die amsel überm dichter war ganz still

4,00 Stern(e) 1 Stimme

wiesner

Mitglied
die amsel überm dichter war ganz still


haltet endlich die klappe
ihr mit euren erfolgserektionen
und ihr mit
euren erfolgsausflüssen
ich will euch nicht mehr hören
mein bedarf an belehrungen
und gegoogelten scheißheiten
ist erschöpft so wie ich
einfach erschöpft bin
und hier hier sitze
hier am weg und nichts
anderes finden will als
den dritten vers eines haiku
den titel eines liebesgedichts
einen reim auf mensch
ich bin erschöpft
lasst mich meine pistazien
kauen beim nachdenken
und
haltet endlich die klappe
 

sufnus

Mitglied
Hey wiesner,
ich mag die vertrotzte Motzigkeit der Sprechstimme in diesem Gedicht sehr (und der Ausdruck "scheißheiten" ist sublim!).
Da das Gedicht vor allem von dem Spannungsfeld von Motzton und Erschöpfung lebt, fänd ich es vorsichtig gekürzt noch ein bisschen ausdrucksstärker. Und bei den Pistazien bin ich etwas unsicher. Einerseits sind die ein sehr schickes Konkretum, welches aufhorchen lässt, andererseits führen die Pistazien nirgends so recht hin und ich habe den Verdacht, es hätten genauso gut Kürbiskerne, Kartoffelchips oder Erdnüsse sein können. Mit Einschränkung gilt das auch für die Amsel, aber die führt mich zumindest zu dem ein oder anderen Gedicht im großen Lyrikuniversum und erzeugt so gewisse Schwingungsebenen. :)
LG!
S.
 

wiesner

Mitglied
dieser text betrifft mich gar nicht
ich hab ihn für einen guten freund eingestellt, der ständig mit verlagen im clinch ist - die wollen ihn einfach nicht
die kulturmanager hasst er ebenso wie diese lektoratsfuzzis - allesamt ökonomisten ohne literarische aus- und eingänge
am schlimmsten aber sind ihm freunde mit ihren belehrungen
was er tun müsse, um ...

zu lang? ich finde den textfluss angenehm und schnell abarbeitbar

na ja, ob nüsse oder pistazien ... hm

die amsel ist scheu und stimmschön, doch ist sie auch neugierig und hört still zu - kann sozusagen die klappe halten
jemand hat einen vogel - keine schlechte idee finde ich

danke, Sufnus, für den kommentar

gruß
wiesner
 
Zuletzt bearbeitet:

wiesner

Mitglied
ich habe bereits wegen stimmungsmache und provokation die schließung beantragt
aber von den herren redakteuren rührt sich niemand
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hi Fritz,
also die Rückfragen von Hansz hab ich gegebenenfalls als ein bisschen neckend wahrgenommen, aber dabei neckend im Sinne von freundlich-zugewandt-augenzwinkernd. Das ist halt der Nachteil bei einer Kommunikation über das geschriebene Wort, das hier keine psychomotorischen Begleitsignale einen Kontext ausleuchten (zugleich ist das natürlich auch ein Vorteil, weil man sich vorurteilsfreier an den textlichen Inhalt halten kann). Auf alle Fälle empfände ich eine Einstufung als Stimmungsmache und Provokation als etwas hart.
Und um die immer neu zu führende Diskussion, inwieweit aus einem Gedicht ein(e) Autor*in spricht (oder eben auch nicht!), wäre es doch eigentlich schade, wenn der Thread geschlossen würde. :)
Ich hab z. B. die Stimme des Gedichts als nicht identisch mit dem Autor wahrgenommen, weshalb ich oben ja auch von der Motzigkeit der Sprechstimme (und eben nicht einer ggf. schlechten Laune des Autors) sprach. Für mich ist klar, dass der Autor hier in eine bestimmte Rolle schlüpft. Ob nun dieses Rollenspiel wiederum auch Aussagen über den Autor ermöglicht, ist dabei m. E. nicht so wichtig für eine Einschätzung des Gedichts. Aber man kann das ja durchaus diskutieren. :)
LG!
S.
 

mondnein

Mitglied
Trifft eigentlich ganz gut die Selbsteinschätzung all dieser "Dichter", die sich hinter einem Lyri verstecken, das sie natürlich nicht authentisch selbst "sind".

Mach ich genauso, siehe meine drei Vorschläge.
 



 
Oben Unten