Willibald
Mitglied
Diese modernen Dichter können mich nicht kratzen
Elegische Distichen
https://vignette.wikia.nocookie.net..._Skater.jpg/revision/latest?cb=20140427174654Elegische Distichen
German Snoopy, poet, iceskater,
speaking about urban and Martialian Disticha,
then explicating in German verses
his point of view, a well defined (postmodern) position
___________________________________________________________
The epigram’s original metric form is the distichon, consisting of a hexameter, a six footed metric line, and a pentameter, a five footed metric line. Both lines are dactylic ( _ ..) or spondeic ( _ _ ) in structure, i.e. the feet consists of syllables grouped in the following pattern: "long-short-short" or "long-long".
The pentameter, however, is not a sequence of five times a dactylus, like the hexamer is a sequence of six times a dactylus, it is two times two and a half dactylus with a caesura, a pause, in the middle.
Thus, the distichon looks like this (in a scheme):
_ ..| _ ..| _ ..| _ ..| _ ..| _ x|| (or variations with spondei) -> hexameter
_ ..| _ ..| _ || _ ..| _ ..| _ || -> pentameter
The shortness of this two lined verse lead to the short-and-sweetness of the content. The contrast between hexameter and pentameter lead probably to a smart antithesis of the thoughts displayed in the poem.
Martial in old Rome is a master of this.
And see here.
https://www.leselupe.de/lw/titel-Sportliche-Distichen--im-Stile-von-Novalis--117477.htm
____________________________________________________
Distichen kratzen ins Eis
Über Berlin dahin im Winter watet der Eisbär,
Barsches, knirschendes Weiß deckt die Bäume des Parks.
Siehe, dort drängt sich die Jugend zum See, zur spiegelnden Eisbahn,
Weithin wiegt sich die Schar auf dem bekuften Schuh.
Wie sie sich suchen und fliehn! Schräg flattern die Shawls der Mädchen,
Wo sich die Lieblichste zeigt, stürmen ihr Jünglinge nach.
Zaghaft zunächst, ufernah, versuch ich mein lyrisches Ich,
Dann in die Weite ganz keck streb ich schließlich hinaus,
Distichen kratzt mein Fuß in den endlos schimmernden Spiegel.
Über mir zieht ein Aar stetig die ruhige Bahn.
Oben schläft einsam Apoll. Wann denkt noch seiner ein Schreiber?
Heute beherrscht das Geschäft Benn (und ähnliches Volk).
Leb´ in vergangener Zeit. Und sprech´ in verschollenen Zungen,
Ach, wie ist mir egal, dass mich der Tag* nicht versteht.
* Z.B. die exzentrisch-krause modernistisch glühende und gleißende (?) Else Lasker-Schüler, wie sie etwa als "Prinz Jussuf" mit einer Flöte im Mund posiert und dann diesen hyper-modernistischen Benn anmacht.
Man lese nur, was sie am 25. Juni 1913 in der Literaturzeitschrift "Aktion" schreibt.
Zitat:
Doktor Benn.
Er steigt hinunter ins Gewölbe seines Krankenhauses und schneidet die Toten auf. Ein Nimmersatt, sich zu bereichern an Geheimnis.
Er sagt: »tot ist tot«. Dennoch fromm im Nichtglauben liebt er die Häuser der Gebete, träumende Altäre, Augen, die von fern kommen. Er ist ein evangelischer Heide, ein Christ mit dem Götzenhaupt, mit der Habichtnase und dem Leopardenherzen. Sein Herz ist fellgefleckt und gestreckt.
Er liebt Fell und liebt Met und die großen Böcke, die am Waldfeuer gebraten wurden. Ich sagte einmal zu ihm: »Sie sind allerleiherb, lauter Fels, rauhe Ebene, auch Waldfrieden, und Bucheckern und Strauch und Rotrotdorn und Kastanien im Schatten und Goldlaub, braune Blätter und Rohr. Oder Sie sind, Erde mit Wurzeln und Jagd und Höhenrauch und Löwenzahn und Brennesseln und Donner.« Er steht unentwegt, wankt nie, trägt das Dach einer Welt auf dem Rücken.
Wenn ich mich vertanzt habe, weiß nicht, wo ich hin soll, dann wollte ich, ich wäre ein grauer Samtmaulwurf und würfe seine Achselhöhle auf und vergrübe mich in ihr. Eine Mücke bin ich und spiele immerzu vor seinem Angesicht. Aber eine Biene möcht ich sein, dann schwirrte ich um seinen Nabel.
Lang bevor ich ihn kannte, war ich seine Leserin; sein Gedichtbuch - Morgue - lag auf meiner Decke: grauenvolle Kunstwunder,Todesträumerei, die Kontur annahm. Leiden reißen ihre Rachen auf und verstummen, Kirchhöfe wandeln in die Krankensäle und pflanzen sich vor die Betten der Schmerzensreichen an. Die kindtragenden Frauen hört man schreien aus den Kreißsälen bis ans Ende der Welt.
Gottfried Benn ist der dichtende Kokoschka. Jeder seiner Verse ein Leopardenbiß, ein Wildtiersprung. Der Knochen ist sein Griffel, mit dem er das Wort auferweckt. –
http://up.picr.de/32365477rj.jpg
________________________________________
Und die "Drohungen" von Benn!
Tja.