Leberreime sind eine mehrere Jahrhunderte alte deutsche Form von Nonsense-Poesie. Sie gehören zu den "Sinngedichten".
Zugeschrieben wurde ihre Erfindung längere Zeit Reinharrd Schaevius (1623 - 1661), zum Beispiel in "Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften, nebst ..., Band 6",
http://books.google.de/books?id=nOh...EwBQ#v=onepage&q=schaevius leberreime&f=false
Aber sie sind älter. Neben hochdeutschen Leberreimen gab es bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts niederdeutsche.
Wahrscheinlich gab es bereits im 16. Jahrhundert Leberreime, denn 1601 erschien eine Sammlung: Johannes, Adolf Hofmeister: "Die Niederdeutschen Leberreime".
http://books.google.de/books?id=JBR...a=X&ei=lf8mUtO2HcnVswaFvIH4BA&ved=0CDQQ6AEwAA
Lange Zeit waren sie besonders bei Feiern gebräuchlich, wobei sie aus dem Stegreif gedichtet wurden.
Sie sind teilweise auch Volksdichtung.
Zunächst gab es auch längere Leberreime und in einigen Quellen wird der Begriff allgemein für "schlechte Dichtung" verwendet.
Ihren Höhepunkt hatten sie im 17. und 18. Jahrhundert, dann verschwanden sie fast völlig, erlebten aber immer wieder eine kleine Auferstehung.
Leberreime beginnen stereotyp mit einem Vers:
Die Leber stammt (ist) von einem Hecht und nicht von ...
(Ergänzung: Die Leber und der Hecht sind im Beispiel wesentlich für Leberreime, der Hecht wird - selten - durch ein anderes Tier ersetzt.)
Auf diesen folgt dann ein zweiter, der sich auf dem ersten reimt und nicht einer gewissen Komik oder gewisser Weisheit entbehren sollte.
Leberreime wurden vor allem mündlich und zum Teil schriftlich verbreitet (z.B. Schaevius: "Büchlein von den Leberreimen". Auch in "Complimentirbüchern" (einer Art Knigge des 16. bis 19. Jahrhunderts) fand man sie.
Z.B.: Neues Trenchir-Büchlein, durch A. Kletten. Amsterdam, 1665 (p. 107-177).--Züchtige Tisch- und Leberreime, an ihre Gespielinnen. Zu Leberstatt, 1665 (p. 179-232)
http://www.worldcat.org/title/ethica-complementoria-das-ist-complementir-buchlein/oclc/42135128
Oft wurden Leberreime als Trinksprüche aufgesagt. Sie gehören sicher nicht zur "gehobenen" Lyrik, wurden aber auch von vielen sehr bekannten Autoren verfasst,
Beispiele im Netz:
http://www.google.de/search?sourceid=navclient&hl=de&querytime=-ZMXjB&q=leberreime
Einige Beispiele von mir:
Die Leber stammt von einem Hecht
und nicht von einem Zander,
die Gräten schaff ich nicht allein,
wir essen miteinander.
Die Leber stammt von einem Hecht,
vom Neunauge mitnichten,
ich könnte auf den ganzen Fisch -
nie auf den Wein verzichten.
Die Leber stammt von einem Hecht und nicht von einem Rochen,
mich hat, als ich sie schlucken wollt, ne Gräte grad erstochen.
Die Leber ist von einem Hecht und nicht von einer Wanze,
erwartet nicht, wenn ich sie ess, dass ich dann auch noch tanze.
Ein langer Leberreim ist in "Ethica Complementoria" vorhanden:
http://books.google.de/books?id=smdEAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=true
aus:
Ethica Complementoria:
Darinn Ein richtige Art vnnd Weise grundförmlich abgebildet wird, wie man so wol mit hohen Fürstlichen, als nidrigen Personen, auch bey Gesellschafften, Jungfrawen vnd Frawen Hofzierlich conversiren, reden, vnd vmbgehen müsse
von Georg Greflinger, S.
Diß Lebr is nit vo Hecht sondern Hun/
Ich weiß siben Vögel, die könnens thun/
Der erste Vogel hat kein Muth/
Der ander ist gar ohne Blut/
Der dritte hat gar kein Gall/
Der vierdte übertrifft die Vögel all!
Der fünffte ist gar ohne Zungen/
Der sechste säugt selbst seine Jungen/
Der siebente ist so alt und weiß/
Isset nichts den nur dreyjährige Speis.
Rathet ihr Herren/Frawen und Jungfräwlein/
Was dies für sieben Vögel seyn.