Die Frau auf der Brücke (gelöscht)

B

bluefin

Gast
hallo @huck,

erstmal willkommen hier im haifischbecken. hoffentlich hast du viel spaß mit uns und wir mit dir. weil ich eine schwäche für mark twain speziell und für wasser im allgemeinen habe, sag ich dir was zu deinem text:

eine wirklich gute idee und sehr schön geschrieben dazu; sehr schön beobachtet - dass der alte dampfer einen rauchenden schornstein hat, dass das deck bereift ist und dass eine frau so anmutig sein kann, dass die altersflecken keine chance dagegen haben: wunderbar.

was nicht so recht ins bild passt, ist der der verhältnismäßig simple und dabei doch in die länge gedehnte dialog der beiden. ein fischkutter, der stromab fährt, war auch vor langer zeit schon so laut und so schnell, dass kein solcher smalltalk möglich gewesen wäre, von einer brücke hoch über dem fluss hinunter auf das deck eines durchrauschenden schiffes schon gleich gar nicht. wenn man sich schreiend verständigen muss, kann keine stimme betrübt klingen. ich finde, der dialog wäre ohnehin überflüssig - es würde reichen, die frau ihre liebevollen gedanken haben, die beiden winken und sie dann irgendwas in die hecksee rufen zu lassen. das reichte vollkommen.

das mit dem gelben plastikzeug funzt auch nicht so recht. das tragen die ölarbeiter und die lohnfischer erst neuerdings. früher war das zeug gewachstes schwarzes leinen oder schwarzer gummi. und den letzten satz sollte nicht das alte mädchen sagen, sondern der urlauber, der sich um sie kümmert. sonst konterkarierst du die vorherige sicht der prota und ruinierst damit die geschichte total.

tipp: nochmal drüber gehen. es lohnt sich bestimmt.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
Hallo bluefin,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik. Sie ist äußerst hilfreich für mich! Und lieben Dank auch, daß du meine Geschichte schön geschrieben findest.

Tja, ich hatte bald schon befürchtet, der Dialog könnte zu lang/trocken/langweilig sein. Ich wußte mir nicht anders zu helfen, als daß erst mit Hilfe einer anderen Figur der Fischkutter als fiktiv entlarvt werden könnte. Ich kann deine Kritik sehr gut nachvollziehen, gebe aber gleichzeitig zu, daß mir eine Lösung des Problems spontan nicht einfallen mag. Ich werde noch einmal drüber grübeln, das kann ich dir garantieren.

Mit dem Ölzeug und so hast du mich der Unkenntnis der "historischen Rahmenbedingungen" überführt. Ich dachte mir, vor 50 Jahren werden die Fischer schon nicht viel anders ausgesehen haben, als wie man sie heute hier und da sieht. Ich werde das recherchieren. Aber ist das wirklich so laut, wenn ein Fischkutter dahindampft? Ich habe im Hamburger Hafen mal einen gesehen, und der schnaufte ganz gemächlich vor sich hin. Na ja, ich kann das Gegenteil nicht zweifelsfrei beweisen (will ich eigentlich auch gar nicht), darum lasse ich den Teil so stehen. Da muss die Logik hinsichlich der Romantik/Tragik eben ein paar Abstriche hinnehmen.

Noch einmal vielen Dank für deine netten Worte!

Bis bald

Huck
 



 
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