Die Wandergesellen

Oft sehen Kinder sie verwundert an
und mancher der Erwachsenen geht lieber
auf Abstand. Doch sie stören sich nicht dran.
Sie kennen das und lächeln nur darüber.

Denn wer sie scheut und für verdächtig hält,
weiß nichts von ihnen und von ihrem Streben.
Sie prellen keinen um sein Gut und Geld
und niemand kommt durch sie um Leib und Leben.

Stattdessen wird auf Anstand und Moral
der größte Wert gelegt. Und deshalb meiden
sie Falschheit, sind integer und loyal
und aus Prinzip genügsam und bescheiden.

Sie tragen stolz, so wie in alter Zeit,
auch heute noch die schwarze, wetterfeste,
bewährte Kluft, am Hemd die Ehrbarkeit,
dazu den breiten Hut, Jackett und Weste.

Und alles, was sie brauchen auf der Walz,
das führen sie in ihrem „Charlie“ stetig
geschultert mit: den Schlafsack jedenfalls
und Wäsche, Werkzeug ... Mehr ist auch nicht nötig.

Und jeden schmückt ein Ring im linken Ohr.
Der dient nicht etwa dazu, um zu prahlen,
nein: um im Fall des Falles den Pastor
und die Begräbnisfeier zu bezahlen.

Drei Jahre lang währt ihre Reisetour
plus einem Tag. Genug Zeit zweifelsohne,
um durch die offne Welt zu streifen. Nur
die Heimat selbst ist strikt verbotne Zone.

So sieht man sie schon mal als Zimmermann,
als Maurer oder Schmied des Weges schreiten.
Und wo es passt, empfehlen sie sich an
mit ihrer Kunst und ihren Fertigkeiten.

Oft ist die Wanderschaft ein hartes Brot.
Da spüren sie die Mühsal und Entbehrung
des Fremdseins, fühlen Hunger, Frost und Not.
Dies sind für sie die Stunden der Bewährung.

Doch stärker als die Last wiegt der Gewinn.
Die Walz, das Wandern und Sich-Fortbegeben
erweitern das Gesichtsfeld, Herz und Sinn
und formen den Charakter für das Leben.

Alleine der, der Mut besitzt und reist
und ausbricht aus Gewohnheit und Gemäuer,
erfährt noch wirklich etwas von dem Geist
der Freiheit und von echtem Abenteuer.

Und er genießt den weiten, offnen Blick.
Der lohnt das Wagnis und auch die Beschwerde.
Denn frei zu sein ist doch das höchste Glück
für jeden Menschen hier auf dieser Erde.