Liebe Heidrun,
wir kennen einander nun schon einige zeit. und in dieser zeit haben wir wechselseitig bisweilen elogen auf texte des/der jeweils anderen geschrieben, einander bisweilen aber auch bekrittelt. heute hast du gekrittelt und liegst damit grundsätzlich falsch.
"war einmal ein revoluzzer,
im zivilstand lampenputzer,
ging im revoluzzerschritt
mit den revoluzzern mit ... "
das ist nun mal original ernst busch. von ihm geschrieben, von ihm komponiert und von ihm gesungen. ich habe die schallplatte mit selbst gesungenen eigenen liedern von und mit ernst busch im regal stehen. in vorwendezeiten war ich vielfach in ostberlin. und hatte stets vor meiner wiederausreise in den westen zwei ganz feste anlaufpunkte. es waren der buchladen und der schallplattenladen am alex. beides für den etwas links gestrickten wessi reine schatzgruben. und dort her habe ich eben auch meine busch-lp aus ddr-produktion mit dem "revoluzzer"!
ich schätze degenhardt sehr und bin auch nicht nur ein großer fan von ton steine scherben (darüber schrieben wir schon einander), sondern auch der alten arbeiterlieder. die schallplatte vom arbeiterliederfestival 1964 in essen hat mir zwar irgendwann anfang der achtziger jahre mal irgendwer geklaut. aber ich kann noch fast alle lieder, die auf dieser platte waren (der revoluzzer war nicht dabei) auswendig singen. leute wie degenhardt, wader, süverkrüpp und andere haben viel dazu beigetragen, dass diese lieder erhalten blieben.
degenhardts "revoluzzer"-cover-version ist übrigens ausgesprochen werkgetreu. er hat nicht ein wort, nicht einen ton geändert. es gibt nur eine kleinigkeit, die seine version von der ernst buschs unterscheidet: degenhardts gesangsstimme ist eine terz höher als die von ernst busch.
aber überhaupt: warum verteidige ich mich hier eigentlich so engagiert? das "lied von der unzulänglichkeit menschlichen strebens" (bert brecht, dreigroschenoper) habe ich doch eigentlich schon in meiner eigenen titelzeile zusammengefasst, oder ... ? grins
liebe grüße,
eberhard