Hallo lieber Herr Müller,
trotz des guten Einfalls und der entsprechenden inhaltlichen Ausgestaltung muß ich mal einen Querschuß loslassen, den Du mir hoffentlich nicht übel nimmst. Formale Richtigkeit gehört nun mal u.a. zu meinen Steckenpferden, und da hätte ich einiges zu meckern. In der Regel sollten die einzelnen Zeilen der reimlich korrespondierenden Strophen gleich lang sein, d. h. die gleiche Silbenzahl aufweisen (es sei denn, man wollte einmal etwas durch abweichende Gestaltung besonders hervorheben). Das ist bei diesem Gedicht nicht der Fall - oder soll das die besondere Flatterhaftigkeit betonen??
Man könnte das leicht durch Weglassen oder Hinzufügen einiger Wörter (ohne Sinnverlust) ändern. Auch im sonstigen metrischen Bereich liegen da noch ein paar Stolpersteinchen herum. In der ersten Zeile müßte, um den Jambus einzuhalten, es am Ende heißen "breit s i e aus", und aus dem gleichen Grunde müßte die vorletzte Zeile der letzten Strophe im Jambus-Schema "unbetont, betont" anfangen, was mit "des Morgens" zu erreichen wäre. Das "erkräht" könnte man als Wort-Neuschöpfung sehen, wenn man will ("laut kräht" wäre auch nicht schlecht).
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und weiterhin gute Einfälle!
LUmen