(f) Neulich in der Zukunft -

mickmagick

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Und ich frage mich, ob ich Euch schon von meinem Heimatdorf erzählt habe. Ich habe es noch nie verlassen, weil ich mich dort so wohl fühle. Alles ist heimelig und vertraut. Das Dorf liegt auf einem hohen Berg, umgeben von lieblich duftenden Blumenwiesen voller gelber und roter Rosen, Lorbeerbüschen und Pappeln. Die Dorfbewohner kennen einander und das Leben ist von freundlicher Wertschätzung geprägt.

Und inmitten dieses Dorfes liegt mein Haus, neben einem Fluss, der die fruchtbaren Felder wässert und genügend Fisch für wohlschmeckende Mahlzeiten liefert Und alle von wildem Wein umrankten Balken und Holzteile meines Hauses sind leuchtend weiß gestrichen, und die Räume sind hoch und weit und geben meinen Schritten genügend Raum.

Doch manchmal, wenn die Abenddämmerung die Sonne einhüllt und die Vögel ihre Nester aufsuchen, höre ich den Fluss murmeln, und er erzählt von Ferne, von Abenteuern und angenehm verwirrenden Verlockungen drunten im Tal, und dann frage ich mich, ob es nicht noch ein mehr an Möglichkeiten für mich gäbe, wenn ich sähe, was für Menschen außerhalb des Dorfes leben.

Nun, und oft entzündet ein kleiner Funke ein großes Feuer und genauso so war es mit diesen Bildern, Tönen und Gerüchen, die ich manchmal bei Einbruch des Abends fühlen konnte.

Und eines Tages, ich weiß nicht mehr genau wann es war, ging ich in die Gastwirtschaft, wo meine Freunde sich bei einem Schoppen Wein vergnügten. Es war schon komisch, ich war ganz entspannt und ein wenig aufgeregt oder angeregt zugleich, als ich der vertrauten Runde von meinen Plänen erzählte.

Doch mein Wunsch nach Abwechslung, nach Sehnsucht auf das Unbekannte, vielleicht nur einfacher Veränderung stieß auf größeres Missfallen als ich mir vorgestellt hatte.

"Du weißt, dass Wanderer auf dem Weg ins Tal häufig von Banditen überfallen werden", sprach der Dorfschmied Heiner, ein Kerl wie ein Baum. "Wenn Dir Dein Leben lieb ist, solltest Du hier bleiben, hier im Schutz Deiner Freunde."

"Die Leute im Tal sind ein rohes Volk", merkte Clemens, der Pfarrer an. "Wenn Du Ihre Lebensweise kennengelernt hast, wirst Du ihre ruchlosen Sitten und Gebräuche annehmen und Dich zu einem der Ihren entwickeln und es noch nicht einmal merken."

Und auch der Jäger Gottlieb meinte: "Auf unbekanntem Gebiet kann man sich leicht verirren. Die Wege im Dorf kennst Du. Solltest Du aber vom richtigen Weg abkommen, kann es vielleicht kein zurück mehr geben."

Nun, ich hörte aufmerksam zu und dachte, das hat ja alles etwas für sich und deine Freunde werden schon wissen, was für dich gut ist. Andererseits, obwohl das Feuer eingedämmt war, glomm der einmal entzündete Funke noch immer. So bedankte ich mich schließlich für ihre Ratschläge und sagte, ich wolle nach Hause gehen und ihre Einwände überträumen.

Doch auf dem Weg zum Ausgang, ich hatte den Mann noch nie gesehen, winkte ein Wandersmann mich an seinen Tisch. Sein alter, knorriger Stock, der schon so manches gesehen haben musste, lag zu seinen Füßen. Vor ihm stand ein Glas voll dunkelrotem, würzig riechendem Wein, das seine Farbe im Flackern der Kerzenbeleuchtung permanent zu ändern schien. Seine bernsteinfarbenen Augen blinzelten freundlich und einladend.

"Setz Dich zu mir junger Freund", sprach er mit tiefer, wohltönender Stimme.

Ich folgte seinem Wunsch und fühlte sofort sowohl eine Art von Verbundenheit mit ihm als auch eine gewisse Neugier, dieser Art, dass ich mich fragte, was kann der denn von Dir wollen oder auch Dir geben.

"Nun, ich habe euer Gespräch mitangehört. Du fragst Dich, was Dich im Dorf drunten im Tal erwartet und Das kann ich Dir leider nicht sagen, denn jeder erlebt alles anders als andere Menschen. Aber das was ich Dir erzählen werde, wird Dir helfen, mit wichtigen Ereignissen in Deiner Umwelt und Deinem Inneren, genauso, wie es für Dich gut ist, kraftvoll umzugehen. Und Du wirst dann zu Dir selber sagen: Es ist einfach, neue, unbekannte Wege zu beschreiten.

Vielleicht hast Du schon von Marlene gehört. Marlene war eine Waise, ein Straßenkind, in einer großen Stadt in England. Schon früh hatte sie gelernt sich durchzusetzen, gegen die Erwachsenen, die sie von ihrem Bettelplatz vor ihren Geschäften verjagten, gegen die anderen Kinder, die ihr die Geldstücke streitig machen wollten und gegen die Polizisten, die versuchten, sie in ein Kinderheim zu stecken. Ich kann Dir sagen, dieses Mädchen hatte ein starkes Durchsetzungsvermögen und erreichte alles, was sie erreichen wollte. Eines Tages hörte sie eine Zigeunerin von einem wundersamen Mann erzählen. Er hieß Merlin und war der größte Magier, den die Welt je gesehen hatte. Es hieß, er könne mit den Tieren sprechen, Steine zum Leben erwecken und die Urmacht des Wetters bändigen.

"Ich möchte diesen Merlin kennenlernen, damit er mich lehrt, eine Zauberin zu sein."

"Oh", lachte die Zigeunerin. "Merlin ist der mächtigste Mann der Welt. Warum sollte er ein Straßenkind wie Dich unterrichten?"

"Du wirst schon sehen", antwortete Marlene. "Er wird. Manchmal weiß unser Inneres bereits Wege, Ziele zu erreichen, die dem Bewussten noch verborgen sind, nicht wahr?"

Und während sie in dieser Nacht auf ihrem Lager unter der Brücke ihr Ziel überträumte und sie sich in naher Zukunft auf ihrer Zeitlinie als große Zauberin sah, strahlend schön mit Ehrfurcht gebietender Stimme, selbstbewusst und gleichzeitig entspannt, wusste sie dass ihr Erfahrungen bevorstehen würden, die ihr Leben grundlegend verändern sollten.

Marlene verließ ihr angestammtes Bettelrevier und trieb sich in den nächsten Tagen und Wochen in der Nähe des königlichen Palastes herum, wo der Zauberer leben sollte. Doch sie bekam ihn nicht zu sehen. Aber wenn sie sich ein wenig entmutigt fühlte, holte sie immer ihr Bild von der großen souveränen Zauberin vor ihr inneres Auge und wusste, dass sie auf dem richtigen Weg war.

Eines Tages warf sie einem Raben einige Krümel alten Brotes zu.

"Ich weiß nicht, ob ich jemals die Magie erlernen werde", seufzte sie.

"Was geschieht, wenn Du die Magie erlernen würdest?" fragte der Rabe.

Nun ist es nicht nur verwunderlich sondern auch gleichzeitig ziemlich seltsam, wenn ein Tier spricht. Und auch Marlene wusste, dass sie jetzt im Begriff war, Bedeutsames zu erleben, etwas so Bedeutsames, dass es unmöglich war, diesem Veränderungsprozess zu widerstehen.

"Ich könnte dir sagen, dass die Magie mir mehr Selbstvertrauen und Zuversicht geben wird, mein Leben selbst zu bestimmen. Ich könnte dir sagen, dass ich die Veränderung mehr will als alles andere. Wenn ich Neues lerne, dann bewirkt das eine positive Transformation meiner Identität", antwortete Marlene nachdenklich.

"Ganz schön weise für so ein kleines Mädchen", erwiderte der Rabe. "Aber ich kann Dir helfen. "

Und plötzlich donnerte ein heller Blitz vom Himmel herunter und Marlene schloss die Augen und öffnete ihr Herz und da verwandelte sich der Rabe in einen alten Mann und die Straße in einen wunderschönen Garten und die Gegenwart war Zukunft und Vergangenheit zugleich.

"Ich bin Merlin, den Du gesucht hast", sprach der alte Mann. Er gab Marlene einen mit Gold und Diamanten verzierten Stab. "Dies ist Dein Zauberstab, der Dir helfen wird, die magischen Dinge zu bewirken, von denen Du immer geträumt hast."

Nun, Du kannst Dir denken, dass ein Straßenkind noch nie Gold und Diamanten gesehen hat. Und so war Marlene bei diesem Anblick zunächst überwältigt, dachte sich aber dann, mit so einem prächtigen Zauberstab, wird dir das Lernen ganz leicht fallen.

Und in den nächsten Tagen und Wochen zeigte ihr der Magier viele Techniken, Kniffe und Tricks. Schon bald fiel es Marlene leicht, Dinge verschwinden zu lassen, Dinge zu verwandeln und Dinge zu manifestieren. Es war wirklich überraschend, wie einfach sich alles gestaltete. Der Zauberer lobte sie regelmäßig. Dennoch, auch wenn Marlene immer mehr Tricks des Zauberers nachahmen konnte, plagte sie doch das Gefühl, auf der Straße der Meisterschaft nur wenige Meter zurückgelegt zu haben. Denn wenn Merlin einen Trick vollführte, war dieser ungleich glanzvoller, beeindruckender und genialer als wenn Marlene dasselbe Kunststück vollführte.

Und eines Tages fragte sie Merlin: "Meister, Du mir vieles gelehrt und ich habe auch vieles verstanden und anzuwenden gelernt. Ich frage mich aber, worin das Geheimnis Deiner magischen Meisterhaftigkeit liegt."

"Diese Frage zeigt, dass Du Dich auf der Schwelle vom Lehrling zum Meister befindest; denn bei den Magiern gibt es keine Zwischenstufe des Gesellen wir im Handwerk und höhere Ebenen können sprunghaft erreicht werden.

Ich habe Dich bisher viele Techniken gelehrt, deren Kenntnis Dir in vielen Situationen hilfreich sein wird. Du erinnerst Dich vielleicht an die Geschichte aus der Zukunft, die ich Dir zu Beginn Deiner Ausbildung erzählt habe.

Es lebte einmal ein Mann in einer kleinen Stadt. Der bewirtschaftete einen Bauernhof mit fünfzehn Hühnern und drei Schafen. Und er war verheiratet mit einer hübschen und sehr netten Frau, die er sehr liebte. Abends trafen sie sich gerne mit Freunden, erzählten sich Geschichten von früher aber auch von ihren Plänen für die Zukunft und wie sie diese zu verwirklichen dachten.

Das ist doch nichts besonderes, könntest Du zu Recht anmerken. Aber... Eines Tages, ich weiß das Datum nicht mehr auf den Tag genau, starb sein Lieblingsschaf. Der zu spät gekommene Tierarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Er war sehr traurig, wie Du Dir vorstellen kannst. Und am nächsten Tag passierte noch etwas: Er sah die Welt nur noch schwarz-weiß, keine Farben mehr. Nun, dachte er, das ist doch gar nicht so schlimm. Andere Menschen können überhaupt nicht sehen, und überhaupt, das wird schon wieder besser. Wurde es aber nicht. Tage, Wochen und Jahre vergingen, mittlerweile hatte der Mann ganz vergessen, dass er einmal Farben hatte sehen können. Auch seine Gefühle ebneten sich ein, wurden farblos; so dass er sich gar nicht mehr erinnern konnte, was Freude, Genuss und Liebe waren. Sein Leben wurde immer langweiliger, seine Umwelt nahm er kaum noch wahr und Treffen mit seinen Freunden mied er. Und diese ganzen Verluste gingen so schleichend vor sich, dass er es gar nicht bemerkte. Seiner Frau hingegen waren diese ganzen Veränderungen nicht verborgen geblieben. Sie hatte eine lange Zeit geschwiegen, weil sie ihren Mann sehr liebte, doch eines Tages konnte sie sein mürrisches uninteressiertes Verhalten nicht mehr aushalten.

"Du musst etwas tun, Mann", sprach sie zum ihm. "Du bist nicht der, den ich liebte, als wir geheiratet haben. Wo ist sind Deine Lebendigkeit, Deine Lebensfreude und Dein Tatendrang? Du zeigst weder an mir noch an unseren Freunden Interesse. Wenn Du Dich nicht änderst, verlasse ich Dich."

Der Mann war sehr betrübt, als er diese harten Worte vernahm. Aber langsam wurde ihm bewusst, dass er sich wirklich derart verändert hatte, dass er unzufrieden mit sich selber und anderen war. Und er fragte sich, war das Leben schon immer so eintönig und farblos gewesen?

Und an diesem Abend wanderte er rastlos durch die Straßen des Dorfes, um eine Lösung für seine Misere zu suchen. Auf einmal, er befand sich in einer Gasse, die er noch nie gesehen hatte, sprach ihn ein Zwerg an. In Frack und Zylinder gekleidet, im Knopfloch eine weiße Rose sah er ziemlich seltsam aus.

"Abendvorstellung, mein Herr, lassen Sie sich das nicht entgehen", rief er mit quiekender Stimme. "Wir sind nur heute hier am Ort mit unserem Zauberkino. Treten Sie ein und genießen Sie die Virtuosität der Bilder, den Orkan der Gefühle, die Symphonie der Klänge!"

"Ich mag keine Filme", entgegnete der Mann ärgerlich, dass ihn jemand in seiner Grübelei zu stören wagte. "Die sind doch alle gleich fad. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich mal ein Besuch im Kino unterhalten hätte."

"Oh, Sie dürfen sich fragen, ob Sie schon jemals etwas so Aufregendes gesehen haben und wenn Sie den Film besucht haben, können Sie in dem Bewusstsein nach Hause gehen, etwas sehr Gutes für sich getan zu haben. Und man weiß vielleicht nicht, ob Sie gerade eine bedeutungsvolle Erfahrung machen, nicht wahr?"

Obwohl der Mann kein Wort verstanden hatte, betrat er das Kino, irgendetwas in seinem Inneren zog oder trieb ihn hinein. Überhaupt, etwas Ablenkung von seinen Grübeleien konnte ganz nützlich sein, dachte er bei sich.

Er ging durch ein dämmerig beleuchtetes Foyer und hielt plötzlich – ohne dass er einen Verkäufer gesehen hatte – eine Kinokarte in der Hand. Als er den Saal betrat musste er feststellen, dass er der einzige Besucher war. Er setzte sich in die erste Reihe und blickte auf den noch geschlossenen Vorhang.

"Was wird denn gegeben?" rief er in den leeren Raum.

"Lassen Sie sich überraschen und genießen Sie ganz entspannt", kam eine Stimme aus dem Vorführraum. Nun, der Mann lehnte sich zurück und atmete tief durch und dachte sich, vielleicht ist das wirklich ein Kinoerlebnis der ganz besonderen Art.

Der Vorhang hob sich langsam und es flackerten einige unscharfe Bilder auf der Leinwand. Und als sich der Fokus verschärfte, der Mann war ganz überrascht, sah er sich selber. Er sah sich selber am an einem ganz normalen Tag, was er tat und was er nicht tat und langweilte sich zu Tode während er sich zu Tode langweilen sah. Und als der nächste Tag kam, riss ihm der Geduldsfaden.

"Das soll ein toller Film sein?", rief er. "So etwas Ödes habe ich noch nie gesehen."

"Dies ist Dein Leben, Sohn", sagte der Zwerg, der plötzlich neben ihm saß.

"Aber wie ich Dir bereits sagte, dies ist ein Zauberkino. Du kannst den Film verändern, wie auch immer er Dir gefällt. Lass Dich einfach von Deiner Kreativität überraschen."

"Nun, so etwas habe ich noch nie gehört", sagte der Mann überrascht.

"Ich spiele den Film einfach mal zurück, vielleicht war Dein Leben ja früher aufregender."

Die Bilder flimmerten und flimmerten, während der Film in Zeitraffer zurücklief, und plötzlich sah der Mann eine farbige Sequenz.

"Ich verstehe das nicht", sagte er. "Ich kann schon seit Jahren keine Farben mehr sehen. Wieso nehme ich sie jetzt wahr?"

"Nun, das ist ein Zauberkino, hier ist alles möglich."

"Ich erinnere mich an diesen Tag, damals starb mein Lieblingsschaf." Und ein Gefühl von tiefer Traurigkeit ergriff den Mann. "Es sah am Morgen ganz krank aus. Ich rief den Arzt, doch der kam zu spät, weil er noch das Kartenspiel im Wirtshaus beenden wollte. Als ich ihm deswegen Vorwürfe machte, meinte er, es sei doch nur ein Schaf gestorben."

"Das ist wirklich ein trauriges Ereignis, weswegen man sich Gedanken machen kann. Du bist ein nun ein älterer, reiferer Mann als zum damaligen Zeitpunkt. Welche Fähigkeit über die Du heute verfügst, hätte Dir damals geholfen."

Nach langer Überlegung meinte der Mann "Ich habe keine Ahnung."

Der Zwerg wies auf einen Klappstuhl mit Stofflehne, vor dem eine Klappe lag.

"Setz Dich doch einmal auf diesen Stuhl. Wenn Du der Regisseur dieses Films wärest, vielleicht bekommst Du dann Ideen."

Der Mann setzte sich auf den Regiestuhl.

"Ja, jetzt wo Du es sagst. Ich hätte mehr Gottvertrauen und mehr Standhaftigkeit gebraucht. Dann hätte mich dieses Ereignis nicht so mitgenommen."

Und wie durch ein Wunder sah die Sequenz wesentlich entspannter aus als vorher.

"Was hätte der Tierarzt in dieser Situation benötigt, was meinst Du?"

"Ich weiß nicht, ich hasse ihn noch immer abgrundtief."

"Möglicherweise, Sohn, kannst Du Dir vorstellen, Dich neben den Regiestuhl zu stellen und den Regisseur zu beraten. Was würde der Ratgeber des Regisseurs diesem bezüglich des Arztes raten."

Der Mann stand auf und blickte die Szene gedankenverloren an.

"Er würde mehr Ernsthaftigkeit benötigen. Und ich selber würde noch die Fähigkeit zu verzeihen brauchen. Ja genau, ich muss dem Arzt vergeben. Denn er war ein Trunkenbold und Spieler, was ihm schwer zu schaffen machte und von der Arbeit abhielt. Wenn ich ihm verziehe, würde das mein Schaf zwar nicht wieder lebendig machen, aber das Ereignis würde mich nicht mehr derart belasten."

"Dann setz Dich noch mal in den Regiestuhl und beobachte den Film. Vielleicht hat sich etwas verändert", sprach der Zwerg.

Der Mann folgte der Aufforderung, und siehe da, der Arzt sah nicht mehr dunkel sondern pastellfarben aus Auch der Mann selber fühlte, dass er souveräner auftrat und sich jetzt aufrecht bewegte. So gefiel ihm das schon besser.

"Ich setze mich noch einmal auf den Zuschauersitz. Darf ich das?" fragte er den Zwerg.

"Natürlich", antwortete der. "Du alles, was Dir gefällt."

Und im Zuschauersitz erlebte der Mann alles noch intensiver; Gefühle der Ohmacht wurden von Gefühlen der Wut, der Trauer, des Mitleids abgelöst. Und als er sich fragte, ob er diese lange vermissten Emotionen noch intensiver erleben konnte, befand er sich auf einmal selber in dem Film, sah den Arzt, das Schaf aus eigenen Augen und spürte neben all den tiefen Empfindungen noch ein tiefes Gottvertrauen, das ihm Kraft gab, und eine tiefe nicht näher zu beschreibende Macht.

Und dann flimmerte es vor seinen Augen wie bei einer Zeitreise, wie sie die Menschen in vielen Jahren im Fernsehen erleben können, weißt Du, und der Mann befand sich zu Hause in seiner Küche und blickte seine Frau an. Er wusste nicht, was passiert war, er wusste aber genau, dass sich viel verändert hatte.

"Ich möchte den Garten neu bepflanzen. Nur die herrlichsten Blumen sollen das Recht haben, meine Königin begrüßen zu dürfen."

Seine Frau blickte ihn zunächst etwas verwirrt an, dann strahlte sie über das ganze Gesicht.

"So hast Du schon lange nicht mehr mit mir gesprochen. Ja, das ist eine gute Idee. Lass uns nach draußen gehen und planen, wo welche Blumen wachsen sollen."

Was soll ich Dir sagen, der Mann konnte von nun an Farben sehen, wie kein anderer im Dorf und sein Gefühlsleben war wie sein Garten beispielhaft für alle Dorfbewohner. Seine Frau liebte ihn noch mehr als früher und wenn sie ihn fragte, was in dieser besagten Nacht passiert sei, lächelte er nur verschmitzt. Und wenn einmal ein Erlebnis ihn unangenehm berührte, erinnerte er sich an das Zauberkino und ... aber Du kannst die Geschichte ja schon, sprach Merlin.

Aber Marlenes Wissensdurst war noch nicht gestillt. "Ja, das war eine nützliche Technik zu Beginn meiner Ausbildung. Ich möchte aber nun den Kern Deiner Kraft erfahren und darum sage mir, was bedeutet die Magie für Dich?"

"Nun, das ist eine gescheite Frage, mein Kind", lächelte Merlin. "Ein Magier glaubt, dass die Welt aus purem Licht besteht. Und auch in dunklen Dingen ist bereits die Möglichkeit des Lichtes angelegt. Mein Aufgabe ist es, das Dunkel zu erhellen und das Licht zu erleuchten."

Das klang zunächst für das Straßenkind ein wenig befremdlich. Aber dann stellte sie sich vor, dass dieser Glaube wahr wäre und die Welt erschien ihr auf einmal voller Möglichkeiten, neue Handlungen auszuprobieren und die Veränderungen in ihr und in ihrer Sicht der Welt zuzulassen. Und während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, nahm sie ganz automatisch, vielleicht unbewusst, die Körperhaltung, die Atmungsfrequenz und den Gesichtsausdruck ihres Lehrmeisters an und dadurch – es ist kaum zu glauben – begann sie zu fühlen, was Meisterschaft bedeutete.

Und sie fragte Merlin auch, was er in magischen Momenten sehen würde, was er hören oder fühlen würde und wie dieser Bilder, Klänge und Gefühle strukturiert wären und in welcher Reihen folge und dann...nun, ja.

Die Antworten, die Merlin auf die Fragen gab, flüsterte er in ihr Ohr, so dass nur das Kind und der Wind sie hören konnten, und das ist gut so. Einer meiner ältesten Glaubenssätze lautet: Wenn man die richtige Technik kennt, ist das Erreichen des Zieles für jeden ein Kinderspiel.

Jedenfalls, wie man erzählen hörte, soll dieser Prozess Marlenes Entwicklung in Bezug auf die Verbindung zum Kosmos und auf ihre Identität, ihre Glaubenssätze insofern transformiert haben, dass ihr die notwendigen Fähigkeiten und Verhaltensweisen ganz von alleine so zufielen, wie sie es sich immer gewünscht hatte.

Ich habe sie mit der Zeit etwas aus den Augen verloren, aber sie soll eine großartige Magierin geworden sein. Und in den Gassen der großen Stadt sollen später auf einmal reich gedeckte Tische - wie von Zauberhand geschaffen – für die Straßenkinder bereitgestanden haben. Ob das Marlenes Werk war?

"Nun", sprach der Mann. "Genug geplaudert. "Wenn Du nach innen gehst, ich weiß, Du kannst das, vielleicht gibt es ja einen Teil in Dir, der Dich abhält, das Tal zu erkunden."

"Den gib es in der Tat", bemerkte ich.

"Dann bedanke Dich bei ihm, denn er will nur Dein Bestes, denn Dein Inneres ist umfassender und viel mächtiger als Dein Bewusstsein. Und frage den Teil doch einmal, was er für Dich möchte."

Das alles kam mir sehr seltsam vor, aber dennoch, was konnte es schaden.

Und tatsächlich, ich sah in meinem Inneren und hörte, ich kann es nicht beschreiben, und dann fühlte...

"Er möchte mich schützen", sagte ich.

"Das ist doch wirklich ein guter Zweck, nicht wahr. Und dann frag Dich, oder einen kreativen Teil, den ein jeder von uns besitzt, ob er neue Verhaltensweisen anbietet, der Dir erlaubt unter Mithilfe Deines Schutzteils, den Weg in das Tal zu beschreiten?"

Es dauerte ein wenig und auf einmal sah ich neue Möglichkeiten und sie gefielen mir und ich wollte sie gleich ausprobieren

Und als er mich fragte, ob es noch einen widerstrebenden Teil in mir gab und ich nach reiflicher Überlegung verneinen konnte, das war wirklich eine Erleuchterung für mich. Ich wollte mich bei dem Fremden bedanken, aber als ich aufblickte, es war seltsam, war der Platz vis-à-vis leer. Nun, ich weiß nicht, mit wem ich damals gesprochen habe, aber man erzählte mir später, der Mann habe mir sehr ähnlich gesehen. Aber, das ist eigentlich unerheblich.

Ihr mögt es glauben oder nicht, aber am nächsten Tag packte ich meine Sachen, verabschiedete mich von meinen Freunden und wanderte den Fluss entlang ins Tal. Und dort? Nun ich erlebte dort Schönes und weniger Schönes, aber da ich über die unglaublichen Fähigkeiten verfügte, Schönes zu verschönern, Schlechtes zu neutralisieren, neue Dinge von anderen zu lernen und dabei vor allem auf mein Unterbewusstes und seine Wünsche zu achten, widerfuhren mir Abenteuer, die ich jederzeit genießen konnte. Und der Mann aus der Gastwirtschaft, was er mir erzählte begleitet mich noch heute und ist ein innerer Teil, eine Art Mentor, dem ich ewig dankbar bin.
 

Andrea

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Das sind ja gleich drei Geschichten auf einmal! Das geht nun wirklich nicht, will man fast werbegemäß hinzufügen, und hier finde ich es auch nicht sehr gelungen. Während man die Schaf-Geschichte (SG) noch als Gleichnis für die Merlin-Geschichte (MG) oder für die Rahmengeschichte (RG) sehen kann, ist die Vermischung aller drei sehr unglücklich. Die MG wird recht unmotiviert unterbrochen (hier finde ich auch die Dialoge zwischen Merlin und Marlene recht gestelzt), die SG will vom Schauplatz nicht so recht mit der MG harmonieren und stößt sich auch an der RG. Das Zauberkino ist schon beinahe eine vierte Geschichte, so daß der Gedanke nahe läge, die SG vollkommen eigenständig stehen zu lassen.

Bei der RG fällt zu Beginn vor allem das "Und" ist Auge. Viel zu häufig! Außerdem passen die Aussage "Ich habe es noch nie verlassen" vom Anfang und die Tatsache, daß er es ja sehr wohl verläßt, auch nicht zueinander. Hier könnte man aber einiges über das Tempus regeln.

Insgesamt wirkt der Text, als hättest du der Geschichte zuviel zugemutet. Splitte ihn und überarbeite die einzelnen Teile, aber so wirkt er sehr "geklebt".
 

mickmagick

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Schatzi, Du hast (noch) überhaupt nicht verstanden, worum es geht (weder das verwendete Format, die Tempi noch Intention. Deine (vielleicht) gutgemeinte Kritik läuft völlig ins Leere. Und dabei hast Du soviel Zeit dafür aufgewendet, die Du besser bei Deinen Katzen verbracht hättest. Seufz.) ; und das ist auch gar nicht schlimm. Und wenn Du doch in naher Zukunft - und da bin ich fast mir sicher, Du bist doch sonst auch ganz hell - etwas besseren Einblick erlangt hast, oder das Richtige aus der Geschichte heraushörst, werden sich Deine diesbezüglichen Gefühle geändert haben. Und wenn Du meinen Kommentar und die darin enthaltenen "und"s auch nicht verstehst, who cares? Ich hab Dich trotzdem noch lieb. Bis demnächst.
 

Andrea

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Aber Mausi, wenn ich gewußt hätte, daß du das bist (hätte ich doch mal vorher das Profil gelesen..), hätte ich mir die ganze Mühe doch gespart, gleich gesagt, daß ich dich nicht verstehe, und dich gebeten, mir das alles noch mal zu erklären, und zwar gaaaanz langsam. Weil es nämlich aus dem Text nicht verständlich wird. Aber Wayne.. Wir sehen uns dann. (hey, das soll keine Drohung sein!)
 

mickmagick

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Als ob ich mich von Dir bedroht fühlen könnte, Zuckerhäschen. Außerdem verzeihe ich Dir doch alles, auch oberflächlichles Lesen. Aber ist es nicht gut zu wissen, dass selbst Du nicht perfekt bist? Alles Liebe und Küsschen.
 

Andrea

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Lebkuchenherz, du irrst. Nicht ich bin nicht perfekt, sondern dein Text ist nicht perfekt. Denn wäre er es, würde doch selbst ich Dilettantin ihn begreifen, selbst wenn ich mir nur "oberflächlichles" Lesen erlaube - was nicht bedeuten soll, daß ich selbiges getan hätte. Denn kann man der Sonne vorwerfen, sie würde nicht scheinen, wenn Wolken davor sind?
 

mickmagick

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Du hast vollkommen Recht, denn als Du geboren wurdest, kamen alle Engel zusammen und streuten Mondstaub in Dein Haar und Licht in Deine Augen. Und Dein Esprit leuchtet auch, wenn Wolken der Unverständnis meine Nacht verdunkeln. Da verzagt das Lebkuchenherz vor Bewunderung.
 



 
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