Lieber Poetix,
Ehrfurcht - zuerst bin ich der Ansicht, dass dieses Gefühl gegenüber einem Menschen eine Grundlage hat. Und immer bekommt man Ehrfurcht nur dann, wenn man sich durch den anderen auf klarsichtige Weise selbst bestätigt fühlt. Mir würde es zum Beispiel sehr schwer fallen, einem Fußballprofi gegenüber Ehrfurcht zu empfinden. Und trotzdem, die Fans reißen sich um den Kicker.
Aber zum Gedicht:
Mich stört in Vers 1 das "Sein". Das ist eine philosophische Kategorie, die mir in diesem Zusammenhang doch etwas verfehlt erscheint. In Vers 2 wäre es wohl angebrachter, von "verspürter Macht" zu reden. In Vers 4 brauchst du "Nacht" als Reimwort, aber etwas sagt mir, dass es in diesem Zusammenhang ein zu starkes Wort ist.
In Strophe 2 redest du plötzlich vom Sehnen. Ich verstehe nicht - wie meinst du das? Dass man selber gerne jemanden hätte, der Ehrfurcht vor einem empfindet? Das wäre mir ein zu kindlicher Gedanke. In Vers 3 würde ich auf dieses "erdehnen" verzichten, da muss dir was anderes einfallen, auch aus inhaltlichem Grunde, denke ich. Wenn schon, dann "ausdehnen".
Nun schreibst du, wenn der Verstand sich erdehnen will, muss das Gefühl einen leiten. In diesem Fall "ihn" statt "einen".
Die Überlegung ist meiner Ansicht nach völlig richtig, denn was ist ein Mensch zwar mit Verstand, aber ohne Gefühl. Trotzdem frage ich mich, in welchem Zusammenhang diese Strophe zur ersten Strophe steht, ich kann ihn nicht wirklich ausmachen.
Vielleicht konnten dir meine Überlegungen Anregung zur Überarbeitung sein.
Liebe Grüße, Fettauge