Gedanken einer Gartenpforte

Gedanken einer Gartenpforte

Gestern hat mich die Frau des Hauses frisch gestrichen. Ich hätte nun allen Grund zum Strahlen. Habe ich aber nicht.
Ich bin besorgt um meine Familie – um sie, ihn und … Nein, um die Katze eigentlich nicht. Die ist noch die Vernünftigste.
Aber sie und er, sie sollten sich wirklich ein Beispiel nehmen an den Leuten gegenüber. Zu denen kommt gerade Besuch, eine richtig ausgelassene Gesellschaft. Mein Kollegin Nachbars-Pforte freut sich auch. Sie schwingt vergnügt hin und her, denn schon wieder lässt sie eine Truppe junger Männlein und Weiblein herein. Da ist Highlife.

Und bei uns? Ich komme mir immer so vor, als ob ich keinen reinlassen darf. Und mein Bauchladen, der Briefkasten fühlt sich ziemlich überflüssig. Früher trudelten immer mal für die schon lange ausgezogenen Töchter putzige bunte Karten von ihren Verehrern ein. Jetzt bloß noch die langweilige Zeitung, Werbeprospekte und Bescheide vom Finanzamt – einfach keine vernünftige Post mehr.

Wenn ihr nun wissen wollt, wen von beiden ich für das Dilemma verantwortlich machen würde, hülle ich mich in Schweigen. Auch wenn ich glaube, die Hintergründe einigermaßen zu kennen, fühle ich mich gegenüber meiner Herrschaft irgendwie zu Loyalität verpflichtet. Ich halte dicht, bin ich doch schon von Berufs wegen zum Dichthalten bestimmt.

Aber wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich meinen beiden gern ein Überfallkommando aus lauter lustigen Leuten auf den Hals schicken, damit sie den Laden mal gründlich umkrempeln …

Nur ist das alles so leicht gesagt. Das Einfachste ist manchmal das Schwierigste.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo eberhardt,

ich empfinde die idee, als durchaus interssant.
bin aber mit der ausführung unzufrieden.

aber es ist ja deine geschichte:

ich würde mich mehr mit den aufgaben einer tür/pforte
beschäftigen.

hat sie schonmal versucht jemanden nicht herein zu lassen.
hat sie sich absichtlich verklemmt.
schwang sie schon mal bereitwillig auf um jemanden herein zu führen, der dann einfach weiter gegangen ist.

eine pforte hat ja durchaus metaphysische ebenen, verbindet sie doch zwei welten miteinander, hat ein außen/davor und ein
innen/ dahinter - leben.

sachlich falsch finde ich das wort "dilemma" im drittletzten abschnitt.

Dilemma(wikipedia)
"Ein Dilemma (griechisch δί-λημμα ‚zweigliedrige Annahme‘, Plural Dilemmas oder Dilemmata), auch Zwickmühle, bezeichnet eine Situation, die zwei Möglichkeiten der Entscheidung bietet, welche beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Es wird durch seine Ausweglosigkeit als paradox empfunden. Auch der Zwang zu einer Auswahl zwischen zwei positiven Möglichkeiten kann ein Dilemma sein. Bei mehr als zwei Möglichkeiten spricht man von einem Polylemma."

die situation mit der post im briefkasten bieten keinen signifikanten grund für ein dilemma.

interessant wäre es aber die pforte vor ein dilemma zu stellen.

wie du siehst: die geschichte hat mich gedanklich ein wenig inspiriert, bleibt für mich aber "fade".

ralf
 
Hallo Ralf!

Danke für Deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Erzeugnis.
Die Gartenpforte hat, wie Du sicher erkannt hast, eine Stellvertreterfunktion. Im Grunde vertritt sie eine außenstehende Person, die mit der Lebensführung der beiden gar nicht einverstanden ist.
Das Dilemma werde ich durch Misere ersetzen, wenn Dir das passender erscheint.
LG Eberhard
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo eberhardt,
"misere" ist durchaus das treffendere wort.
nichts für ungut.

ich freue mich über weiteres von dir
lg
ralf
 
Gedanken einer Gartenpforte

Gestern hat mich die Frau des Hauses frisch gestrichen. Ich hätte nun allen Grund zum Strahlen. Habe ich aber nicht.
Ich bin besorgt um meine Familie – um sie, ihn und … Nein, um die Katze eigentlich nicht. Die ist noch die Vernünftigste.
Aber sie und er, sie sollten sich wirklich ein Beispiel nehmen an den Leuten gegenüber. Zu denen kommt gerade Besuch, eine richtig ausgelassene Gesellschaft. Mein Kollegin Nachbars-Pforte freut sich auch. Sie schwingt vergnügt hin und her, denn schon wieder lässt sie eine Truppe junger Männlein und Weiblein herein. Da ist Highlife.

Und bei uns? Ich komme mir immer so vor, als ob ich keinen reinlassen darf. Und mein Bauchladen, der Briefkasten fühlt sich ziemlich überflüssig. Früher trudelten immer mal für die schon lange ausgezogenen Töchter putzige bunte Karten von ihren Verehrern ein. Jetzt bloß noch die langweilige Zeitung, Werbeprospekte und Bescheide vom Finanzamt – einfach keine vernünftige Post mehr.

Wenn ihr nun wissen wollt, wen von beiden ich für die Misere verantwortlich machen würde, hülle ich mich in Schweigen. Auch wenn ich glaube, die Hintergründe einigermaßen zu kennen, fühle ich mich gegenüber meiner Herrschaft irgendwie zu Loyalität verpflichtet. Ich halte dicht, bin ich doch schon von Berufs wegen zum Dichthalten bestimmt.

Aber wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich meinen beiden gern ein Überfallkommando aus lauter lustigen Leuten auf den Hals schicken, damit sie den Laden mal gründlich umkrempeln …

Nur ist das alles so leicht gesagt. Das Einfachste ist manchmal das Schwierigste.
 



 
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