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Lois

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„Mein Haus, mein Auto, meine Frau, meine Yacht“ drescht ein adretter junger Mann die Photos nacheinander auf den Tisch. Die Werbung auf dem großen Display in der Wartelounge des Flughafens entlöst bei John nur noch einen müden Seufzer. Solche Policen brauch Ich nicht mehr. Flink, zur Beruhigung fühlt John nach dem Brief in seiner Jackentasche. Als die Finger den Brief ertasten ist er beruhigt.
Die Beziehung mit Lara ist kaputt. Wenn Ich an Sylvester nicht diesen sexuellen Zwischenfall gehabt hätte,... wer weiß. John lehnt zurück in den Sessel und verschränkt seine Hände hinter seinem Kopf.
John stört die Hektik auf dem Flughafen kaum. Die Aktienkurse der neuen Primes, die unten auf dem Display nun durchtickern sind für ihn Schnee von Gestern. Weggetaut, wie auch sonst vieles in Johns Leben.
„Gesellschaftsvertrag“ kaut John auf seinem Kaugummi, das fast keinen Geschmack mehr hat. Er spuckt das Gummi aus. Warum hab Ich bloß Politik studiert. Einige der letzten Worte von Lara, als er einen Streit über Politik angefangen hatte, waren: „Du verdammter Spinner“.
John ist alles egal. Ich kann weg. Er nimmt den Brief. Er liest ihn noch einmal.
Hi John, ich kann dich voll gut verstehen, ich hatte auch keinen bock mehr auf das system. hier in down-under ist alles easy-going. komm rüber. cu stef.
Während John das liest setzt neben ihn ein adrett gekleideter junger Mann.
„Auch nach Australien?“ fragt John.
„Ja, mit der Lufthansa“
„Genau“
An diesem Punkt trödelt das Gespräch und John prustet fast „Ich wandere aus“
„Nach Australien“
„Genau“
„Die haben son Punktesystem“
„Äh, ja, klar“
„das geht nach Alter, Bildung, usw. und einen Gesundheits-check musste auch über dich ergehen lassen“
„klar“
John will noch weiter erzählen aber lässt dass. Sein Flug wird aufgerufen. Just in dem Moment als John den Griff seines Koffers vorklappt und den Koffer auf die Rollen hochwinkelt erscheint auf dem Display eine Nachricht: „verheerende Buschbrände in Australien“.
 



 
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