Der Wunsch

Ustrarisa

Mitglied
Der Wunsch

Der Abend kam, ich kehrte heim,
da schenkt ich mir ein Glaserl ein.
Die Stille brüllte mir ins Ohr,
ich kam mir sehr alleine vor.

Der Fernsehr tot, das Sprachrohr fort,
der Akku leer am fremden Ort,
saß ich am kalten Kachelschrank,
an Einsamkeit ich bald erkrankt.

“Herr Gott schick mir ein Seelchen her,
damit mein Abend nicht gar so leer!”
Den Satz hat ich kaum abgerungen,
da kam es auch schon angesprungen!

Auf einmal beißt es fürchterlich,
am Bein, am Arm, auch im Gesicht!
Ich schaute nach, was guckte roh?
Auf meinem Körper saß ein Floh!

“Herr Gott, das hab ich nicht erbeten,
ein Floh, der beißt in die Staketen!
Er spricht kein einz‘ges Wort mit mir,
dafür frisst er gleich für Vier!”

Da sprach der Herr: “Du batest mich,
um eine Seel‘‚ ganz inniglich.
Woher sollt ich nun auch noch wissen,
mit wem du teilen möch‘st dein Kissen?

Just gerad zu dieser Zeit,
wünscht ich mir die Einsamkeit!
Denn es saß auf meinem Bein,
dein Floh und biss dort kräftig rein!

Da dieser auch von mir kreiiert
und ich mit ihm nicht gern liiert,
befahl ich ihm:”Geh sofort hin,
wo ich gehört die einsam Stimm!

Dem Floh kam dieses g‘rade recht!
Ließ ab von mir, ihm war schon schlecht,
vom ew‘gen gleichen göttlich Blute:
“Da geh ich lieber jetzt zur Ute!”

Drum halt dich an das Sprichwort weise,
was hier gut passt zur Lebensreise!:
“Dem dir geschenkten alten Gaul,
dem schaut man doch nicht in sein Maul!”

Dein Wunsch war mir Befehl sofort,
die Seele wechselte den Ort.
Ich bekam die Einsamkeit
und du warst, wie gewünscht, zu zweit!”

Sprach er und verschwand gleich drauf,
so nahm die Zweisamkeit sein’ Lauf!
Gelernt hab ich aus der Geschicht’
das Wünschen lohnt sich manchmal nicht!

Ustrarisa
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist eine neue Form einer alten, oft beschriebenen Geschichte. Wünsche gehen selten so aus, wie man sie stellt.
Wenn man etwas wünscht, ist es am Besten, die Wünsche gehen nicht in Erfüllung.

Das Gedicht ist in Opitz'scher Tradition. Einfache Reime, Sprache entsprechend der Reime und in traditionell volkstümlicher Art angepasst, wenn nötg ggen den natürlichen Rhythmus, aber selten. Vor Opitz wurde das sehr oft gemacht, Opitz plädierte für den natürlichen Rhythmus.

Ab dritter Strophe beginnt (relativ) frei geänderter Rhythmus mit mehrmaligem Rhythmenwechsel und unsauberen Reimen als Stilmittel. Es soll lustig wirken.
Eventuell ist auch volkstümelnd "Reim dich oder ich fress dich" als Stilmittel, um den Humor zu verdeutlichen.

Sollen die unsauberen Reime den Status darstellen, wie das Glaserl wirkt?
---

Ist die Kongruenz bei "so nahm die Zweisamkeit sein’ Lauf!" absichtlich nicht beachtet? Oder fasst Du "Zweisamkeit" als männlich auf? Ich würde hier "ihr'n" verwenden.

Viele Grüße von Bernd

PS: Insgesamt würde mir das Gedicht gefallen, es verträgt aber "Feinschliff". (Zum Beispiel Umformung in Knittelreime, damit die Abweichungen nicht gar so sporadisch wirken.)

Es kann theoretisch auch an unterschiedlicher lokaler Betonung liegen, dass ich Fehler empfinde.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Schwierig ist vorallem die verdrehte Sprache.
Zumindest in meinen Ohren. (dem Reim geschuldet?)

Schade so wirkt diese sehr schöne Idee ein wenig
lieblos zusammengekleistert.

L.G
Patrick
 

Ustrarisa

Mitglied
Eigentlich schreibe ich Gedichte komplett spontan auf, obwohl ich mich so gar nicht als Verseschreiber sehe! Es ist manchmal tatsächlich so, dass ich unbedingt reimen will, der Laune entsprechend! Ich selbst bin ein spontan humorvoller Mensch, der eine Idee hat und sie um Gottes Willen jetzt aber sofort aufschreiben muss, damit ich auch später noch einmal darüber lachen kann!
Diese Verse dienen nur als eine in Versform geschriebene Geschichte, mehr nicht! Es geht dabei nur um die Geschichte oder das Geschichtchen an sich. Ich habe selbst keinen Anspruch auf langlebige Literatur und doch lebt Wilhelm Busch noch heute in den Herzen der großen und kleinen Menschen!
Die anspruchsvolle Literatur überlasse ich Ihnen!
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist doch volkommen in Ordnung!
Warum so bissig, oder interpretiere ich das falsch?

Geht mir ja oft genauso.
Wenn ich überlege was ich mir manchmal fürn
Quark zusammenreime... :)

Aber wie gesagt, das Gedicht ist nicht schlecht.
Trifft bloß sprachlich nicht meinen Geschmack.

L.G
Patrick
 



 
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