Die Prophezeiung

Fantasygirl1

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Prolog

Langsam ritt er durch die Nacht. Das schwarze, mittellange Haar klebte ihm an der Stirn und sein Mantel flatterte im Wind. Seine Hände umklammerten zitternd die Zügel seines rotbraunen Hengstes. Sein Herz raste, sein Atem war nicht regelmäßig sondern stockend, er rang nach Luft.
Eine ungewöhnliche Stille begleitete den Reiter durch die sternklare Nacht. Außer den dumpfen, regelmäßigen Hufschlägen und den Atemzügen von Hengst und Reiter war kein Laut zu hören. Der Mond stand hoch am Himmel und erleuchtete somit zumindest einen kleinen teil des steilen Pfades, den der Reiter folgte.

Noch immer Atemlos, von dem langen, halsbrecherischen Galopp der letzten zwei Tage brachte er den Rest des Hanges, durch den sich der Pfad zog hinter sich und zügelte sein Pferd. Eine Zeit lang saß er einfach da und starrte in den hell erleuchteten Nachthimmel. Die Sterne zeigten ihm, dass es Anfang Mai war, das hieß, es war noch nicht zu spät, er könnte es schaffen, aber er musste sich beeilen. Der Fremde zitterte immer noch, teils vor Kälte und Nässe und teils vor Furcht. Er war zu tief in das dunkle Land eingedrungen, er hatte zuviel gesehen was er lieber hätte nicht sehen wollen und hatte sich zuviel gewagt. Nun hatte er zwar was er wollte, doch er war auf der Flucht. Ein Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen.
Der Reiter glaubte nicht daran diesen Wettlauf zu gewinnen, nicht nach den Ereignissen der letzten Tage und nicht nach dem was er gesehen hatte.

Seine Flucht war nicht unbemerkt geblieben und seine Jäger waren alles andere als dumm und langsam. Das letzte Mal hatten sie ihn fast erwischt. Er hatte wie der Teufel reiten müssen um seine Verfolger abzuschütteln, doch er war sich dessen bewusst, dass er es ohne den plötzlich einsetzenden Regen letzte Nacht nicht geschafft hätte. Seine Verfolger hatten ihn fast sofort aufgespürt und Jagt auf ihn gemacht. Sie hatten riesige, zähnefletschende Hund und Wölfe bei sich gehabt, deren Geheul einem das Mark in den Knochen erfrieren ließ und fast noch schlimmer als ihr Aussehen war. Zum Glück hatte er einen kleinen Fluss, dessen Wasser zwar nicht tief war, seine Spuren aber ausreichend verwischten, entdeckt und die Verfolger abhängen können. Der stürmische Wind und der kalte Regen, der erst vor ein paar Stunden aufgehört hatte, hatten ihm geholfen seine Spuren wenigsten für eine kurze Zeit wegzuwischen. Die Hunde waren verwirrt und sich uneinig geworden und die gewaltigen Wassermassen, die wie Sturzbäche aus dem Gebirge und vom Himmel kamen, hatten ihr bestes getan um jeden Hektar Land in ein Schlamm- und Wasserloch zu verwandeln, so dass seine Verfolger keiner richtigen Fährte mehr nachgehen konnten und die Hufspuren seines Hengstes unentdeckt blieben.

Der Fremde versuchte nun, da er das Gebirge überquert hatte, nicht mehr an die Bedrohung zu denken, die hinter ihm war und ihn verfolgte, sondern konzentrierte sich auf den langen Weg, der vor ihm lag. Selbst wenn er Tag und Nacht durchreiten würde, würde er sein Ziel erst in etwa einem Mond erreichen. Aber er konnte nicht durchreiten. Er hatte nicht mehr die Kraft dazu, denn die Verfolgung hatte ihn ziemlich mitgenommen und er blutete aus vielen, kleinen Wunden, die zwar im Augenblick durch die Nässe und Kälte betäubt waren, doch bald wieder zu schmerzen beginnen würden. Außerdem würde er von nun an Straßen meiden müssen und würde Umwege in Kauf nehmen müssen um seinen Verfolgern auszuweichen. Hinzu kam, dass er keine Nahrungsmittel mehr bei sich hatte und er sich zusätzlich um die Seine und die Versorgung seines Hengstes kümmern musste.

Die Chancen des fremden Reiters standen alles andere als gut. Keine Zeit, keine Nahrungsmittel, keine Waffe, denn die hatte er bei einem Kampf, bei dem er mit Mühe und Not entkommen war, verloren. Er wurde verfolgt, gejagt, gehetzt und das alles nur weil er etwas gesehen hatte, dass er gar nicht sehen wollte, sondern nur zufällig entdeckt hatte.
Der Fremde hatte keinen Zweifel an dem was er gesehen hatte und die hartnäckigen Verfolger bestätigten seinen Verdacht:
Die Prophezeiung erfüllt sich.

Der Krieg hatte begonnen, nur dummerweise wußte noch niemand davon. Nur er. Und er hatte nun die Aufgabe die Anderen davon zu unterrichten und sie zu warnen. Er hoffte nur, dass er es rechtzeitig schaffen würde - und das man ihm glaubte. Vielleicht hatten auch sie schon die Vorzeichen der Prophezeiung entdeckt, doch sicher sein konnten sie sich nicht. Nur er konnte sicher sein, weil er es mit eigenen Augen gesehen hatte. Sie mussten ihm glauben, denn er war in Besitz des Buches, dem Schlüssel der Prophezeiung. Die Seite, die das Buch besaß würde den Krieg gewinnen, denn es verriet jedem was zu tun war, wenn man nur wusste wie man es benutzte. Er war auf Zufall auf das Buch gestoßen, dass gerade zum dunklen Turm gebracht wurde und hatte es kurzerhand an sich genommen, bevor er überhaupt wusste, was es war. Nun war er froh, dass er es an sich genommen hatte, denn es würde Hoffnung bedeuten, Hoffnung in einem schier aussichtslosen Kampf. Der Reiter wußte nicht wie man es benutzte, er wollte es auch gar nicht wissen, der er kannte jemanden, der es herausfinden würde. In seinen Händen war es sicher besser aufgehoben als in den Händen des Gegners.
Noch einmal blickte der Reiter zum Himmel empor, dann tätschelte er ruhig den Hals seines treuen Hengstes und machte sich auf, auf eine Reise, deren Ausgang ungewiss war.
 
Nun, die Stimmung kommt gut rüber, der Schriftstil ist gut, ich fühle mich nur in den Motiven doch z.T. an Tolkien erinnert, teilweise auch in der Art zu schreiben, was man ja durchaus als Kompliment auffassen kann! :)

Beispiel: Das Bild vom dunklen Turm... :)
 

Fantasygirl1

Mitglied
Danke ;)

Stimmt, das Bild vom dunklen Turm/Land klingt sehr nach Tolkien, ich werd es in der überarbeitund dann wohl etwas anders ausdrücken müssen.
 

Markus77

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Habidére!

Ja, was gibt es denn, das Tolkien NICHT verwendet hat? Berge, Täler, Höhlen, Türme, Wasserfälle, Flüsse, Statuen, Wälder, Sümpfe, guter Cop-böser Cop ;),...

Selbst wenn man Tolkien nicht gelesen hat, schreibt man von ihm ab. Er hatte eben das Glück, (nahezu) erster zu sein.
Also: Who cares?


Pfiagohd
Markus
 
Aha, Bayer, was? :)

Stimmt schon, man KANN einfach keine Fantasy-Geschichte erzählen, ohne an Tolkien (bisweilen auch Tad Williams) zu erinern. Genau wie man keinen Sarkasmus verwenden kann, ohne Douglas Adams zu zitieren. Es gibt nur Bilder, die scheinen dann eben dem Geist dieser Autoren entsprungen zu sein. Ich kenne das ja, jedesmal, wenn ich im Herr der Ringe lese wirkt sich das automatisch auch auf meien Stories aus. Die Sache ist nur, die Bilder so zu entfremden oder zu individualisieren, dass man einen Bezug, aber nicht das Ganze als Zitat erkennt.

Die Prophezeiung ist zweifellos hervorragend geschrieben, nur sind eben an wenigen kleinen Stellen noch diese absoluten Direktbezüge, quasi die Quelle der Inspiration 1:1 erkennbar. Das ist nicht tragisch, aber es sticht ins Auge.

Liebe Grüsse

Alex
 

Fantasygirl1

Mitglied
Ja, da habt ihr beide recht!

Tja, Tolkien und Williams sind nun mal meine Vorbilder.

Ich werde mich aber trotzdem bemühen keinen direkten Bezug sichtbar werden zu lassen.

@Markus: Wie kommst du denn mit deiner Story voran?

Gruß Claudia
 



 
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