Gut, wenn du das möchtest, kann ich gern nachliefern.
Umbrüche tragen maßgeblich zur Sprachgestaltung eines Gedichts bei, insbesondere in der zeitgenössischen Lyrik mit ihren unterschiedlich langen Versen, freien Rhythmen und reimlosen Strophen.
Schon durch bloßes Umbrechen wird Alltagssprache lyrisch verändert; die Worte am Zeilenanfang bekommen stärkeres Gewicht, die Begriffe am Ende unterbrechen den Sprachfluss (Pausen) und bereiten auf die Folgeverse vor. Je enger die Worte zusammengerückt werden, desto eher beginnen deren Bedeutungen zu oszillieren; es entstehen Klangmuster.
Umgekehrt werden durch doppelte Umbrüche, wie du sie in deiner ersten Version benutzt, die Pausen (über-) betont; es steht gewissermaßen jeder Vers für sich, bildet eine eigene Strophe.
köln am dom
am hof
und im zerrspiegel fast chorweiler
Hier entsteht ein ganz eigenartiger Effekt; jeder Vers steht für sich, drückt Leere (Einsamkeit) aus.
Lese ich hingegen
köln am dom
am hof
und im zerrspiegel fast chorweiler
klingt das schmiegsamer und glatter, eigentlich besser. Dieser Eindruck wird durch das schnellere Sprechen und die eher schleifenden Übergänge verursacht.
Du solltest dir also vorher stets genau überlegen, was du ausdrücken willst. Vorbeugend, ja warnend möchte ich anmerken, dass die von dir gewählte Form in deiner 1. Version nur
äußerst selten passend ist. Vor allen bei Kurzgdichten ist sie zu 98 % völlig daneben.
Hoffentlich nutzt dir dieser kleine Exkurs.
Liebe Grüße
Heidrun