Die Klinge

Empi

Mitglied
Sein Rapier fiel klirrend zu Boden. Stöhnend ging Ulrich in die Knie. Die linke Hand umklammerte den kalten Stahl, der sich in seine Brust gebohrt hatte. Er musste husten. Blut perlte über seinen ergrauten Bart. Sein Blick verschwamm.
„... und am Ende wird das Licht über die Dunkelheit siegen. Das Böse kann nicht gegen die Rechtschaffenen bestehen.“
War der Kodex, an den er sein ganzes Leben lang geglaubt, nach dem er all sein Tun gerichtet hatte, eine Lüge?
Ja. Die bittere Wahrheit war ungleich schlimmer als der Schmerz, der wie eine feurige Bestie durch seinen Brustkorb tobte. Sein Leben, sein Schaffen, seine Träume von einer besseren Welt – all das erschien ihm jetzt wie die lächerlichen Fantasien eines kleinen Jungen.
Ein weiterer Blutschwall ergoss sich aus seinem Mund. Sein Gegner machte keine Anstalten, sein Werk zu vollenden. Die dünne Klinge verharrte in Ulrichs Brust.
Oder sprachen die Worte des Kodex doch die Wahrheit und er selbst war es, der sich als nicht würdig erwiesen hatte? Hatte er versagt?
Ja. Die Erkenntnis hatte schon lange in ihm geschlummert, jetzt brach sie hervor. Tränen liefen über seine Wangen. Ulrich hob den Kopf und blickte in die kalten, leeren Augen seines Gegenüber. Wie hatte es nur so weit kommen können?
„Hast du nun erkannt, das dein törichter Glaube an das Gute ein Trugbild war, du alter Narr?“
Die Degenklinge drehte sich langsam.
Ulrich schrie gepeinigt auf.
„Hast du wirklich gedacht, ich werde den gleichen blinden Eifer zeigen wie du?“
„Aber Khalid ... warum ...?“ keuchte Ulrich.
„Schweig, Vater – für immer!“
Khalid trieb die schlanke Klinge mit solcher Kraft durch den Körper seines Vaters, dass die Spitze aus dem Rücken ragte. Er wischte den Degen an dessen Wappenrock sauber, dann wandte er sich ab. Vor ihm lag eine goldene Zukunft, geschmiedet aus Gewalt und Macht
 

Andrea

Mitglied
Nach all den vielen langen Texten hier im Forum ist die Geschichte zwar angenehm kurz und daher schnell zu lesen, aber man bleibt doch ein wenig unbefriedigt und mit offenen Fragen zurück: wer ist Ulrich? Was ist das für ein Kodex? Wird Khalid jetzt König o.ä.?
Dabei ist die Geschichte mitunter etwas arg pathetisch (habe ich unterstrichen) geschrieben, viel altbewährte Sprache begegnet einem – zumindest letzteres ist nicht unbedingt etwas Schlimmes, aber es ermüdet ein wenig. Pathos nun wirkt spärlich eingesetzt meist ungleich stärker, er ist ein bißchen wie Salz. Es fehlt also das Fleisch auf den Knochen der Geschichte, um bei den Kochmetaphern zu bleiben. Es müßte insgesamt griffiger werden. So wirkt es (noch) herausgerissen aus einem weiteren Kontext, der dem Leser aber verborgen bleibt.


Sein Schwert fiel klirrend zu Boden. Stöhnend ging Ulrich in die Knie. Die linke Hand umklammerte den kalten Stahl, der sich in seine Brust gebohrt hatte (ich will ja nicht meckern, aber wenn er genau den Stahl umklammern will, der sich in seine Brust gebohrt hat, muß er sich selbst in die Brust greifen... Er musste husten. Blut perlte über seinen ergrauten Bart. Sein Blick verschwamm.
„... und am Ende wird das Licht über die Dunkelheit siegen. Das Böse kann nicht gegen die Rechtschaffenen bestehen.“
War der Kodex, an den er sein ganzes Leben lang geglaubt, nach dem er all sein Tun gerichtet hatte, eine Lüge?
Ja. Die bittere Wahrheit war ungleich schlimmer als der Schmerz, der wie eine feurige Bestie durch seinen Brustkorb tobte. Sein Leben, sein Schaffen, seine Träume von einer besseren Welt – all das erschien ihm jetzt wie die lächerlichen Fantasien eines kleinen Jungen.
Ein weiterer Blutschwall ergoss ([/i]das klingt schon fast nach mehreren Litern Blut – etwas übertrieben m.E.[/i]) sich aus seinem Mund. Sein Gegner machte keine Anstalten, sein Werk zu vollenden. Die Klinge verharrte in Ulrichs Brust.
Oder sprachen die Worte des Kodex doch die Wahrheit und er selbst war es, der sich als nicht würdig erwiesen hatte? Hatte er versagt?
Ja. Die Erkenntnis hatte schon lange in ihm geschlummert, jetzt brach sie hervor. Tränen liefen über seine Wangen. Ulrich hob den Kopf und blickte in die kalten, leeren Augen seines Gegenüber. Wie hatte es nur so weit kommen können?
„Hast du nun erkannt, das[red]s[/red] dein törichter Glaube an das Gute ein Trugbild war, du alter Narr?“
Der Schwertklinge drehte sich langsam.
Ulrich schrie gepeinigt auf.
„Hast du wirklich gedacht, ich werde den gleichen blinden Eifer zeigen wie du?“
„Aber Khalid (Khalid und Ulrich klingen nach Namen aus zwei verschiedenen Kulturkreisen; bei Vater und Sohn wäre es passender, wenn die Namen aus demselben Kulturkreis stammen würden, allen Chantals und Kevins zum Trotz..) ... warum ...?“[red],[/red] keuchte Ulrich.
Schweig, Vater – für immer!“ (Hey! Der Schurke verrät immer seine fiesen Pläne!)
Khalid trieb die Klinge mit solcher Kraft durch den Körper seines Vaters, dass die Spitze aus dem Rücken ragte (bin nicht sicher, ob das möglich ist; es sei denn, Khalid hält seinen Vater fest oder dieser leistet Widerstand, doch Ulrich scheint ja gebrochen. Andernfalls müßte der Körper nachgeben und zu Boden fallen, und dann müßte sich die Spitze in eben diesen bohren). Er wischte das Schwert an dessen Wappenrock sauber, dann wandte er sich ab. Vor ihm lag eine goldene Zukunft, geschmiedet aus Gewalt und Macht.
 

Empi

Mitglied
Hi Andrea.

Danke für deine ausführliche Bearbeitung meines Textes. Ich habe die Geschichte absichtlich pathetisch und "altmodisch" klingen lassen. Mir war einfach danach, deswegen auch keine Erklärungen, wer nun König wird oder was der Kodex ist. Das kann sich jeder selbst in seiner Fantasie ausmalen. Ist einfach nur eine sehr kurze Kurzgeschichte ;-)

Ich glaube aber, dass es schon möglich ist, das Schwert so hart in den Körper zu stoßen, dass es diesen völlig durchdringt. Getestet hab ich´s allerdings noch nicht ;-)

Peter
 

Mazirian

Mitglied
Schwerter

Hallo Empi,

ein bekannter Fantasy-Autor hat es mal mit einem Rollbraten getestet. Es geht mit Sicherheit nicht. Khalid müsste soviel Kraft aufwenden, dass er seinen Vater einfach vor sich herschieben würde - bis zur nächsten Wand eben, und dann würde die Klinge spätestens von den Mauersteinen gestoppt.
Abgesehen davon sind Schwerter in der Regel auch zu breit um in die Brust gestoßen zu werden, weil die Rippen zu eng aneinanderstehen. Wenn es doch gelingt, lässt es sich zumindest nicht mehr drehen.

Nimm einen schmalen Degen, dann geht's (wenn's denn sein muss ;)).

schönen Gruß

Achim
 

Andrea

Mitglied
Lieber Peter,

arbeite dem "denkt euch einen Degen" entgegen und ersetze das Schwert im Text doch einfach durch den Degen (edit-Funktion). Du wirst sehen, deine Leser danken es. ;)

Gruß
Andrea
 



 
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