Entwurzelt (gelöscht)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe mal ein Paar Gedichte von Dir durchgesehen. Hier muss ich besonders zustimmen. Es geht schneller, als man denkt - und man ist draußen.

Das Gedicht spiegelt unsere Gesellschaft.
 
Lieber Bernd,
danke für die positive Aufnahme. Da ich mit Prosagedichten dieser Art schon angeeckt bin, habe ich meist nur Gereimtes eingereicht. Bei ungereimten Gedichten fühle ich mich immer wieder unsicher bei den Zeilenumbrüchen. Am unproblematischsten ist es sicher, wenn jede Zeile eine abgeschlossene Einheit bildet. Doch manche Zeile wird dann unverhältnismäßig lang.
Klär mich bitte mal auf.
LG Eberhard
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hierbei gibt es die unterschiedlichstenn Möglichkeiten.
Man kann eine Zeile auch an anderen Stellen unterbrechen.
Im Werk sollte es konsistent sein oder etwas besonders hervorheben, wenn man dagegen verstößt.
Eine Möglichkeit ist, nach Sprecheinheiten zu trennen, eine andere nach Gedankeneinheiten, meist stimmt das überein.
Es hängt aber alles sehr vom Charakter des Gedichtes ab.
Ich habe schon eins geschrieben, bei dem ich nach jedem Wort eine neue Zeile gebildet habe, aber auch eins ganz ohne harten Zeilenumbruch.

In Formgedichten richtet es sich nach der zu erzielenden Form.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo Eberhard,

dass du etwas zu sagen hast, ist aus dem Text klar herauszulesen.

Da ich mit Prosagedichten dieser Art schon angeeckt bin, habe ich meist nur Gereimtes eingereicht. Bei ungereimten Gedichten fühle ich mich immer wieder unsicher bei den Zeilenumbrüchen.
Ich frage mich nun aber, warum dieser Text unbedingt in "Ungereimter Lyrik" stehen muss? Lyrik ist er in meinen Augen nicht wirklich, und vielleicht eckst du deshalb mit solchen Texten hier an?

Wäre ein solcher Text nicht etwas für ein Prosa-Forum, etwa Tagebuch oder Kurzprosa?

Das soll jetzt keine Besserwisserei sein, sondern nur so eine Idee.

LG
BeBa
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Bernd,

in Gedichtform kann ich, wenn ich will, doch jeden Text bringen, was ihn dann noch lange nicht zu Lyrik macht, oder? ;)

LG
Bernd
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Übergänge zwischen Schubladen sind immer umstritten.
Es gibt Texte, die man umbrechen kann, und es wird keine Lyrik draus.
Und es gibt Texte, bei denen die äußere Form über die Einordnung entscheidet.
Und es gibt Texte, wo die Entscheidung offen ist.

Im vergangenen zwanzigsten Jahrhundert gab es eine Negation fast jeglicher Form.
Und es gab eine Umkehr fast jeden Inhaltes, immer mehr wurde ausgelotet.

Im vorliegenden Fall ist es ein Gedicht mit Prosa-Satzformen.

Die Form passt sehr gut zum Inhalt. Möglich wäre auch eine idyllisch-gereimte Form, aber wie passt sie?

Die Entwurzelung verbietet eine lyrische Sprachdiktion.
Möglich wäre aber auch eine expressionistische gereimtes Form.

Diese wäre aber eher als bedrückend-verstörende Außensicht. Ungereimt hat es einen lakonischen Ton, der der Realität gut entspricht.
 

revilo

Mitglied
sie sitzen
auf einsamer Bank
umringt vom Getriebe
geschäftigen Lebens
umzingelt von
geleerten Rotweinflaschen

was wäre
wenn du morgen
einer von ihnen wärst?

Auch ich stand schon
mit einem Fuß vor der Tür

den letzten Schritt
vergab mir Gott

ich glaube
trotzdem nicht an ihn
und frage mich
an was die Typen auf der Bank glauben

LG und spontan von revilo
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine interessante Variante.
Es ist eine erhabenere Sprache, sie wirkt dadurch seltsam distanziert - das Geschehen wird ästhetisiert.

Aus "Ein Glück, ich bin das nicht, könnte es aber sein!" wird "Ein Glück, dass ich nicht zu denen gehöre."

"Der letzte Schritt" ist völlig umgedeutet.
 
An alle,

Klar, meine Schöpfung ist inhaltlich keine Lyrik. Aber auch Wilhelm Buschs und Eugen Roths gereimte Werke sind inhaltlich ganz überwiegend keine Lyrik.
Daher mein Vorschlag: Die Prosaforen durch zwei weitere ergänzen:
[ 8]Prosa in Versform, ungereimt
[ 8]Prosa, gereimt
Vermutlich ist das nicht zum ersten Mal angeregt (und wieder verworfen) worden.
LG Eberhard
 

Ralf Langer

Mitglied
vorsicht meine meinung:

dies ist keine lyrik,

es weißt nicht auf etwas außerhalb liegendes hin.
Es über setzt nichts. Es fehlt das metaphorische element
(gr mata-phorein über tragen setzen). Kein symbolismus, keine sprachlich rhythmische nähe zur lyrischen form.

dies ist auch keine prosalyrik:
denn hier wird nicht erzählt, was prosa ja täte. Posa oratio; schlichte rede
es ist eine beobachtung einer leider alltäglichen situation, mit einigen kreuzgängen an gedanken.

ich persönlich finde die fragen zu impertinent. Du drängst den leser in eine richtung, in die er sich bei dieser thematik sowieso hinbewegt.
tenor: ja, dies alles ist schrecklich.
und?

hier auch noch gott zu bemühen, halte ich thematisch für sehr überzogen.

wenn aber prosalyrik das ist was du geschrieben hast, dann ist lyrik
alles was der form nach in verse gebunden, manchmal gezwungen ist.

dem schließe ich mich nicht an.

details:
Zwei texte in einem
text eins:

Da siehst du sie sitzen
auf einsamer Bank,
umringt vom
Getriebe geschäftigen Lebens,
umgeben von
geleerten Rotweinflaschen.

beobachtung, sehr oberflächlich. Ich sehe niemanden konkreten. Das wäre aber wichtig.
das worüber ich mitfühlen soll hat kein gesicht. einfach „sie“ ist hier deutlich zu wenig!
mit dieser strophe endet auch schon text eins.

text zwei: der gesamte rest: gedanken des erzählers, ich vermeide hier den begriff lyrisches ich.

ich bitte die schärfe in meinem ton zu entschuldigen, aber und hier zitiere ich eine zeile
aus deinem text:
(in leichter abwandlung)

ein grauen erfasst mich

soweit lieber erberhardt meine kritischen eindrücke

ralf
p.s.
revilos vorschlag zur überarbeitung
weist in die richtige richtung
 
Hallo revilo,
Deine distanziertere Version gefällt mir sehr gut, aber ich kann mich dieser nicht anschließen. Mein Gedicht entsprang einer starken Emotion, und ich möchte mich nicht verleugnen. Darum werde ich den Text hier löschen und im Tagebuch neu einstellen.
LG Eberhard
 

revilo

Mitglied
Hallo ... Bitte versteh meine Version als Anregung...was Du aus Deinem Gedicht machst, ist selbstverständlich Deine Sache.,
LG revilo
 
Hallo Ralf,
ich halte mein Werk weiterhin für Lyrik. Sicher ist es ein Grenzfall. Meine nur "oberflächliche Beobachtung" ist das Nachdenken wert. Aber die Konsequenzen würden sich dann wohl in Kurzprosa niederschlagen.
Deine beiden Schlusszeilen waren sehr sarkastisch - aber gekonnt und darum verzeihlich.
Weiteres entnimmst Du meiner Antwort an revilo.
LG Eberhard.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo eberhardt,

ich bin kein böser mensch. wie ich in der überschrift zu meinen darlegungen zu deinem stück sagte:
vorsicht meine meinung.

ich habe lange und intensiv über die bedeutung bzw. über den anspruch von lyrik nachgedacht.

in meinen tagebuch einträgen findest du, wenn du magst,
einen längeren beitrag dazu.

liebe grüße
ralf
 
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