Fo Rensiker - sofort! - Teil 1

Wic

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Fo Rensiker - sofort!

Teil 1

"Wir brauchen sie! Hier und sofort!"

Obwohl es in meinem Beruf gängige Praxis ist, dass Kunden meine Dienste immer unverzüglich benötigen, irritierte mich der Ton. Nein, er brachte mich in Rage. Ich konnte befehlende und derart resolute Äußerungen genauso wenig leiden, wie den immer häufigeren Einsatz von Robotern mit menschlichen Zügen.

"Sofort", wiederholte ich trotzig.
Eigentlich wollte ich nicht bei einem Arbeitgeber tätig sein, der ungehörig seine Macht demonstriert, offensichtlich Mitarbeiter wie Leibeigene behandelt und dann womöglich ausspeit, wenn diese nicht einen erhofften Umsatz erwirtschaften. Genau aus diesem Grund gab ich vor gut einem halben Jahr meinen Job auf und versuchte mein Glück in der Selbstständigkeit.
Ich schwankte zwischen meinem entfachten Trotz und dem benötigten Geld.
"Was ist ihnen dieses `sofort´ wert?", fragte ich entsprechend aufgebracht. Bereits in dem Moment, in dem ich es aussprach, ärgerte ich mich. Schließlich wollte ich einen Kundenstamm aufbauen! Ärger hin oder her! Mein zweites Standbein der PC-Nothilfe bei Virenbefall mit Linuxmitteln griff nicht.
"Linux verschreckt die Kunden,", hatte mir jemand gesteckt, "weil damit kein Windows-Normalo etwas anfangen kann." Außerdem hatte ich festgestellt, dass sich fast jeder, der sich einen Virus einfing, einen Bekannten rief. Kam der nicht weiter, holte er sich Informationen im Internet. All dies waren keine guten Voraussetzungen für mich als frischgebackenen Forensiker. Als Ziel hatte ich mir gesetzt, für die Polizei oder für die Staatsanwaltschaft tätig zu sein. Doch um dort Aufträge zu ergattern, musste ich Erfolge und einen untadeligen Ruf nachweisen. An Firmen kam ich ohne Beziehungen auch schlecht heran, schon gar nicht, da ich so unbekannt war wie ein Krümel in einem Sandkuchen.

"Es wird ihr Schade nicht sein!", bellte er und legte auf.

Mit klopfendem Herzen zerrte ich am Mikrofon meines Headsets herum. Er nannte weder Namen noch Adresse! Zum Glück hatte ich kürzlich meine Fritzbox gepatcht, um VoIP-Gespräche automatisch in der Anrufbeantworterfunktion mitzuschneiden. Ich hörte den Anruf erneut ab. Nebenbei öffnete ich das Log meiner Fritzbox und suchte nach der zuletzt notierten Telefonnummer.
Gegen meine natürliche Neugier kam ich nicht an. Sobald diese geweckt war, gab es kein Halten mehr für mich. Über den Dienst Klicktel führte ich eine Rückwärtssuche zur Telefonnummer durch und erfuhr Namen und Adresse meines Auftraggebers.
"Ein Headhunter", jubelte ich. Eilig wählte ich die Nummer. Wenn ich schnell zurückrief und ihn auf sein Versäumnis mir keine Adresse genannt zu haben aufmerksam machte, konnte ich vielleicht punkten! Meine Güte, ein Headhunter, ein Jobvermittler! Der hatte natürlich Verbindungen!
"KI einschalten", rief ich in das Mikro meines Headsets. Diese wunderbare Verquickung von künstlicher Intelligenz und Hardware konnte mir helfen, schneller an Informationen zu kommen.

"Headhuntingbüro Peters und Partner", meldete er sich.

Mein Headsetmikrofon reagierte prompt auf die Nachricht, sendete die Audionachricht über das Spracherkennungsprogramm Palaver an meinen KDE-Browser. Der wiederum übernahm mittels Sprachsteuerung die Adresse im Suchfenster. Dies ermöglichte mir, mich vollständig auf meinen Gesprächspartner zu konzentrieren und gleichzeitig die Webseite zu studieren. Headhunting PP stand dort. PP wie Pinkelpause? Statt zu lächeln, hätte ich mich darüber wundern sollen oder besser noch: Ich hätte besser aufgelegt. Dies konnte ja nicht seriös sein. Er war selbst am Telefon, also leitete er nur ein kleines Büro. Auch dies als Warnung zu interpretieren wäre hilfreich gewesen. Doch bevor ein Hauch von Vorsichtigkeit oder Enttäuschung meine Euphorie dämpfen konnte, sprach er schon weiter:

"Herr Rensiker, sie haben eine Minute und 13 Sekunden gebraucht. Das ist gar nicht schlecht! Wenn Sie jetzt nicht auflegen, sind sie automatisch einverstanden, dass das Gespräch aufgezeichnet wird."

Mir blieb meine eiligst überlegte Ansprache im Halse stecken. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie bei einem dieser Werbetelefonanrufe, doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken.

"Verzeihen sie", hörte ich seine Stimme. "Normalerweise gehen wir die Auswahl möglicher Arbeitnehmer anders an, aber unser Kunde legte das Vorgehen so fest, um einen Arbeitnehmer zu ermitteln, dem das Wasser bis zum Hals steht."

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Nur mühsam gelang es mir, ihn wegzuschlucken. Ungeschickt, dachte ich noch, aber die Erklärung fand ich bald. Herr Peters sprach weiter, ohne eine Reaktion von mir abzuwarten.

"Der Kunde möchte unerkannt bleiben und den ersten Forensiker einstellen, der es nötig hat und in der Lage ist innerhalb von zwei Minuten zurückzurufen. Also, herzlichen Glückwunsch, sie führen mit Abstand."

Seine Stimme kam mir etwas gelangweilt vor, trotzdem umkrampfte ich die Kopfhörer meines Headsets, als hätte ich den Jackpot geknackt.

"Wenn sie einen Kurzjob mit absoluter Verschwiegenheitsklausel und doppeltem Verdienst annehmen möchten, dann sagen sie jetzt ja."

Ein Telefonroboter, schoss mir durch den Kopf. Die kleinen Geräte hatten längst die althergebrachten Anrufbeantworter abgelöst und waren für die tollsten Dinge zu gebrauchen. Manchmal setzen sie Aufgaben etwas tölpelhaft um, doch im großen und ganzen ...

"drei, zwei, ...", zählte er herunter.

"Ja", schrie ich.

"Melden Sie sich unter der Adresse 52 57 766 00 und 13 30 072 00."

Die Verbindung brach ab und ich fühlte mich total überrannt. "Komische IP-Adresse", dachte ich noch. Über den Dienst whois versuchte ich etwas über meinen Auftraggeber zu erfahren. Nichts. Ich rief Suchmaschinen auf, suchte in aktuellen sozialen Netzwerken wie neuroLingua und in alten wie Facebook, Google+ und Second Life. Nichts. Mein Portscanner NMap meldete keinen offenen Port auf der IP-Adresse und Zugänge über rLogin, ssh oder die Direkteinwahl per VoIP führten ins Nirwana. Ich vertrödelte meine Zeit mit einem geheimnisvollen Arbeitgeber und hatte nicht einmal einen Arbeitsvertrag in der Hand! Entmutigt ließ ich meine Hände auf die Tastatur sinken. Vielleicht war die Adresse ja noch gar nicht freigeschaltet! Über den Ping-Befehl in der Console erhielt ich eine Bestätigung, dass die Adresse weder verfügbar noch erreichbar war. Enttäuscht ging ich zum Kühlschrank, nahm mir ein Bier und trank es im Stehen halbleer. Irgendjemand hatte mir einen blöden Streich gespielt. Nur wer? Ein Aprilscherz im Oktober? In Gedanken ging ich alle meine Bekannten durch.
"Moment mal!" Ich stellte das Bier auf dem Tisch ab. Erneut rief ich die Telefonnummer an. Vielleicht hatte ich mich ja verhört oder die Adresse falsch mitgeschrieben!
"Die Nummer ist nicht vergeben", tönte es aus dem Hörer. Erneut rief ich die Rückwärtssuche zu der Telefonnummer auf. Der Eintrag stand noch in der Datenbank. Über Googlemaps schaute ich mir ein Satellitenfoto der Adresse an. Nichts, das heißt, an der Adresse lag ein Park. Zögernd tippte ich die mir genannte Adresse in einen Internetdienst zur GPS-Lokalisierung ein.
"Bingo", flüstere ich, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken und machte mich auf den Weg. Die Adressangabe 52 57 766 00 und 13 30 072 00 stimmten von den Koordinaten her mit der Ortangabe zur Telefonnummer überein!
Mein Sunstepper stand wie immer direkt neben der Tür. Tagsüber speiste die Solarzellenoberfläche des Rollers die Elektronik und den Motor. Da bereits die Nacht hereinbrach, übernahm automatisch der Akku die Stromversorgung. Der Einfachheit halber tippte ich die GPS Koordinaten ein. Während der Fahrt grübelte ich, warum ich weitere Zeit mit diesem "Auftrag" vergeudete. Ein Forensiker sichert Spuren. Er hackt sich nicht in Systeme ein, sondern erkennt ein unsicheres System und bereitet getätigte Angriffsversuche für die Staatsanwaltschaft auf. Er ist auch kein Detektiv, also was sollte das hier alles? Ein Summton riss mich aus meinen Gedanken. Ich erreichte mein Ziel und stand direkt vor einem Baum. Bewaffnet mit meinem linuxbasierten iCom-Phone umrundete ich diesen, dann rief ich die Taschenlampen-App auf und leuchtete den Stamm ab. An einer Stelle ragte ein USB-Anschluss heraus. Ohne zu zögern, steckte ich meinen iCom an den Anschluss. Auch dies war ein leichtsinniger Fehler. Zu dieser Zeit vertraute ich noch darauf, dass es für ein Linuxbetriebssystem kaum Viren und Malware gab. Das Display schaltete sich aus. Verwundert tippte ich auf darauf herum. Vielleicht war ja nur der Bildschirmschoner angegangen, hoffte ich. Automatisch hielt ich die Luft an, stöpselte mein Gerät ab und schaltete es aus. Versuchte es auszuschalten. Die grüne LED blinkte. Die LED für Funkverkehr. Hektisch öffnete ich die Rückseite meines iCom.

"Mist!", schrie ich unbeherrscht. Alte Handys hatten noch eine Mikro-Simkarte, dies hier war ein iCom. Ein lebenslang an eine feste IP-Adresse gebundenes Gerät mit tausend Funktionen, jedoch ohne Ausschalter. In meinem Hirn purzelten die Werbeslogans durcheinander: Handy, Mail, Social Network, Fernsehen, Notizblock, sämtlicher Schriftverkehr, Scanner, Drucker, ...
Das Ding sendete wahrscheinlich mein ganzes Leben sprich meine Kontodaten an einen Hacker und womöglich meinen Lebenslauf an einen Personalausweisfälscher! Mein Magen rebellierte. Weder konnte ich die Datenübertragung beenden, noch das Gerät ausschalten. Wie konnte ich den Funkverkehr am ehesten unterbinden? Die Antenne abbrechen, indes die war im Gerät fest integriert, genauso wie der Akku. Außerdem wollte ich das 2000 Credits teure Gerät nicht kaputtmachen. Meine Augen suchten hektisch das Gelände ab. Hier gab es aber auch nichts, was einen Funkverkehr lahmlegen würde. Ein Farradayscher Käfig konnte das Übertragungssignal abschirmen! Ich rannte von Grab zu Grab und suchte nach Metallkreuzen, doch selbst wenn ich eines fände, wäre es zu fest verankert, um es herauszureißen. Wahrscheinlich hätte ich so ein Kreuz eh nicht um mein Gerät biegen können. Völlig außer Atem kam ich am Müllcontainer vorbei. Er war aus Metall und ich warf mein Gerät hinein, klappte den Containerdeckel drüber und hoffte so den Funkverkehr zu unterbinden. Doch was nun? Der Container war viel zu groß, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich beschloss meinen iCom hierzulassen und nach Hause zu fahren. Dort würde ich per Fernwartung kontrollieren, was hier geschehen war. Der Sunstepper brummte so laut er konnte, während ich mit voller Energie nach Hause düste. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich ankam. Meine Wohnungstür stand sperrangelweit offen!

[red]Fortsetzung folgt ...[/red]
 

jon

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Teammitglied
Da der Text offensichtlich schon in den Veröffentlichungsstartlöchern steht und also gaaaaanz dringend Hilfe braucht, hier mal Hinweise. Ich schaue, mal, wie weit ich komme und mache – wenn der Autor nicht entnervt abwinkt ;) – dann Stück um Stück weiter.


Punkt eins: Absätze immer mit oder immer ohne Leerzeile – nicht wild mischen!
Punkt zwei: Die dritte Person Einzahl heißt „du“ oder „Sie“, nicht „du“ oder „sie“.
Punkt drei – Hinweis für den Buchsatz, falls du als Selfpublihser rausgehst: Eigentlich sehen die deutschen Anführungszeichen so aus: „Es ist schade!“, aber heut muss man ja schon froh sein, wenn überhaupt Strichel und nicht >> / << oder so gesetzt werden … ;)

"Wir brauchen sie! Hier und sofort!"
… muss mindestens in "Wir brauchen Sie! Hier und sofort!" geändert werden.

Obwohl es in meinem Beruf gängige Praxis ist, dass Kunden meine Dienste immer unverzüglich benötigen, irritierte mich der Ton. Nein, er brachte mich in Rage. Ich konnte befehlende und derart resolute Äußerungen genauso wenig leiden, wie den immer häufigeren Einsatz von Robotern mit menschlichen Zügen.
„gängige Praxis“ und „immer“ ist doppelt gemoppelt.
„Gängige Praxis“ bedeutet zwar was anderes, kann aber als „eigene Note des Ich-Erzählers“ durchgehen.
Genau genommen sind solche Vergleiche inhaltsleer, wenn man den Bezug nicht kennt: Die Haltung des Erzählers gegenüber den Robos kann theoretisch von „Geil!“ bis „Blasphemie!“ reichen. Wir wissen aus dem Davor, dass er so einen Tonfall nicht „Geil!“ findet - das bedeutet, dass der Vergleich in Wirklichkeit genau andersrum stattfindet als er da steht (man schließt von „Tonfall“ auf „Robos“).

Leerzeile ist sinnfrei
"Sofort", wiederholte ich trotzig.
Ehrlich gesagt, kann ich nicht hören, wie das hier klingen soll. Ich würde ein "Sofort?!", fragte ich bissig nach. verstehen oder ein
"Sofort, so so", erwiderte ich, den Gelassenen mimend.
. Zudem passt das „trotzig“ nicht zu der eben noch gesagten Emotion „Rage“.

Eigentlich wollte ich nicht bei einem Arbeitgeber tätig sein, der ungehörig seine Macht demonstriert, offensichtlich Mitarbeiter wie Leibeigene behandelt und dann womöglich ausspeit, wenn diese nicht einen erhofften Umsatz erwirtschaften.
Das sagt: Er will es eigentlich nicht, ist es aber. Das heißt wiederum: Er ist „Arbeitnehmer", also angestellt. – Im Klappentext sagtest du was anderes.
Was meinst du mit „ungehörig seine Macht demonstriert“? Wörtlich heißt es jedenfalls, dass es sich nicht gehört, das zu tun …
Er würde aber bei einem Arbeitgeber tätig sein wollen, der seine Mitarbeiter nicht offensichtlich wie Leibeigene behandelt? Na gut, Geschmäcker sind ja verschieden ;)
Das Bild vom „Ausspeien“ hat überhaupt keinen Boden, denn es wird nicht durch ein Bild des Einverleibens oder so komplettiert.

Genau aus diesem Grund gab ich vor gut einem halben Jahr meinen Job auf und versuchte mein Glück in der Selbstständigkeit.
Zeitfehler: hatte aufgegeben // In dem Zusammenhang wäre versuchte nun besser.

Ich schwankte zwischen meinem entfachten Trotz und dem benötigten Geld.
Er schwankt ziwschen dem Trotz und dem Wissen, dass er das Geld braucht. Oder der Aussicht auf das Geld, das er gut gebruachten konnte. Er kann aber nicht zwischen etwas schwanken, was da ist (Trotz), und etwas nicht Existentem (das benötigte Geld).


"Was ist ihnen dieses `sofort´ wert?", fragte ich entsprechend aufgebracht.
MOMENT Jetzt ist er wieder aufgebracht? – Du musst dich entscheiden zwischen Rage und Trotz – beides geht nicht.
Dem Schwanken entsprechend aufgebracht? Das ergibt keinen Sinn
Ihnen


Bereits in dem Moment, in dem ich es aussprach, ärgerte ich mich. Schließlich wollte ich einen Kundenstamm aufbauen! Ärger hin oder her! Mein zweites Standbein der PC-Nothilfe bei Virenbefall mit Linuxmitteln griff nicht.
Er hat also (mindestens) zwei Standbeine der PC-Nothilfe? Verstehe ich nicht. Meinst du Mein zweites Standbein, die PC-Nothilfe …, griff nicht.?
Virusbefall mit Linuxmitteln gibt es sicher, aber du solltest versuchen, deutlicher zu machen, dass du das nicht meinst. Es sei denn, du meinst es … ;)

"Linux verschreckt die Kunden,", hatte mir jemand gesteckt, "weil damit kein Windows-Normalo etwas anfangen kann."
Komma nach Kunden zu viel

Außerdem hatte ich festgestellt, dass sich fast jeder, der sich einen Virus einfing, einen Bekannten rief.
… das klingt wie sich einen Diener herbeirufen. Da würde ich als Bekannter aber dankend abwinken. ;)

Kam der nicht weiter, holte er sich Informationen im Internet. All dies waren keine guten Voraussetzungen für mich als frischgebackenen Forensiker.
Wenn die Geschichte als erste in einer Reihe steht (wonach es klingt) oder sogar allein, solltest du hier (nicht „extern“) klarmachen, dass nicht der „übliche Forensiker“ (a la CSI) gemeint ist. Vor allem der erwähnte Einstieg (PC-Nothilfe bei Virenbefall) führt zwar zu „Computer“ aber überhaupt nicht zu „Computer-Forensik“.


"Es wird ihr Schade nicht sein!", bellte er und legte auf.
Jemand der „bellt“ benutzt nicht solche Worte.

Mit klopfendem Herzen zerrte ich am Mikrofon meines Headsets herum. Er nannte weder Namen noch Adresse!
A: Warum zerrt er daran rum? Warum mit "klopfendem Herzen"??
B: Natürlich nannte er das nicht, er hatte ja schon aufgelegt! Nein im Ernst: Grammatische Zeitformen sind keine entbehrliche Schönmalerei; es gibt einen Unterschied zwischen er nannte und er hatte genannt.
C: Wer ist denn so saudumm, dem Herbeizitierten nichtmal zu sagen, wohin er zitiert wird?! Wieso macht der sowas? Weil … 

Zum Glück hatte ich kürzlich meine Fritzbox gepatcht, um VoIP-Gespräche automatisch in der Anrufbeantworterfunktion mitzuschneiden. Ich hörte den Anruf erneut ab. Nebenbei öffnete ich das Log meiner Fritzbox und suchte nach der zuletzt notierten Telefonnummer.
… weil der Autor einen Anlass braucht, den Ich-Erzähler als Technik-Kompetenten zu "outen". Das ist Krampf pur. (Nachrag: Das war zumindest mein Eindruck hier. Mildern, indem der Ich-Erzähler sich wenigstens einen Moment lang darüber wundert?)

Gegen meine natürliche Neugier kam ich nicht an.
Das hat mit „natürlicher Neugier“ nichts zu tun (es winkt Geld!) und auch nicht mit „ankommen“ (er hat ja nicht mal einen halben Moment lang nachgedacht, ob er z. B. den A…, der zu blöd ist, ein „Herkommen!" sinnvoll zu formulieren, nicht einfach ignorieren soll).

Sobald diese geweckt war, gab es kein Halten mehr für mich.
Die ist doch schon längst wach! Sonst hätte er doch den Mitschnitt nicht sofort (!) nochmal angehört und die Tel.-Nummer notiert!

Über den Dienst Klicktel führte ich eine Rückwärtssuche zur Telefonnummer durch und erfuhr Namen und Adresse meines Auftraggebers.
Es ist überhaupt noch kein Auftraggeber! Da hat nur einer gesagt „Kommen Sie her und zwar pronto!"

"Ein Headhunter", jubelte ich. Eilig wählte ich die Nummer. Wenn ich schnell zurückrief und ihn auf sein Versäumnis mir keine Adresse genannt zu haben aufmerksam machte, konnte ich vielleicht punkten! Meine Güte, ein Headhunter, ein Jobvermittler! Der hatte natürlich Verbindungen!
Kommas nach Versäumnis und zu haben fehlen
Mein je, ist der „emotionsvariabel"! Rage, Trotz, Rage, unwiderstehliche Neugier … und jetzt regelrechter Jubel - der ist echt leicht aus der Fassung zu bringen.

"KI einschalten", rief ich in das Mikro meines Headsets. Diese wunderbare Verquickung von künstlicher Intelligenz und Hardware konnte mir helfen, schneller an Informationen zu kommen.
… was dann kommt, ist nicht KI, sondern nur „angewandte Spracherkennung“.

Dies ermöglichte mir, mich vollständig auf meinen Gesprächspartner zu konzentrieren und gleichzeitig die Webseite zu studieren.
Das ist unmöglich: Entweder er teilt seine Aufmerksamkeit oder er teilt sie nicht.

Headhunting PP stand dort. PP wie Pinkelpause?
Eh … nein. Wie „Peters und Partner". Ein Forensiker mit extra schwachem Kurzzeitgedächnis? Logisch wäre Headhunting PP stand dort. ,PP wie Pinkelpause‘, kam es mir in den Kopf. oder sowas

Statt zu lächeln, hätte ich mich darüber wundern sollen oder besser noch: Ich hätte besser aufgelegt. Dies konnte ja nicht seriös sein.
Wieso hätte er sich wundern sollen; was konnte daran nicht seriös sein?

Er war selbst am Telefon, also leitete er nur ein kleines Büro. Auch dies als Warnung zu interpretieren wäre hilfreich gewesen.
Warum? Ich meine nicht das mit dem „wäre hilfreich gewesen“, sondern warum das ein Warnsignal hätte sein sollen.
Wieso weiß der Ich-Erzähler, dass er der Leiter ist und nicht der Sekretär?
Komma nach interpretieren wäre hilfreich
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Doch bevor ein Hauch von Vorsichtigkeit oder Enttäuschung meine Euphorie dämpfen konnte, sprach er schon weiter:

"Herr Rensiker, sie haben eine Minute und 13 Sekunden gebraucht. Das ist gar nicht schlecht! Wenn Sie jetzt nicht auflegen, sind sie automatisch einverstanden, dass das Gespräch aufgezeichnet wird."
Kein Absatz nach dem Doppelpunkt.
Sie
In der erzählenden Prosa sollte man Zahlen immer ausschreiben, solange es nicht unübersichtlich wird, das mit "ab 13 Ziffern" gilt eher für Amtliches. Hintergrund: Man sollte immer so schreiben, wie gesprochen wird - also auch Mister statt Mr. oder acht Uhr fünf statt 8.05 Uhr; es sei denn, der Sprecher sagt tatsächlich „acht Punkt null fünf Uhr“.


Mir blieb meine eiligst überlegte Ansprache im Halse stecken. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie bei einem dieser Werbetelefonanrufe, doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken.
Was für eine Ansprache?
Er hat Zeit, sich „eiligst“ eine ganze Ansprache auszudenken, aber keine zum Nachdenken?

"Verzeihen sie", hörte ich seine Stimme. "Normalerweise gehen wir die Auswahl möglicher Arbeitnehmer anders an, aber unser Kunde legte das Vorgehen so fest, um einen Arbeitnehmer zu ermitteln, dem das Wasser bis zum Hals steht."
Auf diese sehr merkwürdige Eröffnung hin würde ich ein "Wie bitte?" oder so erwarten, keinen "Kloß im Hals".

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
Wieso?

Nur mühsam gelang es mir, ihn wegzuschlucken. Ungeschickt, dachte ich noch, aber die Erklärung fand ich bald.
Er denkt „Das war jetzt aber ungeschickt, wie ich den Kloß so mühsam wegschluckte!"?? Das verstehe ich nicht. Auch was für eine Erklärung er bald findet (oder was genau erklärt wird - das Wegschlucken? Der Kloß? der Gedanken?), verstehe ich nicht. Kann es sein, dass du meintest:
… unser Kunde legte das Vorgehen so fest, um einen Arbeitnehmer zu ermitteln, dem das Wasser bis zum Hals steht."
„Wie bitte?", unterbrach ich ihn. Es erschien mir bestenfalls als ungeschickt, zuzugeben, dass man so jemanden suchte. Ich hätte besser über das Suchkriterium an sich stolpern sollen, aber bevor mir das einfallen konnte, sprach er schon weiter: …
Herr Peters sprach weiter, ohne eine Reaktion von mir abzuwarten.
Er rät nur, dass das Herr Peters ist …

"Der Kunde möchte unerkannt bleiben und den ersten Forensiker einstellen, der es nötig hat und in der Lage ist innerhalb von zwei Minuten zurückzurufen. Also, herzlichen Glückwunsch, sie führen mit Abstand."
Komma nach ist fehlt

Seine Stimme kam mir etwas gelangweilt vor, trotzdem umkrampfte ich die Kopfhörer meines Headsets, als hätte ich den Jackpot geknackt.
Wo ist da der Widerspruch, der mit dem trotzdem behauptet wird?

"Wenn sie einen Kurzjob mit absoluter Verschwiegenheitsklausel und doppeltem Verdienst annehmen möchten, dann sagen sie jetzt ja."
Das ist eine Aufforderung, braucht also ein Ausrufezeichen


Ein Telefonroboter, schoss mir durch den Kopf. Die kleinen Geräte hatten längst die althergebrachten Anrufbeantworter abgelöst und waren für die tollsten Dinge zu gebrauchen. Manchmal setzen sie Aufgaben etwas tölpelhaft um, doch im großen und ganzen ...
im Großen und Ganzen
Aufgaben löst man, man setzt sie nicht um

"drei, zwei, ...", zählte er herunter.
Das Auslassungszeichen (drei Punkte) von drei fehlt.

"Melden Sie sich unter der Adresse 52 57 766 00 und 13 30 072 00."
Hier zum Beispiel würde es mit Zahlworten unübersichtlich.

Die Verbindung brach ab und ich fühlte mich total überrannt. "Komische IP-Adresse", dachte ich noch.
… noch bevor was?
Gedanken sind hier mit Strichel markiert, oben nicht – du solltest vor dem Druck nochmal durchgehen, inwieweit das einheitlicher gemacht werden kann.

Über den Dienst whois versuchte ich etwas über meinen Auftraggeber zu erfahren.
Hier an der Stelle was zum Technoblabla: Der Durchschnittsleser dürfte mit den allerallermeisten technischen Angaben (wie den Namen spezieller Software oder den einzelnen Tools, Protokollen oder was weiß ich, wie das Zeug alles heißt) nur ausnahms- oder ausschnittsweise was anfangen können. Hier an der Stelle ist es zwar sinnvoll, mitzuteilen, dass ein Dienst (wie der heißt, ist Nebensache) benutzt wird (statt dass der Erzähler wie ein old-school Dedektiv rumtelefoniert oder per pedes recherchiert), aber später kommt es immer wieder dazu, dass in der Flut der konkreten technischen Abläufe das für die Story Relevante untergeht oder verwässert wird. Beispiel:

Ich rief Suchmaschinen auf, suchte in aktuellen sozialen Netzwerken wie neuroLingua und in alten wie Facebook, Google+ und Second Life.
Relevant: Der Erzähler sucht in Sozialen Netzwerken. Schmuck: Die, die wir heute benutzen, sind alt. Der Leser merkt das, weil er die „Alten" kennt - zumindest mit „Facebook" und „google" kann jeder was anfangen. Bei Second Life kann es schon schwieriger werden, auch wenn wahrscheinlich die meisten wissen, was das ist. Alles in allem: Der Leser weiß, wovon du redest.

Mein Portscanner NMap meldete keinen offenen Port auf der IP-Adresse und Zugänge über rLogin, ssh oder die Direkteinwahl per VoIP führten ins Nirwana.
Hier weiß es nicht mehr jeder. Man weiß zwar noch, dass das irgendwie mit Internet zu tun hat, aber was genau, können viele nur noch vermuten. Wie der Portscanner heißt, ist in dem Zusammenhang völlig irrelevant, und was "kein offener Port auf der IP-Adresse" und das mit den „Zugängen, die ins Nirwana führen“ bedeutet, kann ich nur raten.
An der Stelle hat mir das Geratene gereicht, und ich habe den Technik-Kram als Info genommen, dass der Typ ein Fachmann ist. Nachdem ich Letzteres in mein Bild von „Ich" aufgenommen habe, brauche ich diese „Hilfe“ nicht mehr, sondern will fürderhin nur noch das Ergebnis der Recherchen (bzw. anderen Vorgänge) wissen. Ab und an ein Fachbegriff ist ok, aber bitte nicht wieder so gehäuft …

Ich vertrödelte meine Zeit mit einem geheimnisvollen Arbeitgeber und hatte nicht einmal einen Arbeitsvertrag in der Hand!
Also heutzutage kann man Arbeitsverträge mündlich/telefonisch abschließen; oder? Interessanter finde ich eigentlich, dass er noch nicht mal weiß, was er eigentlich tun soll.

Über den Ping-Befehl in der Console erhielt ich eine Bestätigung, dass die Adresse weder verfügbar noch erreichbar war.
Er benutzt wieder irgendein Computer-Ding, um das rauszufinden - ok.
Was ist hier der Unterschied zwischen verfügbar und erreichbar? Klingt für mich beides nach „Nummer gibt es, das zugehörige Gerät ist nur nicht online (oder nur getarnt online)“. Kann doch vorkommen, oder?

"Moment mal!" Ich stellte das Bier auf dem Tisch ab. Erneut rief ich die Telefonnummer an. Vielleicht hatte ich mich ja verhört oder die Adresse falsch mitgeschrieben!
Moment! Das erste Telefonat wurde automatisch mitgeschnitten, das zweite, in dem es um Konkretes gehen sollte, nicht?
 

Wic

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Fo Rensiker - sofort!

Teil 1

"Wir brauchen sie! Hier und sofort!"

Obwohl es in meinem Beruf gängige Praxis ist, dass Kunden meine Dienste immer unverzüglich benötigen, irritierte mich der Ton. Nein, er brachte mich in Rage. Ich konnte befehlende und derart resolute Äußerungen genauso wenig leiden, wie den immer häufigeren Einsatz von Robotern mit menschlichen Zügen.

"Sofort", wiederholte ich trotzig.

Eigentlich wollte ich nicht bei einem Arbeitgeber tätig sein, der ungehörig seine Macht demonstriert, offensichtlich Mitarbeiter wie Leibeigene behandelt und dann womöglich ausspeit, wenn diese nicht einen erhofften Umsatz erwirtschaften. Genau aus diesem Grund gab ich vor gut einem halben Jahr meinen Job auf und versuchte mein Glück in der Selbstständigkeit. Ich schwankte zwischen meinem entfachten Trotz und dem benötigten Geld.

"Was ist ihnen dieses `sofort´ wert?", fragte ich entsprechend aufgebracht. Bereits in dem Moment, in dem ich es aussprach, ärgerte ich mich. Schließlich wollte ich einen Kundenstamm aufbauen! Ärger hin oder her! Mein zweites Standbein der PC-Nothilfe bei Virenbefall mit Linuxmitteln griff nicht.

"Linux verschreckt die Kunden,", hatte mir jemand gesteckt, "weil damit kein Windows-Normalo etwas anfangen kann." Außerdem hatte ich festgestellt, dass sich fast jeder, der sich einen Virus einfing, einen Bekannten rief. Kam der nicht weiter, holte er sich Informationen im Internet. All dies waren keine guten Voraussetzungen für mich als frischgebackenen Forensiker. Als Ziel hatte ich mir gesetzt, für die Polizei oder für die Staatsanwaltschaft tätig zu sein. Doch um dort Aufträge zu ergattern, musste ich Erfolge und einen untadeligen Ruf nachweisen. An Firmen kam ich ohne Beziehungen auch schlecht heran, schon gar nicht, da ich so unbekannt war wie ein Krümel in einem Sandkuchen.

"Es wird ihr Schade nicht sein!", bellte er und legte auf.

Mit klopfendem Herzen zerrte ich am Mikrofon meines Headsets herum. Er nannte weder Namen noch Adresse! Zum Glück hatte ich kürzlich meine Fritzbox gepatcht, um VoIP-Gespräche automatisch in der Anrufbeantworterfunktion mitzuschneiden. Ich hörte den Anruf erneut ab. Nebenbei öffnete ich das Log meiner Fritzbox und suchte nach der zuletzt notierten Telefonnummer.

Gegen meine natürliche Neugier kam ich nicht an. Sobald diese geweckt war, gab es kein Halten mehr für mich. Über den Dienst Klicktel führte ich eine Rückwärtssuche zur Telefonnummer durch und erfuhr Namen und Adresse meines Auftraggebers.

"Ein Headhunter", jubelte ich. Eilig wählte ich die Nummer. Wenn ich schnell zurückrief und ihn auf sein Versäumnis mir keine Adresse genannt zu haben aufmerksam machte, konnte ich vielleicht punkten! Meine Güte, ein Headhunter, ein Jobvermittler! Der hatte natürlich Verbindungen!

"KI einschalten", rief ich in das Mikro meines Headsets. Diese wunderbare Verquickung von künstlicher Intelligenz und Hardware konnte mir helfen, schneller an Informationen zu kommen.

"Headhuntingbüro Peters und Partner", meldete er sich.

Mein Headsetmikrofon reagierte prompt auf die Nachricht, sendete die Audionachricht über das Spracherkennungsprogramm Palaver an meinen KDE-Browser. Der wiederum übernahm mittels Sprachsteuerung die Adresse im Suchfenster. Dies ermöglichte mir, mich vollständig auf meinen Gesprächspartner zu konzentrieren und gleichzeitig die Webseite zu studieren. Headhunting PP stand dort. PP wie Pinkelpause? Statt zu lächeln, hätte ich mich darüber wundern sollen oder besser noch: Ich hätte besser aufgelegt. Dies konnte ja nicht seriös sein. Er war selbst am Telefon, also leitete er nur ein kleines Büro. Auch dies als Warnung zu interpretieren wäre hilfreich gewesen. Doch bevor ein Hauch von Vorsichtigkeit oder Enttäuschung meine Euphorie dämpfen konnte, sprach er schon weiter:

"Herr Rensiker, sie haben eine Minute und 13 Sekunden gebraucht. Das ist gar nicht schlecht! Wenn Sie jetzt nicht auflegen, sind sie automatisch einverstanden, dass das Gespräch aufgezeichnet wird."

Mir blieb meine eiligst überlegte Ansprache im Halse stecken. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie bei einem dieser Werbetelefonanrufe, doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken.

"Verzeihen sie", hörte ich seine Stimme. "Normalerweise gehen wir die Auswahl möglicher Arbeitnehmer anders an, aber unser Kunde legte das Vorgehen so fest, um einen Arbeitnehmer zu ermitteln, dem das Wasser bis zum Hals steht."

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Nur mühsam gelang es mir, ihn wegzuschlucken. Ungeschickt, dachte ich noch, aber die Erklärung fand ich bald. Herr Peters sprach weiter, ohne eine Reaktion von mir abzuwarten.

"Der Kunde möchte unerkannt bleiben und den ersten Forensiker einstellen, der es nötig hat und in der Lage ist innerhalb von zwei Minuten zurückzurufen. Also, herzlichen Glückwunsch, sie führen mit Abstand."

Seine Stimme kam mir etwas gelangweilt vor, trotzdem umkrampfte ich die Kopfhörer meines Headsets, als hätte ich den Jackpot geknackt.

"Wenn sie einen Kurzjob mit absoluter Verschwiegenheitsklausel und doppeltem Verdienst annehmen möchten, dann sagen sie jetzt ja."

Ein Telefonroboter, schoss mir durch den Kopf. Die kleinen Geräte hatten längst die althergebrachten Anrufbeantworter abgelöst und waren für die tollsten Dinge zu gebrauchen. Manchmal setzen sie Aufgaben etwas tölpelhaft um, doch im großen und ganzen ...

"drei, zwei, ...", zählte er herunter.

"Ja", schrie ich.

"Melden Sie sich unter der Adresse 52 57 766 00 und 13 30 072 00."

Die Verbindung brach ab und ich fühlte mich total überrannt. "Komische IP-Adresse", dachte ich noch. Über den Dienst whois versuchte ich etwas über meinen Auftraggeber zu erfahren. Nichts. Ich rief Suchmaschinen auf, suchte in aktuellen sozialen Netzwerken wie neuroLingua und in alten wie Facebook, Google+ und Second Life. Nichts. Mein Portscanner NMap meldete keinen offenen Port auf der IP-Adresse und Zugänge über rLogin, ssh oder die Direkteinwahl per VoIP führten ins Nirwana. Ich vertrödelte meine Zeit mit einem geheimnisvollen Arbeitgeber und hatte nicht einmal einen Arbeitsvertrag in der Hand! Entmutigt ließ ich meine Hände auf die Tastatur sinken. Vielleicht war die Adresse ja noch gar nicht freigeschaltet! Über den Ping-Befehl in der Console erhielt ich eine Bestätigung, dass die Adresse weder verfügbar noch erreichbar war. Enttäuscht ging ich zum Kühlschrank, nahm mir ein Bier und trank es im Stehen halbleer. Irgendjemand hatte mir einen blöden Streich gespielt. Nur wer? Ein Aprilscherz im Oktober? In Gedanken ging ich alle meine Bekannten durch.
"Moment mal!" Ich stellte das Bier auf dem Tisch ab. Erneut rief ich die Telefonnummer an. Vielleicht hatte ich mich ja verhört oder die Adresse falsch mitgeschrieben!
"Die Nummer ist nicht vergeben", tönte es aus dem Hörer. Erneut rief ich die Rückwärtssuche zu der Telefonnummer auf. Der Eintrag stand noch in der Datenbank. Über Googlemaps schaute ich mir ein Satellitenfoto der Adresse an. Nichts, das heißt, an der Adresse lag ein Park. Zögernd tippte ich die mir genannte Adresse in einen Internetdienst zur GPS-Lokalisierung ein.
"Bingo", flüstere ich, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken und machte mich auf den Weg. Die Adressangabe 52 57 766 00 und 13 30 072 00 stimmten von den Koordinaten her mit der Ortangabe zur Telefonnummer überein!
Mein Sunstepper stand wie immer direkt neben der Tür. Tagsüber speiste die Solarzellenoberfläche des Rollers die Elektronik und den Motor. Da bereits die Nacht hereinbrach, übernahm automatisch der Akku die Stromversorgung. Der Einfachheit halber tippte ich die GPS Koordinaten ein. Während der Fahrt grübelte ich, warum ich weitere Zeit mit diesem "Auftrag" vergeudete. Ein Forensiker sichert Spuren. Er hackt sich nicht in Systeme ein, sondern erkennt ein unsicheres System und bereitet getätigte Angriffsversuche für die Staatsanwaltschaft auf. Er ist auch kein Detektiv, also was sollte das hier alles? Ein Summton riss mich aus meinen Gedanken. Ich erreichte mein Ziel und stand direkt vor einem Baum. Bewaffnet mit meinem linuxbasierten iCom-Phone umrundete ich diesen, dann rief ich die Taschenlampen-App auf und leuchtete den Stamm ab. An einer Stelle ragte ein USB-Anschluss heraus. Ohne zu zögern, steckte ich meinen iCom an den Anschluss. Auch dies war ein leichtsinniger Fehler. Zu dieser Zeit vertraute ich noch darauf, dass es für ein Linuxbetriebssystem kaum Viren und Malware gab. Das Display schaltete sich aus. Verwundert tippte ich auf darauf herum. Vielleicht war ja nur der Bildschirmschoner angegangen, hoffte ich. Automatisch hielt ich die Luft an, stöpselte mein Gerät ab und schaltete es aus. Versuchte es auszuschalten. Die grüne LED blinkte. Die LED für Funkverkehr. Hektisch öffnete ich die Rückseite meines iCom.

"Mist!", schrie ich unbeherrscht. Alte Handys hatten noch eine Mikro-Simkarte, dies hier war ein iCom. Ein lebenslang an eine feste IP-Adresse gebundenes Gerät mit tausend Funktionen, jedoch ohne Ausschalter. In meinem Hirn purzelten die Werbeslogans durcheinander: Handy, Mail, Social Network, Fernsehen, Notizblock, sämtlicher Schriftverkehr, Scanner, Drucker, ...
Das Ding sendete wahrscheinlich mein ganzes Leben sprich meine Kontodaten an einen Hacker und womöglich meinen Lebenslauf an einen Personalausweisfälscher! Mein Magen rebellierte. Weder konnte ich die Datenübertragung beenden, noch das Gerät ausschalten. Wie konnte ich den Funkverkehr am ehesten unterbinden? Die Antenne abbrechen, indes die war im Gerät fest integriert, genauso wie der Akku. Außerdem wollte ich das 2000 Credits teure Gerät nicht kaputtmachen. Meine Augen suchten hektisch das Gelände ab. Hier gab es aber auch nichts, was einen Funkverkehr lahmlegen würde. Ein Farradayscher Käfig konnte das Übertragungssignal abschirmen! Ich rannte von Grab zu Grab und suchte nach Metallkreuzen, doch selbst wenn ich eines fände, wäre es zu fest verankert, um es herauszureißen. Wahrscheinlich hätte ich so ein Kreuz eh nicht um mein Gerät biegen können. Völlig außer Atem kam ich am Müllcontainer vorbei. Er war aus Metall und ich warf mein Gerät hinein, klappte den Containerdeckel drüber und hoffte so den Funkverkehr zu unterbinden. Doch was nun? Der Container war viel zu groß, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich beschloss meinen iCom hierzulassen und nach Hause zu fahren. Dort würde ich per Fernwartung kontrollieren, was hier geschehen war. Der Sunstepper brummte so laut er konnte, während ich mit voller Energie nach Hause düste. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich ankam. Meine Wohnungstür stand sperrangelweit offen!

[red]Fortsetzung folgt ...[/red]

Im Blog Pagewizz sind Hintergrundinformationen zur Ausbildung eines Forensikers und zu einem Untersuchungstool hinterlegt:

Hintergrundinformationen:
zur Geschichte passende technische Aspekte sind unter der Überschrift veröffentlicht: Fo_Rensiker_Sofort_Technikblabla
Ausbildung eines Forensikers: http://pagewizz.com/berufsbild-it-forensiker-32367/
Tool zur Untersuchung von Handys: http://pagewizz.com/berufsbild-it-forensiker-32367/
 

Wic

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Fo Rensiker - sofort!

Teil 1

"Wir brauchen Sie! Hier und sofort!"

Obwohl es in meinem Beruf gängige Praxis ist, dass Kunden meine Dienste unverzüglich benötigen, irritierte mich der Ton. Nein, er brachte mich in Rage. Ich konnte befehlende und derart resolute Äußerungen genauso wenig leiden, wie den immer häufigeren Einsatz von Robotern mit menschlichen Zügen.

"Sofort?!", wiederholte ich aufgebracht.

Die Art, wie er mit mir sprach, machte ihn mir höchst unsympathisch. Ja mehr noch. Ich hatte sofort das Bild eines Tyrannen vor mir. Eigentlich wollte ich nicht bei einem Kunden tätig sein, der seine Macht demonstriert indem er Mitarbeiter wie Leibeigene behandelt und dann womöglich ausspeit, wenn diese nicht einen erhofften Umsatz erwirtschaften. Genau aus diesem Grund gab ich vor gut einem halben Jahr meinen Job auf und versuchte mein Glück in der Selbstständigkeit. Ich schwankte zwischen meinem entfachten Trotz und dem benötigten Geld.

"Was ist ihnen dieses `sofort´ wert?", fragte ich entsprechend aufgebracht. Bereits in dem Moment, in dem ich es aussprach, ärgerte ich mich. Schließlich wollte ich einen Kundenstamm aufbauen! Ärger hin oder her! Mein zweites Standbein der PC-Nothilfe bei Virenbefall mit Linuxmitteln griff nicht.

"Linux verschreckt die Kunden,", hatte mir jemand gesteckt, "weil damit kein Windows-Normalo etwas anfangen kann." Außerdem hatte ich festgestellt, dass sich fast jeder, der sich einen Virus einfing, einen Bekannten rief. Kam der nicht weiter, holte er sich Informationen im Internet. All dies waren keine guten Voraussetzungen für mich als frischgebackenen Forensiker. Als Ziel hatte ich mir gesetzt, für die Polizei oder für die Staatsanwaltschaft tätig zu sein. Doch um dort Aufträge zu ergattern, musste ich Erfolge und einen untadeligen Ruf nachweisen. An Firmen kam ich ohne Beziehungen auch schlecht heran, schon gar nicht, da ich so unbekannt war wie ein Krümel in einem Sandkuchen.

"Es wird ihr Schade nicht sein!", bellte er und legte auf.

Mit klopfendem Herzen zerrte ich am Mikrofon meines Headsets herum. Er nannte weder Namen noch Adresse! Zum Glück hatte ich kürzlich meine Fritzbox gepatcht, um VoIP-Gespräche automatisch in der Anrufbeantworterfunktion mitzuschneiden. Ich hörte den Anruf erneut ab. Nebenbei öffnete ich das Log meiner Fritzbox und suchte nach der zuletzt notierten Telefonnummer.

Gegen meine natürliche Neugier kam ich nicht an. Sobald diese geweckt war, gab es kein Halten mehr für mich. Über den Dienst Klicktel führte ich eine Rückwärtssuche zur Telefonnummer durch und erfuhr Namen und Adresse meines Auftraggebers.

"Ein Headhunter", jubelte ich. Eilig wählte ich die Nummer. Wenn ich schnell zurückrief und ihn auf sein Versäumnis mir keine Adresse genannt zu haben aufmerksam machte, konnte ich vielleicht punkten! Meine Güte, ein Headhunter, ein Jobvermittler! Der hatte natürlich Verbindungen!

"KI einschalten", rief ich in das Mikro meines Headsets. Diese wunderbare Verquickung von künstlicher Intelligenz und Hardware konnte mir helfen, schneller an Informationen zu kommen.

"Headhuntingbüro Peters und Partner", meldete er sich.

Mein Headsetmikrofon reagierte prompt auf die Nachricht, sendete die Audionachricht über das Spracherkennungsprogramm Palaver an meinen KDE-Browser. Der wiederum übernahm mittels Sprachsteuerung die Adresse im Suchfenster. Dies ermöglichte mir, mich vollständig auf meinen Gesprächspartner zu konzentrieren und gleichzeitig die Webseite zu studieren. Headhunting PP stand dort. PP wie Pinkelpause? Statt zu lächeln, hätte ich mich darüber wundern sollen oder besser noch: Ich hätte besser aufgelegt. Dies konnte ja nicht seriös sein. Er war selbst am Telefon, also leitete er nur ein kleines Büro. Auch dies als Warnung zu interpretieren wäre hilfreich gewesen. Doch bevor ein Hauch von Vorsichtigkeit oder Enttäuschung meine Euphorie dämpfen konnte, sprach er schon weiter:

"Herr Rensiker, sie haben eine Minute und 13 Sekunden gebraucht. Das ist gar nicht schlecht! Wenn Sie jetzt nicht auflegen, sind sie automatisch einverstanden, dass das Gespräch aufgezeichnet wird."

Mir blieb meine eiligst überlegte Ansprache im Halse stecken. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie bei einem dieser Werbetelefonanrufe, doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken.

"Verzeihen sie", hörte ich seine Stimme. "Normalerweise gehen wir die Auswahl möglicher Arbeitnehmer anders an, aber unser Kunde legte das Vorgehen so fest, um einen Arbeitnehmer zu ermitteln, dem das Wasser bis zum Hals steht."

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Nur mühsam gelang es mir, ihn wegzuschlucken. Ungeschickt, dachte ich noch, aber die Erklärung fand ich bald. Herr Peters sprach weiter, ohne eine Reaktion von mir abzuwarten.

"Der Kunde möchte unerkannt bleiben und den ersten Forensiker einstellen, der es nötig hat und in der Lage ist innerhalb von zwei Minuten zurückzurufen. Also, herzlichen Glückwunsch, sie führen mit Abstand."

Seine Stimme kam mir etwas gelangweilt vor, trotzdem umkrampfte ich die Kopfhörer meines Headsets, als hätte ich den Jackpot geknackt.

"Wenn sie einen Kurzjob mit absoluter Verschwiegenheitsklausel und doppeltem Verdienst annehmen möchten, dann sagen sie jetzt ja."

Ein Telefonroboter, schoss mir durch den Kopf. Die kleinen Geräte hatten längst die althergebrachten Anrufbeantworter abgelöst und waren für die tollsten Dinge zu gebrauchen. Manchmal setzen sie Aufgaben etwas tölpelhaft um, doch im großen und ganzen ...

"drei, zwei, ...", zählte er herunter.

"Ja", schrie ich.

"Melden Sie sich unter der Adresse 52 57 766 00 und 13 30 072 00."

Die Verbindung brach ab und ich fühlte mich total überrannt. "Komische IP-Adresse", dachte ich noch. Über den Dienst whois versuchte ich etwas über meinen Auftraggeber zu erfahren. Nichts. Ich rief Suchmaschinen auf, suchte in aktuellen sozialen Netzwerken wie neuroLingua und in alten wie Facebook, Google+ und Second Life. Nichts. Mein Portscanner NMap meldete keinen offenen Port auf der IP-Adresse und Zugänge über rLogin, ssh oder die Direkteinwahl per VoIP führten ins Nirwana. Ich vertrödelte meine Zeit mit einem geheimnisvollen Arbeitgeber und hatte nicht einmal einen Arbeitsvertrag in der Hand! Entmutigt ließ ich meine Hände auf die Tastatur sinken. Vielleicht war die Adresse ja noch gar nicht freigeschaltet! Über den Ping-Befehl in der Console erhielt ich eine Bestätigung, dass die Adresse weder verfügbar noch erreichbar war. Enttäuscht ging ich zum Kühlschrank, nahm mir ein Bier und trank es im Stehen halbleer. Irgendjemand hatte mir einen blöden Streich gespielt. Nur wer? Ein Aprilscherz im Oktober? In Gedanken ging ich alle meine Bekannten durch.
"Moment mal!" Ich stellte das Bier auf dem Tisch ab. Erneut rief ich die Telefonnummer an. Vielleicht hatte ich mich ja verhört oder die Adresse falsch mitgeschrieben!
"Die Nummer ist nicht vergeben", tönte es aus dem Hörer. Erneut rief ich die Rückwärtssuche zu der Telefonnummer auf. Der Eintrag stand noch in der Datenbank. Über Googlemaps schaute ich mir ein Satellitenfoto der Adresse an. Nichts, das heißt, an der Adresse lag ein Park. Zögernd tippte ich die mir genannte Adresse in einen Internetdienst zur GPS-Lokalisierung ein.
"Bingo", flüstere ich, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken und machte mich auf den Weg. Die Adressangabe 52 57 766 00 und 13 30 072 00 stimmten von den Koordinaten her mit der Ortangabe zur Telefonnummer überein!
Mein Sunstepper stand wie immer direkt neben der Tür. Tagsüber speiste die Solarzellenoberfläche des Rollers die Elektronik und den Motor. Da bereits die Nacht hereinbrach, übernahm automatisch der Akku die Stromversorgung. Der Einfachheit halber tippte ich die GPS Koordinaten ein. Während der Fahrt grübelte ich, warum ich weitere Zeit mit diesem "Auftrag" vergeudete. Ein Forensiker sichert Spuren. Er hackt sich nicht in Systeme ein, sondern erkennt ein unsicheres System und bereitet getätigte Angriffsversuche für die Staatsanwaltschaft auf. Er ist auch kein Detektiv, also was sollte das hier alles? Ein Summton riss mich aus meinen Gedanken. Ich erreichte mein Ziel und stand direkt vor einem Baum. Bewaffnet mit meinem linuxbasierten iCom-Phone umrundete ich diesen, dann rief ich die Taschenlampen-App auf und leuchtete den Stamm ab. An einer Stelle ragte ein USB-Anschluss heraus. Ohne zu zögern, steckte ich meinen iCom an den Anschluss. Auch dies war ein leichtsinniger Fehler. Zu dieser Zeit vertraute ich noch darauf, dass es für ein Linuxbetriebssystem kaum Viren und Malware gab. Das Display schaltete sich aus. Verwundert tippte ich auf darauf herum. Vielleicht war ja nur der Bildschirmschoner angegangen, hoffte ich. Automatisch hielt ich die Luft an, stöpselte mein Gerät ab und schaltete es aus. Versuchte es auszuschalten. Die grüne LED blinkte. Die LED für Funkverkehr. Hektisch öffnete ich die Rückseite meines iCom.

"Mist!", schrie ich unbeherrscht. Alte Handys hatten noch eine Mikro-Simkarte, dies hier war ein iCom. Ein lebenslang an eine feste IP-Adresse gebundenes Gerät mit tausend Funktionen, jedoch ohne Ausschalter. In meinem Hirn purzelten die Werbeslogans durcheinander: Handy, Mail, Social Network, Fernsehen, Notizblock, sämtlicher Schriftverkehr, Scanner, Drucker, ...
Das Ding sendete wahrscheinlich mein ganzes Leben sprich meine Kontodaten an einen Hacker und womöglich meinen Lebenslauf an einen Personalausweisfälscher! Mein Magen rebellierte. Weder konnte ich die Datenübertragung beenden, noch das Gerät ausschalten. Wie konnte ich den Funkverkehr am ehesten unterbinden? Die Antenne abbrechen, indes die war im Gerät fest integriert, genauso wie der Akku. Außerdem wollte ich das 2000 Credits teure Gerät nicht kaputtmachen. Meine Augen suchten hektisch das Gelände ab. Hier gab es aber auch nichts, was einen Funkverkehr lahmlegen würde. Ein Farradayscher Käfig konnte das Übertragungssignal abschirmen! Ich rannte von Grab zu Grab und suchte nach Metallkreuzen, doch selbst wenn ich eines fände, wäre es zu fest verankert, um es herauszureißen. Wahrscheinlich hätte ich so ein Kreuz eh nicht um mein Gerät biegen können. Völlig außer Atem kam ich am Müllcontainer vorbei. Er war aus Metall und ich warf mein Gerät hinein, klappte den Containerdeckel drüber und hoffte so den Funkverkehr zu unterbinden. Doch was nun? Der Container war viel zu groß, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich beschloss meinen iCom hierzulassen und nach Hause zu fahren. Dort würde ich per Fernwartung kontrollieren, was hier geschehen war. Der Sunstepper brummte so laut er konnte, während ich mit voller Energie nach Hause düste. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich ankam. Meine Wohnungstür stand sperrangelweit offen!

[red]Fortsetzung folgt ...[/red]
 

jon

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Nächste Portion

"Die Nummer ist nicht vergeben", tönte es aus dem Hörer. Erneut rief ich die Rückwärtssuche zu der Telefonnummer auf. Der Eintrag stand noch in der Datenbank. Über Googlemaps schaute ich mir ein Satellitenfoto der Adresse an. Nichts, das heißt, an der Adresse lag ein Park. Zögernd tippte ich die mir genannte Adresse in einen Internetdienst zur GPS-Lokalisierung ein.
Bis "Park" konnte ich folgen, aber wieso er GPS bemüht, versteh ich nicht. Wenn "Erwinstraße 8" bei googleMaps ein Park ist, wird "Erwinstraße 8" auch mit GPS-Ermittlung nicht plötzlich eine Mall sein, oder? – Ich nehme an, die Mehrfachbedeutung von "Adresse" ist hier hier der Knackpunkt. (Ja, zwei Sätze später kommt man auch als Leser drauf, aber da ist man hier schon gestolpert.) Idee:
… lag ein Park. Mir kam noch ein andere Idee: Was, wenn die Zahlen gar keine IP-Adresse darstellten, sodnern GPS-Koordinaten? Zögernd tippt ich sie in …
PS: Ich kenne mich nicht aus, aber sind IP-Adressen denn überhaupt mit "Zahlenkolonne 1 und Zahlenkolonne 2" anzugeben? Hätte der Erzähler nicht da schon stutzig werden müssen?


"Bingo", flüstere ich, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken und machte mich auf den Weg. Die Adressangabe 52 57 766 00 und 13 30 072 00 stimmten von den Koordinaten her mit der Ortangabe zur Telefonnummer überein!
Das könnte man nach der Umformulierung oben dann auch entkrampfter schreiben:
"Bingo", flüstere ich, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken und machte mich auf den Weg. Die GPS-Koordinaten stimmten mit der Ortangabe zur Telefonnummer überein!
Der nun folgende Absatz erscheint mir ein bisschen(!) lang, man kann ihn nochmal teilen, oder?

Mein Sunstepper stand wie immer direkt neben der Tür. Tagsüber speiste die Solarzellenoberfläche des Rollers die Elektronik und den Motor.
Gut, dass die Erklärung zu Sunstepper sofort kommt. Randbemerkung dazu: Warum "Stepper", wenn er doch fährt?

Der Einfachheit halber tippte ich die GPS Koordinaten ein.
Bindestrich nach GPS fehlt

Ein Forensiker sichert Spuren. Er hackt sich nicht in Systeme ein, sondern erkennt ein unsicheres System und bereitet getätigte Angriffsversuche für die Staatsanwaltschaft auf. Er ist auch kein Detektiv, also was sollte das hier alles?
… muss er nicht, um Spuren zu sichern, sich auch mal einhacken?

Ein Summton riss mich aus meinen Gedanken.
Hier davon könnte man teilen.

Ich erreichte mein Ziel und stand direkt vor einem Baum.
Momente! Erreicht er es erst noch oder steht er schon davor? „Hatte mein Ziel erreicht", oder?

An einer Stelle ragte ein USB-Anschluss heraus. Ohne zu zögern, steckte ich meinen iCom an den Anschluss.
Lach! Stell ich mir cool vor. Und/Aber: Kommt sowas in dieser Zeit oft vor? Ich meine, weil er sich nicht einen Moment lang wundert …

Auch dies war ein leichtsinniger Fehler.
Auch? Das war DER Fehler, das war Leichtsinn pur. Alles andere war nur fehlende Paranoia (was vorn als "es hätte mich warnen müssen" verkauft wird, waren kaum oder keine echten Warnsignale).

Zu dieser Zeit vertraute ich noch darauf, dass es für ein Linuxbetriebssystem kaum Viren und Malware gab.
… nach so langer Zeit, in der Linux sich noch weiter etablieren konnte als bis heute? Das ist wirklich vertrauensseelig ;)

Das Display schaltete sich aus. Verwundert tippte ich auf darauf herum. Vielleicht war ja nur der Bildschirmschoner angegangen, hoffte ich. Automatisch hielt ich die Luft an, stöpselte mein Gerät ab und schaltete es aus. Versuchte es auszuschalten. Die grüne LED blinkte. Die LED für Funkverkehr. Hektisch öffnete ich die Rückseite meines iCom.
Man hält bei sowas "instinktiv" oder "reflexhaft" die Luft an. Besser finde ich aber, wenn das nicht "gedeutet" wird: Ich hielt die Luft an. Das ist aber Geschmackssache.

"Mist!", schrie ich unbeherrscht.
Das unbeherrscht ist überflüssig. – Manche Autoren neigen dazu, so viele Äußerungen wie möglich im "sagte-Teil" mit einer Stimmung oder einem Klang zu kennzeichnen. Das wirkt dann schnell, als wäre sich der Autor unsicher über die Wirkkraft der Rede selbst. Mancher Klang ergibt sich aus der Rede selbst ("Mist!" ist kein Freudenschrei), aus dem Kontext und/oder dem Verb (schreien ist was anderes als sagen; fluchen ist klar gefärbt und würde hier z. B. passen). An der Stelle hier würde "Mist!" reichen, man könnte es – um des dem Klangumfeld anzupassn noch auf "Mist!", fluchte ich. anpassen. Mehr ist nicht nötig.

Ein Fachmann in Sachen Cyberangriff kauft sich ein iCom ohne Ausschalter?? DAS war die Dummheit seines Lebens!

Die Antenne abbrechen, indes die war im Gerät fest integriert, genauso wie der Akku.
A: Ich bin nicht sicher, dass "Antenne abbrechen" eine naheliegende Idee ist, weil da schon heute nichts mehr abzubrechen ist.
B: Ich finde die Formulierung unrund. Besser fände ich: Die Antenne abbrechen? Die war im Gerät fest integriert, genauso wie der Akku.

Außerdem wollte ich das 2000 Credits teure Gerät nicht kaputtmachen.
Hinter dem Satz könnte man teilen.

Meine Augen suchten hektisch das Gelände ab. Hier gab es aber auch nichts, was einen Funkverkehr lahmlegen würde.
Naja, im Dunkeln sieht er zudem auch nicht viel …

Ich rannte von Grab zu Grab
Gräber? In einem Park??

und suchte nach Metallkreuzen, doch selbst wenn ich eines fände, wäre es zu fest verankert, um es herauszureißen. Wahrscheinlich hätte ich so ein Kreuz eh nicht um mein Gerät biegen können.
Warum sucht er dann, wenn er das beim Suchen schon weiß?
Besser als eh ist ohnehin oder sowieso.

Völlig außer Atem kam ich am Müllcontainer vorbei. Er war aus Metall und ich warf mein Gerät hinein, klappte den Containerdeckel drüber und hoffte so den Funkverkehr zu unterbinden.
… bisschen spät, oder? Wenn er so lange gerannt ist, dass er außer Atem ist, hatten die reichlich Zeit, sich alles runterzuziehen.
"Kam am Müllcontainer an" klingt, als genau dieser Container sein Ziel gewesen. Was hälstst du von: In einer Heckennische sah ich einen Müllcontainer. Er war aus Metall. Ich rannte hin, riss den Deckel auf, warf das iCom rein und warf den Deckel wieder zu. Dabei hoffte ich … ?
Komma nach hoffte fehlt


Doch was nun? Der Container war viel zu groß, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich beschloss meinen iCom hierzulassen und nach Hause zu fahren.
Komma nach beschloss wäre hilfreich

Dort würde ich per Fernwartung kontrollieren, was hier geschehen war. Der Sunstepper brummte so laut er konnte, während ich mit voller Energie nach Hause düste. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich ankam. Meine Wohnungstür stand sperrangelweit offen!
Hier fehlen Absätze: Nach "geschehen war" ist die Park-Szene zu Ende, nach "düste" der Heimweg.
Komma nach brummte fehlt


Nachtrag: Absätze immer mit oder immer ohne Leerzeile! Hier macht es sich mit gut (es sei denn, du bastelst noch die Einzüge ein); gedruckt (und im E-Book) sieht es immer besser ohne Leerzeile aber mit Einzug aus.
 

Wic

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Fo Rensiker - sofort!

Teil 1

„Wir brauchen Sie! Hier und sofort!“
Obwohl es in meinem Beruf gängige Praxis ist, dass Kunden meine Dienste unverzüglich benötigen, irritierte mich der Ton. Nein, er brachte mich in Rage. Ich konnte befehlende und derart resolute Äußerungen genauso wenig leiden, wie den immer häufigeren Einsatz von Robotern mit menschlichen Zügen.
„Sofort?!“, wiederholte ich aufgebracht.
Die Art, wie er mit mir sprach, machte ihn mir höchst unsympathisch. Ja mehr noch. Ich hatte sofort das Bild eines Tyrannen vor mir. Eigentlich wollte ich als Selbstständiger nicht bei einem Kunden tätig sein, der plante sich einen externen Mitarbeiter einzuverleiben und bereits im Vorfeld seine Macht demonstriert. Ich hatte das unbestimmte Gefühl, das er Mitarbeiter wie Leibeigene behandelt und dann womöglich ausspeit, wenn diese nicht einen erhofften Umsatz erwirtschaften. Genau aus diesem Grund gab ich vor gut einem halben Jahr meinen Job auf und versuchte mein Glück in der Selbstständigkeit. Ich schwankte zwischen meiner entfachten Wut und der Aussicht auf das benötigte Geld.
„Was ist ihnen dieses `sofort´ wert?“, polterte ich. Bereits in dem Moment, in dem ich es aussprach, ärgerte ich mich. Schließlich wollte ich einen Kundenstamm aufbauen! Ärger hin oder her!
Mühsam versuchte ich mich zu beruhigen. Ich erinnerte mich an meinen ersten Versuch, mich mit einer PC-Nothilfe Selbstständig zu machen: ‚PC-Nothilfe bei Virenbefall mit Linuxmitteln!‘ Die Idee hatte nicht gegriffen. „Linux verschreckt die Kunden“, hatte mir jemand gesteckt, „weil damit kein Windows-Normalo etwas anfangen kann.“ Außerdem hatte ich festgestellt, dass sich fast jeder, der sich einen Virus einfing, einen Bekannten rief. Kam der nicht weiter, holte er sich Informationen im Internet. Ich vertiefte also meine Kenntnisse und ließ mich zum Forensiker ausbilden. Als Ziel hatte ich mir gesetzt, für die Polizei oder für die Staatsanwaltschaft tätig zu sein. Doch um dort Aufträge zu ergattern, musste ich Erfolge und einen untadeligen Ruf nachweisen. An Firmen kam ich ohne Beziehungen auch schlecht heran, schon gar nicht, da ich so unbekannt war wie ein Krümel in einem Sandkuchen. Ich besann mich wieder auf das aktuelle Telefongespräch. Ich musste all meinen Frust herunterschlucken und den Auftrag ergattern!
„Es wird ihr Schade nicht sein“, rief er amüsiert und legte auf.
Mit klopfendem Herzen lauschte ich auf das Rauschen in der Telefonleitung. Hatte ich den Kunden verprellt? Wütend über meine cholerische und oft sprunghafte Art, zerrte ich am Mikrofon meines Headsets herum. Er hatte weder Namen noch Adresse genannt! „Wieso hat er keine Adressangaben gemacht“, murmelte ich. „Er sucht einen Forensiker! Jemanden, der Spuren verfolgen kann!“ Langsam begann mir, die Sache Spaß zu machen. Der Kunde prüfte meine Kompetenz! Mein Ergeiz war geweckt, dagegen kam ich nicht an. Sobald dieser geweckt war, gab es kein Halten mehr für mich.
Zum Glück hatte ich kürzlich meine Fritzbox gepatcht, um VoIP-Gespräche automatisch in der Anrufbeantworterfunktion mitzuschneiden. Ich hörte den Anruf erneut ab. Nebenbei öffnete ich das Log meiner Fritzbox und suchte nach der zuletzt notierten Telefonnummer. Über den Dienst Klicktel führte ich eine Rückwärtssuche zur Telefonnummer durch und erfuhr Namen und Adresse des Anrufers.
„Ein Headhunter“, jubelte ich. Eilig wählte ich die Nummer. Wenn ich schnell zurückrief und ihn auf sein Versäumnis, mir keine Adresse genannt zu haben, aufmerksam machte, konnte ich vielleicht punkten! Meine Güte, ein Headhunter, ein Jobvermittler! Der hatte natürlich Verbindungen! Schnell überlegte ich mir ein paar nette Worte und eine kleine Vorstellung meiner Kenntnisse und Erfahrungen. Ich musste den Auftrag ergattern! Alle Vorsicht, alles wirkliche Nachdenken war wie ausgeschaltet.
„Spracherkennung einschalten“, rief ich in das Mikro meines Headsets. Diese wunderbare Verquickung von Spracherkennung und schneller Hardware konnte mir helfen, schneller an Informationen zu kommen.
„Headhuntingbüro Peters und Partner, Herr Peters am Apparat“, meldete er sich.
Mein Headsetmikrofon reagierte prompt auf die Nachricht, sendete die Audionachricht über das Spracherkennungsprogramm Palaver an meinen KDE-Browser. Der wiederum übernahm mittels Sprachsteuerung die Adresse im Suchfenster. Dies ermöglichte mir, mich vollständig auf meinen Gesprächspartner zu konzentrieren, während das Programm für mich gleich empfangende Informationen umsetzte und als Suchbegriffe fürs Internet nutzte. Eine Webseite öffnete sich. Headhunting PP stand dort. ‚PP wie Pinkelpause‘ kam mir in den Kopf. Statt zu lächeln, hätte ich mich darüber wundern sollen oder besser noch: Ich hätte besser aufgelegt. Dies konnte ja nicht seriös sein. ‚PP!‘

Herr Peters war selbst am Telefon, also leitete er nur ein kleines Büro. Auch dies als Warnung zu interpretieren, wäre hilfreich gewesen, doch hinterher ist man ja immer schlauer. Doch er war auch sehr geschickt: Bevor ein Hauch von Vorsichtigkeit oder Enttäuschung meine Euphorie dämpfen konnte, sprach er schon weiter: „Herr Rensiker. Sie haben eine Minute und dreizehn Sekunden gebraucht. Das ist gar nicht schlecht! Wenn Sie jetzt nicht auflegen, sind Sie automatisch einverstanden, dass das Gespräch aufgezeichnet wird.“
Mir blieb meine eiligst überlegte Ansprache im Halse stecken. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie bei einem dieser Werbetelefonanrufe. Noch immer dachte ich nicht wirklich nach.
„Verzeihen Sie“, hörte ich seine Stimme. „Normalerweise gehen wir die Auswahl möglicher Arbeitnehmer anders an, aber unser Kunde legte das Vorgehen so fest, um einen Arbeitnehmer zu ermitteln, dem das Wasser bis zum Hals steht.“
Das war frech! Aber ich hielt mich im Zaum. Ich durfte nicht den Anrufer verprellen! Ich brauchte das Geld! Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Nur mühsam gelang es mir, ihn wegzuschlucken.
Ungeschickt vom Kunden so vorzugehen, dachte ich noch, aber die Erklärung fand ich bald. Herr Peters sprach weiter, ohne eine Reaktion von mir abzuwarten.
„Der Kunde möchte unerkannt bleiben und den ersten Forensiker einstellen, der es nötig hat und in der Lage ist, innerhalb von zwei Minuten zurückzurufen. Also, herzlichen Glückwunsch. Sie führen mit Abstand.“
Seine Stimme kam mir etwas gelangweilt vor, ich hingegen umkrampfte die Kopfhörer meines Headsets, als hätte ich den Jackpot geknackt.
„Wenn Sie einen Kurzjob mit absoluter Verschwiegenheitsklausel und doppeltem Verdienst annehmen möchten, dann sagen Sie jetzt ja!“
Ein Telefonroboter, schoss mir durch den Kopf. Die kleinen Geräte hatten längst die althergebrachten Anrufbeantworter abgelöst und waren für die tollsten Dinge zu gebrauchen. Das passte aber nicht zu der Aussage, dass Herr Peters selbst am Apparat ist! Telefonroboter leiten keine Büros!
„Drei, ..., zwei, ...“, zählte er herunter.
„Ja!“, schrie ich.
„Melden Sie sich unter der Adresse 52 57 766 00 und 13 30 072 00.“
Die Verbindung brach ab und ich fühlte mich total überrannt. ‚Komische IP-Adresse‘, dachte ich noch, bevor Herr Peters das Gespräch abbrach. Über den Dienst whois versuchte ich etwas über meinen Auftraggeber zu erfahren. Nichts. Ich rief Suchmaschinen auf, suchte in aktuellen sozialen Netzwerken wie neuroLingua und in alten wie Facebook, Google+ und Second Life. Nichts. Meine EDV-technischen Untersuchungen führten ins Nirwana. Ich vertrödelte meine Zeit mit einem geheimnisvollen Arbeitgeber und hatte nicht einmal eine Ahnung wie mein Auftrag lautete! Entmutigt ließ ich meine Hände auf die Tastatur sinken. Vielleicht war die Adresse ja noch gar nicht freigeschaltet! Über einen Befehl erhielt ich eine Bestätigung, dass die Adresse weder verfügbar noch erreichbar war. Enttäuscht ging ich zum Kühlschrank, nahm mir ein Bier und trank es im Stehen halbleer. Irgendjemand hatte mir einen blöden Streich gespielt. Nur wer? Ein Aprilscherz im Oktober? In Gedanken ging ich alle meine Bekannten durch. „Moment mal!“ Ich stellte das Bier auf dem Tisch ab. Erneut rief ich die Telefonnummer an. Vielleicht hatte ich mich ja verhört oder die Adresse falsch mitgeschrieben! Erneut prüfte ich den Mitschnitt der Fritzbox. Meine Aufzeichnung stimmte. „Die Nummer ist nicht vergeben“, tönte es aus dem Hörer. Erneut rief ich die Rückwärtssuche zu der Telefonnummer auf. Der Eintrag stand noch in der Datenbank. Über Googlemaps schaute ich mir ein Satellitenfoto der Adresse an. Nichts, das heißt, an der Adresse lag ein Park. Zögernd tippte ich die mir genannte Adresse in einen Internetdienst zur GPS-Lokalisierung ein. „Bingo“, flüstere ich, nahm meine Jacke vom Garderobenhaken und machte mich auf den Weg. Die Adressangabe 52 57 766 00 und 13 30 072 00 stimmten von den Koordinaten her mit der Ortangabe zur Telefonnummer überein!
Mein Sunstepper stand wie immer direkt neben der Tür. Tagsüber speiste die Solarzellenoberfläche des Rollers die Elektronik und den Motor. Da bereits die Nacht hereinbrach, übernahm automatisch der Akku die Stromversorgung. Der Einfachheit halber tippte ich die GPS Koordinaten ein. Während der Fahrt grübelte ich, warum ich weitere Zeit mit diesem „Auftrag“ vergeudete. Ein Forensiker sichert Spuren. Er hackt sich nicht in Systeme ein, sondern erkennt ein unsicheres System und bereitet getätigte Angriffsversuche für die Staatsanwaltschaft auf. Er ist auch kein Detektiv, also was sollte das hier alles? Ein Summton riss mich aus meinen Gedanken. Ich erreichte mein Ziel und stand direkt vor einem Baum. Bewaffnet mit meinem linuxbasierten iCom-Phone umrundete ich diesen, dann rief ich die Taschenlampen-App auf und leuchtete den Stamm ab. An einer Stelle ragte ein USB-Anschluss heraus. Ohne zu zögern, steckte ich meinen iCom an den Anschluss. Auch dies war ein leichtsinniger Fehler. Zu dieser Zeit vertraute ich noch darauf, dass es für ein Linuxbetriebssystem kaum Viren und Malware gab. Das Display schaltete sich aus. Verwundert tippte ich auf darauf herum. Vielleicht war ja nur der Bildschirmschoner angegangen, hoffte ich. Automatisch hielt ich die Luft an, stöpselte mein Gerät ab und schaltete es aus. Versuchte es auszuschalten. Die grüne LED blinkte. Die LED für Funkverkehr. Hektisch öffnete ich die Rückseite meines iCom.
„Mist!“, schrie ich unbeherrscht. Alte Handys hatten noch eine Mikro-Simkarte, dies hier war ein iCom. Ein lebenslang an eine feste IP-Adresse gebundenes Gerät mit tausend Funktionen, jedoch ohne Ausschalter. In meinem Hirn purzelten die Werbeslogans durcheinander: Handy, Mail, Social Network, Fernsehen, Notizblock, sämtlicher Schriftverkehr, Scanner, Drucker, ... Das Ding sendete wahrscheinlich mein ganzes Leben sprich meine Kontodaten an einen Hacker und womöglich meinen Lebenslauf an einen Personalausweisfälscher! Mein Magen rebellierte. Weder konnte ich die Datenübertragung beenden, noch das Gerät ausschalten. Wie konnte ich den Funkverkehr am ehesten unterbinden? Die Antenne abbrechen, indes die war im Gerät fest integriert, genauso wie der Akku. Außerdem wollte ich das 2000 Credits teure Gerät nicht kaputtmachen. Meine Augen suchten hektisch das Gelände ab. Hier gab es aber auch nichts, was einen Funkverkehr lahmlegen würde. Ein Farradayscher Käfig konnte das Übertragungssignal abschirmen! Ich rannte von Grab zu Grab und suchte nach Metallkreuzen, doch selbst wenn ich eines fände, wäre es zu fest verankert, um es herauszureißen. Wahrscheinlich hätte ich so ein Kreuz eh nicht um mein Gerät biegen können. Völlig außer Atem kam ich am Müllcontainer vorbei. Er war aus Metall und ich warf mein Gerät hinein, klappte den Containerdeckel drüber und hoffte so den Funkverkehr zu unterbinden. Doch was nun? Der Container war viel zu groß, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich beschloss meinen iCom hierzulassen und nach Hause zu fahren. Dort würde ich per Fernwartung kontrollieren, was hier geschehen war. Der Sunstepper brummte so laut er konnte, während ich mit voller Energie nach Hause düste. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich ankam. Meine Wohnungstür stand sperrangelweit offen!

[red]Fortsetzung folgt ...[/red]
 

Wic

Mitglied
Oh Gott, oh Gott, oh Gott
ich überarbeite mal meine ganzen Texte und stelle im Forum erst später wieder etwas ein.
Danke für die konstruktiven Hinweise!
Gruß
Wic
P.S. Bin noch in der Überarbeitung dieses Textes ...
 



 
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