Dankeschön, Molly, und noch einmal Danke Dir, Tula!
In der alten Leselupe war es verpönt, seine eigenen Gedichte zu erklären. Aber ich vermute, einige wesentliche Hinweise können helfen.
Zwei Ebenen kann man unterscheiden: die Bildbeschreibung des unmittelbaren Sehens ohne zuviel Deutung, wo die Beschreibung keine Rücksicht auf "Absichten" des Malers legt. Metaphern der Beschreibung, die sich vom "Thema" fernhalten: Dann dürfen "die kinder" in dem zur Ikone vergriffenen Bild den bläulichen Berg mit seinen Riefen einen Vulkan, eine Seepocke usw. "sehen", denn das ist so etwas wie der erste, zweite, dritte Blick. Natürlich beginnt damit schon die Deutung, denn "vulkanisch" erscheint jedem, der sich an den religiösen Zusammenhang erinnert, der mosaische Sinai, - die Kinderdeutung öffnet die theologische, warum denn über der Mutter mit Kind dieser zugleich luftig-transparente wie vulkanisch-schroffe Berg aufragt, über dem sich der Himmel öffnet.
Und schon im ersten, zweiten, dritten Blick werden die Farben auffällig. Mathis und die Farben. Irgendein Schelm von Autor, Icherzähler, Lyri, hat da eine Zeile aus dem Periodensystem der Elemente hineinzitiert und sogar das Edelgas am Ende noch mit einem griechischen Mythos verkoffert (Argon => Argonautik), Aber dieses Lyri sucht einen Zusammenhang vom Dekalog-Vulkan zum Erlöser auf dem Schoß der Gottesmutter.
Und in der Pointe der Schlußklausel die Frage, die wohl jeder der Millionen Betrachter des berühmten Engelkonzertes hat: Was ist das in der linken Bildhälfte für eine Nacht, die sich simultan auf die Tagesszene rechts bezieht? Und was sind das für geradezu unenglische Farben, die aus dieser Nachtseite hervorquellen? Und was für eine Musik tönt in diesen Farben? Hat es etwas mit dem Antoniusfeuer, der Mutterkornpilz-Vergiftung durch Lysergsäure (Bestandteil von LSD), zu tun, an der die Patienten des Hospitals litten, die in dem Kloster behandelt wurden, für das Mathis dieses Altarbild gemalt hat?
Das ist, das war mal eine andere "Nacht", als das übliche Lyrikzeug.
grusz, hansz