Flucht

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Heinz

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Dunkelheit floh durch die schmutzigen Gassen, wich zurück vor dem bläulichen Licht, das hinter den östlichen Bergen den Horizont erleuchtete. Das noch kraftlose Feuer des neuen Tages streckte erste Finger über schneebedeckte Gipfel und tupfte ein blutiges Rot auf die hohen, grauen Mauern der Stadt. Kalte, blasse Schleier flossen zwischen den Häusern zurück zum Hafen, dem sie in der Nacht entsprungen waren, verbargen die rotäugigen Ratten, die sich im Unrat und Dreck der Gosse verkrochen.
Erste Lichter erhellten die kleinen, blinden Fenster. Sterbende Glut wurde angefacht, fraß gierig die neue Nahrung und gebar tanzende Flammen daraus. Stickiger, bleicher Rauch quoll aus Schornsteinen, kroch kalt und schwer die Dächer hinab und stahl den Atem derer, die schon die kalte Straße gegen warme Federn getauscht hatten.
Das dumpfe Trampeln schwerer Stiefel hallte wider an rußigen Gemäuern. Verhüllte Gestalten schritten zielstrebig durch die Stadt. Harnisch und Kettenhemd glitzerten, wo der aufkommende Atem des neuen Morgens einen Umhang hob. Schilde und Speere glänzten im Lichtstrahl der erleuchteten Fenster, geziert von Wappen und Banner der Stadtgarde.

Ein Schemen zog sich hastig zurück in die Schatten. Verbarg sich vor den wachsamen Augen der Bewaffneten. Noch war die Sperrstunde nicht zuende. Noch hatte das Horn von Corianna den Tag nicht begrüßt. Und es war nicht ratsam, sich vorher von der Garde erwischen zu lassen.
Helle Augen schauten unter dem braunen Kapuzenumhang hervor und spähten den Soldaten nach bis sie verschwunden waren. Besorgt erkundeten sie die Umgebung. Dann trat die Gestalt aus dem Dunkel und schlich den Wachen nach. Wie mit den Schatten verwachsen huschte die Erscheinung durch die Gassen, kaum zu erkennen für unaufmerksame Beobachter. Und doch begleitete Angst dieses Wesen. Nervöse Blicke erkundeten die Seitenwege, schauten den gegangenen Weg zurück. Hastige, lautlose Schritte folgten den Soldaten. Bis hin zum Tor. Dort verharrte die Gestalt im weichenden Schatten der Stadtmauer, verborgen im Türsims eines Hauses.
Die Gardesoldaten erreichten das Tor und wurde von der Wache willkommen geheißen. Die Ablösung war da. Für die Wachen und für die Nacht. Das Horn von Corianna tönte durch die Straßen und weckte die Stadt. Dann wurde das Tor geöffnet.

Erleichtert trat Yelda aus dem Dunkel und schob die Kapuze des Umhangs zurück. Als glänzender Strom floss langes, dunkles Haar über ihre Schulter. Dünne, spitze Elfenohren sprossen daraus hervor und umrahmten die sanften Züge in ihrem schmalen Gesicht. Der Umhang öffnete sich durch ihren eiligen Schritt und gab den Blick frei auf ein halblanges, grünes Kleid. Und auf ihren zierlichen, fast noch mädchenhaften Körper. Ein breiter Gürtel, geziert mit silbernen Sternen, lag auf ihrer Hüfte. An den Füßen trug sie lederne Sandalen. Ein kleiner Rucksack lugte kurz hervor. Aber die Elfe verbarg ihn rasch wieder unter dem Umhang, als solle er nicht gesehen werden.

Aus dem Tor kamen ihr Händler entgegen, die nicht rechtzeitig die Stadt erreicht und die Nacht vor ihren Mauern verbracht hatten. Nach Anbruch der Dämmerung wurde niemand mehr eingelassen. Die Wachen befragten die Ankömmlinge und untersuchten ihre Waren. So blieb ihnen nicht viel Zeit, sich um eine Frau zu kümmern, die so früh am Morgen die Stadt verlassen wollte. Unbehelligt gelangte sie durch das Tor. Noch einmal warf sie einen unruhigen Blick zurück. Niemand folgte ihr. Dennoch beschleunigte sie ihre Schritte.
Nur fort von hier.
 

Von Mikel

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Hi Heinz
im Großen und Ganzen finde ich es gut, aus meiner Sicht. Ich liebe kurze knackige Sätze. Obwohl gewöhnungsbedürftig, z.b. Und nach einem Punkt. Geschmacksache!
Am Anfang zu viel verschiedene Farben, weniger ist mehr.
Wie mit den Schatten verwachsen huschte die Erscheinung durch die Gassen, kaum zu erkennen für unaufmerksame Beobachter.
Hier würde ich lieber schreiben: Für den stillen Beobachter. Fügt sich besser ein.
Hastige, unhörbare Schritte folgten den Soldaten
zweimal hinter einander un...
Hastige, lautlose Schritte
Das Horn von Corianna tönte durch die Straßen und weckte die Stadt.
...und weckte die Stadt vollendst
Ein kleiner Rucksack lugte kurz hervor.
Ein kleiner Rucksack ward kurz gesehen, aber die Elfe....

Mehr von den Elfen, schreibe grad selber.
Von Mikel
 

Heinz

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Von Mikel
Hastige, unhörbare Schritte folgten den Soldaten
zweimal hinter einander un...
Hastige, lautlose Schritte
Von Mikel
Hallo Mikel

Danke für den Tipp. Habe unhörbare durch lautlose ersetzt.

Gruß Heinz
 

endlich

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Hallo Heinz,

mir gefällt, wie du schreibst, einfühlsam und originell, manchmal vielleicht ein bisschen viele Adjektive.
Aber irgendwie fehlt mir da eine Pointe, ein Grund für das Ganze.

Wer ist die Elfe, was wollte sie in der Stadt (ist es eine Elfenstadt?), warum will sie so sehnlichst weg, und warum ausgerechnet, bevor die Sperrstunde vorbei ist, wenn das doch gefährlich ist? Wieso hat sie Angst, verfolgt zu werden? Von wem überhaupt, denn nach der Sperrstunde hat sie doch von der Garde nichts mehr zu befürchten?

Viele Grüße
endlich
 

Heinz

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Ursprünglich veröffentlicht von endlich
Hallo Heinz,

Aber irgendwie fehlt mir da eine Pointe, ein Grund für das Ganze.

Wer ist die Elfe, was wollte sie in der Stadt (ist es eine Elfenstadt?), warum will sie so sehnlichst weg, und warum ausgerechnet, bevor die Sperrstunde vorbei ist, wenn das doch gefährlich ist? Wieso hat sie Angst, verfolgt zu werden? Von wem überhaupt, denn nach der Sperrstunde hat sie doch von der Garde nichts mehr zu befürchten?

Viele Grüße
endlich
Der Hintergrund ist eine Szene aus einem Fantasy-Rollenspielabend. Die ganze Geschichte hier auszuführen wäre etwas zu viel. Hier ging es mir nur um die Beschreibung einer Szene, einer Flucht.
 

Nordlicht

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[/QUOTE]

Der Hintergrund ist eine Szene aus einem Fantasy-Rollenspielabend. Die ganze Geschichte hier auszuführen wäre etwas zu viel. Hier ging es mir nur um die Beschreibung einer Szene, einer Flucht. [/B][/QUOTE]

Es wäre gut gewesen, diesen Hinweis dem Text voranzustellen, denn ich fragte mich beim Lesen, ob dies lediglich die Einleitung zu einer längeren Geschichte sein sollte. Mir gefällt der Text, und das Ende macht Appetit auf mehr.
 

Heinz

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Ursprünglich veröffentlicht von Nordlicht
Es wäre gut gewesen, diesen Hinweis dem Text voranzustellen, denn ich fragte mich beim Lesen, ob dies lediglich die Einleitung zu einer längeren Geschichte sein sollte. Mir gefällt der Text, und das Ende macht Appetit auf mehr.
Es gibt mehrere Episoden von Yelda und ihren Gefährten. Nach und nach werde ich einige davon hier einstellen. Vielleicht wird das alles einmal eine zusammenhängende Geschichte.
 

LeseWurm

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Hallo Heinz,
irgendwie sehr dramatisch.
Flüssig und fesselnd zu lesen.
Spricht mich an und gefällt mir.
Macht neugierig, wie es weiter geht ...

Die Dramatik entsteht durch die wie abgehackten Sätze, die Zack, Zack, Zack fallen.
Die (zu) vielen Adjektive tun ihres dazu.
Aber eigentlich entsteht sie durch die rein aktiv formulierten Sätze; selbst Dinge, Zustände und Emotionen "handeln" selbständig.

Sechs Beispiele willkürlich aus dem Text gesucht:
. Dunkelheit floh ...
. Sterbende Glut ... fraß gierig ...
... wo der aufkommende Atem des neuen Morgens einen Umhang hob.
. Und doch begleitete Angst dieses Wesen.
. Nervöse Blicke erkundeten ...
. Hastige, lautlose Schritte folgten ...


Für mich noch gerade so an der Grenze, oder sogar schon ein wenig darüber hinaus. Mehr Dramatik wäre dann ZU viel und störend.
 



 
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