Willi Corsten
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Die neuen Schuhe
von Willi Corsten
Die Weihnachtszeit rückte näher, und mit ihr der Tag, an dem Marlis zum ersten Mal mit der Schule ins Theater fahren sollte. ‚Peterchens Mondfahrt‘ wurde dort gespielt, und das neunjährige Mädchen freute sich schon sehr darauf.
Ihr schönstes Kleidchen würde sie tragen, den rot gestreiften Anorak und die handgestrickte Pudelmütze. Sorgen bereiteten nur die abgetragenen Schuhe. Für den Alltag waren sie noch gut genug, doch in der vornehmen Theaterwelt sah sie darin wohl aus, wie der Räuber Hotzenplotz auf seinem Streifzug durch den Märchenwald.
Ändern konnte die Kleine nichts daran, denn die Eltern waren arm, und in den harten Nachkriegsjahren wurde das Geld für Miete und Essen gebraucht.
Doch in der Nachbarschaft wohnte eine Frau, die Marlis in ihr Herz geschlossen hatte. Als sie von den Sorgen der Kleinen erfuhr, kramte sie die Spardose hervor, legte Markstück auf Markstück und Groschen auf Groschen und steckte die Münzen in die Geldbörse. Dann nahm sie das Kind bei der Hand und eilte zum Schuster.
Eine halbe Stunde später trug das Mädchen stolz einen Pappkarton nach Hause und als die Eltern den Karton öffneten, lagen neue Schuhe darin.
Was dann folgte, konnte die Kleine Jahre später verzeihen, vergessen wird sie es wohl nie. Vater fühlte sich in seiner Ehre verletzt und war tief gekränkt, weil ‚Fremde Leute‘ seiner Tochter etwas gekauft hatten, für das sein bescheidener Lohn nicht reichte. Marlis musste die Schuhe zurück ins Geschäft bringen.
Und als am folgenden Tag ein Bus mit fröhlichen Kindern zum Stadttheater fuhr, stand ein kleines Mädchen am Küchenfenster und weinte bittere Tränen.
von Willi Corsten
Die Weihnachtszeit rückte näher, und mit ihr der Tag, an dem Marlis zum ersten Mal mit der Schule ins Theater fahren sollte. ‚Peterchens Mondfahrt‘ wurde dort gespielt, und das neunjährige Mädchen freute sich schon sehr darauf.
Ihr schönstes Kleidchen würde sie tragen, den rot gestreiften Anorak und die handgestrickte Pudelmütze. Sorgen bereiteten nur die abgetragenen Schuhe. Für den Alltag waren sie noch gut genug, doch in der vornehmen Theaterwelt sah sie darin wohl aus, wie der Räuber Hotzenplotz auf seinem Streifzug durch den Märchenwald.
Ändern konnte die Kleine nichts daran, denn die Eltern waren arm, und in den harten Nachkriegsjahren wurde das Geld für Miete und Essen gebraucht.
Doch in der Nachbarschaft wohnte eine Frau, die Marlis in ihr Herz geschlossen hatte. Als sie von den Sorgen der Kleinen erfuhr, kramte sie die Spardose hervor, legte Markstück auf Markstück und Groschen auf Groschen und steckte die Münzen in die Geldbörse. Dann nahm sie das Kind bei der Hand und eilte zum Schuster.
Eine halbe Stunde später trug das Mädchen stolz einen Pappkarton nach Hause und als die Eltern den Karton öffneten, lagen neue Schuhe darin.
Was dann folgte, konnte die Kleine Jahre später verzeihen, vergessen wird sie es wohl nie. Vater fühlte sich in seiner Ehre verletzt und war tief gekränkt, weil ‚Fremde Leute‘ seiner Tochter etwas gekauft hatten, für das sein bescheidener Lohn nicht reichte. Marlis musste die Schuhe zurück ins Geschäft bringen.
Und als am folgenden Tag ein Bus mit fröhlichen Kindern zum Stadttheater fuhr, stand ein kleines Mädchen am Küchenfenster und weinte bittere Tränen.