Entschwinden (gelöscht)

IDee

Mitglied
Entschwinden

Hallo Lesemaus,
für diesen Text brauchte ich ein wenig Zeit, musste es erst einmal sacken lassen. Jetzt muss ich sagen das mir diese Story ganz hervorragend gefällt. Vor allem die Sichtweise der einzelnen Personen. Das macht wirklich nachdenklich.
LG
IDee
 

Lesemaus

Mitglied
Hallo IDee, es freut mich sehr, dass sich nun doch jemand dazu äußert. Wenn sich vielleicht noch andere zu Wort melden, werde ich gern noch etwas zum Hintergrund sagen....

Gruß von Lesemaus
 

Dr Time

Mitglied
Hallo Lesemaus,

Mich hat diese Geschichte wirklich ergriffen. Jeder, der Solches in seiner eigenen Familie erleben muss - ganz gleich ob es sich um einen Professor handelt, oder einen, der seinen Modellbau über alles liebte - wird deine Schilderungen nachempfinden.
Auch die schwierige Rolle der Frau als Pflegerin, die zuvor so wenig Beachtung erfahren hatte, ist gut beleuchtet. Zwei kleine Sachen jedoch:

Zu steif und verschachtelt ist mir dieser Satz des Freundes:

"Glaubt sie, nun, da sich die Vorzeichen umgekehrt haben, sie kein Anhängsel mehr von ihm ist, er jedoch abhängig wie ein Kleinkind von ihr, müsse sie all das nachholen, was ihr in den vergangenen Jahrzehnten verlorengegangen ist?"

Vorschlag:

Sicher, die Vorzeichen haben sich geändert. Sie ist nicht mehr nur sein Anhängsel, sondern er abhängig, wie ein Kleinkind, von ihr. Aber glaubt sie, sie müsse deshalb all das nachholen, was ihr in den vergangenen Jahrzehnten verlorengegangen ist?

Das Zweite, was mich stört, ist der letzte Abschnitt. Ich habe einfach schon zu viele alte Menschen getroffen, die mir sagten:
"Ich habe einfach keine Lust mehr. Vielleicht sehen wir uns ja nicht mehr wieder. Ich wünschte es wäre so."
Ich möchte damit nicht sagen, dass sich ein geistig unzugänglicher Mensch nicht trotzdem des Lebens erfreuen kann. Aber wir wissen es eben nicht.

Was ich nur sagen wollte - der letzte Abschnitt, also die Sicht des Patienten, wirkt auf mich belehrend und beleuchtet nicht, dass es auch anders sein könnte. Der Gedankenkreis des Lesers soll geschlossen werden, wo sich die Kurve weigert, verbogen zu werden. Lass sie bitte offen.

Da gibt es durchaus auch Menschen, die verzweifeln und ihrer Hülle entfliehen wollen. Aber wie verhält es sich in einem konkreten Fall? Wir wissen es nicht und deshalb ist das Thema wohl so brisant. Ob sich deshalb noch keiner hier gemeldet hat?

Trotz meiner kleinen Kritik hat mich dein Beitrag sehr berührt. Danke dafür.

Stephan
 

Lesemaus

Mitglied
Hallo Stephan, es freut mich sehr, dass ich dich mit meiner Geschichte berühren konnte. Und obwohl sich noch niemand weiter gemeldet hat, möchte ich ein paar Worte zum Hintergrund sagen, weil das auch deine Fragen/Kritiken beantwortet.

Diese Geschichte habe ich mir nicht ausgedacht. Sie passiert hier bei uns in unserer schönen Universitätsstadt und in großen Teilen vor den Augen der Öffentlichkeit, und damit meine ich der bundesdeutschen. Es handelt sich bei dem dementen Professor nämlich um einen der größten Denker Deutschlands. (Ich nenne jetzt hier lieber keinen Namen, weiß nicht, ob das gut ist - vielleicht per PN, falls du es nicht anders herausfindest.)

Große Teile der "Erzählung" der Frau habe ich Interviews entnommen, die sie großen Magazinen bzw. Reginonalzeitungen gegeben hat. Das, was die Frau gesagt hat, hat in mir eine so tiefe Erschütterung ausgelöst, dass ich diese Geschichte schreiben musste. In der Geschichte kommt die Frau besser weg, als sie in den Interviews rüberkommt. Du findest sicher einiges zum Nachlesen, wenn du googelst und wenn dich das Thema interessiert.

Ursprünglich endete die Geschichte nach den letzten Worten der Ehefrau. Dann habe ich die Sichtweisen der anderen beiden noch hinzugefügt bzw. der drei.

Die Pflegerin ist also nicht die Frau, sondern tatsächlich die Pflegerin, die kürzlich auch ein Interview, ich glaub, im Focus, gegeben hat. Eigentlich dachte ich, das käme wegen der sehr verschiedenen Ansichten und des völlig anderen Duktus heraus.

Der Freund soll so geschwollen reden, weil er ein ebenfalls sehr bekannter Mensch in Deutschland ist.

Die Worte des Dementen sind ebenfalls mehr oder weniger "Zitate" des Betroffenen. Deshalb WEIß ich, dass er so denkt, er kann bzw. konnte sich noch bruchstückhaft mitteilen.

Kannst du jetzt mit der Geschichte, so wie sie ist, mehr anfangen? Ich wünsche es mir und ich würde mich über weitere Kommentar freuen.

Danke nochmal fürs Lesen.

LG Lesemaus
 

Dr Time

Mitglied
Danke für die Erklärung. Es ist spannend zu sehen, wie jeder seine Dinge in einen Text einbringt.
Das mit dem "geschwollenen Reden" leuchtet nun ein. Man könnte nun noch das Wort jedoch noch durch stattdessen austauschen. Muss aber nicht.

Nun weiß ich jedenfalls, was du sagen wolltest. Wahrscheinlich werden alle, die den Fall kennen, sofort wissen, worum es geht.

LG
 



 
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