Falscher Hase (Limerick)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Owly,
Limericks sind nicht so einfach, wie sie aussehen.
Deiner hat eine gute Pointe, aber er ist in der Form stark abweichend, besonders am Anfang, denn er hält die Rhythmik nicht ein.

Beispiel:
Der Hase mag sehr grüne Wiesen,
nur Rednose bevorzugt die Fliesen. (Den Zusammenhang verstehe ich nicht gut)
Denn steckt seine Nase
im blühenden Grase,
kann er nicht mehr aufhör'n zu niesen.
 

Owly

Mitglied
Hallo Bernd,
danke für deinen schönen Korrekturvorschlag! Gedichte sind insgesamt noch absolutes Neuland für mich, insofern bin ich für jeden Hinweis dankbar.

Ich sehe den Unterschied in der Rhytmik jetzt deutlich. Wahrscheinlich hätte ich noch etliche Artikel zu Limericks gelesen, ohne dass mir die Fehler bewusst geworden wären.

Der zweite Vers spielt auf einen Tipp an, den man jedem Heuschnupfen geplagten Allergiker gibt: Nach Möglichkeit Wohnraum mit Fliesen wählen, um die bösen Stoffe besser unter Kontrolle zu kriegen. Das erscheint mir eine sehr symphatische Art, die Pointe anzudeuten.
 

Owly

Mitglied
Der Hase steht auf grüne Wiesen,
nur Rednose favorisiert Fliesen.
[ 4]Denn steckt seine Nase
[ 4]im blühenden Grase,
kann er nicht mehr aufhör'n zu niesen.

---
Enthält Korrekturvorschläge von Bernd.
 

Label

Mitglied
Hallo Owly

Deine Änderungen ergeben diese Betonung (fett ist betont)
während der Vorschlag von Bernd die Limerickbetonung hat


Der Hase steht auf grüne Wiesen,
nur Rednose favorisiert Fliesen.
Denn steckt seine Nase
im blühenden Grase,
kann er nicht mehr aufhör'n zu niesen.

ich habe mir mal vor vielen Jahren die Limerickbetonung so gemerkt -

Der Limerick Limerick limt
Der Limerick Limerick limt
der Limmerick limt
der Limmerick limt
Der Limerick Limerick limt

das ist die Grundform

das gibt es dann noch mit Vortakt und/oder Nachtakten
Ja der Limerick Limerick limmert (so)
Ja der Limmerick limmert

vielleicht kannst du damit auch etwas anfangen

dir einen lieben Gruß
Label
 

Owly

Mitglied
Hallo Label,
ja, damit kann ich allerdings etwas anfangen - danke schön. Ich habe mir zwar schon gedacht, dass "favorisiert" die Betonung sprengt, aber die erste Zeile sah mir schon ganz gut aus. Wenn ich es laut vorlese, erkenne ich die Fehler.

Gruß,
Owly
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Owly,

es ist immer noch der Rhythmus.
Bei Dir wechseln in den ersten Versen betonte und unbetonte Silben einander ab.
Beim Limerick sind es aber eine betonte und zwei unbetonte Silben, es ist ungefähr ein Verhältnis, wie zwischen Marsch und Walzer in der Musik, der Limerick schwingt quasi im Dreivierteltakt, wobei ein Limerickk mit einem oder zwei Auftakten beginnen kann.

Hier noch ein Bespiel:

Der Hase liebt grasgrüne Wiesen,
doch Rednose bevorzugt die Fliesen.
Denn steckt seine Nase
im blühenden Grase,
kann er nicht mehr aufhör'n zu niesen.

Die hinteren drei Deiner Verse sind völlig im Rhythmus.

Noch ein Wort dazu:

Das absolut wesentliche ist die Handlung mit einer guten Pointe im letzten Vers.
Der Rest ist dann Übung.
Du hast hier eine schöne Handlung mit Pointe auf die Reihe gebracht, jetzt gilt es, den Limerick herauszuarbeiten.

Vielleicht ist es ein Trost, ich habe mal für eins dieser kleinen Gedichte zwehn Jahre gebraucht, ehe es richtig saß.

Du schaffst es sicher.
Nimm die Struktur der letzten drei Verse als Voraussetzung.

Noch was: Limericks sind gut zum Vortragen, dabei kann es mundartlichen Einfluss geben. Sollte der Bruch durch mundartlich andere Betonung entstanden sein, ist das durchaus zulässig, allerdings wirkt es dann nur noch regional richtig gut.

Kleine Brüche der Form können durch den Inhalt bedingt sein.
Zum Beispiel lässt sich "Eberswalde" nur schwer unterbringen, hier kann man nur gegen die Regel verstoßen.
 

Owly

Mitglied
Hallo Bernd und auch hier wieder: Dankeschön. :)

Das ist sehr hilfreich, denn jetzt erkenne ich die Melodie, die sich durch die Betonungen gibt, tatsächlich. Damit sollte es sich systematischer arbeiten lassen.

Limericks sind jedenfalls spaige, kleine Gesellen, die erst so unscheinbar daherkommen. Ich hoffe überhaupt die bewunderswerte Ausdauer zu haben, mich zehn Jahre mit einem Text auseinanderzusetzen.
 



 
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