Eine Insel, drei Ansichten.

x-maus

Mitglied
Es war einmal ein Volk welches eine unbekannte Insel bewohnte. Das Volk bestand aus drei verschiedenen Sippen, die sich einander nicht wirklich verstanden. Jede Gruppe betrachtete ihr Dasein und damit das Leben auf der Insel anders.

Da gab es die Sippe Morgentanz. Die sah alles in leuchtenden Farben auch an grauen Regentagen.
Sie sagten sich: Wenn wir alles schön bunt sehen und immer Harfe spielen, dann können wir ewig so in Harmonie leben. Die Ältesten oder auch die Geübten der neuen Lebenskunst lächelten immer und verteilten Blumen an die Betrachter.
Die Kinder der Ältesten waren aber sehr verunsichert. Denn wenn die Ältesten sagten: „Das hast du schön gemacht“ oder „du bist ja ein Genie“ „du bist ein liebes Kind“ oder „ein guter Geist“, dann wussten sie nicht ob es auch echt gemeint war.

Es fehlte dem Licht den Schatten. Sie suchten ständig nach Konturen.

Dann gab es noch die Sippe Abendtau . Die Gruppe sah alles in dunklen, düsteren Farben auch an Sonnentagen. Sie sagten sich: Nach Sonne kommt doch Regen. Dann wollen wir doch lieber nur die düsteren Tage sehen sonst sind wir doch immer nur aufs neue enttäuscht.
Dese Sippe hatte überhaupt keine Perspektive.
Sie beschlossen auch kein Korn mehr zu sähen, denn es könnte ja ein Vogel kommen und die
frische Saat aufpicken. Dann wäre die Mühe umsonst. Sie fragten sich ständig
warum sie sich überhaupt anstrengen sollten.
Sie verbrachten die meiste Zeit mit dem Warten auf dem Sonnenuntergang.

Aber irgendwann ging das auch nicht mehr, da es für sie ja eigentlich die Sonne nicht mehr gab.

Außerdem gab es noch eine Sippe ohne Namen.
Die sahen eigentlich alles recht unkompliziert. Die lebten wie der Tag es herausforderte.
Wenn die Sonne schien, sahen sie die Sonnenstrahlen und säten die Saat. Wenn es regnete beschäftigten sie sich mit dem Abdichten der Dächer.

Zwischenzeitlich tanzten sie, einfach so, weil ihnen danach war.

So lebten sie Jahre und Jahrhunderte nebeneinander her, bis ein Dauerregen kam und die kleine Insel drohte zu versinken.

Ja und dann war es so, die Sippe Morgentanz bekam davon nichts mit, da sie ja die Regentage aus ihrem Leben schon lange gestrichen hatten.
Sie spielten noch Harfe als ihnen das Wasser bis zu den Schultern stand.

Die Gruppe Abendtau hatte sich schon eine Mulde gegraben, in der sie versinken würden.

Die Sippe ohne Namen, was mag sie gedacht haben? Vielleicht haben sie die Herauforderung erkannt und in den Regentagen ein Schiff gebaut. Ob sie damit die nächste Land erreicht haben, bleibt möglicherweise offen. Doch vermutlich hatten sie die größte Chance, bis zum Festland zu kommen.
 



 
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