Ein Traum vom Fliegen

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Heinz

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Sie konnte fliegen. Und sie genoß es, den kühlen Wind unter den Flügeln zu spüren. Unter ihr lag die Welt, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Klar und deutlich sah sie die Wälder und Seen, Flüsse und Dörfer, die wie Spielzeug auf einem großen Plateau aussahen.

Sie sah das Vieh auf der Weide schlafen und die Felder in ihren Mustern wie ein Spielbrett daliegen. Im Sturzflug schoß sie herab, während der Wind seine Faust gegen ihr Gesicht drückte. Dann, kurz vor dem Boden, breitete sie ihre Schwingen wieder etwas aus, und der Wind knallte mit einem Schlag gegen die Flügel. Pfeilschnell schoß sie im Gleitflug über den Boden, mit den Flügelspitzen die Halme der Gräser berührend, um ihre Gegenwart wahrzunehmen und sich daran zu erfreuen. Ein verschlafenes Kaninchen zuckte erschrocken zusammen, ohne zu ahnen, was da über es gekommen war.

Nur wenige Lichter brannten in den Häusern des Dorfes, dessen Straße sie durchflog. Ein Hund sah sie, schrak zusammen und jagte jaulend und mit eingezogenem Schwanz in einen Stall.

Dann stieg sie wieder empor, bis zu den Wolken, die sie wie graue Inseln umgaben. Und als sie auch diese unter sich gelassen hatte, waren nur noch die glitzernden Sterne der mondlosen Nacht über ihr.
 



 
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