Der Tod

3,20 Stern(e) 5 Bewertungen

presque_rien

Mitglied
Hallo zusammen,

also auch auf die Gefahr hin, mich hier auf einen Außenseiterposten zu begeben, muss ich sagen, dass ich björns Sonett gar nicht schlecht finde. Er hat ja schon zugenüge demonstriert, dass er auch anders kann und moderne Sonette zu so gar nicht sonetttypischen Themen (ich sage nur: Slipeinlage) aus dem Ärmel schütteln kann. Also warum schreibt er dann jetzt so ein Sonett? Wohl nicht, weil er's "nicht besser weiß". Sondern vermutlich, weil er genau das schreiben wollte: Ein barock anmutendes, klassisches Sonett, eine Stilisierung also. Was spricht dagegen? Gut, es ist nicht neu; aber die meisten Gedichte sind inhaltlich eher wenig überraschend. Und als Stilisierung auf ein "echtes barockes Sonett" macht sich dieses Sonett nicht schlecht. Was bis jetzt irgendwie noch keiner beachtet hat, ist der gut gemachte sonetttypische Umbruch zwischen den Quartetten und den Terzetten: Zuerst wird der Tod erwartungsgemäß negativ dargestellt, dann aber darauf hingewiesen, dass er auch zum Weiterbestehen des Lebens entscheidend beiträgt. Ich denke da an Faust: "Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." Ich will damit nicht sagen, dass ich das Sonett überragend fände - es hat ein paar Holperer und inhaltliche Ungereimtheiten - aber einen Verriss finde ich ungerechtfertigt.

Lg presque
 

presque_rien

Mitglied
Hi björn,

ein Tipp: Der Wechsel zwischen 11- und 13-silbigen Versen in den Quartetten stört ziemlich! Da solltest du versuchen, Silben zu streichen.

Lg presque
 

björn lindt

Mitglied
Ach Gott, nicht jeder schreibt immer à la carte... und trifft das Gusto eines jeden.
Zur Silbenzahl. Sind nicht die Hebungen massgebend? Ganz klassisch hat jede Zeile 5 Hebungen. Quartette und Terzette sind ganz klar getrennt und wiederspiegeln These und Anti-These, wie es das Sonett will. Ich gebe zu, es war nicht einfach je 2 4er Reimpaare in den Quartetten unterzubringen (wie es im "guten" französischen Sonett üblich ist), doch denke ich, hab ich's recht ordentlich hingekriegt, gefällt mir mein Werk doch eigentlich gut, so wie es ist.

In diesem Sinne: lasst die endlosen Diskussionen und gebt Frieden.

Björn
 

presque_rien

Mitglied
Nee, sorry björn,

ich würde ja gerne Frieden geben, aber nicht bevor ich feststelle, dass ein 5-hebiger jambus wirklich 11 oder 10 Silben haben sollte. Ich weiß jetzt nicht 100%ig, wie das "offiziell" gehandhabt wird und ob da einfach mal 3 unbetonte Silben zwischendurch erlaubt sind. Das ist auch egal, es stört einfach! Denn auch eigentlich unbetonte Silben werden in einer klassischen Form meines Erachtens an das Metrum angepasst. Ich behaupte mal, der dritte Vers wird von den meisten nicht so gelesen:
will [red]lei[/red]se [red]schlei[/red]chend dort in [red]je[/red]de [red]Po[/red]re [red]drin[/red]gen
sondern so:
will [red]lei[/red]se [red]schlei[/red]chend [red]dort[/red] in [red]je[/red]de [red]Po[/red]re [red]drin[/red]gen
Und damit gibt es einfach eine Hebung zu viel. Sonett bedeutet ja nicht umsonst "Klangstück" - es soll sich gut anhören, Regeln hin oder her.

Lg presque
 

björn lindt

Mitglied
Da hast du in der Tat einen kleinen Fehler entdeckt... denn ich habe es eigentlich wie den letzten Hinweis gelesen. Manchmal sieht man's einfach nicht...

Liebe Grüsse
Björn
 



 
Oben Unten