Dezemberlicht (gelöscht)

Ralf Langer

Mitglied
hallo atoun
"Im Grauen seufzt
der Morgenstern:
Betlehem,

o Betlehem,
du bist...
so fern."

Allein das ist schon ein starkes Stück
Gebet, in dem das "Grauen" wunderbar doppledeutig
schwingt.

lg
ralf
 

atoun

Mitglied
Hallo Ralf,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Doppeldeutigkeit sollte das ganze Gedicht durchziehen. Es ist sprachlich sehr einfach verfasst, weil ich es aufgrund der Bilder nicht überladen wollte.

Hallo revilo,
ich würde Dir gern weiterhelfen, nur weiß ich nicht, was Du daran nicht verstehst?

Viele Grüße
atoun
 
Hallo atoun,
dein Text gefällt mir sehr.
Allerdings bin ich über dei 2. Strophe gestolptert.
Müßte die nicht richtiger heißen:

sich entkleidend
sitzt er
am Tisch

oder

sich entkleidet
und sitzt
am Tisch

oder habe ich da etwas missverstanden?
Herzliche Grüße
Karl
 

atoun

Mitglied
Lieber Karl,

vielen Dank für Deinen Kommentar.
Ich bin nicht sicher, ob Du etwas missverstanden hast. In erster Linie ist mir ja auch das Verstehen der Mit-Autoren-Leser sehr wichtig. Nun seid Ihr zwei, die genau diesen Zeilen keinen Sinn geben können.
Für mich sind sie selbstverständlich, deshalb musste ich lange darüber nachdenken, aus welchem Grund Ihr dem nicht folgen könnt.

Ein "entkleideter" Tag wäre für mich ein "nackter" Tag. Da könnte man auch sagen: "er blitzt und glänzt". Eine Metapher für puren Sonnenschein in meinen Augen.
Das aber sollte hier nicht dargestellt werden, sondern eben das Gegenteil von strahlender Sonne.

Der Tag hat
seinen schwarzen Umhang
gezückt

sich eingekleidet
sitzt er
am Tisch


Jede Strophe für sich beherbergt einen Übergang und Sinngehalt zur nächsten Strophe, aber impliziert für sich einzeln genommen auch eine eigene Bedeutung.
In dem Fall (zu Deiner Frage) bedeuten die Zeilen der zweiten Strophe, dass der Tag sich in einen "schwarzen Umhang gehüllt" hat. Das Wort "eingekleidet" wählte ich, damit der "Thematisierte" auf einmal zur Figur wird. Also stehen hier mithin zwei Bedeutungen:
Der Tag, entzückt von seinem düsteren, schwarzen Schimmer, wird - im Übergang zur dritten Strophe - zum personifizierten Spieler. Lässt seine Unvernunft - in der Strophe darauf - quasi zum Himmel fahren. Doch gleichzeitig zeigt er vordem sein Gesicht: indem er die Karten auf den Tisch packt.
Es sind im Zusammenhang gesehen, eben die drei goldnen Münzen - wie die drei Weisen im Guten - drei schlechte Omen: der Tag wird zum schwarzen Mann (der Teufel), er wird "auf weiter Flur" - also was uns umgibt - zum Spieler (oder zum Glücksritter; jemand, der nicht wirklich denkt), und er macht sich abhängig. Er verliert seine Freiheit strahlen zu können, weil er die Bedeutung seiner Vernunft (nämlich hell zu erscheinen) an die Bank verspielt. Die Bank lässt alles zum Himmel fahren und zeigt dadurch eigentlich die "wahre Düsternis" in Form des Schlangenträgers.
Summa summarum ist das Fazit des Gedichts: nichts ist niemandem mehr heilig.
Der Tag achtet die Sonne nicht, die Bank hat den kleinen Mann sowieso noch nie geschätzt, die gesellschaftliche Moral geht den Bach runter und kaum jemand glaubt noch daran, dass es einen weisen Gott - oder die Lehren um ihn - je gegeben hat.

Viele Grüße
atoun
 
Hallo atoun,
danke für deine umfänglichen Erläuterungen.
Ich hatte Probleme, weil ich nicht erkennen konnte, dass "hat"
sich auch auf den Beginn der 2. Strophe beziehen soll.
Durch den Strophenabstand ist das m.E. auch leicht missverständlich.
Herzliche Grüße
Karl
 

MarenS

Mitglied
Feines Gedicht, atoun!
Ich empfinde das "eingekleidet" nicht als problematisch.

Auch mir gefällt das gedoppelt lesbare Grauen besonders gut.

Grüße von der Maren
 



 
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