schreibst:
So war es Sommer und Herbst hindurch. Der Junge übte sich längst in traditionellem Tanz; Zurufe der Passanten subventionierten seine Unvollkommenheit: „Wie drollig der Kleine tanzt! Nein, wie reizend!“
der duden erklärt subventionieren so: beisteuern, fördern, helfen, spenden, sponsern, stiften, unterstützen; (geh.): Förderung angedeihen lassen; (ugs.): zuschießen, zusteuern.

in dem sinn würde der satz bedeuten:
die passanten ... förderten seine unvollkommenheit. oder auch:
die passanten ...steuerten etwas bei zu seiner unvollkommenheit. oder auch: die passanten unterstüzten usw.

der satz macht keinen rechten sinn. eventuell würde honorieren passen, aber auch dann bleibt der satz fragwürdig. die passanten honorieren ja nicht seine unvollkommenheit sondern seine bemühungen - trotz - seiner unvollkommenheit.

du schreibst:
Da erst bemerkte ich, dass seine Augen tief in den Höhlen standen, und das Kindergesicht war eingefallen wie das eines Greises. Er hustete. Es klang, als verlangten seine Lebensgeister würdevolle Stille bei ihrem Abzug. Die Menge gewährte sie augenblicklich.
der junge ist krank, soviel glaube ich zu verstehene, was du mit dem rest der passage sagen willst verstehe ich nicht so richtig.

ich habe den eindruck, du machst, was du sagen willst, gern etwas kompliziert. möglicherweise um es "kunstvoller" erscheinen zu lassen. solange die aussagen die du machen willst davon nicht verändert werden, ist das sicher akzeptabel.

auf das anfangsmotiv (der schubsende mann) zurück zu kommen gefällt mir. auch erkenne ich die gute absicht der geschichte an. insgesamt hat sie mich - unabhängig von den zittierten passagen - nicht überzeugt.

viele grüße
mumpf
 
B

bluefin

Gast
wer schon mal länger in einer fußgängerzone unterwegs war, weiß, wie einem das ununterbrochene gedudel dort auf die nerven gehen kann: an jeder zweiten ecke schlägt ein flügellahmer kondor um sich; unrasierte australier fisteln herum wie james blunt; die rumänentruppe versperrt mit je einem akkordeon alle ausgänge des kaufhofs und in der passage wird's kammermusikalisch: russen, angeblich aus leningrad. neben dem maronistand der einbeiner mit der drehorgel; er ist schon so bekannt, dass er von verschiedenen passanten begrüßt wird.

in dieser sauce einen gutmenschen herumzuwaten zu lassen, ist ein bisschen viel verlangt, @huck. es wäre geradeso, als ob man von einem orthopäden verlangte, er müsse am persönlichen schicksal aller bandscheibenvorfälle teilhaben, die sich tag für tag durch seine praxisräume wälzen.

natürlich geht das nicht.

tranige g'schichterln wie deins da las man während der fünfziger des vorigen jahrhunderts mit vorliebe in den periodika der "inneren mission" oder im begleitbändchen zur kommunion - da gab's aber noch keine überflüssigen fußgängerzonen mit ihren organisierten beschallern, sondern ruinierte hinterhöfe und einsame geigenspieler, auf die entweder wasser heruntergeschüttet oder ein fünferl geworfen wurde. sie nahmen damals auch brot.

das durchsnitteinkommen eines musikanten in der münchner innenstadt (er braucht, wie in den meisten europäischen großstädten, längst eine lizenz) liegt heute bei ca. 30.- €/h, steuerfrei. je nach darbietung kann es auch mehr sein. von frankreich weiß ich, dass die indios mit ihren trommeln, panflöten und ukuleles gewerkschaftlich organisiert sind.

ich kann deinem arbeitslosen prot nur raten, auch ein instrument zu erlernen. bei einigem geschick stellte er sich gewiss besser als vorher auf dem bau!

um missverständnissen vorzubeugen: s'ist faschingssonntag - daher diese zwar nicht ganz ernsthafte, wohl aber gut gemeinte kritik, @huck finn. sie soll dich dazu animieren, nächstens mit weniger timbre und pathos in der stimme an den kleinigkeiten des alltags vorbeizulaufen.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
Hallo, ihr beiden!

@mumpf

das er einen romantischen eindruck macht kann schon sein. auf keinen fall war es die intention des wetters dafür zu sorgen.
das ist bestenfalls ein effekt.
Huch! Das siehst du aber eng! Ich meinte keinesfalls, daß ihmn das Wetter bei seiner Karriere als Straßenmusikant behilflich war.

der satz macht keinen rechten sinn. eventuell würde honorieren passen, aber auch dann bleibt der satz fragwürdig. die passanten honorieren ja nicht seine unvollkommenheit sondern seine bemühungen - trotz - seiner unvollkommenheit.
Tja nun. Wenn er nicht mehr drollig rumhopst, weil er's kann - dann wären die Passanten auch nicht so angetan. Klar soweit?

solange die aussagen die du machen willst davon nicht verändert werden, ist das sicher akzeptabel.
Das liegt nun aber auch im Augen des Betrachters (bzw. Lesers), oder? Ich kann daran nix verschleiertes finden.

@bluefin

sie soll dich dazu animieren, nächstens mit weniger timbre und pathos in der stimme an den kleinigkeiten des alltags vorbeizulaufen.
Scheiße. Dabei war ich der Meinung, ich hätte allen Pathos draußen gelassen. Ich werde mir deinen Ratschlag mal zu Herzen nehmen und gründlich über das ganze Ding nachdenken. Du erweckst den Eindruck, als drückte ich ständig auf die Tränendrüse. Da dies absolut nicht meine Intention war, ist die Story wohl kacke.

Aber um das mal klarzustellen: Nicht jeder hat so einen Hass auf Straßenmusikanten wie du! (Das Wörtchen "Hass" jetzt nicht unbedingt auf die Goldschale legen.)

Nichtsdestotrotz: Dank euch beiden für die Hinweise!

Huck
 

Mumpf Lunse

Mitglied
hallo huckleberry finn, ich weiß schon in etwa was du sagen wolltest. ;)
nur hast du eben was ganz anderes gesagt.

aber es ist natürlich dein text.

lg
mumpf
 
B

bluefin

Gast
hallo @huck,

nicht alles, was einem auf die nerven geht, muss man gleich hassen.

übrigens - um das schlimmste zu verhüten, sind blechblasinstrumente in der straßenmusik verboten. ausnahme: besondere anlässe wie kirchweih, fronleichnam oder der oktoberfestzug duch die innenstadt - da wird geblasen, dass die fensterscheiben klirren. und beim schäfflertanz, zum vertreiben der pest.

...*oompah*...

bluefin
 



 
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