liebe vera-lena,
anders als bei vielen anderen gedichten sind deine nicht von einer aufdringlichen coolheit durchsetzt, sondern reflektieren mit einer teils entwaffnenden naivität liebeserlebnisse und paralysierende gefühlsebenen.
man trifft immer wieder auf empfindsame zeilen, die bestechen, weil sie frei heraussagen, was manch anderer dichter sich nicht traute:
Von Anbeginn
durchdringt mich
die Fülle
deiner Güte.
in einem kaum hörbaren märchentonfall, verbunden mit dem scheuen gefühl einer ersten liebe, artikuliert sich hier etwas, was uns wirklich bewegen mag:
Deine Liebe
entzündet
mein Sehnen.
ein ins auge springendes stilmittel ist bei dir, was mir angenehm auffällt, die sich vergewissernde anrede eines gegenüber, die immer auch auf einen art zeigereflex des kindes, das ungezwungen alle dinge ausführlich beim namen nennt, zurückführt:
Du bist mir
das Licht, entreißt mich
der Blindheit,
lässt mich wissen
um die Dringlichkeit,
in dich
hinein zu wachsen,
hier tritt ein schöner wiedererkennungsmoment ein, denn wer würde diese szenerie nicht kennen wollen? sie berührt einen vor allem, weil sie die empfindsamkeit frühester (verliebter?) einsamkeit in die erinnerung ruft.
auch berührt die fiebernde ausbreitung des an sich schon höchst pathetischen bilds, als könntest du nicht davon lassen, als müsstest du dir alles von der seele reden.
dein gedicht lebt daher von der hingabe des lyrischen ichs:
dass Friede werde
meinem Sein,
gleichermaßen
lebendiger Friede
wohne in Allem,
was du erschaffen.
unter einer lebendigen reflexion pulst eine echte gewissheit: dieses ich begreift dunkel etwas von den widersprüchen und egoismen der liebe, schwelgt aber, trotz vermeintlicher distanz, in einem pathos des subjekts.
sogar das sentimentale wird hier, handwerklich geschickt, in lebendige bilder eingefügt, hinter dem sich ein ausglühendes ich verbirgt:
Das Schwert
deiner Wahrheit
soll mir Erkenntnis schenken,
mein Handeln bestimmen
alpha bis omega.
wie auch immer man dazu steht, es gibt sie noch: poesie als trost für die am herzen verbrannten verliebten.
hier leben die zeilen von metaphern echter liebe.
die gibt es kaum noch.
hier wird sie glühend und lebendig.
danke für diese lyrik.
lg xx