jennypower
Mitglied
Danke an Burana: ich habe versucht, die Story zu verbessern.
Eine Nacht in Paris / Version 2
Von Jenny Power
Unter einer Nacht in Paris verstehe ich etwas Anderes. Ich liege auf dem Rasen, den Kopf von Jack auf meinem Bauch. Er schnarcht. Heute hatten wir zum ersten Mal seit wir uns kennen keinen Sex. Immerhin sind wir jetzt schon seit 26 Tagen ein Paar. Wie komme ich hier her und was mache ich da? Jack hatte schon seit einiger Zeit eine große Tour mit der Eisenbahn durch ganz Europa geplant. Ich war selig, als er mich völlig überraschend vorvorgestern fragte: „Willst du mich nicht begleiten?“. Vor drei Monaten hatte er seinen 40. Geburtstag gefeiert und entschieden, nochmals – wie schon vor zwanzig Jahren – eine „Interrail“-Reise unter dem Motto „20 Länder in 30 Tagen“ zu unternehmen. Selbstverständlich genau wie damals mit dem Rucksack, ohne Hotels, ohne Komfort. Geschlafen wird im Zug, am Bahnhof oder – wie es soeben der Fall ist – in einem Park.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Jack saß plötzlich in „meinem“ Café auf „meinem“ Platz – wie für mich bestellt und abgegeben. Er blätterte lustlos in der Zeitung. Da kein anderer Tisch frei war, setzte ich mich einfach zu ihm. Er lächelte mich an und seine dunklen Augen leuchteten. Schon nach wenigen Minuten waren wir in ein intensives Gespräch über Gott und die Welt vertieft. Zwei Stunden später lag er nackt auf dem Boden in meinem Wohnzimmer.
Es muss die große Liebe sein, dass ich mir das alles hier antue. Ich sehne mich nach einem kuschelig weichen Hotelbett, mit sauberen Bezügen, wohlriechend. Außerdem wäre eine große Badewanne jetzt wunderbar. Dann könnte ich den typischen Eisenbahn-Geruch gründlich von meinem Körper abwaschen. Ob Jack die Badewanne gerne mit mir teilen würde, weiß ich nicht. Er ist so anders, hat völlig andere Bedürfnisse als ich. Dennoch ziehen mich gerade diese Unterschiede magisch zu ihm hin. Ich streiche vorsichtig über sein gewelltes Haar, das sich von der langen Reise etwas klebrig anfühlt. Er lässt sich nicht stören und schnarcht weiter.
Wir befinden uns auf unseren Camping-Matten in einem Park bei einem großen See am Stadtrand von Paris. Nach unserer Ankunft am Bahnhof blickte Jack einfach auf den Stadtplan, suchte einen grünen Fleck und sagte: „Hier werden wir heute übernachten. Das ist genau der richtige Platz.“ Dann fuhren wir mit der U-Bahn in die von ihm gewählte Richtung. Nach einem Fußmarsch von einer Stunde – mit jeweils einem 25kg-Rucksack am Buckel – fanden wir diese Stelle auf der Wiese, nur ein paar Meter vom Ufer des Sees entfernt.
Plötzlich raschelt es im Gebüsch. Ich habe wahnsinnige Angst und flüstere aufgeregt: „Jack!“ Er öffnet die Augen. „Was ist?“ „Ich höre so sonderbare Geräusche.“ Jack springt auf: „Lauf so schnell du kannst“. Plötzlich sehe ich das blitzende Messer, das die dunkle Gestalt in der Hand hält. Der Mann kommt näher und ist nur noch etwa fünf Meter von uns entfernt. Jack rennt wie ein Irrer, ich laufe hinter ihm her. Er dreht sich nicht nach mir um. Ich danke Gott dafür, dass ich zweimal in der Woche ins Fitness-Center gehen darf, um meinen Körper in Form zu halten. So falle ich nicht allzu weit hinter Jack zurück.
Nach einigen Minuten erreichen wir bewohntes Gebiet. Jack bleibt endlich stehen. „Das war knapp. Super, wie du gelaufen bist“, schnauft er. „Warum hast du nicht auf mich gewartet?“, antworte ich vorwurfsvoll und versuche, kräftig durchzuatmen. „Tut mir Leid, aber ich weiß ja, wie stark du bist“, sagt er mit dem Gesichtsausdruck eines Kleinkindes, das ein schlechtes Gewissen hat. Dann nimmt er mich in seine Arme und hält mich ganz fest.
Ich will nach Hause. Am liebsten würde ich mir ein Taxi rufen und direkt zum Flughafen fahren. Auch ein Fünf-Sterne-Hotel in Paris wäre eine gute Alternative, um diese Nacht meinen Wünschen entsprechend zu verbringen. Kreditkarte und Handy habe ich Gott-sei-Dank in den Hosentaschen.
Für ein Experiment wie diese abenteuerlich Reise mit Jack bin ich mit 49 Jahren eigentlich schon zu alt.
Oder?
Eine Nacht in Paris / Version 2
Von Jenny Power
Unter einer Nacht in Paris verstehe ich etwas Anderes. Ich liege auf dem Rasen, den Kopf von Jack auf meinem Bauch. Er schnarcht. Heute hatten wir zum ersten Mal seit wir uns kennen keinen Sex. Immerhin sind wir jetzt schon seit 26 Tagen ein Paar. Wie komme ich hier her und was mache ich da? Jack hatte schon seit einiger Zeit eine große Tour mit der Eisenbahn durch ganz Europa geplant. Ich war selig, als er mich völlig überraschend vorvorgestern fragte: „Willst du mich nicht begleiten?“. Vor drei Monaten hatte er seinen 40. Geburtstag gefeiert und entschieden, nochmals – wie schon vor zwanzig Jahren – eine „Interrail“-Reise unter dem Motto „20 Länder in 30 Tagen“ zu unternehmen. Selbstverständlich genau wie damals mit dem Rucksack, ohne Hotels, ohne Komfort. Geschlafen wird im Zug, am Bahnhof oder – wie es soeben der Fall ist – in einem Park.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Jack saß plötzlich in „meinem“ Café auf „meinem“ Platz – wie für mich bestellt und abgegeben. Er blätterte lustlos in der Zeitung. Da kein anderer Tisch frei war, setzte ich mich einfach zu ihm. Er lächelte mich an und seine dunklen Augen leuchteten. Schon nach wenigen Minuten waren wir in ein intensives Gespräch über Gott und die Welt vertieft. Zwei Stunden später lag er nackt auf dem Boden in meinem Wohnzimmer.
Es muss die große Liebe sein, dass ich mir das alles hier antue. Ich sehne mich nach einem kuschelig weichen Hotelbett, mit sauberen Bezügen, wohlriechend. Außerdem wäre eine große Badewanne jetzt wunderbar. Dann könnte ich den typischen Eisenbahn-Geruch gründlich von meinem Körper abwaschen. Ob Jack die Badewanne gerne mit mir teilen würde, weiß ich nicht. Er ist so anders, hat völlig andere Bedürfnisse als ich. Dennoch ziehen mich gerade diese Unterschiede magisch zu ihm hin. Ich streiche vorsichtig über sein gewelltes Haar, das sich von der langen Reise etwas klebrig anfühlt. Er lässt sich nicht stören und schnarcht weiter.
Wir befinden uns auf unseren Camping-Matten in einem Park bei einem großen See am Stadtrand von Paris. Nach unserer Ankunft am Bahnhof blickte Jack einfach auf den Stadtplan, suchte einen grünen Fleck und sagte: „Hier werden wir heute übernachten. Das ist genau der richtige Platz.“ Dann fuhren wir mit der U-Bahn in die von ihm gewählte Richtung. Nach einem Fußmarsch von einer Stunde – mit jeweils einem 25kg-Rucksack am Buckel – fanden wir diese Stelle auf der Wiese, nur ein paar Meter vom Ufer des Sees entfernt.
Plötzlich raschelt es im Gebüsch. Ich habe wahnsinnige Angst und flüstere aufgeregt: „Jack!“ Er öffnet die Augen. „Was ist?“ „Ich höre so sonderbare Geräusche.“ Jack springt auf: „Lauf so schnell du kannst“. Plötzlich sehe ich das blitzende Messer, das die dunkle Gestalt in der Hand hält. Der Mann kommt näher und ist nur noch etwa fünf Meter von uns entfernt. Jack rennt wie ein Irrer, ich laufe hinter ihm her. Er dreht sich nicht nach mir um. Ich danke Gott dafür, dass ich zweimal in der Woche ins Fitness-Center gehen darf, um meinen Körper in Form zu halten. So falle ich nicht allzu weit hinter Jack zurück.
Nach einigen Minuten erreichen wir bewohntes Gebiet. Jack bleibt endlich stehen. „Das war knapp. Super, wie du gelaufen bist“, schnauft er. „Warum hast du nicht auf mich gewartet?“, antworte ich vorwurfsvoll und versuche, kräftig durchzuatmen. „Tut mir Leid, aber ich weiß ja, wie stark du bist“, sagt er mit dem Gesichtsausdruck eines Kleinkindes, das ein schlechtes Gewissen hat. Dann nimmt er mich in seine Arme und hält mich ganz fest.
Ich will nach Hause. Am liebsten würde ich mir ein Taxi rufen und direkt zum Flughafen fahren. Auch ein Fünf-Sterne-Hotel in Paris wäre eine gute Alternative, um diese Nacht meinen Wünschen entsprechend zu verbringen. Kreditkarte und Handy habe ich Gott-sei-Dank in den Hosentaschen.
Für ein Experiment wie diese abenteuerlich Reise mit Jack bin ich mit 49 Jahren eigentlich schon zu alt.
Oder?