Der Tag, an dem wir uns kennenlernten
Endlich habe ich die Ausstattung für meine neue Küche zusammen, nur die Arbeitsplatte fehlt noch, also schnell zum Baumarkt. Es ist zwar schon halb vier, aber das schaffe ich ja wohl in einer halben Stunde. Jaaa, habe gar nicht lange suchen müssen, da ist ja meine perfekte Arbeitsplatte, ein Traum in glänzendem Weiß mit rosa und hellgrünen Sprenkeln, 3,50 m und gar nicht mal so teuer. Die nehme ich, ist doch wirklich schnell gegangen, kaum fünf Minuten habe ich gebraucht. Aber wie jetzt das Riesenteil an die Kasse tragen? Na bitte, die haben auch an alles gedacht, hier steht's ja: "Brauchen Sie Hilfe? Wenden Sie sich an unser freundliches Fachpersonal!" Genau das werde ich tun. Nur, wo finde ich solch einen freundlichen Zeitgenossen? Das ist mal wieder typisch, kaum braucht man mal einen Verkäufer ... , haben sich alle verdrückt, als hätten sie sich abgesprochen. Nein, doch nicht, da hinten läuft einer, scheint der einzige zu sein. Im Schlepptau hat er einen ganzen Pulk von Kunden, die mühsam mit ihm schrittzuhalten versuchen. Haha, von hier sieht es aus, als ob sie ihn jagen. Paß auf, Verkäuferlein, gleich haben sie dich!
Naja, was bleibt mir anderes übrig, ich muß mich wohl oder übel an der Jagd beteiligen, schließlich brauche ich meine Arbeitsplatte. Inzwischen scheinen die Kunden den Verkäufer gestellt zu haben, er ist jedenfalls stehengeblieben. Fünf Kunden und ein Hund sind noch übrig, den Rest haben sie wohl abgehängt, der irrt jetzt in den weitläufigen Gängen des Baumarktes umher, auf der Suche nach einem Verkäufer. Schon von weitem höre ich ein wildes Durcheinandergerede: "Sind das die Tapeten aus dem Angebot?", fragt ein dicklicher Mann im braunen Mantel. "In der Blumenabteilung ist niemand", die Antwort der jungen Frau ist sicher nicht für ihn bestimmt. "Die Verpackung ist beschädigt, haben Sie den Artikel noch auf Lager?", "Oder sollen wir doch die Wanne mit den seitlichen Düsen nehmen?", "Am Regal steht der Preis nicht dran.", "Da paßt aber das 3/4 Zoll-Gewinde nicht, oder?" Ich wundere mich, daß der Verkäufer die Übersicht behält. Er bedient fünf Kunden gleichzeitig und zeigt doch nur leichte Spuren von Erschöpfung. "Haben Sie mal einen Wischlappen?", jetzt hat das brave Hundchen auch noch sein Geschäftchen mitten in den Gang gemacht.
Als der Verkäufer für einen kurzen Moment zu mir herüberblickt, sehe ich meine Chance gekommen. "Würden Sie mir mal helfen, ich habe mir da eine Arbeitsplatte ausgesucht ...", irgendwie bringe ich nur ein schüchternes Gestammel zustande. Was macht mich auf einmal so verwirrt? "Aber gern", er sieht mich an (oh, diese Augen!), nimmt mich beim Arm, und gemeinsam gehen wir nach draußen. Vergessen ist die Arbeitsplatte, der Baumarkt, das Gezeter der Kunden. Es gibt nur noch uns ...
Nachtrag: Inzwischen sind wir seit 20 Jahren glücklich verheiratet und erzählen immer noch gern von dem Tag, an dem wir uns kennenlernten.
Endlich habe ich die Ausstattung für meine neue Küche zusammen, nur die Arbeitsplatte fehlt noch, also schnell zum Baumarkt. Es ist zwar schon halb vier, aber das schaffe ich ja wohl in einer halben Stunde. Jaaa, habe gar nicht lange suchen müssen, da ist ja meine perfekte Arbeitsplatte, ein Traum in glänzendem Weiß mit rosa und hellgrünen Sprenkeln, 3,50 m und gar nicht mal so teuer. Die nehme ich, ist doch wirklich schnell gegangen, kaum fünf Minuten habe ich gebraucht. Aber wie jetzt das Riesenteil an die Kasse tragen? Na bitte, die haben auch an alles gedacht, hier steht's ja: "Brauchen Sie Hilfe? Wenden Sie sich an unser freundliches Fachpersonal!" Genau das werde ich tun. Nur, wo finde ich solch einen freundlichen Zeitgenossen? Das ist mal wieder typisch, kaum braucht man mal einen Verkäufer ... , haben sich alle verdrückt, als hätten sie sich abgesprochen. Nein, doch nicht, da hinten läuft einer, scheint der einzige zu sein. Im Schlepptau hat er einen ganzen Pulk von Kunden, die mühsam mit ihm schrittzuhalten versuchen. Haha, von hier sieht es aus, als ob sie ihn jagen. Paß auf, Verkäuferlein, gleich haben sie dich!
Naja, was bleibt mir anderes übrig, ich muß mich wohl oder übel an der Jagd beteiligen, schließlich brauche ich meine Arbeitsplatte. Inzwischen scheinen die Kunden den Verkäufer gestellt zu haben, er ist jedenfalls stehengeblieben. Fünf Kunden und ein Hund sind noch übrig, den Rest haben sie wohl abgehängt, der irrt jetzt in den weitläufigen Gängen des Baumarktes umher, auf der Suche nach einem Verkäufer. Schon von weitem höre ich ein wildes Durcheinandergerede: "Sind das die Tapeten aus dem Angebot?", fragt ein dicklicher Mann im braunen Mantel. "In der Blumenabteilung ist niemand", die Antwort der jungen Frau ist sicher nicht für ihn bestimmt. "Die Verpackung ist beschädigt, haben Sie den Artikel noch auf Lager?", "Oder sollen wir doch die Wanne mit den seitlichen Düsen nehmen?", "Am Regal steht der Preis nicht dran.", "Da paßt aber das 3/4 Zoll-Gewinde nicht, oder?" Ich wundere mich, daß der Verkäufer die Übersicht behält. Er bedient fünf Kunden gleichzeitig und zeigt doch nur leichte Spuren von Erschöpfung. "Haben Sie mal einen Wischlappen?", jetzt hat das brave Hundchen auch noch sein Geschäftchen mitten in den Gang gemacht.
Als der Verkäufer für einen kurzen Moment zu mir herüberblickt, sehe ich meine Chance gekommen. "Würden Sie mir mal helfen, ich habe mir da eine Arbeitsplatte ausgesucht ...", irgendwie bringe ich nur ein schüchternes Gestammel zustande. Was macht mich auf einmal so verwirrt? "Aber gern", er sieht mich an (oh, diese Augen!), nimmt mich beim Arm, und gemeinsam gehen wir nach draußen. Vergessen ist die Arbeitsplatte, der Baumarkt, das Gezeter der Kunden. Es gibt nur noch uns ...
Nachtrag: Inzwischen sind wir seit 20 Jahren glücklich verheiratet und erzählen immer noch gern von dem Tag, an dem wir uns kennenlernten.