(F)Love Pain & Ressurection

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Gribsy

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Senethal Darkwood, wer ist das überhaupt ?

Ich stand vor der Tür. Ich hatte sie direkt gefunden. Ach entschuldigt meine Unhöflichkeit. Senethal Darkwood nennt man mich. Meines Zeichens Kopfgeldjäger, auch wenn einige behaupten ich wäre nur ein gewöhnlicher Straßenräuber. Doch dem ist nicht so, auch wenn mein Aussehen es vermuten lassen würde. Mein leicht gelbliche Haut und mein weiter schwarzer Umhang vermitteln wirklich den eines Banditen, der von der Hand in den Mund lebt. Auch mein Körperbau, eher etwas hager läßt darauf schließen, daß meine Kunst mich so grade über Wasser halten kann. Doch wie so oft täuscht der erste Eindruck. Die Muskeln wurden im Kampf gestählt und die Augen so scharf wie die eines Luchses. Als Elf verfüge ich noch über einige Fähigkeiten, auf die ich nicht näher eingehen möchte. Einige Geheimnisse will ich ja noch für mich bewahren.
Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Irmar Or. Einer großen Stadt, Nähe der Grenze zu den feindlichen Gebieten, wo Orks und andere finstere Gestalten hausen. Meine Eltern waren arme Bauern, die aber alles daran setzten, daß ich einmal ein besseres Leben haben sollten. So sparten Sie jeden Silberling, damit mich ein Druide ausbildete. Der Druide verlangte nicht viel im Vergleich zu dem, was ich heute erbeuten sollte. Es waren nur 100 Silberstücke. Ein Lächeln, gleitet über meine Lippen, wenn ich an die Zeit denke. Als ich 16 war, hatten Sie es endlich geschafft. Der Druide nahm mich auf. Sein Name war Thorugh. Ich lebte zwei Jahre bei ihm und lernte die Natur kennen. Er unterwies mich in der Kunst Kräuter zu finden und Salben und Gifte aus diesen herzustellen. Die Idylle war einmalig. Die Tiere des Waldes waren meine Freunde und Thorugh, war wie ein Vater zu mir. Doch eines Tages ich war grade 18 geworden, wurde Thorugh von Goren niedergemetzelt. Ich kam gerade von der Kräutersuche nach Hause, als ich seine Leiche fand.
Tief erschüttert und voll von Trauer begrub ich den alten Mann. Er war zwar ein Mensch, doch wußte er viel über das Volk der Elfen. Eine Träne kullerte über mein Gesicht und tropfte auf mein Hemd und hinterließ einen Fleck. Meine Gesichtszüge verfinsterten sich als ich mich vom Grab erhob und ich packte meine „Siebensachen“ und verließ die Hütte um mich auch von meinen Eltern zu verabschieden.
Als ich am Hof meiner Eltern ankam, oder besser was von ihm noch übrig geblieben war, erfuhr ich zum ersten Mal, was es hieß Haß und Rachegelüste zu empfinden. Sie lagen in Ihrem Blut und waren schrecklich verstümmelt worden. Wieder fand ich Spuren von Goren, die dieses Blutbad angerichtet hatten. Innerhalb eines Tages war aus dem so unschuldigen Senethal ein von Haß und Rache zerfressener Mann geworden.
Der Rest ist schnell erzählt. Ich machte mich auf in die Stadt Umbar, denn in Irmar Or würde ich keine Arbeit finden. In Umbar kam ich auch bei einer der ansässigen Diebesgilden unter. Ich entschloß mich eine Ausbildung als Kopfgeldjäger anzustreben, um meiner Rache genüge tun zu können. Eines Tages ich war mittlerweile 19, hörte ich von Spionen, die für die Goren etwas auskundschaften sollten. So traf ich Elgar Nightwind den Magier / Kleriker, Clavell den Barden, Netraysis den Waldläufer, Ratek den Nekromanten, Nichtar den Krieger, Rolyth den Krieger und Shidai Khor seines Zeichens auch Krieger.
Wir erlebten viele Abenteuer und heute sollte alles vorbei sein.

Mein Tod

Ich stand also vor dieser Geheimtür. Sie war mit einer magischen Falle versehen. Meine Hände zitterten ein wenig, da ich bei vergangenen Versuchen eine magische Falle zu entschärfen doch das eine oder andere Mal nicht vom Glück beschert worden war. Insbesondere Netraysis und Clavell mußten darunter leiden. Tut mir leid meine Weggefährten aber das Schicksal ist leider nicht immer auf unserer Seite. Mir war klar, daß ich meine herkömmlichen Methoden hier nicht ausreichen würden um die Falle zu entschärfen. Doch bald fand ich den Auslöser und machte mich an die Arbeit. Mit dem feinen Diebesbesteck, machte ich mich daran ihn zu blockieren. Er war so klein, daß eine kleinste Abweichung unser aller Tod bedeuten könnte und schon vernahm ich Schritte, die sich entfernten. Es waren meine Weggefährten, die sich in Sicherheit brachten. Nun ja ich hatte Ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten zwar das eine oder andere Mal enttäuscht, aber war das ein Grund sich wie Ratten in Ihren Löchern zu verkriechen? Ich schaute mich kurz um, was ein folgenschwerer Fehler sein sollte. Mit meiner rechten Hand und dem darin befindlichen Stück Draht rutschte ich nur einen Millimeter zu weit in das winzige Loch hinein und einem Klicken folgte ein Zischen, wie ich es nur von einem Ereignis her kannte. Ich drehte meinen Kopf wieder in Richtung Loch und starrte dieses mit weit aufgerissenen Augen an. Das grelle Licht konnte ich noch für einen Augenblick erkennen. Der Blitz schoß aus der Öffnung heraus und traf mich mitten auf der Stirn. Mein Körper wurde durchgeschüttelt und die Schmerzen waren unerträglich. Der Puls wurde rasend, meine Gliedmassen zuckten unnatürlich umher. Zuckend stand ich vor der kleinen Öffnung und ein Blitzstrahl nach dem anderen durchströmte meinen Körper. Meine Hände verkrampften zu einer unnatürlichen Haltung. Der Atem wollte mir stocken. Mein Herzschlag raste mit einer ungeahnten Frequenz. Meine Augen wollten aus Ihren Höhlen springen und plötzlich war alles vorbei.
Ich stand da und starrte auf die Tür, doch etwas war anders, nur konnte ich nicht genau sagen was es war.
„Ha, das war ja wohl ein Witz, diese Falle!“ Meine Worte klangen ziemlich hohl, doch das waren wohl nur die Nachwirkungen des Blitzes.
Ich drehte mich um und sah in die Gesichter meiner Begleiter. Schrecken stand ihnen in die Gesichter geschrieben. Das Entsetzen, was dieselben prägte war nicht zu übersehen.
„Hey was ist los Leute , ist doch nix passiert. Ein bißchen dröhnt mir noch der Schädel und ich höre alles wie als wenn ich unter Wasser wäre. Aber sonst geht’s mir gut.“
Sie sahen einander an. Elgar sagte irgend etwas zu Netraysis, doch ich konnte beim besten Willen nicht verstehen, was er sagte. Nicht ein Laut drang an meine Ohren. Ich ging auf Elgar zu um ihn besser zu verstehen. Doch als ich ihm von Angesicht zu Angesicht stand, verstand ich ihn immer noch nicht. Auch die anderen starrten noch merkwürdig und mit entsetztem Gesichtsausdruck auf den Boden hinter mir. Hatte ich noch etwas anderes ausgelöst als nur einen Blitz? Ich drehte mich um und dort sah ich MICH! Entsetzen, Angst und Erschütterung waren nur einig der Gefühle, die meinen Geist durchströmten. Was war passiert? Ich doppelt auf dieser Welt? War ich zweigeteilt, das guten und böse getrennt? Langsam schritt ich auf mein anderes Ich zu, was am Boden lag. Vorsichtig kniete ich neben dem Körper und wollte ihn berühren. Doch meine Hand ging durch die Haut hindurch, als wäre sie nicht vorhanden. Diesmal durchfuhr ein Gefühl meinen Körper, wie ich es noch nie erkannte. Etwas zog an mir. Irgendwie war es als wollte mich der Körper in sich hineinziehen. Ich wehrte mich dagegen und bekam meine Hand mit großer Anstrengung wieder herausgezogen.
„Verdammt was ist hier los? Ich verstehe überhaupt nichts mehr.“ Meine Worte klangen immer hohler als wenn ich mich in einem engen unterirdischen Gang befand und das Echo von den Wänden widerhallte.
Plötzlich kniete Nichtar neben mir. Das sonst von Selbstbewußtsein geprägte Gesicht, war von Trauer überschattet. Ich sah ihn an und sprach zu Ihm.
„Nichtar, sag mir doch was geschehen ist. Ich höre alles, als wenn tausend Echos wieder hallen.“ Doch er schien mich nicht zu verstehen, denn ohne eine Reaktion nahm er den Körper auf.
In diesem Moment wurde mir alles klar. Und sofort wurde meine Vermutung in Gewißheit umgewandelt. Etwas zerrte an mir und die Umrisse wurden verwaschen. Alles wurde von einer Schwärze überschattet, wie Sie nur eine Erklärung zuließen.
Ich war tot.


Doch nicht alles vorbei?

Nach wenigen Sekunden waren meine Weggefährten und mein toter Körper verschwunden. Auch befand ich mich nicht mehr in der Höhle. Schwärze umgab mich! Ich fühlte mich unsicher. Angst und Panik versuchten meinen Geist zu übernehmen. Ich sah mich um, konnte aber nichts erkennen. Schwärze nichts als Schwärze. Meine Gedanken wurden immer wirrer und ich fing an wahnsinnig zu werden. Grade als ich anfangen wollte ziellos umher zu rennen, sah ich in weiter Entfernung ein helles gleißendes Licht. Ich ging darauf zu. Und während ich mich diesem Licht näherte wurde es größer. Es hatte eine magische Anziehungskraft. Ich konnte einfach nicht als auf das Licht zu zugehen. Nach einigen Minuten, oder waren es Stunden, ich hatte jedes Empfinden für Raum und Zeit verloren, erkannte ich, daß ich mich in einem langen schwarzen Tunnel befand.
Und am Ende dieses Tunnels war dieses wunderbare Licht. Plötzlich schoß eine schwarze Hand aus der rechten Tunnelwand, gefolgt von einem Gesicht, was keine Gesichtszüge hatte. Es war irgendwie leer. Keine Augen, kein Mund und keine Nase, aber doch war es ein Gesicht.
„Komm ich habe auf Dich gewartet.“ Dunkel klang die Stimme und die Hand griff nach mir. Doch geschickt sprang ich zurück. Doch aus der anderen kam eine weitere Hand und berührte mich an der Schulter. Der Griff war eisig und mich fröstelte. Bilder durchschossen meine Gedanken. Eine Frau, fiel zu Boden. Es war die Anführerin der Räuber, die wir mir Glück überwältigt hatten. Sie griff nach mir und wollte mich in die Schwärze ziehen. Ich schüttelte die Hand ab die an mir zerrte. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht. Diesmal konnte ich es sogar erkennen. Es war wirklich die Anführerin, die mich in die sonst undurchdringliche Schwärze ziehen wollte.
„Komm, wir wollen alle mit Dir Freundschaft schließen.“ Säuselte mir ihre Stimme entgegen. Doch ich hörte nicht auf die Stimme. Ich ging weiter auf das Licht zu, welches mich in seinen Bann gezogen hatte. Es war so wunderschön, so hell. Es hätte mich eigentlich blenden sollen, doch ich konnte meine Augen nicht abwenden. Immer wenn ich es ansah, durchströmten mich Glücksgefühle, wie ich sie noch nie kannte. Es war besser als Sex. Immer mehr Hände und Gesichter kamen aus den Wänden und wollten nach mir greifen. Einige erkannte ich aber die meisten waren mir Fremd. Doch sie bekamen mich nicht mehr zu packen. Zu geschickt wich ich Ihnen aus und näherte mich dem Licht.
Im Licht konnte ich die Konturen einer Gestalt ausmachen, die ich nicht kannte. Langsam und immer noch darauf bedacht, nicht von den Händen gepackt zu werden ging ich weiter darauf zu. Die Gestalt rief mir zu.
„Komm, hier ist es sicher und wunderschön. Wir haben schon auf Dich gewartet.“
Die Stimme klang fremd aber auch wieder vertraut. Sie war tief, doch es war kein Haß darin zu erkennen. Nur Freundlichkeit und Glück klangen aus ihr heraus.
Die Hände verschwanden in den Wänden und der Gang war auch nicht mehr länger schwarz. Es war zwar nicht deutlich zu erkennen aber der Gang ging in ein Grau über. War es das wovon mir Thorugh erzählt hatte? Das sagenumwobene Avanaith, das was die Menschen den Himmel nannten? Ein Gefühl des Glücks durchströmte mich. Ich hatte alles richtig gemacht, trotz daß mein Weg nicht immer von Rechtschaffenheit geprägt war. Ich war am Ziel angekommen.
Doch plötzlich zerrte etwas mit aller macht an mir. Ich entfernte mich wieder von dem Licht und der Gestalt. Ich versuchte mich dagegen zu wehren, doch so sehr ich mich anstrengte weiter auf das Licht zu zugehen, desto schneller entfernte ich mich von ihm.
Aber es war keine Hand, aus der Schwärze die mich gepackt hatte. Dumpf und unwirklich vernahm ich Worte, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte. Das Licht am Ende des Tunnels verblaßte ebenso wie die Gestalt. Nur noch leise und unscheinbar vernahm ich Ihren Klang.
„Oh es sollte doch noch nicht sein, jemand hat noch etwas mit Dir vor!“
Auch die Schwärze wurde heller und schwand einem Bild von Säulen, Menschen und einem meiner Gefährten. Nur langsam wie durch einen Nebel konnte ich erkennen wo ich war. Ich war in einem Tempel. Immer deutlicher wurde das Bild von diesem Gebäude. Ich war zwar noch nie zuvor in einem Tempel, aber wie die Fremden alle gekleidet waren, konnte es sich nur um Priester handeln. Ich sah mich um und auf einem Altar, sah ich meinen nackten toten Körper liegen. Über dem Altar war das Zeichen von Gwyhr zu sehen. Die Stimmen der Priester wurden immer klarer, doch konnte ich Ihre Worte immer noch nicht verstehen. Doch es schien eine Beschwörungsformel zu sein. Immer stärker zog mich eine unsichtbare Macht zu meinem Körper hin. Ich versuchte mit aller Macht mich dagegen zu wehren. Ich versuchte meine Gedanken auf das Licht zu konzentrieren, doch es wollte nicht mehr zurückkommen. Statt dessen zog mich etwas immer näher an den Altar heran, bis ich am Ende vor meinem Körper stand.
Ich vernahm die Laute der Priester immer deutlicher. Ich blickte mich noch einmal um. Elgar stand gespannt am Rande des Geschehens und beobachtete das Ganze mit Spannung. Hoffnung war in seinem Gesicht zu lesen und Glaube an die Macht der Götter. Dieser Narr, glaubt er wirklich, daß er mir damit einen Gefallen tut. Wenn er nur wüßte, was er mir damit antut. Die Handbewegungen der Priester wurden immer fremdartiger und Ihre Stimmen stiegen zu einer ekstatischen Lautstärke an. Die Macht, die mich festhielt zog mich in meinen Körper hinein. Ich ergab mich widerwillig meinem Schicksal. Aber Gwyhr wollte wohl noch nicht, das ich sterbe warum auch immer.


Der Tag danach oder meine Auferstehung von den Toten !

Wieder übermannten mich Schmerzen. Die Enge meines Körpers verursachte ein Gefühl der Platzangst in mir. Langsam schlug ich die Augen auf. Das Licht blendete mich. Schnell schloß ich sie wieder. Mühsam versuchte ich mich zu bewegen. Doch noch gehorchte mir mein Körper nicht. Es war, als wollte er das Fremde, was ihn erneut übermannt hatte abstoßen. Doch die Götter ließen keinen Widerspruch zu. Ich war wieder gefangen in meinem leiblichen Dasein. Nur schweren Herzens gewöhnte ich mich wieder an die Schmerzen. Ich setzte mich auf und öffnete diesmal langsam meine Augen. Blinzelnd gewöhnte ich mich an die Lichtverhältnisse. Und bald sah ich wieder alles klar und deutlich. Aber nicht alles war wieder wie vorher. Ich fühlte mich schwächer und älter. Als ob Jahre seit meinem Ableben vergangen wären. Ich drehte meinen Kopf in Richtung der Priester. Sie standen nicht mehr, sondern waren alle erschöpft zu Boden gesunken. Nur noch ein Stöhnen war von Ihnen zu vernehmen.
„Es ist vollbracht meine Brüder.“ sagte einer, der wie ein Hohepriester gekleidet war.
Elgar stand einige Meter von Ihnen entfernt und seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, war er überglücklich. Na dann wollen wir diesen Narren mal nicht enttäuschen und ihm vermitteln, daß er richtig gehandelt hat. Langsam schritt er auf mich zu. Ich stand auf. Noch ein wenig wackelig auf den Beinen riß ich meine Arme in die Höhe und schrie:
„Ich bin unbesiegbar, aber kann mir zum Henker mal jemand sagen wo ich hier bin.“ mein Gesicht war in diesem Moment von einem Selbstbewußtsein gezeichnet, wie Ihr es euch nicht einmal in euren kühnsten Träumen vorstellen könnt. Elgar lächelte mich an.
„Endlich, ich war in Sorge, daß sie es nicht mehr schaffen würden.“ Er deutete auf die völlig erschöpften Priester.
„Was geschafft?“ ich mimte den unwissenden, um Elgar nicht zu erschrecken. Scheinbar kaufte er es mir ab.
„Weißt Du denn gar nichts mehr? Du warst tot. Du hast eine Falle ausgelöst.“
Mit einem gespielten ungläubigen Gesichtsausdruck sah ich Elgar an und erwiderte : „Was? Das ist doch nicht möglich.“ Du Narr natürlich war ich tot, ich weiß alles, aber was du mir angetan hast kannst Du nicht wieder gutmachen. Ich hoffte meine Gedanken würden mich nicht verraten. Er hat es doch nur gut gemeint. Eine Stimme in meinem Kopf versuchte mir das einzureden, doch es sollte Ihr nicht gelingen.
„Doch, ein Blitz traf Dich und du wurdest durchgeschüttelt. Im nächsten Moment hast Du Tod auf dem Boden gelegen.“
Unwissend vorspielend sagte ich : „Du mußt mir alles erzählen Elgar. Aber zuerst laß uns zu unseren Gefährten eilen.“
„Ja du hast recht, sie warten sicher schon sehnsüchtig auf uns. Aber zieh Dich erst mal an oder willst Du so auf die Straße hinaus?“
Danken nahm ich die Kleidung, die Elgar in weiser Voraussicht mitgebracht hatte an. Du warst Dir Deiner Sache also so sicher, wie kann nur soviel Arroganz in einem Halbelfen vereint sein? Ich zog mich an.
Höflich bedankte sich Elgar bei den Priestern, wie es nun mal seine Art war. Ich würdigte sie keines Blickes, was diese auch nicht weiter zu erstaunen schien.
„Los Elgar komm ich will zu unseren Freunden.“ Ich setzte mein strahlendstes Lächeln auf, doch Elgar erwiderte : „Gleich Seni. Ich muß erst noch mit den Priestern reden.“
Der Hohepriester war mittlerweile wieder aufgestanden. Ich bekam noch mit, wie Elgar sagte „Vertraut immer auf das Schicksal.“ Und das im Tempel von Gwyhr. Innerlich schlug ich die Hand vor den Kopf. Doch nicht so die Priester. Zwar waren Sie erstaunt über Elgars Aussage, doch auch war Neugier auf Ihren Gesichtern zu erkennen. Ich wand mich von Ihnen ab und verließ den Tempel. Draußen angekommen machte ich meinem Unmut über Elgars Tat erst einmal Luft und schrie : „WARUM? WAS WILLST DU VON MIR?“ Ich hatte keine Ahnung, zu wem ich es sagte. Vielleicht zu Gwyhr oder irgendeinem unbekannten Gott. Passanten starrten mich ungläubig an, als ob mich alle guten Geister verlassen hätten. Wie recht Ihr Idioten doch habt. Es scheint wirklich als ob mich die guten Geister verlassen hatten. Nach einigen Minuten und vielen dämlichen Menschen, die an mir vorbei gingen kam Elgar endlich aus dem Tempel. Sofort veränderte sich mein Gesichtsausdruck wieder.
„Endlich Elgar, können wir nun gehen.“ Meine Stimme klang wohl doch noch etwas zu schroff, denn Elgar sah mich verärgert an.
„Nicht so ungeduldig Seni. Wir gehen ja jetzt.“
Wie ich es haßte, das Leandra das in dem Dungeon zu mir gesagt hatte. Jetzt fing auch noch Elgar damit an. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie lächerlich es ist, wenn ein Kopfgeldjäger meines Standes mit so einem niedlichen Kosenamen wie Seni angeredet wird. Ich kann es nur beschränkt beschreiben. Es ist wie wenn man Scheiße eines Ogers auf der Zunge schmeckt, weil man Ausversehen in einer seiner Lachen ausgerutscht ist. Naja so oder so ähnlich.
Wieder mit gespielter Freundlichkeit versuchte ich Elgar zu beschwichtigen.
„Entschuldige, aber meine, Äh ich meine unsere Freunde wiederzusehen hat mich wohl ein wenig ungeduldig werden lassen.“
So gingen wir endlich zum Gasthof, wo wir vor unserem Trip in den Dungeon untergebracht waren. Als wir die Tür zur Schenke öffneten konnte ich alle erkennen. Betrübt und frustriert waren Ihre Gesichter. Nur Shidai Khor, dessen Spitzname Pheton war sah glücklich aus. Ich erkannte auch warum. Dieser Leichenfledderer hatte sich mein Schwert geschnappt. Es war eine außergewöhnliche Waffe. Ich hatte Sie in diesem Labyrinth gefunden, wo wir fast einen Monat drin gefangen waren. Aber war Sie wichtiger als der Tod eines Freundes bzw. Weggefährten, der die Gruppe ein ums andere Mal vor dem sicheren Tod bewahrt und sie durch die mit Fallen gespickten Gänge der Dungeons geführt hatte. Die Verärgerung in meinem Gesichtsausdruck wechselte aber in Betrübtheit, als ich Nichtar sah. Niedergeschlagen nestelte er an meinen Sachen. Der sonst so stolze Krieger war ein Wrack. Es erfüllte mich mit Freude, daß ich wenigstens einen Freund in der Gruppe haben sollte. Aber Elgar ist doch auch Dein Freund. Diesmal war es eine andere Stimme, die durch meine Gedanken fuhr. Ach Elgar, der weiß doch gar nicht wie mir zumute ist. Wider unseres Glaubens hat er gehandelt. Ich bannte die Stimmen aus meinem Kopf. Es schien als ob zwei Seelen, wenn ich eine hätte in meiner Brust um die Herrschaft in mir kämpften. Eine Träne floß über Nichtars Wangen. Er war wirklich am Boden zerstört hatte es den Anschein und es war nicht gespielt. Pheton fuchtelte mit dem neu gewonnenen Schwert in der Luft herum.
„Na wie bin ich, dieses Ding ist doch wie geschaffen für mich.“ Netraysis blickte auf sagte aber nichts. Im nächste Moment widmet er sich wieder seinem Krug, was vor ihm stand. Auch Clavell hatte ein Glas in der Hand. Mit zitternden Händen, führte er es zu seinem Mund und trank einen Schluck.
„Ich kann es nicht glauben, das Du so herzlos bist.“ Brüllte Nichtar auf einmal. Erschrocken sahen ihn alle an. Netraysis fand als erster die Worte.
„Er hat recht Pheton. So spricht man nicht über Gegenstände, die einem toten Weggefährten und sei es auch ein noch so zwielichtiger Charakter, gehörten.“
Schmollend zog sich Pheton zurück und setzte sich etwas Abseits von dem Rest.
„Hoffentlich gelingt Elgar sein Vorhaben.“ Es war Clavells Stimme, die das aussprach, was alle dachten bis auf Zweien. Netraysis erwiderte.
„Ich hoffe nicht.“ Nichtar schaute ihn erbost an. Der Rest, der Männer konnten nicht fassen, daß , diese Worte aus Netraysis Mund kamen.
„Aber nicht aus Gründen wie Ihr alle jetzt meint.“ schob er eiligst hinterher und führte seinen Krug erneut zum Mund und nahm einen tiefen Schluck. Elgar bekam von alle dem nur wenig mit, so hoffte ich.
„Was meint Ihr damit?“ Nichtar sah Netraysis fragend an.
„Nun ja, es ist so wie ich es sage. Ich hoffe um Senethals Willen nicht, daß er aufersteht.“ Netraysis wußte natürlich, nein er glaubte, was mit mir nach meinem Ableben passierte. Wie sollte er es auch wissen. Er lebte ja noch. Ich begann Achtung vor Ihm zu empfinden. Eigentlich hielt ich ihn für einen naturverbunden Narren, der nichts über die Welt wußte, in der wir heute lebten. Aber er glaubte fest an unsere elfischen Grundsätze.
Clavell nickte nur sagte aber nichts. Mit Sicherheit hatte Netraysis ihm davon erzählt, was mit uns Elfen aber auch Halbelfen nach unserem Tod passieren würden.
„So sprecht doch.“ Diesmal war es Rolyth, der Netraysis fragend anschaute.
„Nein, das versteht Ihr nicht, noch nicht. Es hat etwas mit unserem Glauben zu tun.“
Sichtlich unbefriedigt, über die dürftige Antwort, trank Rolyth nun einen Schluck.
„Aber...“
Wütend sah Netraysis Rolyth an: „Nein kein ABER. Es muß reichen, was ich euch erzählt habe.“
Er stand auf und setzte sich an einen anderen Tisch. Clavell folgte ihm. Nichtar sah Rolyth erstaunt an.
„So hab ich den ja noch nie gesehen.“
War es möglich, daß mein Tod die Gruppe spalten sollte. Ich wies Elgar an erst einmal zu warten und trat dann in den Schankraum. Keiner der Köpfe erhob sich. Nur Pheton sah mich. Wie versteinert hielt er mitten in seiner Bewegung inne.
„Aber, aber, daß......“
„WAS?“ brüllte Ihn Nichtar wütend an.
Pheton deutete auf mich und Nichtar wendete mir seinen Kopf zu.
„SENETHAL!“
Mein Name brachte Leben in die Bude. Clavell prustete sein Met wieder aus. Kleine Spritzer flogen quer über den Tisch an dem er und Netraysis saßen. Die Tropfen die Netraysis trafen hinterließen deutlich Ihre Spuren auf seinem Hemd und in seinem Gesicht. Aber es störte ihn nicht sonderlich.
Rolyth fing an zu husten, offensichtlich hatte er sich verschluckt. Pheton stand immer noch wie versteinert da.
Nichtar sprang auf, und stürmte auf mich zu. Seine Umarmung war heftig. Er erdrückte mich fast.
„Langsam, langsam mein Freund. Wenn ich euch im Boxkampf besiege, glaubt Ihr wirklich daß mich ein solches Mißgeschick, wie das von gestern aufhalten kann.“
Er schaute mich grimmig an, doch dann fing er lauthals an zu Lachen.
„Das ist der Kerl, den ich kenne. Überheblich und arrogant wie eh und je.“
Anerkennend klopfte er mir auf die Schulter. Netraysis , Clavell und Rolyth ließen es etwas reservierter angehen.
„Schön Dich wieder zu sehen.“ Sagte Rolyth.
Netraysis sah mich fragend an.
„Wie geht es Dir?“
„Mir geht es prächtig alter Waldschrat.“ Meine gespielte Fröhlichkeit, schien nicht einmal ihm aufzufallen.
Brummelnd erwiderte er: „Na toll immer noch der alte. Nicht einmal der Tod konnte euch Manieren beibringen.“
„Wie denn auch ich bin unbesiegbar.“ Lachend ging ich zur Theke.
„Eine Runde Met aber vom besten wenn ich bitten darf Herr Wirt.“ sprach es und schaute mich um.
„Wenn mir meine Freunde hier, mein Goldsäckchen wiedergeben würden meine ich natürlich.“
Nichtar überreichte mir meine Sachen. Alles war vorhanden. Mein Umhang, mein Gürtel, mit der Schnalle, die eigentlich ein Messer war. Und nicht zuletzt meinen Beutel mit Edelsteinen und Goldmünzen. Auch die halb verweste Hand von Argor befand sich noch unter meinen Sachen.
Der Wirt schenkte ein und alle scharten sich um mich um mit mir anzustoßen. Bis auf einen.
Sichtlich geschockt stand Pheton immer noch alleine an dem Tisch, wo er sich niedergelassen hatte.
„Ihr habt glaube ich etwas, was mir gehört Pheton.“
Langsam kam er auf mich zu. Widerwillig und zögernd übergab er mir mein Schwert.
„Mmmh, ja hier habt Ihr es wieder.“
Ich reichte ihm einen Krug: „Nicht so trübselig Pheton, es wird der Tag kommen, da werdet auch Ihr eine solche Waffe euer Eigen nennen können.“
Sichtlich erleichtert, daß ich ihm nicht übel gesonnen war, stieß er mit mir an. Alle anderen taten es ihm gleich.
„Du mußt uns unbedingt erzählen, was du alles erlebt hast.“ Es war Netraysis, der vor Neugierde bald platzte.
„Später meine Freunde, später heute Abend bin ich noch zu erschöpft und ich muß morgen früh raus, damit ich dem Gildenmeister, das Zeichen unseres Sieges bringen kann.“
Widerwillig, gab sich Netraysis mit dieser Antwort zufrieden. Wenn Du wüßtest was ich gesehen habe. Dieser Gedanke schoß mir durch den Kopf, als ich die Treppe zu meinem Zimmer hinaufstieg.

Lebenslust oder Lebensfrust ?

Am nächsten Morgen wachte ich wie immer auf dem Boden auf. Ich hatte mir im Laufe der Jahre angewöhnt in meiner Decke auf dem Boden zu schlafen. Das Bett formte ich immer so, daß jemand annehmen mußte ich würde drin schlafen. Zu viele Leute hatte ich in meiner Zeit schon hinter Gitter gebracht. Und zu viele Gefährten derselben trachteten mir nach dem Leben.
Ich wusch mich du kleidete mich an. Die Schmerzen des vergangenen Tages waren schon fast vergessen. Auch das Gefühl der Beengtheit war nicht mehr so stark vorhanden.
Aber du bist doch nur noch ein Schatten deiner selbst.
Nein ist er nicht, er ist um eine Erfahrung reicher und diese kann ihm keiner mehr nehmen. Er weiß was auf ihn zukommt wenn es einmal so weit ist.
Aber diese Idioten haben es nicht verstanden zu tun, was richtig gewesen wäre. Ihn da zu lassen, wo er war.
Wieder waren diese Stimmen in meinem Kopf. Angestrengt versuchte ich mich auf das bevorstehende Treffen mit dem Gildenmeister zu konzentrieren und es gelang mir auch. Die Stimmen verschwanden.
Als ich fertig war ging ich wieder hinunter, wo die anderen schon saßen.
„Morgen Senethal.“ „Morgen Seni.“
Das war Elgar, der sich offensichtlich einen Spaß daraus machte, mich zu necken. Er weiß ganz genau, daß mich dieser Name auf die Palme bringt.
Mürrisch erwiderte ich: „Morgen. Ich mach mich mal auf, will mich jemand begleiten?“
Sofort standen Netraysis und Clavell auf. Netraysis hatte Ringe unter den Augen, als ob er die ganze Nacht nicht geschlafen hätte. Ich ging nicht weiter darauf ein. Ich wußte schon warum.
„Klar wir kommen mit.“
„Nun gut, aber Ihr müßt draußen warten, wenn wir da sind. Meine „Kollegen“ mögen es nicht besonders, wenn ich Fremde mitbringe.“
So verließen wir das Gasthaus und machten uns auf den Weg zum Gildenmeister. Obwohl die Gassen sehr verwunden waren, fand ich den Weg mit spielerischer Leichtigkeit. Netraysis und Clavell hatten keine Mühe mir zu folgen. Klar ich ließ sie, aber es hätte auch keinen Sinn gemacht den Versuch zu unternehmen ihnen zu entkommen. Zu erfahren waren beide auf dem Gebiet Spuren zu lesen. Und auf das Donnerwetter, nachdem Sie mich gefunden hätten, war ich überhaupt nicht scharf.
„Jetzt kannst Du doch erzählen was Du erlebt hast.“
Nun war es heraus.
„Diese Frage hat Dich die ganze Nacht beschäftigt, oder?“ Und wahrlich, Netraysis erzählte mir, daß er die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Nur weil er wissen wollte, wie es ist.
„Ich wollte sogar in der Nacht zu Dir kommen um Dich unter vier Augen in dieser Angelegenheit zu sprechen.“
Ich überlegte kurz und antwortete: „Die Zeit ist noch nicht reif Netraysis. Ich muß es erst noch selber verarbeiten. Aber bald werde ich Dir berichten.“
Er schien sich mit der Antwort zufrieden zu geben, doch irgend etwas in mir sagte, daß dem nicht so wäre.
Doch schon war dieser Gedanke wieder verflogen, als wir an dem Unterschlupf der Gilde angekommen waren. Das Gebäude war unscheinbar. Nicht so wie die anderen Gildenhäuser. Aber das war auch gut so. Eine Diebesgilde mit einem prunkvollen Gebäude hätte nur unnötiges Aufsehen erregt. Ja Ihr habt richtig gelesen. Eine Diebesgilde. Na und?! So ist es nun einmal. Der Beruf des Kopfgeldjäger, wird nun einmal hier erlernt. Ich wies meine Begleiter an, hier zu warten, vergewisserte mich, daß uns niemand beobachtete und klopfte mit dem vereinbartem Zeichen an die Tür.
Ein kleiner Spalt wurde in der Tür geöffnet und man erkannte mich sofort. Ich wurde hereingelassen. Sofort wurde ich zu meinem Auftraggeber geleitet. Das Gebäude sah noch düsterer aus, als ich es noch vor Tagen empfunden habe. Irgend etwas war hier im Busch, nur wußte ich nicht zu erklären, was es war.
Mein Auftraggeber, einer der etwas höhergestellten Gildenmitglieder empfing mich recht freundlich.
„Seid gegrüßt, habt Ihr den Auftrag erledigt?“
„Selbstverständlich, obwohl es nicht so einfach war wie manch einer angenommen hat. Aber ich tötete Argor und hackte ihm die Hand ab.“ Im gleichen Atemzug warf ich ihm das halb verweste Ding auf den Tisch. Der Gestank war noch bestialischer als am vergangenen Tag. Er mußte ja nicht wissen, das ich Argor tot aufgefunden hatte. Sollte er ruhig glauben, daß ich wahrlich für größere Aufgaben geeignet bin. Er öffnete eine Schatulle und warf mir einen Beutel zu, welchen ich geschickt auffing.
„Hier habt Ihr die versprochenen 500 Goldstücke. Ihr könnt nachzählen wenn Ihr wollt.“
„Ich bin der Meinung, das dieser Auftrag weit mehr als 500 Goldstücke wert war. Er war wesentlich gefährlicher, als Ihr und ich angenommen hatten.“
Der düstere Mann, warf mir einen noch finsteren Blick zu: „Abgemacht ist abgemacht, aber seid sicher, daß wir euch bei einem unserer nächsten Aufträge berücksichtigen werden.“
Mürrisch erwiderte ich: „Nun gut, aber dann werdet Ihr wohl alle sterben.“
Meine Aussage amüsierte Ihn, doch dann wurde sein Blick ernster, als er in meinem Gesicht erkannte, daß nicht ich es sein würde, der alle töten würde.“
„Wie kommt Ihr zu der Annahme?“ fragte er mich interessiert.
Ich erzählte ihm nur das nötigste, von dem Illithed und den Erdkolossen. Auch erzählte ich ihm davon, daß dieser Illithed nur ein Vorbote war.
„Ich danke Dir für die Information, doch jetzt da wir wissen, womit wir es zu tun haben, werden wir wohl damit fertig..“
Die Antwort kam für mich zu selbstsicher, doch ich ahnte, daß er nicht einmal annähernd wußte auf was er sich einließ. Ich verabschiedete mich und verließ die Gilde, nicht ohne mich vorher zu vergewissern, daß ich am nächsten Tag mit meinem Training fortfahren dürfte. Ich erhielt die Erlaubnis und ging wieder zu meinen Weggefährten.
Netraysis und Clavell warteten schon ungeduldig. Die Gegend war Ihnen nicht geheuer. Wie sollte es auch sein, an jeder Ecke lauerten Taschendiebe und Meuchelmörder. Doch Sie hatten nichts zu befürchten, denn Sie waren mit mir gekommen. Und obwohl ich kein Gildenzeichen trug, so war ich mir doch des Schutzes bewußt, den ich genoß. Schließlich hatte ich einen Verräter zur Strecke gebracht.
„Und hast Du das Gold?“ Nervös trat Netraysis auf der Stelle. Ich Sah ihm an, daß ihm nicht wohl bei der ganzen Sache war.
„Natürlich, oder glaubt Ihr etwa ich wäre schon draußen?“
Clavell schaute mich erstaunt und fragend zugleich an. Ich konnte fast seine Gedanken lesen. Dieser Wichtigtuer, glaubt er wirklich, daß er hätte was ausrichten können. So oder so ähnlich mußten seine Gedanken gewesen sein.
„Eine Sache muß ich noch erledigen.“
Meine Begleiter sahen mich erstaunt an. Als erster fand Clavell die Worte: „Was denn jetzt noch?“
„Ich muß Verse noch einen Besuch abstatten und Ihr berichten, daß der Mörder Ihrer Schwester und Argor tot sind.“
Die beiden zwinkerten sich zu und grinsten mich dann wieder an: „Jaja, soso!“
„WAS!?“ erwiderte ich erbost, doch im nächsten Moment mußten wir alle drei lachen. Ja es stimmte, die Frau hatte es mir angetan. Sie sah wirklich bezaubernd aus und auch Ihr Wesen wirkte auf Ihre Art beruhigend auf mich.
„Aber gib uns vorher das Gold.“ Netraysis traute mir nur soweit er mich werfen konnte. Aber um unnötige Diskussionen zu vermeiden überreichte ich ihm das Gold, nachdem ich mir meinen Anteil entnommen hatte. Ich machte mich auf den Weg zu Verse. Ein Stück begleiteten mich die beiden noch, bogen dann aber Richtung Gasthaus ab.
An der Tür klopfte ich und Verse öffnete mir. Verdammt, wie bringe ich es am schonensten bei? Doch meine Gedanken schienen mich zu verraten, den mit ernster Stimme sagte sie: „Tritt ein Senethal.“ Ich tat wir mir geheißen und schloß die Tür hinter mir.
„Ich glaube Ihr wißt schon, welche Nachricht ich euch überbringe.“ druckste ich rum.
„Ja, Ihr werdet mir jetzt sagen, daß Argor tot ist.“
„Ja so ist es. Die Hand habe ich einem Mitarbeiter von einer Gilde überreicht, von dem wir den Auftrag hatten Argor zu suchen und zu finden.“
Erstaunt sah sie mich an: „Wie, was, davon hast Du mir aber nichts erzählt.“
Verlegen schaute ich zu Boden: „Ja am Anfang war mein Interesse an Dir auch nur der Information wegen, doch als ich von Deinem Schicksal und dem Deiner Schwester erfuhr, war es dann schon eher Mitleid.“
„Ich brauche kein Mitleid von Dir Senethal. Ich war mir sicher, daß so etwas ähnliches passiert war, mir fehlte letztendlich nur die Gewißheit und die hast Du mir nun verschafft.“ Ihre Stimme klang hart und ohne Trauer. Doch das Zittern war nicht zu überhören. In Ihren Augen war schon der erste Ansatz von Tränenflüssigkeit zu sehen. Ich trat auf Verse zu, doch sie sagte: „Nein geh, ich brauche Dein Mitleid nicht.“
„Aber.....“
„Nein ich will nichts mehr hören von Mitleid...“
„Nun laß mich doch auch mal was sagen!“ Erwiderte ich barsch. „Ich empfinde doch kein Mitleid mehr für Dich, denn ich sehe, daß Du eine starke Frau bist, die weiß was sie will und das gefällt mir.“
Nun schaute ich meinerseits wieder etwas verlegen drein.
„Ich glaube ich habe mich in Dich verliebt, doch ich weiß auch daß ich es nicht lange an einem Ort aushalten würde. Zumindest zur Zeit noch nicht. Außerdem ist mein Beruf nicht gerade ungefährlich, sowohl für mich als auch für meine Begleiter oder Freunde."
Ihr Blick hellte ein wenig auf und sie wischte sich die Tränen, die eben noch geflossen waren weg.
„Wenn dem so ist, dann entschuldige bitte meine Art. Es ist mehr ein Schutz als meine wahre Natur.“
„Ein Schutz, wovor?“ fragte ich
„Ein Schutz davor nicht verletzt zu werden.“ Ihr Stimme wurde mit jedem Wort sanftmütiger und ich konnte nicht mehr an mich halten. Zu sehr empfand ich für Verse, als das ich meine Gefühle noch im Zaum halten konnte. Ich umarmte Sie zärtlich und strich Ihr sanft durchs Haar. Sie legte den Kopf an meine Schulter und hauchte mir ins Ohr: „Senethal ich weiß nicht ob das gut geht, aber du mußt jetzt gehen. Ich muß über so vieles nachdenken.“
Langsam löste ich mich von Ihr. Sie überreichte mir einen Ring. „Nimm diesen Ring, mit diesem Ring kannst Du einmal pro Tag einen Segen auf eine Person wirken.“
„Nein das kann ich nicht annehmen.“ antwortete ich.
„Doch, nimm ihn bitte als Zeichen meiner Zuneigung für Dich.“
„Ich werde den Ring immer tragen und an euch denken.“
Ich streifte mir den Ring über einen Finger und hauchte Verse einen Kuß auf die Wange. Dann verließ ich sie mit einem Glücksgefühl, daß ich seit meiner Auferstehung nicht mehr gekannt hatte.
Ich ging wieder zum Gasthaus, wo der Rest der Gruppe auf mich schon wartete. Wir teilten das Gold auf und auch die Beute aus dem Dungeon.
Nachdem alles verteilt war, kam Elgar auf mich zu.
„Senethal, Dein Gesichtsausdruck seit gestern gefällt mir überhaupt nicht. Auch Deine Stimme und Deine Taten sagen mir, daß etwas nicht stimmt.“
So jetzt war es soweit, er fragte mich die Sache, die ich vermeiden wollte um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. Doch in diesem Moment war es mir egal. Etwas erbost, fuhr ich ihn an.
„Warum mußtest Du mich denn wiederbeleben? Hast Du überhaupt eine Vorstellung, was Du mir damit angetan hast?“
Erstaunt sah er mich an und erwiderte : „Ist es Dir nicht recht gewesen, was ich tat?“
Mich langsam beruhigend erzählte ich ihm, was ich gesehen und erlebt hatte. Mit der Dauer sah ich Elgar immer erstaunter dreinblicken. Als ich endete sagte er:
„Entschuldige, mir war das Ausmaß meiner Tat nicht bewußt. Ich hoffe Du kannst mir das vergeben.“
Ich beließ es dabei und wand mich mürrisch ab. Er wußte es wirklich nicht besser. Na und, davon wird seine Tat auch nicht rückgängig gemacht. Wieder waren es die Stimmen in meinem Kopf, die mich quälten. Um mich abzulenken, ging ich zu meinem Training. Ich begann damit bei einem Kräuterkundigen in der Diebesgilde, die Pflanzen und deren Heilwirkung erklären zu lassen. Es war ein höllisch interessantes aber auch schwieriges Thema, doch wenigstens kamen die Stimmen nicht wieder. Am Abend kehrte ich in das Gasthaus zurück. Ich sah die Gruppe beieinander sitzen und Netraysis sprach mich an:
„Wollt Ihr euch nicht zu uns gesellen Senethal?“
Mürrisch dankte ich und ging in mein Zimmer um mich schlafen zu legen. Die nächsten Tage war ich wieder mit meinem Training beschäftigt, wie einige andere auch aus der Gruppe. Immer mehr Pflanzen lernte ich kennen und deren Wirkung und Zubereitungsweise.
Am Abend des 28.9. DV stand das große Schauspiel an. Der Kaufmann Hassan el Melon, den Netraysis und Elgar vor wenigen Tagen mit Ihrer Bauchrednernummer auf die Schippe genommen hatten, wollte die Verlobung zwischen seinem Sohn und der Tochter eines reichen Adeligen feiern. Es sollte ein riesiges Fest werden aber auch mein Reinfall des Jahres.
Clavell, Netraysis, Elgar wollten zu der Feier gehen um mit Ihrem „Kunststück“ die Leute zu unterhalten. Meine Gedanken drehten sich jedoch nur um eins. Wie kann man den Kaufmann um sein Erspartes erleichtern. Doch hätte ich mich vorher besser informiert, so wäre es nicht so gekommen, wie es kam.
„Darf ich mitkommen?“ fragte ich Elgar scheinheilig. Er war sich noch seiner Schuld bewußt, denn sonst hätte er nie im Leben zugestimmt.
„Du bist zwar nicht eingeladen worden, aber mit dem Mantel der Unsichtbarkeit, können wir Dich mit rein schleusen ohne daß es einer bemerkt. Aber tu mir bitte den Gefallen und mach nicht zuviel Unsinn.“
Clavell und Netraysis waren nicht sonderlich begeistert, aber ein Blick in Elgars Augen verriet Ihnen, was Sache war. Elgar duldete in diesem Moment keinen Widerspruch. Hatte er mit den beiden etwa geredet? Nein ich konnte es mir nicht vorstellen. Aber welche Erklärung sollte es sonst für die schnelle Einsicht der beiden geben? Den Gedanken verwerfend, da er mir nicht wichtig erschien, machte ich mich mit den dreien auf den Weg. Kurz bevor wir an dem Haus des Kaufmanns ankamen warf ich den Mantel über. Da dieser Mantel mich zwar unsichtbar machte, mir aber auch nicht die Möglichkeit gab durchzusehen, war ich gezwungen Mich zwischen Elgar und Clavell zu halten. So auf Tuchfühlung mit den beiden, sollte es eigentlich kein Problem sein, unbemerkt in das Haus herein zukommen. Am Haus angekommen hörte ich Netraysis sagen:
„Wir werden erwartet, ich bin der Bauchredner und das ist mein Bruder der Barde.“
Auch Elgar hatte sich mit Hilfe eines Zauberspruchs unsichtbar gemacht. Er konnte natürlich nicht seinen Mund halten und fügte hinzu:
„Laßt uns herein, sonst wird euer Herr nicht begeistert sein.“
Netraysis war ein wenig überrascht, fing sich aber schnell. Er hob seinen Arm und formte mit der Hand die Worte, die Elgar sprach.
Eine fremde Stimme sagte : „Jaja, schon gut, geht hinten durch den Dienstboten Eingang. Er befindet sich auf dem Hof.“
Kurz lüftete ich den Umhang um mit einem Auge zu sehen, wem die Stimme gehörte. Ich sah eine Wache, die mehr als sechs Fuß maß. Schnell zog ich den Mantel wieder zu, bevor mich dieser Kerl bemerkte.
Immer nach unten schauend, folgte ich Clavell. Elgar hinter mir. So kamen wir am Dienstboten Eingang an, wo man uns auch herein ließ. Immer wieder versuchte ich mir einen Eindruck, von den örtlichen Begebenheiten zu verschaffen. Ich blieb scheinbar unbemerkt, denn niemand verlor ein Wort über ein „fliegendes Auge“.
Der Empfang war geteilt. Das Küchenpersonal empfing uns teilweise freundlich, doch waren auch einige geringschätzige Blicke zu sehen. Von dem Wachpersonal, was reichlich vorhanden war, trafen Netraysis und Clavell jedoch nur überhebliche Blicke. Doch die beiden schritten stolz erhobenen Hauptes durch die Küche, in einen Raum, wo schon andere Artisten warteten.
Ein Barde war noch zu erkennen, der noch auffälliger als unser Clavell gekleidet war. Auch seine Farbwahl der Kleidung war grell und bunt und von einer solchen Geschmacklosigkeit geprägt, die eine Beschreibung nahezu unmöglich macht ohne einen Brechreiz in mir hervorzurufen.
Die zweite Person war ein Zauberkünstler, der sich wohl größtenteils mit Taschenspielertricks über Wasser hielt. Er bemerkte Elgar und mich scheinbar nicht. Zumindest ließ er sich nichts anmerken.
Der dritte war ein Jongleur, der schon freudig mit seinen Kugeln hantierte wohl um sich aufzuwärmen.
„Wartet hier, bis Ihr aufgerufen werdet.“ Schnell lupfte ich den Mantel und sah einen Lakaien in Livree noch gerade verschwinden. Netraysis und Clavell nahmen Platz und ich stellte mich Abseits, so daß ich niemanden unter die Füße lief. Elgar tat es mir wohl nach, vielleicht schwebte er aber auch über allem. Auch diesen Zauberspruch beherrschte er.
Plötzlich hörte ich wie sich die Tür zum großen Saal öffnete. Stimmengewirr, war zu vernehmen, doch nichts eindeutiges als plötzlich ein Schrei durch den Raum hallte. Die Kugeln des Jongleurs polterten zu Boden und eine rollte auf mich zu. Mit einem Satz wich ich Ihr aus, ohne jemanden zu berühren.
„AHHH, was ist mit mir geschehen, ich kann nichts mehr sehen.“ Die Stimme gehörte dem Jongleur.
Wieder öffnete sich die Tür und eine Stimme sagte : „ Oh entschuldigt, ich vergaß euch diese Brillen zu geben. Diese Nymphen sind von solch unglaublicher Schönheit, daß jeder der sie ansieht erblindet.“ Es war die Stimme des Lakaien.
Ich war versucht, den Mantel zu lüften, doch das Risiko war zu hoch, Einerseits entdeckt zu werden und andererseits zu erblinden.
Der Jongleur fing nun an zu flennen: „Ich bin blind, ich kann nicht mehr arbeiten, was soll ich nur machen?“
Da die Stimme leiser wurde, vermutete ich, daß er hinaus geführt wurde. Der arme Kerl, ein bißchen tat er mir leid. Andererseits, hatte er die Gelegenheit, eine Nymphe zu sehen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
Wieder ertönte die Stimme des Lakaien: „Nun da der Jongleur ausgefallen ist, ist es nun an euch, eure Kunst darzubieten.“ Mit diesen Worten waren wohl Netraysis und Clavell gemeint, denn ich hörte Netraysis antworten : „Nun denn lasset uns die Herrschaften mit unserem Gesang und Spiel erfreuen.“ Ich lüftete kurz meinen Mantel und sah Netraysis aufstehen und auf die Tür zugehen. Der Weg war frei und so folgte ich ihm mit schnellen Schritten. Beinahe wäre ich auf ihn aufgelaufen, konnte aber noch rechtzeitig Stoppen, als ich seine Füße vor mir auftauchen sah. Meinen Blick immer weiter zu Boden gerichtet folgte ich ihm in die große Halle. Mit einem schnellen Blick, den offensichtlich niemand bemerkte verschaffte ich mir einen Eindruck um im nächsten Moment in Richtung einer großen Tür, die offen war zu verschwinden.
Ich vernahm noch grade eben Clavells Worte : „Nun denn edle Damen und Herren, so lasset euch von unserem Gesang und der Bauchrednerkunst meines Bruders verzaubern.“
Elgar sagte nur kurz und knapp : „Jawoll.“
Das war das letzte, was ich von meinen Freunden hörte. Ich kam in eine Vorhalle. Mich immer wieder vergewissernd, wo ich war ging ich auf eine Treppe zu. Zu beiden Seiten standen Wachen. Ich mußte äußerst vorsichtig sein. Es gelang mir auch ohne Schwierigkeiten an den Wachen vorbei zu kommen. Auf der fünften Stufe jedoch hielt ich kurz inne, weil diese knarrte. Doch nichts geschah. Das Stimmengewirr aus dem großen Festsaal übertönte das Geräusch um einiges, so daß mich die beiden nicht bemerkten.
Langsam und leise schlich ich die restlichen Stufen hinauf. Oben angekommen sah ich mich kurz um und stellte fest, daß hier keine Wachen mehr waren. Keiner hatte mit der Verschlagenheit und dem Einfallsreichtum gerechnet, den ich an den Tag legen konnte. Wie auch, keiner hat mit Dir gerechnet. Ja aber Sie hätten doch noch mehr Wachen haben können. Ach Quatsch, die beiden dort unten sind sich Ihrer Sache so sicher. Wieder waren die Stimmen da. Ich versuchte Sie aus meinem Kopf zu verdrängen. Doch sie wollten nicht verschwinden. Immer hitziger wurde die Diskussion, die sie führten. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, eine Tür zu öffnen.
Hätte er nur auf mich gehört und.... Die Stimme lenkte mich so sehr ab, daß ich nicht behutsam genug zu Werke ging. Als ich die Klinke herunterdrückte, quietschte Sie so laut, daß es die beiden am Fuße der Treppe hören mußten. Und schon schallte es durch die Halle.
„Halt wer da?“
Vor Schreck ließ ich die Klinke los und mit einem lauten Knall schnellte sie wieder nach oben. Schon vernahm ich polternde Schritte und den Ruf der anderen Wache : „Eindringlinge.“ Eine Tür wurde aufgerissen und ich vernahm seltsame Worte. Ein kurzer Blick zeigte mir, was geschah. Eine Wache kam die Treppe herauf gerannt. Unten in der Halle war ein Magier dabei einen Zauberspruch zu casten. Ich sah nur einen möglichen Ausweg. Mich in eine Ecke hinter einer Pflanze versteckt haltend, hoffte ich, daß mich niemand entdeckte. Doch leider war ich nicht vom Glück verfolgt. Von nun an ging alles blitzschnell.
„Dort ist er.“ Diese Stimme gehörte dem Magier. Er hatte mich also entdeckt. Schon hörte ich Schritte auf mich zukommen. Nun hatte ich keine Verwendung mehr dafür unsichtbar zu bleiben. Ich rannte auf das Geländer zu und wich dem Lanzenstoß der Wache aus. Ich schwang mich über das Geländer und sprang hinunter. Der Umhang flatterte umher und mein Körper wurde teilweise sichtbar. Es muß schon ein urkomischer Anblick gewesen sein. Man hätte sicherlich lachen können, wie ein Arm und zwei Beine zu Boden fielen. Nur mit Glück, brach ich mir nicht den Knöchel oder sonst was.
Aus einigen Türen stürmten Wachen herein. Ich versuchte noch den Magier zu erreichen, hielt aber im nächsten Moment inne. Ich war umzingelt! Mir meiner Lage bewußt, hob ich die Hände zu einer Geste, die keine Zweifel aufkommen ließ, das ich mich ergab.
In diesem Moment kam Hassan el Melon in die Halle.
„Was ist hier los? Wer ist das?“
Eine der Wachen antwortete : „Ein Eindringling Sire, doch wir konnten ihn rechtzeitig stellen.“
Der Magier kam auf mich zu und riß mir den Umhang ab und fragte mich: Wer seid Ihr Elender?“
Ich sagte nichts, sondern stellte mich mit verschränkten Armen und hocherhobenen Hauptes hin. Mit einem Lanzenstiel bekam ich einen Schlag in den Rücken. Die Schmerzen durchzogen meinen gesamten Körper. Doch ich sagte kein Wort
„Führt ihn in den Kerker, wir werden uns später um ihn kümmern.“ Es war Hassan el Melon, der diese Worte sprach. Und seine Worte waren hier Gesetz. Zwei Wachen packten mich unsanft an den Armen und führten mich ab.


Meine Flucht

Im Gang zum Kerker roch es muffig. Ich sah keine Möglichkeit in diesem Moment zu fliehen, also ergab ich mich meinem Schicksal und ließ mich bereitwillig in eine Zelle führen. Nicht jedoch ohne mich von der Beschaffenheit, des Verschlusses zu überzeugen. Es war ein einfacher Riegel, der mir bei einer eventuellen Flucht kein großes Hindernis darstellen würde.
„So ein Mist, jetzt dürfen wir die ganze Nacht hier unten bei diesem Bastard verbringen.“ Eine der Wache war wohl nicht sonderlich glücklich über Ihre Aufgabe.
„Ja du hast recht diesem Penner haben wir es zu verdanken, daß wir jetzt nichts von der Feier mitbekommen.“ Die zweite Wache verpaßte mir mit den letzten Worten einen Faustschlag ins Gesicht. Meine Lippe platze auf und Blut floß mein Kinn herab. Doch ich hatte nur ein müdes Lächeln übrig.
„Sieh mal, es gefällt ihm noch, er verhöhnt uns grade zu.“ Wieder sprach die zweite Wache und die erste versetzte mir mit dem Stiel seiner Lanze eine kräftigen Hieb auf die Rückseite meiner Oberschenkel. Ich sank zu Boden. Der Schmerz war unerträglich.
„Los auf du Bastard.“ Sie schleiften mich in die Zelle und ließen mich einfach liegen. Im Hinausgehen sagte der eine noch: „Wart’s nur ab, morgen wirst Du dir noch wünschen tot zu sein, wenn du nicht redest.“
Als sie die Türen schlossen, begann ich sofort meine Zelle zu untersuchen. Doch überrascht mußte ich feststellen, daß ich mich gar nicht in einer Zelle befand, sondern nur in einem alten Kohlenkeller. In der Ecke entdeckte ich einen Haufen mit frischer Steinkohle. Daneben befand sich eine Öffnung. Ich untersuchte diese genauer. Eine Rutsche circa fünf Meter lang führte nach oben zu einer weiteren Öffnung. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Niemand ahnte wohl, daß ich hier herauf klettern könnte. Doch da sollten sich diese Idioten getäuscht haben. Sofort begann ich mit dem Aufstieg. Doch es gestaltete sich schwieriger als ich gedacht hatte. Der Kohlenstaub hatte sich mit Regenwasser zu einer glatten Schmierseifen ähnlichen Masse vermischt, die es nahezu unmöglich machte hinauf zu gelangen.
Ich schaffte es bis zur Hälfte, konnte mich dort jedoch nicht mehr halten und rutschte mit einem Höllenlärm ab. Unsanft landete ich mit einem Poltern auf dem Kohle Haufen und einzelne Brocken kullerten durch den Keller.
„Hey bleib mal ganz ruhig da.“ ertönte es dumpf von draußen. Ich ergab mich fürs erste meinem Schicksal und wartete.
Nach ungefähr einer Stunde hörte ich wieder von draußen Stimmen.
„Super das ist ja mal eine nette Überraschung.“
„Naja, wir dachten uns alle, Ihr sollt auch nicht leben wie die Hunde. Wer konnte schon ahnen, daß ausgerechnet am Tag der Verlobung sich einer einschleichen würde.“
Ich hörte, wie Tonbecher aneinander gestoßen wurden.
„Na denn Prost!“
„Jau Prost Alter, der da drin wird uns wohl keine Scherereien mehr machen.“
„Ich muß dann mal wieder und übertreibt es nicht, mit dem Trinken.“
Es war wieder die Stimme einer Wache, die ich noch nicht kannte, die den anderen beiden aber offensichtlich Wein oder Bier gebracht hatte.
Jetzt sah ich meine Chance. Ich schnappte mir einige Stücke Kohle und rieb mein Gesicht, Arme und Hände damit ein, bis keine helle Stelle mehr auf meiner Haut zu sehen war.
Ich wartete noch ungefähr eine Stunde. Die Stimmen der Wachen wurden immer schwerfälliger. Sie lallten regelrecht.
„Dju, sach mal, ischt dasch eijentlisch eine rischtüge Hochseit?“
„Hä was wisstu?“
„Ach vergiß esch einfach. Nischt so wichtich.“
Jetzt war meine Chance da. Ich nahm alle Kraft zusammen und zerrte an der Tür. Der Riegel zerbarst regelrecht und die Tür ging auf.
Die beiden bekamen das gar nicht so richtig mit, sondern starrten mich nur mit Unverständnis an.
„Du isch glaub der Benner will fliehen.“
Schon schnappte ich mir den, der mir einen Faustschlag verpaßt hatte und zog meinen Dolch aus der Gürtelschnalle. Diese Waffe war einfach Gold wert. Niemand hatte sie bemerkt und jetzt konnte ich sie gut gebrauchen. Ich hielt der Wache den Dolch an die Kehle und zischte:
„Los rein da!“
Sofort ging die andere Wache in den Keller, wo ich mich eben noch befunden hatte.
„Wo geht’s hier raus?“ Um meiner Frage Nachdruck zu verleihen ritzte ich mit dem Dolch leicht in den Hals der Wache. Sofort wies er mir den Weg. „Ähhhh, dorttttt lang.“
Er deutete auf den Gang, der weiter in den Keller hineinführte.
„Wenn Du gelogen hast schlitze ich Dir die Kehle auf, haben wir uns verstanden.“
Vorsichtig nickte er: „Ja, ja, ich bin doch nicht lebensmüde.“
„Und du verhältst dich ganz ruhig, sonst ist dein Kumpel hier nur noch Futter für Trolle.“
Der andere in dem Keller schaute mich mit entsetzten Augen an. Er hatte wohl noch niemanden mit einer solchen brutalen Entschlossenheit getroffen. Doch mir war nicht danach zumute sanft vorzugehen. Extreme Situationen erfordern nun mal extreme Maßnahmen.
Ich führte meine Geisel langsam in die Richtung die er mir gezeigt hatte. Nach wenigen Metern kam eine Biegung und ich konnte eine Treppe sehen, die nach oben führte.
„Wie geht es jetzt weiter?“
Mit ängstlicher Stimme stotterte die Wache: „Die Treppe rauf und dann durch eine Tür. Über den Hof und dann seit Ihr draußen.“
Ohne lang zu zögern durchschnitt ich seine Kehle. Nicht einen Laut konnte er mehr von sich geben außer einem leichten Röcheln. Ha so war’s richtig. Nein, das war nun wirklich nicht nötig. Doch, der hätte uns mit Sicherheit verpfiffen, außerdem hat er uns einen Hieb verpaßt. Wieder waren diese Stimmen da. Doch ich konnte mich nicht um sie kümmern.
Ich rannte die Treppe hinauf und stand in einem Raum, der vier mal vier Meter groß war. Auf der einen Seite konnte ich die Öffnung entdecken, wo die Kohle reingeschüttet wurde. Mit einem Blick versuchte ich zu erkennen, ob die andere Wache sich noch in diesem Raum befand. Doch das war nicht mehr nötig, denn schon hörte ich den Schrei.
„ALARM, DER GEFANGENE FLIEHT!“
Jetzt war keine Zeit mehr zu verlieren. Ich riß die Tür auf, mit der Erwartung dort eine Wache vorzufinden. Doch nichts dergleichen. Nur kurz freute ich mich über mein Glück. Ich vergewisserte mich kurz, ob auf dem Hof noch irgendwelche Wachen patrouillierten, doch ich konnte nichts sehen. Nur einen 20 mal 20 Meter großen Hof, an dessen anderen Ende eine kleine Pforte, die auf stand, zu sehen war. Ich rannte auf diese Pforte zu, doch in diesem Augenblick kam eine Wache herein, die sich gerade den Hosenbund zuzog. Sofort schlug ich einen Haken und rannte blindlings auf die Mauer zu, die den Hof umzäunte. Sie war nicht hoch, doch ich wußte nicht, wie weit es auf der anderen Seite hinunter ging.
Ich rannte was das Zeug hielt.
„Halt wer da?“ Hallte es über den Hof. Und schon kam eine weitere Wache von links. Ich sprang über die Mauer und fiel nach unten. Als ich den Boden berührte rollte ich mich geschickt ab und kam wieder auf die Beine. Sofort rannte ich weiter.
„Bleib stehen du Bastard!“ hörte ich noch eine Wache brüllen, doch schon war ich hinter der nächsten Ecke verschwunden. Ich rannte erst ein paar Gassen weiter, bis ich mir sicher war, daß mir keiner gefolgt war. Dann schlich ich mich vorsichtig in Richtung Gasthaus.
Als ich eintrat, sah ich in das erboste Gesicht, von Elgar und das von Netraysis, das aber eher betrübt als sauer aussah.


Die Standpauke und das Training

„Ich glaub wir müssen uns unterhalten Senethal.“ Kein Hallo oder auch nur irgendeine Art des Willkommensgrußes kam über Netraysis Lippen.
„Hmmm, naja wenigstens ein Hallo wäre doch angebracht gewesen, oder freut Ihr euch nicht mich wieder zu sehen?“
Netraysis sah zu Boden und antwortete: „Nun ja, ähm hallo. Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll, aber einige in der Gruppe sind der Meinung, daß wir unter gewissen Umständen, ähm eventuell getrennte Wege gehen sollten.“
Jetzt war es heraus. Ich sah in die Runde und konnte in den Gesichtern lesen, was sie sagen wollten. Auch wußte ich schon ganz genau, wer von Ihnen auf die Idee gekommen ist und wer ihn tatkräftig dabei unterstützt hat. Dennoch spielte ich den Unwissenden und fragte: „Wer ist denn der Meinung, Du bist doch selbst nicht auf diese glorreiche Idee gekommen.“ Ein gewisser Zynismus spiegelte sich in meiner Stimme wieder und das war auch pure Absicht.
„Wenn Du es genau wissen willst Senethal, ich war es, der den Vorschlag der Gruppe unterbreitet hat.“ Es war Elgar, wie ich es mir gedacht hatte, der zu mir sprach und selbstbewußt auf mich zukam.
Ich schaute ihn mit einem Blick an, der jeden hätte vor Angst erstarren lassen, doch nicht Elgar.
„Aha und warum, wenn ich fragen darf, sollten wir getrennte Wege gehen? Ist es weil ich erwischt worden bin und Du nicht mehr von meinen Fähigkeiten überzeugt bist oder was ist es?“
Netraysis setzte sich wieder, denn er sah, daß das wohl eine Sache zwischen mir und Elgar war.
„Nein, das ist es nicht. Es ist vielmehr Deine Art, die Dinge anzugehen und Dich und dadurch auch die Gruppe in Schwierigkeiten zu bringen.“
Ihm paßt unsere Art nicht, hab Ichs doch gewußt. Naja, das ist ein wenig hart ausgedrückt, aber manchmal machen wir ja doch schon einigen Blödsinn. Ich schüttelte den Kopf um die Stimmen loszuwerden, doch Elgar deutete es wie so vieles falsch.
„Du bist also nicht meiner Meinung, dann erkläre uns doch bitte Deinen Standpunkt.“
Er überrollte mich mit dieser Aussage, wie ein Streitwagen und ich befand mich nun in der Defensive, nein schlimmer mit dem Rücken zur Wand. Was würde ich ohne diese wirklich tapferen Helden und ganz besonders ohne meinen Freund Nichtar machen. Seit dem ich ihn im Kampf besiegt hatte, waren wir fast schon ein Herz und eine Seele, auch wenn er die Intelligenz nicht grade mit Löffeln gefressen hatte.
„Also, da fang ich mal an. Erstens, wart es glaube ich Ihr, der mich damals mitschleppen wollte. Schließlich habt Ihr mich gefesselt und mit zu den Goren genommen, oder habe ich das falsch in Erinnerung?“
Die Erregung in meiner Stimme, war nicht zu überhören, auch Elgar wurde jetzt ein wenig lauter.
„Wie ich Dir immer sagte, Du kannst jeder Zeit gehen, wenn Du willst.“
„Jaja das hast Du mir nun schon oft genug vorgehalten. Und den Charm Spell habe ich auch noch nicht vergessen und die Worte danach auch nicht. Aber im Grunde bist Du Schuld an der ganzen Situation, wieso hast Du mich nicht einfach unten in der Höhle liegen gelassen?“
Mit dieser Frage hatte Elgar nicht gerechnet, denn die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch die anderen sahen mich erstaunt an, selbst Netraysis, der vieles vermutete aber im Grunde nichts wußte.
Elgar fing an zu stammeln, er war sich wirklich keiner Schuld bewußt. „Ähm, was, bist Du denn nicht froh, daß Du wieder am Leben bist?“
„Laß es mich mal so ausdrücken. Wie würdest Du es finden, wenn Du ein Gefühl der Glückseligkeit und der Freiheit vor Augen hast und irgend jemand Dir das versaut?“
„Wie soll ich das denn jetzt verstehen?“
Und so erklärte ich allen, was während des Tages an dem ich tot war passiert ist. Je weiter ich ausholte, desto erstauntere Blicke erntete ich. Nur nicht so von Netraysis, der es wie ich schon erwähnte vermutet hatte. Sein Blick erhellte sich und war von Erleichterung gezeichnet.
Als ich endete, sah ich in betroffene Gesichter, auch in das von Elgar.
„Wir können Dich ja wieder hinschicken, wo Du gerne wärst.“ Dieser Spruch kam von Pheton.
Mir völlig unverständlich, daß ein Elf eine solche Aussage überhaupt treffen konnte, fuhr ich in an: „Grade Du, sagst so etwas!? Mögest Du im tiefsten Schlund der Hölle schmoren und Tausende von Qualen erleiden.“
Wütend ging ich auf ihn zu, doch Netraysis sprang von seinem Stuhl auf und ging dazwischen. Sonst wäre es sicher zu einer Schlägerei gekommen.
„Beruhigt euch beide! Setz Dich hin Shidai Khor!“ Mit der Hand deutete er auf Phetons Platz und sein Gesichtsausdruck zeigte, daß er keinen Widerspruch duldete.
„Und Du Senethal bekommst noch einmal eine Schonfrist, aber bei dem geringsten Vergehen gegen Die Gruppe, kannst Du Deine eigenen Wege gehen.“
Mit diesen Worten waren alle zufrieden gestellt, selbst Elgar. Nur Pheton murrte noch ein wenig herum, ließ es aber bleiben, weiter zu bohren und Zwietracht zu sähen.
Ich setzte mich zu meinen Gefährten an den Tisch und Nichtar platzte heraus: „Nun erzähl wie ist es Dir ergangen?“
Ich schilderte Ihnen, was mir passiert ist und wie mir meine Flucht gelang. Die Sache mit der Wache ließ ich dabei unter den Tisch fallen, schließlich mußten Sie nicht alles wissen. Clavell musterte mich bei jeder meiner Aussagen. Er war am längsten geblieben, hatte aber nichts von meiner Flucht mitbekommen, da er sich mit den Nymphen vergnügen wollte, was ihm aber verwehrt blieb. Auch ließ ich mir den Teil des Abends erzählen, den ich durch mein Mißgeschick nicht mitbekommen hatte. Die Show der dreien, ist wohl nicht so angekommen, wie sie es vermutet hatten. Zu viele Leute hatten Sie vor den Kopf gestoßen. Daher will ich die Peinlichkeiten des Auftritts hier auch nicht näher erläutern.
Als wir uns alle die Neuigkeiten erzählt hatten, gingen wir zu Bett, vorher verabschiedete ich mich noch.
„Wo gehst Du denn hin?“ fragte mich Rolyth
„Ich werde für die Dauer meines Trainings, bei den Dieben unterkommen. Glaub mir es ist besser so.“
Rolyth kaufte es mir ab und auch die anderen, obwohl ich in dem einen oder anderen Gesicht Zweifel sah. Doch konnte ich nichts mehr daran ändern.
„In zweieinhalb Wochen, treffen wir uns vor den Stadttoren, wir reisen doch noch zum Gochmar Massiv, oder?“
Ich erhielt einheitliche Zustimmung und auch das OK für die Dauer meines Trainings mich von der Gruppe entfernen zu dürfen und so machte ich mich auf den Weg zur Diebesgilde.
Vorsichtig schlich ich durch die nächtlichen Gassen um keiner Wache in die Arme zu laufen, doch suchten Sie noch nicht nach mir oder auch nicht mehr.
Als ich in der Gilde ankam, empfing man mich sehr eisig. Man hatte schon von meiner Gefangennahme erfahren und auch von dem Mord, den ich begangen hatte. Die Sache war schnell erklärt, doch so richtige Zustimmung wollte hier nicht aufkommen.
„Noch einmal so ein Ding und wir werden Dir keine Hilfe mehr anbieten und auch keinen Unterschlupf mehr gewähren!“ waren die abschließenden Worte eines höher gestellten Gildenmitgliedes.
Am nächsten Tag fuhr ich mit meinem Training fort. Ich wurde unter anderem in der Kunst des Verkleidens unterrichtet, was mir bald schon sehr entgegenkommen sollte. Außerdem vertiefte ich meine Kenntnisse in der Kräuterkunde immer weiter bis zur Perfektion. Jetzt sollte es mir möglich sein, alle Pflanzen zu erkennen und auch deren Wirkung auf Lebewesen. Zusätzlich übte ich mich in der Kunst des Einschüchterns. Wobei ich gleich dazu sagen muß, daß mir die Androhung und auch die Anwendung von Gewalt besser lag als die reine Überredungskunst. Als die Zeit um war und ich mein Training zur Zufriedenheit meiner Lehre abgeschlossen hatte, beschloß ich Verse, noch einen Besuch abzustatten, bevor ich mich mit meinen Kameraden traf.
Ich verkleidete mich als Kaufmann und ging unbehelligt durch die Straßen. Trotz meiner Verkleidung achtete ich immer wieder darauf, Wachen, die durch die Straßen patrouillierten aus dem Wege zu gehen. Am Hause Verses angekommen klopfte ich an die Tür. Verse öffnete dieselbe, schaute mich überrascht an und fragte: „Ja bitte, was kann ich für euch tun?“
Klar Sie erkannte mich ja nicht für Sie war ich ein Fremder.
„Verse laßt mich rein, ich muß mit euch sprechen, ich bin’s Senethal.“ Die letzten Worte flüsterte ich, damit keiner der Passanten sie mitbekam.
„Aber wie, aber was, warum und wieso?“
„Keine Zeit für Erklärungen, Ihr erkennt doch meine Stimme.“
„Ja aber euer Aufzug ist mir so fremd, aber kommt herein.“
Als Sie die Tür hinter uns schloß, erklärte ich Ihr mit ruhigen Worten, die Situation in der ich mich befand, ließ aber auch hier die Sache mit dem Mord aus. Vielleicht, würde ich es Ihr später erklären. Ich hoffte nur, daß Sie es nicht von einem Dritten erfuhr, während ich nicht bei Ihr war. Auch erzählte ich Ihr, was wir vorhatten und wohin unsere Reise gehen sollte.
„Ich muß nun leider los, meine Gefährten warten schon auf mich.“
Tränen flossen über Ihre Wangen und zärtlich wischte ich sie weg. Mit einem letzten zärtlich Kuß auf die Wange verließ ich Verse schweren Herzens. Sie war schon eine bemerkenswerte und wundervolle Frau, auch wenn Sie ein Mensch war.
Ich sattelte mein Pferd und ritt aus der Stadt heraus um mich mit den anderen am vereinbarten Ort zu treffen. Sie warteten schon ungeduldig und ich ritt auf die Gruppe zu.
„Entschuldigt meine Verspätung, aber ich mußte mich noch von Verse verabschieden.“
Erstaunt sahen mich alle an, die Stimme kannten Sie aber mein Aussehen konnten Sie nicht fassen. Als erster fand Clavell die Worte: „Wie siehst Du denn aus, was ist mit Dir geschehen, bist Du jetzt gar eine ehrliche Haut geworden und verdienst dein Geld mit herkömmlichen Geschäften?“
Lachend erwiderte ich: „Nein, nein mein Freund, aber dies ist eine Fähigkeit, die ich auch gerne in den Dienst der Gruppe stellen möchte, wie noch so einige andere.“
„Na hoffentlich bringt uns das nicht wieder in Schwierigkeiten.“ brummte Netraysis und blickte hilfesuchend gen Himmel.


Auf Reisen und auf ins Abenteuer

Während wir alle los ritten, zog ich wieder meine Sachen an. Meine schwarze Hose, das schwarzer Hemd und mein pechschwarzer Umhang gefielen mir doch am besten. Auch meine Gürtelschnalle legte ich wieder an und steckte meinen Dolch in seine Halterung und schon sah es aus wie eine schöne verzierte Schnalle. Ich hielt mich absichtlich ein wenig zurück und ritt diesmal nicht in der Mitte, wie sonst immer. Auf irgendeine Art und Weise wollte ich der Gruppe zeigen, daß ich mich nicht immer in den Vordergrund stellen mußte und auch keinen Mist mehr bauen wollte.
Seit dem Training sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen und auch die Stimmen sind immer wieder gekommen. Doch diesmal hatte das gute in mir gesiegt. Ich war zufrieden mit der Situation, wie sie war. Nur das Verhältnis zu den anderen muß noch etwas aufpoliert werden. Aber das würde sich mit der Zeit schon wieder geben.
Wir ritten Richtung Norden, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Die letzten wärmenden Strahlen im Herbst, taten gut. Bald würde es Winter werden und vorbei war’s mit der Gemütlichkeit. Netraysis, würde es nichts ausmachen, er war solche Kältegrade gewohnt, er schlief sowieso lieber in freier Wildbahn als in der Stadt. Ich verstand das zwar nicht so ganz, doch respektierte ich seinen Wunsch danach diesmal in die Wildnis zu ziehen. Hoffentlich wären wir nur vor dem ersten Kälteeinbruch wieder in der Stadt und würden uns endlich die Katakomben vornehmen.
Die Gegend wurde langsam aber sicher immer karger, auch verließen wir den Weg, der nach Cenkirom zur Feste führte und ritten querfeldein. Der Baumbestand nahm immer mehr ab und so gab es uns die Möglichkeit eventuelle Angreifer frühzeitig zu entdecken. Allerdings war dies auch umgekehrt der Fall, denn wir befanden uns mehr oder weniger auf einem Präsentierteller. Die Sonne zog Ihre Bahnen und bald dämmerte es und wir beschlossen hier mitten in der Wildnis ein Lager aufzuschlagen. Nahe einem Hain ließen wir uns nieder, versorgten die Pferde und nahmen die karge Mahlzeit, die aus Dörrfleisch und Wasser bestand zu uns. Im Vergleich zu den Tagen davor schmeckte dies wie Schlangenfraß und ich fand die Idee gar nicht mehr so toll.
Nach dem wir den Fraß hinuntergewürgt hatten, wurden die Wachen eingeteilt. Ich durfte diesmal mit Rolyth die Wache machen, was mir überhaupt nicht paßte. Ich hielt aber meinen Mund weil ich nicht schon wieder einen Streit vom Zaun brechen wollte.
Mitten in der Nacht es muß wohl Mitternacht gewesen sein, weckte uns Nichtar, der mit Pheton die erste Wache übernommen hatte. Noch total verschlafen murrte ich : „Jetzt schon? Ach Du gönnst einem aber auch gar nichts, ich habe grade von Verse geträumt.“
„Hehe, ja, ja die Liebe. Aber du tust gut daran, sie ist wirklich eine wunderschöne Frau.“ Nichtar grinste mich verschmitzt an als er das sagte.
„Hey ich bin nicht verliebt, Sie ist nur ein verdammt steiler Zahn.“ Rieb mir den Schlaf aus den Augen und machte mich auf meine Position einzunehmen.
Rolyth sicherte das Lager nach Norden ab und ich nach Süden, doch plötzlich waren wieder die Stimmen da. Erinnerst Du dich noch an die Worte Rateks in Umbar? Bring ihn jetzt nicht wieder auf falsche Gedanken, er hat grade mal so eben das Vertrauen wieder erlangt, Du machst alles nur kaputt. Ach was Ratek hat gesagt er wüßte, wer die Edelsteine aus unserem Beutel gestohlen hat und wer außer uns hat die Fähigkeit des Taschendiebstahls erlernt? Ach Du spinnst, hör auf damit. Na wenn Du meinst, aber ich finde wir sollten die Sachen der anderen wenigstens mal durchwühlen. Dieser Rolyth ist so eine hohle Nuß, daß er das sowieso nicht mitbekommt. Nein ich sage nein. Das dürfen wir nicht, wenn uns jemand erwischt, dann sind wir endgültig durch. Memme. Stänkerer. Feigling.
Ich schlich wieder zurück zum Lager und durchwühlte die erste Tasche, doch fand nichts. Nichtar röchelte ein wenig und drehte sich auf die andere Seite. Ich verharrte einen Moment um zu lauschen ob ein anderer wach wurde. Aber nichts weiter geschah. So machte ich mich an die nächste Tasche und durchsuchte diese. Nach den Utensilien zu urteilen, war es Elgars Beutel. Plötzlich stand Rolyth hinter mir und tippte mir auf die Schultern
„Was machst Du da, wenn ich fragen darf?“
Überrascht drehte ich mich um: „Ähm, ühm, ööhhh, laß uns doch ein wenig zur Seite gehen, dann erklär ich Dir alles.“
Wir gingen einige Meter von unseren schlafenden Gefährten weg und ich erklärte ihm die ganze Geschichte, mit dem Besäufnis nach unserem Aufenthalt im Labyrinth. Wie ich mich volltrunken nach oben begeben hatte und wie am nächsten Tag meine Edelsteine fehlten. Und natürlich auch von Rateks Aussage, daß er wüßte, wer die Edelsteine hat.
„Hmm, also ich hab die Edelsteine nicht.“
„Gut, dann laß mich die Beutel der anderen durchsuchen.“
„Nein, das kann ich nicht dulden, aber ich werde über den Vorfall kein Wort verlieren. Du solltest ein wenig mehr Vertrauen zu uns allen haben.“
Mit diesen Worten, lies er mich stehen. Pah Vertrauen, wer soll hier wem vertrauen, wenn die bei jeder Kleinigkeit, gleich das Gesetzbuch raus holen. Jetzt siehst Du mal, was Du wieder angerichtet hast. Rolyth wird uns jetzt nicht mehr aus den Augen lassen. Ach laß mich bloß in Ruhe, ich wollte uns nur helfen hier einen echten Verräter der Gruppe aufzudecken. Clavell ist nie und nimmer ein Verräter der Gruppe, sein Eifer und seine Loyalität sind ebenso wichtig, wie die unsere, also bring ihn nicht immer auf dumme Gedanken. Ich schüttelte wieder den Kopf und versuchte die Stimmen loszuwerden. Doch bis zum Ende meiner Wache stritten sie sich weiter. War ich wahnsinnig, oder war es eine Folge meines Ablebens, daß ich diese Stimmen vernahm.
„HÖHRT AUF DAMIT, IHR MACHT MICH WAHNSINNIG!“ brüllte ich in die Nacht hinein. Alle schreckten auf und kamen zu mir gerannt.
„Was ist los?“
Was ist passiert?“
Alle fragten durcheinander, doch ich zog mich ohne ein Wort zu sagen zurück. Sie mußten nicht wissen, wie es um mich stand. Ich konnte Ihr Getuschel, wie das von Waschweibern die über eine Dirne herziehen noch hören, doch ich reagierte nicht darauf. Ich rollte mich in meine Decke und meinen Umhang ein und versuchte zu schlafen. Doch die Stimmen wisperten weiter.
Siehst Du, du hast in ganz verunsichert. Ach halt die Klappe und schlaf endlich. Endlich schlief ich ein. Als der Morgen dämmerte wachte ich vom Gezwitscher der Vögel auf. Ich fühlte mich wie gerädert, als ob ich drei Nächte nicht geschlafen hatte. Dementsprechend war meine Laune auch und ich ließ es auch den ersten spüren, der mich direkt wieder fragte.
Es war Netraysis, der mich nach meinem Befinden fragte: „Ich habe den Eindruck, daß Du dich verändert hast, verschweigst Du uns irgend etwas?“
„Das geht Dich nichts an, glaube ich!“ sprang auf und machte mich daran mein Pferd zu Satteln und mich reisefertig zu machen. Doch Netraysis ließ nicht locker. Er kam hinter mir her, packte mich am Arm und drehte mich um. Mit vor Wut funkelnden Augen blickte ich ihn an. „Was willst Du denn noch von mir?“ zischte ich ihn an.
„Ich will wissen, was mit Dir los ist und warum Du mitten in der Nacht rumbrüllst, als wäre eine Horde Orcs Dich am foltern.“
Unsicher blickte ich zu Boden, er schien wirklich besorgt um mich zu sein oder war es nur die Sorge, daß ich der Gruppe mit meinen Aussetzern schaden könnte.
„Es tut mir leid Netraysis, aber damit muß ich alleine fertig werden, dabei könnt Ihr mir nicht helfen.“
Er sah mich fragend an: „Und wenn doch?“
Jetzt wußte ich, daß er wirklich um mich besorgt war. War seine Achtung mir gegenüber schon wieder soweit gestiegen?
„Nein Netraysis, das ist wirklich eine Sache mit der nur ich alleine fertig werden kann, glaub es mir bitte.“ Ich blickte Ihn flehend an, was ja nicht meine Art ist aber mir war schon fast zum heulen zumute.
„In Ordnung, aber wenn Du meine Hilfe in Anspruch nehmen möchtest, oder die eines anderen, so vertraue Dich uns an.“
Elgar hatte wohl unsere Unterhaltung belauscht und mischte sich ungebeten ein. Doch was er sagte hatte Hand und Fuß.
„Sieh mal Senethal, das Schicksal hat Dich zu uns geführt und es hat auch gewollt, daß ich Dich mit Hilfe der Priester wieder belebe. So hadere nicht damit, sondern mache das beste daraus.“
Ich dachte über die Worte einen Moment nach und nickte. Netraysis klopfte mir aufmunternd auf die Schultern und sagte: „Siehst Du es geht doch schon wieder. Ich glaub, Du brauchst nur ein paar Trolle, denen Du dich mit Deinem Dolch entgegenstellen kannst.“ Dabei grinste er über beide Ohren. Ich mußte lachen und antwortete: „Ja du alter Waldschrat, vielleicht hast Du recht.“
Die anderen waren schon abmarschbereit und warteten schon ungeduldig auf uns drei. So machten wir uns weiter Richtung Gochmar Massiv auf.
Die Wälder wurden immer seltener, bis schließlich nur noch hier und da ein Hain zu sehen war. Dunkle Wolken am Himmel und ein leises Grollen verkündeten ein Gewitter, auf das wir zuritten. Elgar hielt sein Pferd urplötzlich ohne Vorwarnung an. „Wartet ich muß mal etwas ausprobieren.“
„Was denn jetzt schon wieder?“ fragte ich entnervt. Mir war eh nicht danach zumute in den Regen zu kommen, sondern eher daran interessiert, sobald wie möglich wieder ein Dach über dem Kopf zu haben.
„Laßt euch überraschen. Kommt ich demonstriere euch etwas dort drüben an diesem Baumstumpf.“
Die anderen waren wesentlich interessierter als ich, daher hielt ich mich ein wenig im Hintergrund. Elgar fing an Worte zu murmeln und seine Hände auf eine Art und weise zu bewegen, wie ich sie noch nicht kannte. Langsam türmten sich Wolken über uns auf und verfinsterten den Himmel immer mehr. Es war schon beängstigend, wie schnell das ganze von statten ging. Elgar Stimme wurde immer lauter und in seinen Augen war nur noch das weiße zu sehen, so sehr hatte er seine Augen verdreht. Plötzlich brüllte er: „CORP POR!“ und deutete im selben Moment auf den Baumstumpf. Aus den Wolken entlud sich ein gewaltiger Blitz, dessen Lärm ohrenbetäubend war. Ich preßte beide Hände auf meine Ohren, doch es half nur ein wenig.
Der Blitz entfachte ein Feuer an dem alten vermoderten Baumstumpf und Elgar drehte sich um und stemmte die Hände in die Hüften. „NA, wie war das?“
Alle blickten fasziniert auf den Baumstumpf.
„Was für ein Spruch.“ Es war Clavell, der sich als erster wieder im Griff hatte. „Kannst Du das immer und überall machen?“
„Leider nein, es müssen schon Wetterverhältnisse wie diese sein und im Freien muß ich mich befinden.“
Langsam wurde ich ungeduldig. Ich war zwar auch fasziniert, von der Kraft dieses Spruchs, doch wollte ich so schnell wie möglich einen Unterschlupf für die Nacht suchen. Daher drängte ich zu Eile: „Können wir dann bitte weiter ziehen. Ich habe ehrlich keine Lust, den halben Tag durch den Regen zu reiten.“
Erstaunlicher Weise bestätigte Elgar mich diesmal: „Du hast Recht Senethal, laß uns weiter reiten, aber du mußt zugeben, daß es ein beeindruckendes Schauspiel war.“
„Jaja!“ erwiderte ich nur kurz, was Elgar wohl ein wenig kränkte, was mir aber egal war.
Der Boden wurde immer steiniger, als wir weiter nach Norden ritten. Wir befanden uns wohl schon in den Ausläufern der riesigen Bergkette, die aber noch mindestens zwei Tagesritte von uns entfernt lagen. Zwar wurden die Wälder hier immer weniger, aber im Westen war noch ein recht reger Baumbestand zu sehen. Wir entschlossen uns gegen Mittag ein wenig mehr Richtung Wald zu halten, als in 150 Metern Entfernung plötzlich ein riesiger Kopf auftauchte. Und neben ihm direkt ein zweiter. Es waren Hügelriesen, ein Mann und eine Frau. Beide maßen mit Sicherheit vier bis fünf Meter und Ihr Anblick war grauenerregend. Wir waren leider noch zu weit entfernt um unsere Pfeile abzuschießen, aber leider nicht weit genug, daß sie uns nicht mit Steinen hätten bewerfen können. Und schon flog der erste Felsbrocken auf uns zu. Er war nicht besonders gut gezielt und polterte so zehn Meter von uns entfernt zu Boden und riß eine tiefe furche in das Gras. Nichtar blieb wie angewurzelt stehen. Ich glaube er hat sich vor Angst in die Hosen gemacht, aber es könnte auch der Urin seines Gauls gewesen sein, der so stank.
Netraysis brüllte uns zu: „VERTEILT EUCH!“
Er war schon ein gewiefter Taktiker, wenn es um das Kämpfen ging. Er ritt im großen Bogen um die Hügelriesen herum. Pheton und Rolyt ritten wie die Teufel auf die beiden Riesen zu, welche auf uns zu stampften. Clavell, Elgar und Ich ritten zwar auch auf die beiden zu, hielten uns aber in sicherer Entfernung für unsere Pfeile, bzw. Elgar für seine magischen Geschosse. Clavell und ich stiegen ab, während wir beobachten konnte wie Elgar schon seine magische Formel sprach.
Rolyth und Pheton waren in der Zwischenzeit schon bei den Riesen und hieben mit Ihren Schwertern auf diese ein. Rolyth fügte der Frau kräftigen Schaden zu, welche aufstöhnte. Was den Mann nur noch weiter in Rage versetzte. Er hieb mit seiner mächtigen Keule und streifte Rolyth an der Schulter. Doch das reichte schon aus um ihn aus dem Sattel zu heben. Sein Pferd preschte in Panik davon. Pheton eilte ihm zur Hilfe und hieb auf den Riesen ein. Das Schwert was ich ihm geschenkt hatte tat seinen Dienst. Mit einem mächtigen Schlag verursachte er bei dem Riesen große Wunden an den Oberschenkeln.
Schon sirrten Clavells und meine Pfeile durch die Luft und trafen den Riesen. Das Ziel war nicht zu verfehlen, doch es waren nicht mehr als Nadelstiche für diesen Kerl. Von Netraysis war nichts mehr zu sehen, er mußte wohl um den Hügel geritten sein um in den Rücken der beiden zu gelangen. Doch plötzlich vernahmen wir einen Schrei, den die beiden nicht ausgestoßen hatten. Scheinbar war noch ein Kind mit den beiden unterwegs. Also befanden sie sich auf der Wanderschaft. Aber warum ausgerechnet in Richtung Süden.
Den Gedanken schnell verwerfend, sah ich Rolyth sich wieder aufrappeln. So grade eben noch konnte er dem Fuß der Riesin ausweichen und stieß mit seinem Schwert zu. Das Schwert bohrte sich tief in den Bauch des Wesens und es sank zu Boden. Pheton versetzte Ihr den finalen Streich, mit dem er die fast den Kopf vom Rumpf trennte und sprang im nächsten Moment zu Seite um der Keule des anderen Riesen auszuweichen. Rolyth verschwand hinter dem Hügel um Netraysis zu helfen, der doch anscheinend mehr Schwierigkeiten mit dem Kind hatte als zu erwarten war.
Pheton wirbelte wie ein Berserker herum und versetzte dem Riesen ein ums andere Mal einen Schweren Hieb.
Nichtar stand immer noch wie angewurzelt da. Ich sah ihn aus den Augenwinkeln und auch Elgars magische Geschosse, die durch die Luft pfiffen und den Riesen im Gesicht trafen. Elgar hatte gut gezielt und die Geschosse explodierten in den Augen des Riesen, der wild um sich schlug und um ein Haar Pheton erwischt hätte, der sich jedoch rechtzeitig geduckt hatte.
Diesen Moment nutzte ich, doch bevor mein Pfeil los zischte, hörte ich noch den Todesschrei des „kleinen“ Riesenkindes. Mein Pfeil traf genau in die Kehle des Riesen, der röchelnd in die Knie sank. Pheton wollte noch zuschlagen, doch Rolyth hielt ihn zurück.
„Es ist gut. Der hat genug.“ Und schon fiel der Riese zu Boden. Endlich erwachte auch Nichtar aus seiner Starre.
„Entschuldigt, aber ich war so geschockt und so überrascht, daß ich mich nicht rühren konnte.
Schnell waren die Habseligkeiten der Familie durchsucht. Wir fanden aber nichts weiter, als 10000 Silberstücke, die wir auf unsere Pferde Luden, die bei der Last doch ein wenig in die Knie gingen. Da es beinahe schon dämmerte, beschlossen wir uns Richtung Wald weiter auf den Weg zu machen. Als wir in den Wald hinein ritten, war uns nicht ganz wohl in der Haut. Die Pferde fingen an zu scheuen und wir mußten absteigen um sie zum weitergehen zu bewegen. Wir zerrten an Ihren Zügeln und erfuhren auch bald den Grund.
Vor uns stand ein Kobold. Aber es war kein gewöhnlicher Kobold, sondern einer, der wie eine Pflanze in der Erde verwurzelt war. Doch das war nicht alles, was wir sehen konnten. Die Verwandlung ging weiter, seine Beine wuchsen langsam zusammen, als ob sie einen Stengel darstellten.
„Hhhiiiilfeeee.“ stöhnte der Kobold.
„Netraysis eilte auf ihn zu, wagte es aber nicht ihn zu berühren. Statt dessen fragte er: „Was ist geschehen, wer hat dich verwandelt?“ Das sag Netraysis wieder mal ähnlich, obwohl er wußte, daß die Gruppe gerade in dieser Gegend schon mal von Kobolden angegriffen wurde, dachte er nur daran diesem Wesen zu helfen. Für mich waren Kobolde nur nervtötende Viecher, die nichts besseres zu tun hatten, als entweder in Gruppen auf Abenteurerjagd zu gehen oder mit Ihrer kleinen fiepsiegen Stimme einem die letzten Nerven zu rauben. Sie kamen direkt hinter den Hobbits, die zwar nicht unbedingt in dieser Gegend Jagd auf Abenteurer machten, aber noch nerviger waren als Kobolde.
Der Oberkörper des Kobolds war schon fast verwachsen und langsam fing sein Kopf an sich in eine Blüte zu verwandeln.
„Große Blumen, viele Tote.“ Brachte er noch hervor, bevor sein Mund zuwuchs und wir nur noch für einen Moment in seine panischen Augen blicken konnten.
Wir konnten ihm nicht mehr helfen, er hatte sich in eine riesige Blume verwandelt. Mit Unverstand sahen wir uns gegenseitig an. Netraysis fand als erster die Worte wieder.
„Laßt uns morgen zu der Feste aufbrechen, wir müssen den Hauptmann von diesem Vorfall berichten. Ich schlage vor, daß wir uns ein sichres Plätzchen suchen und am Waldrand kampieren.“
Keiner wollte widersprechen und so machten wir uns auf und fanden alsbald einen geeigneten Platz für ein Lager.
Wir behielten Die Wacheinteilung der letzten Nacht bei und wie vermutet, behielt Rolyth mich im Auge. Er verfolgte jeden meiner Schritte, vernachlässigte aber nicht seine Pflicht dabei. Auch kamen die Stimmen nicht wieder, was mich zum einen stutzig machte, aber auch ein wenig erleichterte. Denn jetzt könnte ich endlich wieder einmal schlafen und mich ein wenig erholen. Es geschah auch ansonsten nichts außergewöhnliches. Hier und da das krächzen eines Uhus, in weiter Ferne das Heulen eines Wolfes. Die Geräusche der Nacht im Freien , waren mir mittlerweile zwar nicht vertraut, aber Sie schreckten mich auch nicht mehr. Zu lange war ich mit Netraysis unterwegs, der mir früher einiges erklärt hatte. Ich war jetzt schon fast ein halbes Jahr mit Ihnen unterwegs und hatte schon viel erlebt. Wehmütig dachte ich an meine Eltern und an meinen Lehrmeister. Vor meinen Augen sah ich Bilder, wie ich als kleiner Junge im Wald mit den Tieren spielte und herum tollte. Doch schon kamen die Bilder des Grauens wieder. Ich sah meine Eltern halb verstümmelt in Ihrem eigenen Blut liegen. Auch das Bild, wie ich Sie begrub kam wieder und wie ich mit meinem Blut den Schwur tat, sie zu rächen.
Aber hatte ich meine Rache schon vollbracht. Wir hatten den Goren einen mächtigen Rückschlag zugefügt. Aber waren auch die dabei, die für den Tod der Leute verantwortlich waren, die ich liebte.
Gegen drei Uhr Morgens weckten wir Netraysis und Pheton auf. Auch Elgar wachte auf und machte mit den beiden Wache, da er nicht mehr einschlafen konnte.
Ich legte mich schlafen und fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Irgendwann, die Sonne lugte langsam über den Baumwipfeln hervor, weckte mich Nichtar.
„Komm wach auf Du Murmeltier.“
Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, nahm einen Schluck Wasser und träufelte mir etwas auf meine Hand um es mir im nächsten Moment ins Gesicht zu spritzen. Ja, ja das Abenteuerleben ließ keinen Luxus zu. Wir mußten schon wieder stinken wie die Iltisse. Blut klebte teilweise schon an den Rüstungen und wir hatten uns seit zwei Tagen nicht richtig gewaschen. Die Kleidung roch schon etwas muffig und Schmutz und Schweiß hatten schon eine leichte Schicht auf der Haut gebildet.
Als ich zu meinen Gefährten ging, fiel mir auf, das Elgar nicht dabei war.
„Wo ist denn Elgar?“ fragte ich erstaunt. Er würde sich doch nie so einfach von der Gruppe entfernen. Schon gar nicht ohne Schutz eines oder mehrerer Kämpfer.
Netraysis antwortete mir: „Wir haben im Morgengrauen seltsame Geräusche gehört. Da hat Elgar beschlossen alleine sich das ganze anzuschauen.“
Ich konnte seinem Gesichtsausdruck entnehmen, daß ihm nicht wohl bei der Sache war, daß Elgar alleine losgezogen war. Ich setzte mich hin und wir warteten alle voll Ungeduld auf Elgar.
Nach ungefähr einer halben Stunde, vernahmen wir das knacken von Ästen. Sofort sprangen wir auf und machten uns kampfbereit.
„Hallo Leute.“ ertönte es über uns, aber es war nichts zu sehen. Trotzdem atmeten wir erleichtert auf, die Stimme konnte nur einem gehören. Es war Elgar und schon machte er sich wieder sichtbar. Ungefähr einen Meter schwebte er über unseren Köpfen. Es war schon erstaunlich, was Magie alles so bewirken kann.
Netraysis sagte mürrisch: „Komm schon runter, ich hab mir große Sorgen gemacht.“
„Wir haben uns große Sorgen gemacht!“ fiel Clavell ein und schaute seinen Bruder vorwurfsvoll an. „Äh, ja wir meinte ich natürlich.“ verbesserte sich Netraysis „Aber nun erzähl, was war da los, was waren das für seltsame Geräusche, die wir gehört haben?“
„Orcs, ein ganzes Heer von Ihnen. Sehr gut ausgestattet mit Kampf- und Reitwölfen, Streitwagen und einem riesigen Waffenarsenal.“ Elgar erzählte in kurzen knappen Sätzen, daß die Orcs immer weiter nach Osten zogen. Auch hatte er Schamanen und zwei Chefs gesehen. Alles in allem waren es wohl 55 Mann.
„Noch ein Grund mehr zur Feste zu reiten und dem Hauptmann Bericht zu erstatten. Los sattelt die Pferde und macht euch abmarschbereit.“ Netraysis Stimme war von Sorge erfüllt. Und so beeilten wir uns und machten uns auf den kürzesten Weg zur Feste.
Als wir gegen Mittag den Wald hinter uns gelassen hatten, konnten wir die Feste schon sehen. Nun würde es noch zwei Stunden dauern, bis wir sie erreicht hatten. Auch sahen wir ein Gestalt auf uns zukommen. Sie war zu Fuß und konnte nicht besonders groß sein. Wir versuchten zu erkennen ob es Freund oder Feind war. Als die Gestalt nur noch fünfzig Schritte von uns entfernt war, ging ein Stöhnen durch die Gruppe: „Nein nicht der schon wieder, muß das denn sein.“ Ich schlug mir mit der Hand vor den Kopf. „Das tut wirklich nicht Not, das dieser kleine Bastard uns jetzt über den Weg läuft. Halt mich fest Nichtar, wenn der den Mund aufmacht bring ich ihn um.“
Nichtar grinste mich an, ritt aber an meine Seite um mich vor dem schlimmsten zu bewahren.
Einen Augenblick später stand Rholbyn vor uns. Dieser kleine nichtsnutzige Hobbit, den wir vor Monaten schon kennengelernt hatte. Er war ein Hobbit und ein nerviger noch dazu. Er kam ursprünglich aus dem Erquash, wo die Hobbits wohl eine Stadt errichtet hatten, übernahm aber des öfteren für den Hauptmann in der Feste einige Aufgaben, die sich hauptsächlich mit dem überbringen von Nachrichten und Auskundschaften der Gegend und eventueller Feinde beschäftigten.
„Hallo Freunde. Was macht Ihr denn hier?“
Schon alleine diese Stimme, war schon Grund genug dafür ihm den Kopf abzuschlagen. Ich ballte meine Fäuste und Nichtar erkannte sofort, daß ich mich nur schwer zurückhalten konnte und hielt mich fest.
Elgar antwortete ruhig: „Wir sind auf den Weg zur Feste um dem Hauptmann einige Informationen zukommen zu lassen.“ Manchmal bewunderte ich Ihn mit seiner Gemütsruhe, die er in solchen Tagen an den Mann legen konnte.
„Oha, welche Informationen habt Ihr denn, erzählt schon, los.“
„Wir haben ein große Gruppe von Orcs gesehen und einen Kobold, der sich in eine Pflanze verwandelt hat und irgendwas von großen Blumen und vielen Toten faselte.“
„Kobolde, diese kleinen netten Freunde? Orcs, viele Orcs? Mmhh, los laßt uns aufbrechen. Ich sollte zwar auch die Orcs auskundschaften aber das habt Ihr ja schon gemacht. Dann kann ich euch ja begleiten.“
Auch Elgar Geduld war irgendwann einmal zu Ende. So war dieser Zeitpunkt jetzt erreicht. „Du solltest besser tun, was der Hauptmann Dir aufgetragen hat.“ sagte er mit leicht erhöhter Stimme.
„Ich fiel ihm ins Wort: „Ja hör auf das was Elgar sagt, sonst, sonst....“ Das noch kein Schaum vor meinem Mund stand, war alles. Dieser kleine Quälgeist kostete nur Nerven.
„Nein, nein, das ist schon o.K. Los ich begleite euch.“ Wir gaben auf. Und ließen ihn mit uns ziehen Richtung Feste.
Zwei Stunden können ganz schön lang sein, sag ich euch. Ganz besonders wenn ein Hobbit in einem durch quasselt. Er erzählte uns, was in der Zwischenzeit alles so passiert ist, seit unserem letzten Besuch in der Feste. Es war nichts von Wichtigkeit, aber er hörte nicht auf. Er redete in einem durch, fast konnte man annehmen ohne auch nur einmal Luft zu holen.
Irgendwann riß bei mir der berühmte Geduldsfaden: „ICH BRING IHN UM, ICH BRING IHN UM. HALT DIE KLAPPE DUR KLEINER BASTARD.“
„Oh warum denn? Interessiert es euch nicht, was ich zu berichten hab?“
„NEIN.“ kam es wie aus einem Mund.
„Hat mal jemand was Petersilie für mich, die ich mir in die Ohren stopfen kann?“ Das war Clavell, der schon die Augen verdrehte sobald der kleine Kerl nur den Mund aufmachte. Aber irgendwann sind auch einmal die härtesten zwei Stunden im Leben eines Kopfgeldjägers vorbei und wir erreichte die Feste. Alle gingen hinein, nur ich nicht. Ich hatte genug von dem Hobbit und blieb draußen und achtete auf die Pferde.
Nach einer halben Stunde kamen meine Gefährten und sagten mir, daß ich diesmal nicht mitkommen könnte und hier warten sollte.
„WAS, IHR SCHWEINE WOLLT MICH HIER MIT DIESEM, DIESEM IRREN ALLEINE LASSEN? IHR KÖNNT NICHT BEI TROST SEIN.“
Elgar und Netraysis kamen auf mich zu. „Es tut mir leid Senethal, aber diesmal muß es so sein.“ Bei dieser Aufgabe, die wir zu erledigen haben kannst Du uns nicht helfen. Bitte versteh es, aber es ist so wie ich es sage.“
Elgars Worte waren zwar überzeugend und auch unmißverständlich, doch wollte ich es trotz allem nicht einsehen, hier mit diesem kleinen Hobbit in der Feste zu bleiben. Ich hatte keine Möglichkeit ihm hier aus dem Weg zu gehen.
Netraysis fügte noch hinzu: „Bitte versteh Senethal, es ist eine Aufgabe von höchster Wichtigkeit und Ihr würdet die Gruppe mit eurer Anwesenheit in Gefahr bringen.“
Betrübt verabschiedete ich mich von Ihnen, ganz besonders von Nichtar. Sie stiegen auf Ihre Pferde und ritten Richtung Norden davon. Ich schaute Ihnen noch hinterher bis auf einmal Rholbyn wieder neben mir stand und sagte: „LASS UNS SPIELEN!“

GNAAAAAADEEEEEEEE
 

Paulin

Mitglied
Hallo Gribsy !

Ich dachte zuerst an das "Schwarze Auge " ,dann eher an den unvermeidlichen "Herr der Ringe".Leider muß ich Dir sagen ,daß ich Deine Geschichte als zu langatmig empfinde.
In der Kürze liegt die Würze!
Ich spiele "Schwarzes Auge " und bastle seit längerem an einem neuen Elfencharakter. Grüße Paulin
 

Gribsy

Mitglied
Zu langatmig

oops ;)
Dann solltest Du besser nicht die ganze Story lesen !

Aber danke. Dann weiß ich wo ich dran arbeiten muß!
 



 
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