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Der Ursprung
Ich dachte, ich würde alles kennen. Nicht konkret sondern mehr vom Prinzip her. Schließlich ist dies schon mein achter Einsatz und ich kenne die Berichte all meiner Kollegen. Aber das Universum steckt tatsächlich voller Rätsel …
[ 3]Die Überwachung von Tabuplaneten ist immer eine heikle Sache. Man muss in die Gesellschaft eintauchen, ohne dabei aufzufallen. Zum Glück ist die Abschirmtechnik der Verwandten Welten inzwischen so ausgereift, dass einem zumindest von dieser Seite keine böse Überraschungen erwarten. Es hängt nur noch vom persönlichen Geschick des Beobachters ab, nicht plötzlich zum Zentrum einer planetenweiten Alien-Euphorie oder – schlimmer – Alien-Panik zu werden. Dieses Risiko ist nicht unerheblich, denn immerhin befinden sich die Welten, die wir aufsuchen, naturgemäß in einem Stadium, in dem bereits ausgiebig nach außerplanetarer Intelligenz gefahndet wird. Diese Entwicklung ist so zwangsläufig, dass, wann immer von einem der Tabuplaneten Zeichen einer intensiven Suche ausgehen, wir einen Beobachter entsenden und in Erwartung postiver Berichte die Kontaktaufnahme vorbereiten.
[ 3]In diesem Fall weiß ich jedoch nicht, ob mein Bericht positiv sein wird.
[ 3]All meine Erfahrung bestätigte bisher, dass besagte Suche beginnt, sobald die Evolutionsforschung einer Gesellschaft auf eines oder mehrere Missing Links stößt, und je länger sie diese Lücke nicht schließen kann, desto mehr setzt sich der Gedanke von außerplanetarer Einflussnahme fest. Es ist erstaunlich, wie rasch sich ab diesem Moment eine Sichtweise etabliert, die der Wirklichkeit sehr nahe kommt. Mitunter manifestiert sich dies auch in einem wahren Religionsboom. Immerhin kann man etwas oder jemanden, der zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Art Ur-Biotop installiert und im Folgenden immer wieder in die Entwicklung der darin lebenden Wesen dadurch beeinflusst, dass er durch scheinbare Naturkatastrophen den Prozess der Auslese beschleunigt, ob seiner Macht durchaus mit einem Gott gleichsetzen. Der Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft besteht an diesem Punkt der Entwicklung nur darin, ob man den Schöpfer in Gott oder in einer außerplanetaren Intelligenz vermutet. Wenn der entstandte Beobachter diesen Status festellt, beginnen die Kontakter mit ihrer Arbeit und lassen nach und nach Informationen in die Gesellschaft einsickern, die letztlich zum ersten offiziellen Kontakt führen.
[ 3]Ich war oft dabei. Es sind immer die gleichen Reaktionen: Zuerst Euphorie über den Kontakt, dann die Frage „Warum kommt ihr erst jetzt?“ und dann die Betroffenheit, wenn wir es ihnen erklären. Wenn sie erfahren, wie die Schöpfung tatsächlich ablief. Dass sie Ergebnis eines Experimentes sind. Immer, wirklich immer, schließen sie sich daraufhin dem Codex der Verwandten Welten an, der die Einmischung in die Entwicklung eines Volkes verbietet, der die Manipulation eines Volkes durch ein anderes als eine der größten moralischen Verfehlungen ahndet. Kein Volk, das ich kennen gelernt habe, trägt leicht an dem Wissen, Züchtungseregbnis zu sein und in einer Welt zu leben, die nichts als ein aufgegebenes Experiment ist. Und so wie ich diese Welt hier verstehe, ist es auch auf ng 35978 so. Und trotzdem…
[ 3]Manchmal, wenn wir Glück haben, finden wir in den archäologischen Sammlungen einer Aufgenommen Welt ein Dokument, das unser Bild von den Schöpfern komplettiert. Das Einzige, was wir wirklich von ihnen wissen, ist, dass sie Planeten auswählten, um auf ihnen eine gelenkte Evolution zu starten. Immerhin lässt sich relativ leicht feststellen, wann auf dem einzelnen Planeten dieser Prozess begann. Nach diesen Daten haben die Schöpfer in einem Bereich – vermutlich im Umfeld ihrer Heimat – damit begonnen und ihr Experimentierfeld nach und nach ausgedehnt. Danach haben sie sich vom äußeren Bereich dieses Galaxiearms nach innen vorgearbeitet. Dabei haben sie – aus welchem Grund auch immer – jedesmal höher entwickelte Saat-Spezies verwendet und immer stärker manipulierend eingegrifffen, so dass heute die jüngsten Zivilisationen die am höchsten entwickelten sind. Zugleich haben sich die Spezies der Inneren Welten wegen der kürzeren Zeit nicht so gravierend voneinder weg entwickelt wie in den weiter außen liegenden Welten.
[ 3]Ng 35978 weicht von diesem Schema ab. Dieser Tabuplanet liegt nicht nur im äußeren Bereich des Spiralarms, er befindet sich außerdem beinahe genau in dem Gebiet, das unsere Wissenschaftler als Ausgangspunkt der Schöpfungsexperimente ermittelt haben. Dennoch passt die gesamte Biosphäre dieses Planeten eher in das System der Äußeren Welten. So gut, dass ich mich auch ohne Gestaltanpassung unbehelligt unter den Menschen hier bewegen kann. Natürlich haben unsere Experten eine Erklärung dafür: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben ihrer Meinung nach alle Schöpfungsexperimente nur dazu gedient, hier, auf ng 35978, genau diese Welt zu kreieren. Wozu, ist jedoch unklar, denn leben konnten die Schöpfer in ihren Laborwelten nachgewiesenermaßen nicht. Beziehungsweise nicht ohne großen Abschirmungs- und Schutzaufwand. Vielleicht waren sie ja gar nicht auf der Suche nach etwas Bestimmten, sondern experimentierten um des Experimentierens willen. Und auf diesem Planeten hier stellten sie dann die Krönung ihrer gärtnerischen Bemühungen zu Schau. Ich halte es sogar für möglich, dass es damals eine Art Wettbewerb gab: Jeder musste von einem bestimmten Planeten niedere Lebensformen auswählen und daraus auf einem neuen Planeten die schönste oder interessanteste Biosphäre kreieren. Das hat immerhin den Vorteil, dass wir uns als Kunstwerke ansehen könnten. Unsere Wissenschaftler finden diese Idee absurd – mir gefällt sie.
[ 3]Doch zurück zu meiner Mission. Ich weiß wirklich nicht, ob ich den Kontaktern empfehlen soll, sich auf die Aufnahme der Erde in die verwandten Welten vorzubereiten. Zwar gibt es hier mehrere Schöpfer-Religionen und auch zahlreiche Thesen, die vom Besuch Außerirdischer ausgehen. Selbst die Evolutionsforschung hat einen Stand erreicht, der für sich genommen für den nötigen Reifegrad der Menschheit spricht. Doch all das passt nicht zueinander. Die Theorien reichen von der Erschaffung der Lebensformen, wie sie noch heute existieren, über die Einflussnahme durch Aliens bis hin zu einer durchgehend natürlichen Entwicklung. Die Wissenschaftler dabei gehen davon aus, dass sich das Leben vom ersten komplexen Molekül bis zum heutigen Menschen allein durch Mutation und Auslese entwickelt hat. Und das wirklich Faszinierende daran ist: Sie können es beweisen.
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Der Ursprung
Ich dachte, ich würde alles kennen. Nicht konkret sondern mehr vom Prinzip her. Schließlich ist dies schon mein achter Einsatz und ich kenne die Berichte all meiner Kollegen. Aber das Universum steckt tatsächlich voller Rätsel …
[ 3]Die Überwachung von Tabuplaneten ist immer eine heikle Sache. Man muss in die Gesellschaft eintauchen, ohne dabei aufzufallen. Zum Glück ist die Abschirmtechnik der Verwandten Welten inzwischen so ausgereift, dass einem zumindest von dieser Seite keine böse Überraschungen erwarten. Es hängt nur noch vom persönlichen Geschick des Beobachters ab, nicht plötzlich zum Zentrum einer planetenweiten Alien-Euphorie oder – schlimmer – Alien-Panik zu werden. Dieses Risiko ist nicht unerheblich, denn immerhin befinden sich die Welten, die wir aufsuchen, naturgemäß in einem Stadium, in dem bereits ausgiebig nach außerplanetarer Intelligenz gefahndet wird. Diese Entwicklung ist so zwangsläufig, dass, wann immer von einem der Tabuplaneten Zeichen einer intensiven Suche ausgehen, wir einen Beobachter entsenden und in Erwartung postiver Berichte die Kontaktaufnahme vorbereiten.
[ 3]In diesem Fall weiß ich jedoch nicht, ob mein Bericht positiv sein wird.
[ 3]All meine Erfahrung bestätigte bisher, dass besagte Suche beginnt, sobald die Evolutionsforschung einer Gesellschaft auf eines oder mehrere Missing Links stößt, und je länger sie diese Lücke nicht schließen kann, desto mehr setzt sich der Gedanke von außerplanetarer Einflussnahme fest. Es ist erstaunlich, wie rasch sich ab diesem Moment eine Sichtweise etabliert, die der Wirklichkeit sehr nahe kommt. Mitunter manifestiert sich dies auch in einem wahren Religionsboom. Immerhin kann man etwas oder jemanden, der zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Art Ur-Biotop installiert und im Folgenden immer wieder in die Entwicklung der darin lebenden Wesen dadurch beeinflusst, dass er durch scheinbare Naturkatastrophen den Prozess der Auslese beschleunigt, ob seiner Macht durchaus mit einem Gott gleichsetzen. Der Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft besteht an diesem Punkt der Entwicklung nur darin, ob man den Schöpfer in Gott oder in einer außerplanetaren Intelligenz vermutet. Wenn der entstandte Beobachter diesen Status festellt, beginnen die Kontakter mit ihrer Arbeit und lassen nach und nach Informationen in die Gesellschaft einsickern, die letztlich zum ersten offiziellen Kontakt führen.
[ 3]Ich war oft dabei. Es sind immer die gleichen Reaktionen: Zuerst Euphorie über den Kontakt, dann die Frage „Warum kommt ihr erst jetzt?“ und dann die Betroffenheit, wenn wir es ihnen erklären. Wenn sie erfahren, wie die Schöpfung tatsächlich ablief. Dass sie Ergebnis eines Experimentes sind. Immer, wirklich immer, schließen sie sich daraufhin dem Codex der Verwandten Welten an, der die Einmischung in die Entwicklung eines Volkes verbietet, der die Manipulation eines Volkes durch ein anderes als eine der größten moralischen Verfehlungen ahndet. Kein Volk, das ich kennen gelernt habe, trägt leicht an dem Wissen, Züchtungseregbnis zu sein und in einer Welt zu leben, die nichts als ein aufgegebenes Experiment ist. Und so wie ich diese Welt hier verstehe, ist es auch auf ng 35978 so. Und trotzdem…
[ 3]Manchmal, wenn wir Glück haben, finden wir in den archäologischen Sammlungen einer Aufgenommen Welt ein Dokument, das unser Bild von den Schöpfern komplettiert. Das Einzige, was wir wirklich von ihnen wissen, ist, dass sie Planeten auswählten, um auf ihnen eine gelenkte Evolution zu starten. Immerhin lässt sich relativ leicht feststellen, wann auf dem einzelnen Planeten dieser Prozess begann. Nach diesen Daten haben die Schöpfer in einem Bereich – vermutlich im Umfeld ihrer Heimat – damit begonnen und ihr Experimentierfeld nach und nach ausgedehnt. Danach haben sie sich vom äußeren Bereich dieses Galaxiearms nach innen vorgearbeitet. Dabei haben sie – aus welchem Grund auch immer – jedesmal höher entwickelte Saat-Spezies verwendet und immer stärker manipulierend eingegrifffen, so dass heute die jüngsten Zivilisationen die am höchsten entwickelten sind. Zugleich haben sich die Spezies der Inneren Welten wegen der kürzeren Zeit nicht so gravierend voneinder weg entwickelt wie in den weiter außen liegenden Welten.
[ 3]Ng 35978 weicht von diesem Schema ab. Dieser Tabuplanet liegt nicht nur im äußeren Bereich des Spiralarms, er befindet sich außerdem beinahe genau in dem Gebiet, das unsere Wissenschaftler als Ausgangspunkt der Schöpfungsexperimente ermittelt haben. Dennoch passt die gesamte Biosphäre dieses Planeten eher in das System der Äußeren Welten. So gut, dass ich mich auch ohne Gestaltanpassung unbehelligt unter den Menschen hier bewegen kann. Natürlich haben unsere Experten eine Erklärung dafür: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben ihrer Meinung nach alle Schöpfungsexperimente nur dazu gedient, hier, auf ng 35978, genau diese Welt zu kreieren. Wozu, ist jedoch unklar, denn leben konnten die Schöpfer in ihren Laborwelten nachgewiesenermaßen nicht. Beziehungsweise nicht ohne großen Abschirmungs- und Schutzaufwand. Vielleicht waren sie ja gar nicht auf der Suche nach etwas Bestimmten, sondern experimentierten um des Experimentierens willen. Und auf diesem Planeten hier stellten sie dann die Krönung ihrer gärtnerischen Bemühungen zu Schau. Ich halte es sogar für möglich, dass es damals eine Art Wettbewerb gab: Jeder musste von einem bestimmten Planeten niedere Lebensformen auswählen und daraus auf einem neuen Planeten die schönste oder interessanteste Biosphäre kreieren. Das hat immerhin den Vorteil, dass wir uns als Kunstwerke ansehen könnten. Unsere Wissenschaftler finden diese Idee absurd – mir gefällt sie.
[ 3]Doch zurück zu meiner Mission. Ich weiß wirklich nicht, ob ich den Kontaktern empfehlen soll, sich auf die Aufnahme der Erde in die verwandten Welten vorzubereiten. Zwar gibt es hier mehrere Schöpfer-Religionen und auch zahlreiche Thesen, die vom Besuch Außerirdischer ausgehen. Selbst die Evolutionsforschung hat einen Stand erreicht, der für sich genommen für den nötigen Reifegrad der Menschheit spricht. Doch all das passt nicht zueinander. Die Theorien reichen von der Erschaffung der Lebensformen, wie sie noch heute existieren, über die Einflussnahme durch Aliens bis hin zu einer durchgehend natürlichen Entwicklung. Die Wissenschaftler dabei gehen davon aus, dass sich das Leben vom ersten komplexen Molekül bis zum heutigen Menschen allein durch Mutation und Auslese entwickelt hat. Und das wirklich Faszinierende daran ist: Sie können es beweisen.
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