Hallo Uschi,
Da hab ich mich dann doch noch mal drangesetzt... und festgestellt, dass in der Geschichte mehr liegt, als ich beim ersten Lesen vermutet habe.
Ich teile deine Meinung, man sollte dem Leser seinen Raum lassen, solche Geschichten lese ich gerne und ich habe mich in meinen Geschichten auch ein paar Mal bemüht, diese Offenheit zu lassen... Flucht war so eine, in die man eigentlich alles interpretieren konnte, was viele auch gemacht haben... und ich fand es spannend, nachher die Resultate zu sehen.
Und dennoch fehlen mir hier dann doch einige Aspekte, die ich gerne ein wenig ausführlicher gehabt hätte. So zum Beispiel all jene Aspekte, die es den beiden ermöglichen, ihre Beziehung geheim zu halten... vor wem halten sie sie geheim (nur vor der Frau?), wo treffen sie sich und was glauben sie, denken die Menschen in ihrer Umgebung...Du beziehst ihre Angst allein darauf, dass die Frau ihre Beziehung entdecken könnte und sie sich dann nicht mehr sehen dürften... aber eigentlich sind es doch gerade diese Motive dahinter, die die Geschichte besonders spannend machen. Warum trennt er sich denn nicht einfach von seiner Frau und zieht zu der Protagonistin... was ist der Grund, weshalb sie sich dazu entschließen, ein solch belastendes Versteckspiel zu spielen, statt die Karten auf den Tisch zu legen?
Und ist es auch nicht letztlich genau das, was sich auch in der kleinen Entspannung der Protagonistin niederschlägt, während sie nach Hause fährt? Endlich Ferien! Ja, allein und einsam, aber keine Angst davor, entdeckt zu werden, während man sich heimlich trifft.
Um es ein wenig deutlicher zu machen... so eine Beziehung ist weitaus vielschichtiger, als in deiner Geschichte dargestellt und ebendiese Dichte fehlt mir ein wenig. Als Kurzausschnitt kann sie so stehen bleiben, allerdings denke ich, man hätte weitaus mehr aus dieser Problematik machen können.
Entschuldige bitte, ich wollte deine Geschichte nicht auseinandernehmen, eigentlich auch keine Antwort schreiben, die beinahe länger ist, als dein Beitrag... vor allem nicht so spät, aber ich brauchte meine Zeit, um gedanklich das zu isolieren, was mir beim ersten Lesen nur vage durch den Kopf ging...
Ich hoffe, dass dich das ein wenig weiterbringt und du mir meine offenen Worte nicht allzu übel nimmst
...
Ganz lieber Gruß,
willow