Ofterdingen
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Die Vorschläge sind reine Geschmackssache.Sie fuhr mit der letzten U-Bahn [blue][strike]der Linie 5[/strike] [/blue]Richtung Neuperlach, denn sie hatte sich dort eingemietet. Manche ihrer Bekannten nannten Neuperlach ein „Glasscherbenviertel“, wo eine junge Frau nachts besser nicht alleine nach Hause gehen sollte. Doch sie fürchtete sich nicht, denn München war keine gefährliche Stadt wie Rio, Berlin oder Frankfurt, und in den Straßen, die zu ihrer Wohnung führten, fühlte sie sich sicher.
Sie fuhr allein[strike][blue], ohne einen festen Freund, der sie[/blue] [/strike]nach Hause[blue][strike] brachte[/strike][/blue]. Obwohl sie[blue][strike] erst zwanzig war und [/blue][/strike]jung und frisch aussah, waren ihre Versuche, einen festen Freund zu finden, regelmäßig gescheitert, wahrscheinlich, weil sie zwar ein hübsches Gesicht, aber ein bisschen zu dicke Beine hatte.[strike][blue], und d[/blue] [/strike]Da nützte es wenig, dass sie sich [blue][strike]selber als[/strike] [/blue]für eine liebe und kluge Person hielt[blue] [strike]einschätzte, denn d[/strike][/blue]Das interessierte die Kerle nicht[blue].[strike], sondern d[/blue][/strike]Die schauten immer als erstes auf ihren Po und der war, na ja, vielleicht ein wenig zu weich und zu füllig.
Sie betrat als Einzige den U-Bahn-Waggon. Nach ihr stiegen an verschiedenen Haltestellen drei Männer ein, von denen sich zwei links und rechts vor ihr hinsetzten, die Gesichter ihr zugewandt, und der dritte saß genau in ihrem Rücken. Wäre da bloß der eine hinter ihr gewesen und sonst keiner, hätte sie sich sicherlich unbehaglich gefühlt, aber so waren es drei, die [blue][strike]sich nicht kannten, [/strike][/blue]sich gegenseitig austarierten, und sie fühlte sich in dem Dreieck, in dem sie sie einschlossen, beinahe geschützt .
Ihr eigenes Dreieck stand dem sie umschließenden entgegen[blue].[strike], und während es, w[/strike]W[/blue]enn sie stand oder ging, wies es in die tieferen Schichten der Welt hinab[blue].[strike], i[/strike]I[/blue]m Sitzen, zeigte es jetzt fast horizontal und, wie sie beschämt feststellte, unternehmungslustig oder zumindest neugierig auf ihre Umgebung im U-Bahn-Waggon. Zum Glück war ihr Dreieck verborgen, und doch wünschte sie sich heimlich, es freizulegen[blue][strike], [/strike]und[/blue] sich auszuziehen[blue]:[strike]. Damit [/strike][/blue] es ein sichtbarer Teil der Geometrie dieser Nacht[blue][strike].[/strike] werden zu lassen[/blue].
In der Schule hatte sie Geometrie gehasst, überhaupt die ganze Mathematik, weil diese trocken und langweilig irgendwelche nüchternen Linien zog, während sie [blue][strike]sich selber und[/blue][/strike] die Welt in einem Rausch ihrer [blue][strike]von[/strike] Gefühle[strike]n[/strike][/blue] erlebte, die um Ausdruck rangen und deren Verheißungen ihr wie Leuchtschrift am Himmel erschienen.
Jetzt [blue][strike]also war sie unversehens zur Geometrie zurückgekehrt, denn sie [/strike][/blue]hatte sie entdeckt, dass die Geometrie ihrer Linien sich nicht in irgendeiner abstrakten Leere verloren, sondern sich [blue]in ihr kreuzten [/blue]und [blue] [strike]zu ihr selber hinführten[/strike][/blue], Muster sichtbar machten, in denen ihr Leben hing.
Während sie in der Mitte des sie umgebenden Dreiecks mit der Vorstellung liebäugelte, dass sie das Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit war, begann sie, die höchst ungewöhnliche Geometrie und mit Hilfe der Anatomie ihres Gesichts vorzuführen. Sie zog zuerst den rechten Mundwinkel in Richtung rechtes Ohr und schob dann den Rest ihres Mundes hinterher, bis dieser nur noch ein [strike][blue]paar[/blue] [/strike]wenige Zentimeter vom Ohr entfernt war. Danach wiederholte sie die Prozedur zum linken Auge hin, an der Nase vorbei, was völlig unglaublich aussah, weil das außer ihr niemand geschafft hätte. So ließ sie ihre Lippen und ihren Mund unaufhörlich über ihr Gesicht wandern, bis der eine der vor ihr Sitzenden sie ansprach[blue]:[strike].[/strike][/blue]
„Wo haben Sie das gelernt?“[blue] [strike]fragte er. [/strike][/blue]
Sie fand[blue], [strike]die Frage phantasielos, unbeholfen, töricht, außerdem war ihr [/blue][/strike]der Mann war zu alt, mindestens schon vierzig. Sie verzog deshalb nur einfach weiter ihren Mund und antwortete [blue][strike]ihm [/strike][/blue]nicht.
„Ich habe Sie etwas gefragt“, setzte der Mann nach.
„Und sie hat nicht geantwortet, und ich verstehe das“, hörte sie nun den Mann hinter ihr.
Sie drehte sich dankbar um, sah, dass der Typ zwar ein paar hässliche Tattoos auf den Armen und auf seinem kahlrasierten Schädel hatte;, aber er war jung und er hatte sie verteidigt, obwohl ihm ihre ein bisschen zu dicken Beine bestimmt nicht entgangen waren.
Würde sie sich von ihm nach Hause begleiten lassen? Ja, sagte sie sich, würde sie schon. Und wenn er dann in die Wohnung mitkäme? Auch das, [blue][strike]dachte sie,[/strike][/blue] wäre ihr recht. Der vor ihr Sitzende hatte mit seiner dummen Frage das Dreieck zerstört und jetzt würde sie sich an der einen Ecke festkrallen müssen, die ihr noch Halt bot.
„Ich steige in Neuperlach aus“, sagte sie zu dem Tätowierten.
„Ist gut. Ich auch“, erhielt sie zur Antwort.
[blue][strike]Auch a[/strike]A[/blue]n diesem Abend[blue] [strike]hatte[/strike] würde[/blue] sie [blue][strike]wahrscheinlich[/blue[/strike]] vielleicht[blue][strike]keinen festen Freund finden, doch[/blue[/strike]] immerhin einen Mann, der sie nach Hause begleitete finden.