petrasmiles
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Als ich Kind war, das war noch vor Privatfernsehen, Handy und Internet, Hausfrauen kochten noch ein und einkaufen ging man in den ‚Konsum’, da liebte ich Erdbeermarmelade – überhaupt alles aus und mit Erdbeeren. Da konnte gerade mal Nutella heranreichen oder Rübenkraut, was es selten für uns gab – das eine, weil es zu teuer war, das andere wegen der unausweichlichen Kleckerei.
Aber die Bescheidung auf Erdbeermarmelade war kein empfundener Verzicht, vielleicht, weil man als Kind großartig im Hinnehmen des nicht zu Ändernden ist und Konstanten liebt.
Mit der Pubertät kam dann die Mäkelei an der einst heiß geliebten Grundausstattung, und mit den erduldeten Küssen von Tanten und Omis, der Kleidung, die die Mutter morgens rauslegte und den eng abgesteckten Grenzen des ‚Rausdürfens’ flog die Erdbeermarmelade aus dem Sortiment.
An ihre Stelle trat erst einmal nichts. Als der Luxus ‚Nutella’ Alltag wurde, schmeckte es nur noch süß und zäh. Das Frühstücken hatte ausgedient. Heute würde man ‚uncool’ dazu sagen.
Dann kam eine Phase des Ausprobierens: Orangenmarmelade (very british – zu bitter), Johannisbeergelee (Gelee kommt generell gut), Brombeermarmelade (war mal Favorit), aber beide Beeren überzeugten auf Dauer nicht.
Mit dem ersten Freund kamen Wurst und Käse aufs Frühstücksbrot, wenn denn Zeit dafür blieb. Damals wurde viel Kraft und Zeit verschwendet an das süße Leben, Marmelade war eher vergessen im Kühlschrank gelagert für die Sonntagnachmittage, an denen man es sich ‚gemütlich’ macht bei Kaffee und Stuten, guter Butter und Marmelade. Das Glas stand stellvertretend für dieses immer mitschwingende Bedürfnis nach Behaglichkeit, Geborgenheit, die Konstanten im Leben.
Und so war mein Kühlschrank nie ohne jenes Glas, immer mal wieder zu Vorführzwecken aktiviert an jenem Sonntag, oder ganz für mich allein, über die Jahre ersetzt durch den Nachfolger, der gerade en vogue war: Kleine Gläser erlesener Kirschmarmelade zu einem Preis, für den meine Mutter uns einen Tag lang hätte satt machen können; Pflaume mit Zimt, Apfelgelee mit Calvados, später dann die Mixsorten - Erdbeer-Rhabarber wurde nie mein Favorit, so sehr sich der Mann in meinem Leben auch bemühte, diese Konstante an unserem Frühstückstisch zu etablieren.
Es gab auch Zeiten, da wurde es exotisch. Lemon Curd – köstlich, aber nicht Konstante-geeignet; Ananas, hat die Erwartungen nicht erfüllt. Im Laufe der Jahre kam die Erkenntnis, Traubengelee oder Gelee aus den Bohnen des Mesquite-Baumes, man sollte sie nicht überstrapazieren. Sie kitzeln den Gaumen, und man kann sich einbilden, etwas ganz Besonderes zu sich zu nehmen, aber was soll man in einem Land ohne Stuten, mit einem Mann ohne Annäherungen an Sonntagnachmittage?
Die erste Phase der Rückkehr zu den Wurzeln war Rhabarbermarmelade mit Vanille. Sie brachte es zum Dauerbrenner – auf Zeit. Vielleicht lebte die Treue von der Überraschung, dass die chemische Reaktion der Mundschleimhäute ausblieb. Länger als ein Jahr machte sie es nicht.
Es kam wieder eine marmeladenlose Zeit – der Rest des alten Glases schimmelte vor sich hin, vernachlässigt, übersehen, ignoriert.
Das süße Erleben beschränkte sich auf einige Frühstücke außer Haus ohne Konsequenzen und die portionsweise gereichten Häppchen waren zum sofortigen Verzehr bestimmt – oder eben nicht.
Aber eines Tages, ich ahnte die weitreichenden Konsequenzen nicht, und wer hätte es wissen sollen, lernte ich einen Mann kennen, der genießen kann und lustig ist und sicher auch schon vieles ausprobiert hat.
Aber seit wir uns näher kennen, weiß ich, ihm kommt nur Erdbeermarmelade auf seine Schrippen. Ich hatte noch eine Weile mit Himbeermarmelade experimentiert, und eher gelangweilt nach der Erdbeermarmelade gegriffen – ich glaube, ich war zu faul, aufzustehen und aus dem Kühlschrank das andere Glas zu holen.
Und dann beiße ich in mein Brötchen und mir gehen die Augen über. Und ich schau mir diesen Mann an, entflammt, entzückt. Eine Heimkehr. Hier werde ich bleiben.
Von nun an nur noch Erdbeermarmelade.
Aber die Bescheidung auf Erdbeermarmelade war kein empfundener Verzicht, vielleicht, weil man als Kind großartig im Hinnehmen des nicht zu Ändernden ist und Konstanten liebt.
Mit der Pubertät kam dann die Mäkelei an der einst heiß geliebten Grundausstattung, und mit den erduldeten Küssen von Tanten und Omis, der Kleidung, die die Mutter morgens rauslegte und den eng abgesteckten Grenzen des ‚Rausdürfens’ flog die Erdbeermarmelade aus dem Sortiment.
An ihre Stelle trat erst einmal nichts. Als der Luxus ‚Nutella’ Alltag wurde, schmeckte es nur noch süß und zäh. Das Frühstücken hatte ausgedient. Heute würde man ‚uncool’ dazu sagen.
Dann kam eine Phase des Ausprobierens: Orangenmarmelade (very british – zu bitter), Johannisbeergelee (Gelee kommt generell gut), Brombeermarmelade (war mal Favorit), aber beide Beeren überzeugten auf Dauer nicht.
Mit dem ersten Freund kamen Wurst und Käse aufs Frühstücksbrot, wenn denn Zeit dafür blieb. Damals wurde viel Kraft und Zeit verschwendet an das süße Leben, Marmelade war eher vergessen im Kühlschrank gelagert für die Sonntagnachmittage, an denen man es sich ‚gemütlich’ macht bei Kaffee und Stuten, guter Butter und Marmelade. Das Glas stand stellvertretend für dieses immer mitschwingende Bedürfnis nach Behaglichkeit, Geborgenheit, die Konstanten im Leben.
Und so war mein Kühlschrank nie ohne jenes Glas, immer mal wieder zu Vorführzwecken aktiviert an jenem Sonntag, oder ganz für mich allein, über die Jahre ersetzt durch den Nachfolger, der gerade en vogue war: Kleine Gläser erlesener Kirschmarmelade zu einem Preis, für den meine Mutter uns einen Tag lang hätte satt machen können; Pflaume mit Zimt, Apfelgelee mit Calvados, später dann die Mixsorten - Erdbeer-Rhabarber wurde nie mein Favorit, so sehr sich der Mann in meinem Leben auch bemühte, diese Konstante an unserem Frühstückstisch zu etablieren.
Es gab auch Zeiten, da wurde es exotisch. Lemon Curd – köstlich, aber nicht Konstante-geeignet; Ananas, hat die Erwartungen nicht erfüllt. Im Laufe der Jahre kam die Erkenntnis, Traubengelee oder Gelee aus den Bohnen des Mesquite-Baumes, man sollte sie nicht überstrapazieren. Sie kitzeln den Gaumen, und man kann sich einbilden, etwas ganz Besonderes zu sich zu nehmen, aber was soll man in einem Land ohne Stuten, mit einem Mann ohne Annäherungen an Sonntagnachmittage?
Die erste Phase der Rückkehr zu den Wurzeln war Rhabarbermarmelade mit Vanille. Sie brachte es zum Dauerbrenner – auf Zeit. Vielleicht lebte die Treue von der Überraschung, dass die chemische Reaktion der Mundschleimhäute ausblieb. Länger als ein Jahr machte sie es nicht.
Es kam wieder eine marmeladenlose Zeit – der Rest des alten Glases schimmelte vor sich hin, vernachlässigt, übersehen, ignoriert.
Das süße Erleben beschränkte sich auf einige Frühstücke außer Haus ohne Konsequenzen und die portionsweise gereichten Häppchen waren zum sofortigen Verzehr bestimmt – oder eben nicht.
Aber eines Tages, ich ahnte die weitreichenden Konsequenzen nicht, und wer hätte es wissen sollen, lernte ich einen Mann kennen, der genießen kann und lustig ist und sicher auch schon vieles ausprobiert hat.
Aber seit wir uns näher kennen, weiß ich, ihm kommt nur Erdbeermarmelade auf seine Schrippen. Ich hatte noch eine Weile mit Himbeermarmelade experimentiert, und eher gelangweilt nach der Erdbeermarmelade gegriffen – ich glaube, ich war zu faul, aufzustehen und aus dem Kühlschrank das andere Glas zu holen.
Und dann beiße ich in mein Brötchen und mir gehen die Augen über. Und ich schau mir diesen Mann an, entflammt, entzückt. Eine Heimkehr. Hier werde ich bleiben.
Von nun an nur noch Erdbeermarmelade.