liebe dorothea,
ich kenne den text ja schon länger und tu mich schwer.
mir geht es nicht ganz so wie lapismont, aber ähnlich.
und als "kenner" von luthers gnadenlehre ist mir das problem sehr fremd,
wie du vielleicht ahnen wirst.
nähere ich mich aber hermeneutisch deinem text
dann sind die fragen, die dein prot. stellt,
für ihn existentiell und können in der kreisbewegung
deiner verse folgerichtig keine antwort finden.
liebe dorothea,
vor über 500 jahren als der dominikaner tetzel
mit dem wahlspruch - "wenn das geld im kasten klingt,
die seele in den himmel springt" - ablassbriefe verhökerte, hatte luther, den das problem deines prot. ebenso plagte, eine eingebung.
"Der Mensch wird alleine durch den Glauben gerechtfertigt" (also nicht durch "gute Werke" etc.)
gleich ob "sünder" oder "gerechter", vergeben wird jeden der glaubt.
im netz fand ich dazu folgende zeilen:
drei Sichtweisen der Gnadenlehre :
Paulus (im Jakobusbrief);
Augustinus (und Trient);
Luther.
Bei Paulus stehen sich Gott und das Menschengeschlecht gegenüber. Stellvertretend im Judentum aber auch im Gewissen der Menschen hat Gott zu den Menschen gesprochen. Aber nur Gott selbst konnte in Christus tun, was vernünftigerweise der Mensch auch von sich selbst fordern muß. Insofern der Einzelne auch Teil hat an der Menschennatur, tut er auch die Werke, wie der Jakobusbrief betont. Dominant aber nicht erdrückend ist das Handeln Gottes in Jesus Christus.
Bei Augustinus setzt sich das Individuum stärker vom Menschengeschlecht ab und steht ihm gegenüber. Gott wirkt auf das Menschengeschlecht: in Adam, dem "alten Sünder" und in Christus als Heilsbringer. Aber auch direkt wirkt Gott auf den Menschen durch die aktuelle Gnade. Trient betont nun auch die Rückwendung des einzelnen Menschen zu Gott durch die Werke und betont auch ihren Lohn und Verdienst.
Bei Luther gibt es keine Vermittlung mehr.
Der Mensch steht Gott allein gegenüber.
Gottes Gnade wirkt direkt. Dabei hat das Ich eine so isolierte Position, wie es in keiner alten Gnadenlehre zu finden war. Die endliche Energie, weil sie nicht (bewußt) auf Gott gerichtet ist, wird freigesetzt und säkularisiert. Die Werke sind nur noch Dinge der Welt und haben mit Gott nichts zu tun.
dir eine gute zeit
montgelas
p.s. erwähnen muss ich noch, dass dein text eine wundervolle zarte und scheue wortwahl auszeichnet,
die dem thema und der sicht des lyri sehr gerecht wird.