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Re: Matthew Stover: Die Rache der Sith. STAR WARS Episode III

Ursprünglich veröffentlicht von lapismont
Nun droht Sith-Lord, Graf Dokuu, der sich ebenfalls auf Grievous Flaggschiff befindet, den Kanzler umzubringen. Doch es gelingt den beiden Jedi zum entführten Dokuu vorzudringen. Hier kommt es zum Duell zwischen Dokuu und Skywalker; Kenobi wurde während des Kampfes bewusstlos.
Wer ist denn jetzt der Entführte?
 

lapismont

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SPOILER

:D

Habs korrigiert. Eigentlich wurde niemand entführt.
Palpatine will ja nur die Kampf zwischen seinem alten und seinem neuen Schüler inszenieren.
 

lapismont

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Philip Athans: Verheerung. Der Krieg der Spinnenkönigin Band 5

Der Krieg der Spinnenkönigin geht in die entscheidende Runde. Mit dem Magierduell zieht sich bereits eine der zu erwartenden Entscheidungsschlachten durch das gesamte Buch. Athans verteilt diesen Kampf, der bis zu letzt ausgewogen bleibt, um den Leser immer wieder von anderen Schauplätzen zurück nach Menzoberranzan zu bringen. Dadurch wird Gromph zur Hauptperson des Romans. Zwar verweigert sich der Autor einer weiterführenden Entwicklung des Erzmagiers, aber dennoch gelingt es ihm, den Charakter deutlich darzustellen und seine Handlungen und Gedanken auf die bisherige Person abzustimmen. Überhaupt ist dies die besondere Leistung von Philip Athans. Mustergültig bleibt er auf den bisherigen Spuren der anderen Autoren und verwendet alle Figuren so gekonnt, dass auch die weniger aktiven von ihnen keine Enttäuschung darstellen. Athans lässt jeder von ihnen ein eigenes Leben, sie wirken natürlich und immer Figurengetreu.
Besonders deutlich wird diese Präzision bereits im Romananfang. Dieser ist in seiner nüchternen Brutalität kaum zu übertreffen und wird damit dem Wesen der Drow in einer Art gerecht, die selbst R. A. Salvatore nicht erreichte.
Die zweite Person, der Athans besondere Aufmerksamkeit widmet, ist Halisstra. Ihre verwirrten Gefühle, die in Band 4 eher wenig Raum hatten, werden sanft beschrieben, Änderungen langsam aufgebaut und sorgfältig zu einer neuen Halisstra gebündelt.
Beeindruckend ist auch, mit welcher Leichtigkeit Athans die Fülle an Stoff und Hintergrund verarbeitet. Er bewegt sich im Unterreich, als wäre er hier geboren und beweißt dabei ein beispielloses Wissen um die Vergessenen Reiche. Selbst der Oberflächegeschichte hat er noch etwas hinzuzufügen und versucht, durch geschichtliche Ereignisse Tiefe zu erzeugen.
Verheerung ist ein vergnüglicher Fantasyroman der tiefer in die Serie einsteigt, als seine Vorgänger - eindeutig der bisherige Höhepunkt des Krieges der Spinnenkönigin.

Aufmachung und Gestaltung sind weiterhin tadellos. In den Händen von Feder & Schwert sind die Taschenbücher der Vergessenen Reiche deutlich bibliophiler geworden, als es unter der Verantwortung der Großverlage zu beobachten war. Die Zeichnung Rylds auf dem Cover von Brom ist düster und böse zugleich, eine perfekte Illustration der zu erwartenden Auseinandersetzung im Roman.
Die Übersetzung von Jutta Swietlinski offenbarte keinerlei Schwächen, so dass man als Fazit nur schreiben kann: Verheerung ist ein wirklich gutes Buch.
 

lapismont

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Justina Robson - Die Verschmelzung

„Die Verschmelzung“ beginnt lyrisch - ganz nach meinem Geschmack. Unterstützt durch die sphärischen Liedzeilen von Amarican Pie trifft die genetisch veränderte Explorerin Isol auf einen Stoff, der ihr das Leben rettet und ihr eine völlig neue Möglichkeit des Reisens ermöglicht: Sie kann sich quasi in Nullzeit beliebig im Universum bewegen. Doch der Stoff ist mehr als ein Motor. Kapitel 1 ist etwas zum Genießen. Kapitel 2 lässt das Gehirn dröhnen, aber ich mag solche "Tiefeinstiege". Raumschiffe mit integrierter Persönlichkeit, die an menschlichen Avataren festhalten - amüsant. Dann jedoch beginnt ein großes dramaturgisches Loch, fließen zähe Kapitel um eine menschliche Gesellschaft aus der Feder der Autorin, in der sie händeringend versucht, einen Konflikt herbei zu schreiben. Robsen schmeißt mich am Anfang heftig in die Geschichte rein, erwartet, dass ich voll einsteige und Ihr Universum verstehe, um es mir dann groß und breit nachträglich vorzukauen.
Da mag ich als Leser rufen:
"Ja, ich hab’s ja verstanden!"

Isol ist eine Angepasste, eine Mischung aus Mensch und Maschine, gefertigt für eine Funktion und dennoch als Mensch beschrieben.
Isol ist menschlich. Ändert sich wirklich soviel durch eine Verschmelzung mit einer Maschine?
Bleiben Ethik und bewusstes Verständnis nicht irgendwo unabhängig davon?
Sicher wird allgemein davon ausgegangen, dass das Menschsein bei solch eine Transformation schwindet - aber warum eigentlich?
Irgendwann lässt Robson Zephyr denken, dass die Abgestimmten nur durch ihre Gefühle noch menschlich seien und dass man ihnen ihr emotionales Erbe nicht absprechen könne, obwohl auch an den Gefühlen manipuliert wurde.
Tatsächlich stellt uns die Autorin eher die Gefühlswelt der Abgestimmten vor. Justina Robson wiederholt sehr oft, dass Abgestimmte auch Menschen seien. Mal abgesehen von einer eventuellen Übersetzungsproblematik, verstehe ich hier ihre Bemühungen nicht.
Ich bastle mir ein Raumschiff mit einem menschlichen Verstand. Was könnte ich an dieser Kreatur Mensch nennen?
Doch eigentlich nur seine Menschlichkeit, seine Ethik. Das aber kann ich nicht definieren, nicht festlegen. Robsens Figuren leben zum Teil keine menschliche Ethik. Sehr deutlich werden die Unterschiede bei den Stöcken. Der Massenmord der Königin, die den Cherisse Stock quasi auslöscht, weil sie als Individuum Denkprobleme hat, ist eindeutig ein anderes Denken. Nichtmenschlich.
Warum will Robson so unbedingt, dass die Abgestimmten Menschen sind? Was ist hier ihr Anliegen? Will sie diese Abspaltung dramatisieren?
Robson beschreibt in zunehmenden Maße Nichtmenschen, ihre eigene Argumentation wird durch das Benehmen eben jener Angepassten widerlegt. Es fällt zunehmend schwerer die Motivation der Charaktere zu verstehen. Gefühlsschwanken ohne erkennbaren Anlass, Handlungen bar jedes Kontextes lassen den Mittelteil zur großen Wüste werden.
Wenn etwa Isol und Zephyr miteinander gereizt umspringen, hab ich keine Ahnung warum.
Als sei ich mit Alice unterwegs und verfolge hastende Kaninchen.

Genauso Corvax. Der wird uns als Oberhacker und Genie vorgestellt, fest eingebunkert unangreifbar.
Dann kann eine Piratin ihn plötzlich überfallen, ohne dass er auch nur einzige effektive Verteidigung hat.
Schlussendlich versucht er sich durch eine Metamorphose zu einem echten Menschen aus den psychischen Defekten seiner Erziehung in einer virtuellen Traumwelt zu befreien. Dabei nimmt er aber nur die Form eines Menschen an. Materiell ist er Stoff geworden, ein elfdimensionales Wesen. Das dieser Schritt für ihn logisch ist, behauptet die Autorin, beweißt es mir als Leser aber nicht.
Robson stellt uns eine sehr exzentrische Gesellschaft vor. Die Menschen basteln aus Menschen und Maschinen Zwitterwesen, denen sie zwar Intelligenz aber keine Menschenrechte zubilligen. Da Robson uns nicht erklärt, warum die Menschen so handelten, muss man wohl von einer ethisch degenerierten Menschheit ausgehen.
Das zeigt sich auch im konkreten Umgang mit den Angepassten. Keiner der "Affen" ist in der Lage, nur eine Maschine in ihnen zu sehen. Erstaunlich, dass es keine menschlichen Aktivitäten zur Gleichstellung der Angepassten gibt. Dieser Mangel gipfelt in die Frage, ja warum gibt man den Angepassten denn keine eigene Welt? Wo liegt das Problem? Es kostet doch nix. Man kann doch jederzeit neue Angepasste produzieren.
Also für mich fühlt sich die entworfene Welt einfach nicht echt an, es ist keine mögliche Zukunft.
Es liegt die Vermutung nahe, Robson musste sich erst eine ausgebeutete Klasse erschaffen, um eine revolutionäre Situation präsentieren zu können?

Aber plötzlich wird der Roman wieder interessant. Trini und Corvax, Zephyr und die Gaiaforme - es passiert etwas.
Wer hätte das für möglich gehalten.
Die Unentwickelte Zephyr, eine Archäologieprofessorin, soll den Planeten, den Isol als mögliche neue Heimat für die Angepassten auserkoren hat, um sich von der „äffischen“ Menschheit zu trennen, auf Leben hin untersuchen. Dieser Planet ist die Ursprungswelt des Stoffes. Ab hier entwickelt sich der Roman zu einer packenden SF-Story. Das Verschmelzen von Stoff und Leben unter Auflösung der Individualität, ohne dabei das Leben zu vernichten, ist eine großartige Idee, die Robson auch spannend zu erzählen weiß. Zwar mangelt es immer noch an schlüssigen Handlungsmotiven, aber man merkt, dass dieser Teil der besser ausgearbeitete ist.
Mit gefällt sogar die Möglichkeit, dass die gesamte spontane Auswanderungsbewegung von Isol durch das Artefakt initiiert wurde.
Ist es doch ein MOTOR, also auch ein Antrieb für die gesellschaftliche Entwicklung.
Ich habe sogar den Verdacht, dass sie zu ihrer eigentlichen Idee, das mit dem Stoff, der Verschmelzung von Technik und Leben unter Verlust einer Individualität, eine zusätzliche Storyline brauchte. Daher wirkt der gesamte Erd-Plot so undurchdacht, aufgesetzt. Der komplette erste Teil wirkt wie ein Fremdkörper.

Die Verschmelzung ist kein einfaches Buch und auch kein gutes. Aber durch die Notwendigkeit, die Autorengedanken nachvollziehen zu müssen, um der Handlung halbwegs folgen zu können, entspinnt sich ein sehr interessantes Nachdenken. Und das ist schon eine beachtliche Leistung.
 

lapismont

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Arthur C. Clarke / Steven Baxter - Die Zeit-Odyssee

Eine prähistorische Frühmenschenfrau und ihr Kind stoßen auf eine geheimnisvolle Kugel, die reglos über der Steppe schwebt und plötzlich befinden sich die beiden im britisch besetzten Indien des 19. Jahrhunderts.
Ein UNO-Hubschreiber des Jahres 2037 wird von einem afghanischen Jungen abgeschossen, kurze Zeit später landet das Wrack ebenfalls in der Nähe des britischen Forts, nur dass es den drei Insassen etwas besser ergeht und sie nicht gleich in einem Käfig landen. Die Besatzung, darunter die britische Soldatin Bisea, kann sich sogar mit dem Kommandanten der Garnison recht schnell verständigen, zu offensichtlich sind auch hier die Veränderungen.
Ebenfalls gestrandet sind die Insassen einer Sojus-Kapsel, die von der Diskontinuität im Orbit überrascht wurde und auf eine plötzlich fast menschenleere Erde schauen. Notgedrungen landen sie in der mongolischen Steppe und treffen schon bald auf andere Überlebende der wundersamen Umgestaltung.
Kommunikationsabbrüche, der Verlust mehrerer Stunden, durch den sichtbaren „Sprung“ der Sonne am Himmel erkennbar, die modernen oder eben historischen Waffen und Gerätschaften - all dies lässt nur einen Rückschluss zu: Es gab eine Zeitreise.
Doch das Phänomen ist weitaus komplexer. Die gesamte Erde wurde aus Gebieten verschiedener Epochen der Menschheitsgeschichte neu zusammen gewürfelt.
Dabei sind überall jene Kugeln zu finden, die auf einen wie auch immer gearteten Verursacher hinweisen, auf einen unverständlichen Willen hinter der Diskontinuität, der sich dem Verständnis der Gestrandeten entzieht.
Denn offenbar wurden nicht wahllos Perioden der Menschheitsgeschichte neu gemischt. Die gigantischsten davon sind sicherlich der Zug Alexander des Großen durch Asien und der Feldzug Dschingis Khans nach Europa.
Die Heere dieser beiden Giganten stoßen im alten Babylon aufeinander...

Die Odyssee geht weiter. Für viele Fans ein Traum. Baxter und Clark, schon in "Das Licht ferner Tage" ein erfolgreiches Duo, teilen sich die Arbeit, die ein Projekt über so unterschiedliche Völker und Zeiträume mit sich bringt. Das lässt Raum für die Geschichte, hilft dabei, einen lebendigen Eindruck zu vermitteln. Ohne die historischen Ereignisse und Hintergründe zu überprüfen, kann man feststellen, dass es beiden gelungen ist.
In der deutschen Übersetzung von Biggy Winter bemerkt man keine stilistischen Unterschiede, sind die verschiedenen Handlungsstränge harmonisch zu einer wunderbaren Synthese gelangt.

Während des größten Teils des Romans steht die kriegerische Konfrontation der beiden großen Armeen im Vordergrund. Zwar merkt man ein Bemühen, die Handlungen der Mongolen aus ihrer Kultur heraus zu erklären, dennoch sind sie die bösen Zerstörer, die auch den letzten Rest der überlebenden Zivilisation bedrohen. Das ethische Urteil über die Mongolen wird sogar noch fundamentalistischer, als sich der Kosmonaut Kolja für diese westliche Zivilisation opfert. Bei aller Detailtreue und historischer Genauigkeit, die uns die Autoren vor Augen führen, bleibt ein Zweifel zurück, ob hier nicht doch eine aktuelle politische Stimmung transportiert werden soll.
Die neue Zivilisation Mir’s, wie die neue Erde getauft wurde, gründet sich letztendlich auf eine militärisch orientierte Gesellschaft unter der Führung eines starken Herrschers. Zwar hat er demokratische Berater und behandelt die drei Menschen aus der Zukunft wie wertvolle Gäste, aber Alexander bleibt nun einmal ein Gewaltherrscher. Dass Baxter und Clark mit diesen Bausteinen an die Wiedererrichtung einer menschlichen Ordnung gehen, zeigt recht deutlich, wie ihre Ansicht über einen funktionierenden Staat ist.
Der andere wesentliche Bestandteil des Werkes ist die Behandlung der außerirdischen Ursache für die Diskontinuität. Der Eingriff gottgleicher Wesen in die menschliche Geschichte, die sich eigentlich nur ernähren wollen und dabei ein wenig mit dem Essen spielen, bringt nicht nur die Figuren dazu, über das menschliche Selbstwertgefühl oder die Religiosität nachzudenken.
Die Hilflosigkeit, mit der man dem fremden Willen ausgeliefert ist, lässt in der „Zeit-Odyssee“ niemanden zögern. Die Menschen werden als so extrem anpassungsfähig hingestellt, dass sie bei ihren Peinigern eine Art erstaunter Neugier hervorrufen. Wodurch die Wichtigkeit des menschlichen Intellektes aber sogleich wieder betont wird.
Während ihrer Reise zu einer neuen Menschheit sammeln sich nicht nur die Fragmente menschlicher Genialität zusammen, es entsteht auch eine zeitliche Konzentration der Kräfte. Das Beste von Besten, durch die destruktiven Mongolen ins Rampenlicht geschoben, könnte auf Mir an einem Evolutionssprung arbeiten, etwas schaffen, dass der Menschheit anders nicht möglich wäre.
Damit liefert der Roman eine Menge Gedankenstoff, verpackt in eine wohl dosierte Abenteuergeschichte.

Anspielungen an die Original Odyssee fehlen natürlich nicht, soviel ist man den Fans schuldig. Sei es die Mondstation Clavius, oder Bisesas Telefon, das kurz vor dem Ausschalten noch fragt: „Glaubst du, ich werde träumen?“

Heyne packt das Gemeinschaftswerk der beiden SF-Meister in ein großes Paperback und wuchtig prangen die Namen der Autoren auf dem Titelbild, das ansonsten eher langweilig ist.
Das ist zwar schade, aber verhindert nicht das insgesamt positive Urteil über den Roman.
Die Zeit-Odyssee ist spannend, herausfordernd und zum Glück nur ein Anfang. Wünschen wir beiden Autoren noch viel Zeit für ihre gemeinsame Odyssee.
 

Otto Lenk

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hey lap,

hast du die hyperion-gesänge gelesen?. interessantes tagebuch!

alles liebe otto
 

lapismont

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Theodore Sturgeon: Lichte Augenblicke Die besten Erzählungen von Theodore Sturgeon 1

Ein Autor, der als unbekannt und dennoch als der große Meister der Kurzgeschichte gilt, erweckt zunächst Erstaunen.
So berühmte SF-Gurus wie Samuel R. Delany, Asimov oder Clarke verehren ihn als den Unerreichbaren, ja als den größten SF-Autoren aller Zeiten.

Dennoch ist er in Deutschland quasi unbekannt, warum?

Sicher sind Kurzgeschichten, Kurzromane und ähnliches in Deutschland eher wenig nachgefragt und darum auch nur selten in den Verlagsprogrammen zu finden.
Gerade die klassische SF hat das große Problem eine kleinen Fan-Kreis zu besitzen, die meist über eine stattliche Auswahl von Klassikern verfügt und daher nur selten zu Neuausgaben greift.
Interessierte Neuleser haben genug damit zu tun, die etablierten Klassiker zu entdecken, etwa Dick, Asimov oder Lem.
Dabei ist die Vielfalt außergewöhnlicher Werke in der SF so groß, dass es nicht verwundert, wenn dabei etliche Ihrer bedeutendsten Vertreter in den Schatten der Aufmerksamkeit geraten.
Aber Theodore Sturgeon gehört eindeutig ins Licht!

Der Shayol-Verlag hat das ambitionierte Vorhaben gewagt, eine Werkausgabe von Theodore Sturgeon in Deutschland zu veröffentlichen, die verlegerisch der hohen Qualität des Materials gerecht zu werden versucht und der Herausgeber Hannes Riffel stellt sich dieser Herausforderung mit Können und Mut.
Das bedeutet nicht nur das hohe Risiko auf den Lizenzgebühren sitzen zu bleiben, nein, der Verein, von dem der Verlag betrieben wird und dessen Mitglied der Herausgeber ist, setzt bei der Umsetzung einen Maßstab an, der an Perfektion grenzt.
So wurden allen Texte neu übersetzt, teils über ein Uni-Projekt, teils über einen Stab erfahrener Übersetzer. Jedem Text ist ein mustergültiger Quellnachweis angehängt, der die Sorgfalt und Liebe kennzeichnet, mit der das Buch herausgebracht wurde. Titelbild und Gestaltung setzen auf moderne Eleganz, was nicht nur dem gesamten Buch gerecht wird, es betont auch, wie zeitlos Sturgeon ist.

Der Shayol Verlag legt großen Wert auf sekundärwissenschaftliche Arbeit. Darum enthält der Band auch eine Einleitung von Samuel R. Delaney über Theodore Sturgeon, die nicht nur den Geist für Sturgeons Kunst öffnet, sondern auch Einblicke in eine Zeit und eine Literaturlandschaft bietet, die so unendlich weit entfernt ist, wie es die Vierziger und Fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts nun einmal sind. Dieses Essay voran zu stellen, erweist sich als wichtig und gut gewählt.

Die Texte aber sprechen für sich selbst.

In „Donner und Rosen“ ist die USA durch Atombomben verstrahlt. In einer fernen Armeeeinheit kommt der Zerfall langsam zum Ausbruch, manifestiert sich am Schicksal der Sängerin Starr Anthim. Doch ihr Lied ist weit mehr als Unterhaltung.
Durch Delaneys Einleitung sensibilisiert, liest man die Kurzgeschichte bereits wachsam, spürt den Feinheiten des Erzählstils nach. So skeptisch man dabei auch vorgeht, Sturgeons Intensität ist so gewaltig, dass sie den Leser in hellstes Tageslicht zu stellen scheint, das Details und Stimmungen so präzise ausleuchtet, dass man meint das Leben selbst in den Seiten gefunden zu haben. Bereits nach wenigen Absätzen beherrscht die Faszination das Lesen. Luftholend betrachtet man das Buch mit neuerlichem Unglauben. Diese Begegnung mit Sturgeon ist unvergleichlich, ein unverhoffter Schatz, dessen Größe und Umfang sich nach der ersten Geschichte nur vage erahnen lässt. Aber man spürt, dieser Autor kann mehr, als nur erzählen.

So beginnt man „Killdozer“ bereits mit leichter Euphorie zu lesen. Ein Bauarbeitertrupp wird auf eine einsame Insel verfrachtet, um mit hochmodernen Baufahrzeugen eine Landebahn zu bauen. Dabei stoßen sie auf eine uralte Waffe, die sich im neuesten der Bulldozer manifestiert und schon bald wieder ihrer ursprünglichen Aufgabe nachgeht: Töten.
Wem der Plot bekannt vorkommt, vielleicht sogar an Steven King denkt, mag es vielleicht nicht glauben, aber das hier ist das Original.
Und damit schrumpft bereits alles andere in die Bedeutungslosigkeit zurück.
Der Kampf der Maschine gegen eine Schar Männer bringt in wenigen Szenen eine Menge an sozialen Konflikten zu tage, die Sturgeons genaue Beobachtungsgabe zeigt und zudem noch eine Wahrhaftigkeit ausstrahlt, die in keinem Augenblick Zweifel an der Echtheit der Figuren aufkommen lassen. Selten kommen Nuancen in der Persönlichkeit deutlicher zum Vorschein, als hier in der Darstellung der Bauarbeiter. Jeder von ihnen bewegt sich innerhalb eines dichten Figurenhintergrundes ohne dabei seine Bedeutung in der Geschichte zu verlieren, oder etwa als Typ eines hart arbeitenden Mannes unglaubwürdig zu werden.
Genauso präzise erfolgen Sturgeons Blick auf die Maschinen. Bauteile und Funktionen gewinnen vor dem Auge des Lesers eine Schärfe, die es mühelos schafft, den trennenden Abgrund der Jahre zu überbrücken. Jenseits von Computern und jeglicher Hochtechnologie, aber auch weit ab vom antiquierten Relaisklicken, ist Sturgeon direkt in das Wesen der Maschine eingetaucht. Dabei bleibt er erstaunlicherweise als Autor stets außen vor, einzig durch seine brillante Wortwahl und einer unglaublich mühelos erscheinenden Feinabstimmung zwischen Beschreibung und Handlung, gelingt es ihm, diese Nähe zu erzeugen. „Killdozer“ überrascht durch das Fehlen von Pathos oder psychologischer Tricks. Sturgeon erzeugt nicht Horror, lenkt somit auch nicht ab von dem, was er zu erzählen hat.

Insofern verwundert auch seine Handhabung eines Themas, dass selbst heute noch polarisiert. In „Langsames Wachstum“ geht es primär um die Frage nach Verschluss unprofitabler wissenschaftlicher Entdeckungen. Also um die Ethik des Wissenschaftlers, der Millionen Leidenden helfen könnte, aber nicht darf. Mit der Konsequenz, dass er sich die Frage stellen muss, ob er nicht eher zu schwach ist, es zu können. Wie weit bringt die Verweigerung des Systems durch Isolation tatsächlich eine Gewissensbefriedigung, oder ist eine gelegentliche Heilung und die damit verbundene unaufdringliche Enttarnung der Heilmethode, nicht eine wirksamere Revolte, als es die Verweigerung sein kann?
Denn Sturgeon verbindet diese Fragen, die ja eher rhetorisch für den Wissenschaftler sind, mit einer persönlichen Geschichte. Eine Frau geht zu einem bekannten Wunderheiler. Zwischen der Angst vor der Krankheit und der emotionalen Bindung zwischen Mann und Frau balanciert Sturgeon mit leichter Hand und einer Art vorsichtiger Zärtlichkeit. Die Erzählung ist trotz der großen Themen, ruhig, zeitnehmend. Sturgeon widmet sich dem Thema ohne Wertungen abzugeben, ohne eine Tendenz vorzuschlagen. Seine Kraft liegt wie in den anderen Texten, in einer wunderschönen Farbigkeit der Beschreibungen. Düfte, Farben, Töne - mit Sturgeon wird das Buch zu einer Tür ins Leben.

„Das [Fringding], das [Frangding] und Boff“ ist ein Kurzroman. Den Herausgebern ist zu danken, dass sie mit der Wahl einer kleineren Schrift eine Veröffentlichung ermöglichten.
Im eigentlichen Sinne eine klassische SF-Geschichte, in der Aliens zu Forschungszwecken auf der Erde weilen und die Menschen einer Pension einer intensiven Prüfung auf der Suche nach der „Synapse Beta sub Sechzehn“ unterziehen. Doch Sturgeon gibt sich nicht nur in der Form unklassisch, indem er den Leser vor die Herausforderung stellt, die Forschungsberichte der Aliens in einer lückenhaften Übersetzung lesen zu müssen, nein Sturgeon verschiebt das Gewicht wieder einmal auf eine präzise Belebung der Figuren. Nach einer bereits sehr anschaulichen Charakterisierung der Pensionsbewohner zu Beginn, und hier zaubert Sturgeon in wenigen Absätzen lebendigere Personen, als es die meisten Autoren in einem kompletten Roman vermögen, baut er die Menschen sorgfältig zu den Größen auf, die er in die Gleichung seiner Handlung dann spielerisch einsetzt. Die Figuren leben ein einfaches Leben, das immer komplexer wird, oder eher durch die nähere Betrachtung an Komplexität gewinnt. Erst durch den Sturgeon-Blick wird das Alltägliche außergewöhnlich und bedeutsam. Damit geht der Leser denselben Erkenntnisweg wie die Aliens, macht uns Sturgeon zu den eigentlichen Aliens. Wir blicken auf das Alltagsleben, das auch unser sein könnte, und lernen darin Wunder zu erblicken und Möglichkeiten zu entdecken. So sind wir Prüfer und Prüflinge zugleich.
Vor allem aber dringt man in das Leben anderer Menschen ein, voller Freude und Erwartung, nimmt Anteil und entwickelt sich mit. Sturgeon schafft es mühelos, die Distanz zwischen seiner Geschichte und dem Leser wegzuwischen. Spätestens an dieser Stelle der Lektüre wird klar, dass man eines der besten Bücher in den Fingern hat. Vielleicht sogar das Beste.

Nicht ohne Absicht steht wohl „Ein lichter Augenblick“, die titelprägende Erzählung am Schluss der Auswahl, die wahrlich voller lichter Augenblicke ist.
Ein Mann schleppt eine blutende Frau in seine Wohnung. Recht schnell wird klar, dass der Mann einen sehr geringen Intellekt hat, dennoch vermag er die Frau zu heilen. Über mehrere Wochen hinweg sorgt er sich um die Frau, stellt sie doch etwas völlig Neues in seinem Leben dar: Ein Mensch, für den er da sein kann, dem er etwas zu geben hat, das dieser auch braucht.
Sturgeon geht mit seiner Figur feinfühlig und doch wieder rein betrachtend um. So wirklich und dinglich lässt er uns die Versorgung der Wunden beobachten, so nah sind wir am Blut, seinem Tropfen und Fließen und Trocknen und Nässen, dass einem fast schlecht wird davon.
Die Probleme des eingeengten Geistes, die Qualen im Empfinden des Mannes, der seine Umwelt in anderen Wertigkeiten begreift, der so völlig andersartig denkt, fließen mit einer stillen Deutlichkeit in die Handlung ein. Dabei ergibt sich gerade aus dem völligen Fehlen von Vorurteilen oder Wertungen ein Verständnis für beide Personen, die mehr zum Nachdenken anregen, als dass sie Mitleid erheischen. Dieser lichte Augenblick, in dem ein Mensch etwas in sich erkennt, dass bisher nutzlos in ihm ruhte, das berühmte Übersichhinauswachsen, ist das Thema, das durch alle Texte des Bandes hindurch und auf sehr unterschiedliche, aber stets meisterliche Weise bearbeitet wird.

Sturgeon hat über 150 Werke verfasst. und nur fünf von ihnen liegen hier vor. Zwar ist Band 2 der Werkausgabe bereits im Druck, doch leider hat dieses wunderbare erste Buch, in einer sehr kleinen Auflage von nur 500 Exemplaren 2003 erschienen, kaum Käufer gefunden. Nur 500 Bücher wurden gedruckt und fast zwei Jahre später ist die Auflage immer noch nicht verkauft. All die Mühen der gründlichen Neuübersetzungen, die liebevolle Gestaltung von Text und Buch, das penible Korrektorat, die Arbeit der Lektoren wird nicht gewürdigt. Und das ist schade, denn irgendwann ist auch für den altruistischsten Verein solch eine kostspielige Pflege ausgezeichneter Literatur unhaltbar.
Wer aber erst einmal in die Kunst des Theodore Sturgeon eingetaucht ist, und sei es auch nur in eine einzige Kurzgeschichte, der will sich dieses durchdringende Empfinden der Lebendigkeit nicht mehr nehmen lassen, die daraus sprüht und strahlt.
 

GabiSils

Mitglied
Bezugsquelle,lap?! "Synapse Beta sechzehn" (früherer Titel) ist seit langem eine meiner Lieblingserzählungen, ich bin sehr gespannt auf diese Werkausgabe, um meine Sturgeon-Sammlung zu erweitern.

Gruß,
Gabi
 

lapismont

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Angela und Karlheinz Steinmüller – Spera

Die Werkausgabe der Steinmüllers beim Shayol Verlag glänzt auch in seinem dritten Band mit Neubearbeitungen der Autoren und beinhaltet eine so noch nicht erschienene Zusammenstellung von Miniaturen, Kurzgeschichten und Erzählungen, die thematisch an Andymon anschließen, ohne jedoch den direkten Handlungsbogen wieder aufzunehmen. Zwar erreicht auch hier ein eine Arche der Erde einen fernen Planeten und beginnen die Inkubatoren eine Besatzung zu gebären, die sich eine neue lebensfreundliche Welt aufbauen, doch steht das Terraforming nicht im Mittelpunkt.
Die Steinmüllers haben im Rahmen ihrer „Future History“ bereits seit langer Zeit Episoden einer Zeit nach der Inbesitznahme einer Welt beschrieben. Die größte zusammenhängende davon, ist wohl der Roman „Traummeister“, der als Band 4 der Werkausgabe erscheinen wird.
„Spera“ hat viele Höhepunkte, da die einzelnen Teile sehr unterschiedlich sind. Etwa die mit dem Kurd-Lasswitz-Preis 1993 ausgezeichnete Kurzgeschichte „Der Kerzenmacher“, „Vierundzwanzig Schritte“ oder „Der Thrak und der Telegraph“. Allen gemein ist eine feine Sprache, fast nostalgisch vielseitig.

Dabei bilden die Texte zwar ein loses Abbild einer planetaren Geschichte von über 800 Jahren, aber durch die Wechsel zwischen zentralen Figuren und einfachen Leuten, entsteht eine große Tiefe. Die Gesellschaft und ihre Entwicklung sind plastisch, keine Abziehbilder. Natürlich bedienen sich die Steinmüllers dabei bekannter Mythen oder vergleichbarer irdischer Entwicklungen. Aber es passt alles auf die spezielle Gegebenheit Speras.
Durch die Existenz der Drachen, einer fremdartigen aber intelligenten Lebensform, die von den in die Steinzeit zurückgefallenen Menschen als fürchterliche Feinde angesehen werden, erhält das Geschehen zudem noch eine eigene Dynamik. Der Drachenkampf bestimmt einige der wesentlichsten gesellschaftlichen Entwicklungen, wird sogar zum Herrschaftssymbol.
Damit beweisen die Steinmüllers nicht nur ihr Geschick im Umgang mit Kristalisationspunkten, sie fügen ihrer Historie auch noch ein ethisches Problem hinzu.
So kommt es gerade in der Auseinandersetzung mit den Alten immer wieder zu Fragen nach der Verantwortung gegenüber den Menschen auf der einen Seite und den Drachen auf der anderen – beide aber sind Produkte der Besiedlung. Dabei spielen menschliche Gefühle eine große Rolle. Die Steinmüller zeigen, dass große historische Ereignisse, ganz kleine und völlig normale Ursachen haben können. Der Junge, der aus Liebe auszieht Drachen zu töten, der Vater, der seinen Sohn zu rächen, ein Atomkraftwerk zerstört. So wurzeln die Ereignisse Speras tief in den Menschen und ihren Leben.
Die Episoden sind in vier Zeitalter aufgeteilt und werden ergänzt durch einen Anhang, der mit einer Chronologie Speras, einer Karte und der Publikationsgeschichte das Werk abrundet.
 

lapismont

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Ian Banks - Das Spiel Azad

Das Spiel Azad berichtet von einem Spieler der auszieht, das Spiel seines Lebens zu spielen. Denn Azad ist das Zivilisationsspiel eines Imperiums. Jeder Posten, bis hin zum Imperator wird über Sieg und Niederlage im Spiel bestimmt.
Die anarchistisch-kommunistische Kultur als Widerpart, ist nicht nur Heimat des Spielers Gurgeh, sie stellt auch seine ganz persönliche Spielbasis dar.
Denn trotz allem Barbarentum ist Gurgeh vom Spiel Azad fasziniert.
Der Beginn erweckt zunächst den Eindruck einer modernen Faustgeschichte. Gelangweiltes Genie wird versucht und macht sich durch einen Pakt gebunden auf eine Reise.
Banks beschreibt sehr faszinierende Roboterpersönlichkeiten, die Fische füttern und subtile Späße lieben und eine Hauptfigur am Rande des Unbegreifbaren, ein Setting, das noch etwas im Dunklen bleibt, aber in seiner Totalen als kommunistisches Paradies erscheint. Dennoch ist es nicht viel, was der Leser über die Kultur erfährt.

Der Faust-Vergleich fiel mir ein, als der Roboter Mawhrin-Skel am Ende der Szene, in der er Gurgeh zum Pakt zwingt, seine eigene Situation so beschreibt:
"Ich nenne es Folter. Es ist obszön, Gurgeh, es ist barbarisch, diabolisch. Kennen Sie dieses alte Wort?"
Diese besondere Betonung ließ mich an Mephisto denken. Vielleicht ist es im Original auch gar nicht so gemeint. Aber manchmal bilden sich im Kopf eben solche Verbindungen.
Banks versucht durch einen zusätzlichen Erzähler eine Reflexion seiner Hauptfigur beim Leser durchzusetzen, was den Eindruck einer begleiteten Reise noch verstärkt. Das sich der Erzähler als echte Begleitperson erweist, fügt dem leider nichts hinzu, riecht eher nach verschenktem Potential.

Mir gefällt die Charakterisierung von Gurgeh. Er ist eine Figur mit Ecken und Kanten, gleichzeitig stellt sich mir durch sein Handeln die Frage, wie eine Persönlichkeit aussehen muss, die unter der Kultur aufgewachsen und sozialisiert ist.
Das betrifft die Eigenverantwortung für Drogen und einem damit verbundenen hohen Grad an Selbstkontrolle. Das betrifft aber auch ein sehr festes Insichruhen, ohne die entsprechende Überheblichkeit. Ich glaube Banks hat sich da selbst sehr viele Gedanken gemacht. So ist das erste Zusammentreffen mit dem Kaiser dadurch erstaunlich, dass sich die allgemeine Aufregung nicht auf Gurgeh überträgt, etwas dass ich eigentlich zu lesen erwartete. Dadurch wirkt Gurgeh ungeheuer souverän. ist nicht Naivität, sondern echte Persönlichkeit.
Banks versteht es Figuren zu erwecken.
Das Spiel Azad selbst aber kann ich mir nicht vorstellen. Zu ungenau werden Spielbretter und Figuren beschrieben. Meist liegt der Fokus auf den Zuständen der Spieler.

Der gewöhnliche Kulturmensch scheint Langeweile deshalb nicht zu kennen, weil sie nicht in zum Repertoire der Kultur gehört.
Die Freiheit ist in der Kultur irgendwie absolut. Alles kann getan werden und alle tun das Notwendige, weil sie es wollen.
So stellte sich ja schon Wells in "Menschen, Göttern gleich", die utopische Gesellschaft vor.
Die Kultur verfügt in Summe offenbar stets über genug Interessierte an allen Bereichen, um zu funktionieren. Die Grundbedürfnisse werden eh durch Automaten befriedigt.
Die Kultur ist also nicht sozialistisch, sondern eher kommunistisch im ökonomischen und anarchistisch im gesellschaftlichen Sinne.
Ein sich selbst regulierendes System.
Auffällig war beim Lesen die Verwendung Roboter für die Maschinenwesen der Kultur. Im Original sind die Roboter aber drones, also ein ebenso fehlklingender Name.

Die Darstellung von Land und Leute verliert sich in wenigen grellen Szenen und ist insgesamt sehr unbefriedigend.
Das Buch hatte keine Längen, hinterlässt aber das Gefühl, nur aus der Idee einer Gesellschaft zu bestehen, die sich an einem Spiel ausgerichtet hat.
Vom Niveau her ist das "Setting" aber nicht feiner ziseliert worden, als der klassische PR-Alienvorstellungsband.

Kultur gegen Imperium. Anyone gegen absolutistischen Herrscher. Nett auf die Spitze getrieben, aber in seiner Unglaubwürdigkeit für mich öde und billig.
Banks Kultur gebärdet sich plötzlich imperialistischer als das Imperium, vom anfänglichen Ethik Highlight bleibt nichts übrig. Irgendwelche Masterminds greifen in den Zoo und lassen einen ihrer Lieblinge Krieg führen.
Eigentlich fand gar nicht ein Spiel um das Fortbestehen des Imperiums statt, das war nur das Sarajevo-Attentat. Die Invasion hatte schon längst begonnen. Vielleicht sogar am ersten Tag des Kontakts.
Das ist aber nur meine moralische Wertung des Inhalts. Das mir derartige Gedanken kommen, steht auf der Guthaben-Seite des Buches.
Dem gegenüber befinden sich die bereits erwähnte Plattheit des Hintergrundes, der misslungene Spagat in der Darstellung Gurgehs, zwischen Opfer der Manipulation und genialem Spieler und natürlich das zwar hochdramatische, in sich gelungene Finale, das aber auf der glatten Fläche des Gesamtwerkes nur eine schnellplatzende Sumpfgasblase ist.
Gurgeh wurde als der große Spieler dargestellt, er hätte das Spiel der Kultur durchschauen müssen. Hat er nicht. Mastermind hat sein Programm abgespult, alle Subroutinen lieferten die erwarteten Rückgabecodes; Gurgeh kehrt zurück in seine scheinheile Welt, ein Betrüger, Psychopath und Schoßhündchen.
Banks liefert den Eindruck einer großartigen Kultur, die aber in Wirklichkeit nur eine hässliche Maschinendiktatur ist. Schade ist, dass er das gar nicht schreiben wollte. Wie cool wäre es gewesen, wenn er die destruktive Dekadenz der Kultur zum Thema gemacht hätte.
Aber keiner, weder Gurgeh, noch Flere, diskutieren das Thema, also ihr Benutztwerden, aus. Fatalistisch treiben sie weiter auf dem brackigen Wasser ihrer Leben dahin.

Mein erstes Kulturbuch wird wohl erstmal mein einziges bleiben. Es war zwar nicht schlecht aber auch nicht herausragend, gut geschrieben, aber ohne sprachliche Meisterschaft, mit viel Zeit für Details und Nuancen. Es lässt sich ein durchdachtes Konzept erkennen.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Jasper Fforde - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next ist schwanger. Morgendliche Übelkeit ist somit garantiert und natürlich dürfen auch ihre anderen Probleme nicht fehlen. So etwa die Nichtung ihres Ehemannes und Vater des Kindes, Landen, der durch das Herausnehmen seines Lebens aus dem Zeitablauf durch die Chronogarde plötzlich gar nicht mehr existiert. Zudem hat es sich ihre alte Feindin Aornis zur Aufgabe gemacht, Thursday für den Tod Archerons grausam bezahlen zu lassen.
Da Thursday zunächst einmal keine Ahnung hat, wie sie Ihren Liebsten zurückholen kann, zieht sie sich in einen unveröffentlichten und ultraschlechten Krimi im Brunnen der Manuskripte zurück, wo sie im Rahmen des Figurenaustauschprogrammes eine dezente Rolle übernimmt. Hier will sie in Ruhe ihr Kind zur Welt bringen und ihre Prüfung zur Agentin von Jurisfiktion bestehen.
Doch im Dienst dieser Buchpolizei erlebt sie schon bald diverse Merkwürdigkeiten. Denn es stehen nicht nur die berühmtesten Preisverleihungen in der fiktionalen Welt bevor, die Bookies, nein dort soll auch der Startschuss für das neue Betriebssystem Ultraword gegeben werden.
Doch plötzlich gibt es Tote und Thursday ist sich ihres Lebens nicht mehr sicher...

Mit seinem dritten Streich um Thursday Next erweitert Fforde seine phantasievolle Buchwelt um jede Menge witziger Details. Das führt allerdings dazu, dass Neuleser kaum eine Chance haben, in das Buch einzusteigen. Selbst Kenner der Serie werden zu Beginn auf eine harte Probe gestellt, da Figuren und Schauplätze, besonders die in und aus literarischen Vorlagen, im Dauerfeuer auf den Leser niederprasseln. Fforde beweist damit zwar einmal mehr, wie reichhaltig die gute Literatur ist und welche Vorlieben er hier entwickelt hat, aber die Übersichtlichkeit seines Werkes hat stark nachgelassen.
Das ändert aber nichts am Vergnügen, Szenen und Charaktere berühmter Publikationen zu entdecken, sogar die Cantina aus „A new hope“ hat es in den Brunnen der Manuskripte geschafft. Running Gags, wie etwa das Warten auf Godot und der lüsterne Falstaff, bilden die Würze in der herzhaften Suppe, die Fforde uns hier kredenzt. Wie gewohnt finden sich am Ende alle, nun ja fast alle, losen Enden zusammen. Die Auflösung mag zwar etwas voyagermäßig dünn ausfallen, aber ein Happyend schadet selten. Es bleibt ja genug Stoff für das nächste Buch übrig, von dem wir ja schon wissen, das Humpty Dumpty stirbt. Sie wissen doch, das mit der Mauer...
„Im Brunnen der Manuskripte“ ist eine lockere Fortsetzung der Thursday Next Reihe mit freundlichem Humor und bildet somit eine angenehme und entspannende Lektüre für den Bildungsbürger.
 

lapismont

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Michael Marrak: Morphogenesis

Ein leicht schizophrener Ägyptologe gerät in eine geheimnisvolle Stadt, die sämtliche Vorstellungen der Hölle aller Zeitalter aufzuweisen hat. Doch er ist hier nur zu Besuch. Seine Gastgeberin will ein Kind von ihm. Aber ihm gelingt die Flucht aus der Sexfalle und schlägt sich durch die Bezirke der Höllenstadt, von ihren Wächtern verfolgt und immer näher an das Geheimnis der Hölle herankommend.
Das ist eine Kurzfassung der ersten drei Teile der Morphogenesis.

Spannungsvoll und temporeich beginnt Krispins Reise. Vom poetischen Stil des Anfangs war ich sehr beeindruckt, obwohl das Werk bis dahin ein reines Abenteuerbuch zu sein schien.
Der Flug im fast leeren Flugzeug erinnerte an Robert Merles Madrapour. Das gruselte dann schon etwas...

Aber je weiter man liest, umso gemächlicher wird es.
Zwar ist die Höllenreise nie wirklich langweilig, aber auch nicht mitreißend. Weder Ka noch Krispin taugen als Identifikationsfiguren, so dass man immer leicht konsterniert neben der Handlung steht und sich nach den Intentionen der Figuren fragt.
Zwar habe ich Dantes Inferno gelesen, aber im Gegensatz zu Marrak liefert Dante beständig böse Seitenhiebe auf seine Gegenwart. Krispins Reise ist in erster Linie schmerzvoll und sinnlos. Im Nachhinein verstehe man überhaupt nicht, warum er von Meret erfolgreich und auf lange Sicht fliehen konnte, weist die Sphäre doch genügend effektive Monster zur Rückbeschaffung auf. Kreutzbeißers Kreuzzug erklärt sich dadurch in keinster Weise.

Damit wird auch das Hauptproblem deutlich: Der Mittelteil ist eindeutig zu lang.
Es steht einem Wälzer nicht gut, wenn erst nach zwei Dritteln Sinn in die Handlung kommt. Zumal mir der archäologische Findungsaspekt und damit recht menschliche Blickwinkel auf die Erbauer nicht behagt. Zu viele Zwischenerklärungen in der Mitte des Buches überfrachten es. Ständig werden historisierende Ideen eingeworfen und mit Begriffen und Namen hantiert, die man sich schwer merken kann. Wenn mir jemand mit historischen Quellen kommt und daraus Theorien ableitet, mag ich gerne wissen, ob es die Quellen gibt, oder ob bereits diese erfunden sind, also inwieweit die echten historischen Reminiszenzen gehen und wo die Fiktion anfängt. Marrak verweist auf Texte und Mythen der verschiedensten alten Völker. Krispin bekommt ja zu jeder Andeutung sofort auf die Reihe, wo sie herkommen und was sie bedeuten. Das erweckt in mir ein Gefühl der Unwahrscheinlichkeit und lässt mich daran zweifeln, ob es diese Texte und Mythen auch wirklich gibt.
Das ist mir persönlich zu schwammig.
Die verschiedenen Höllentheorien vermischen sich zu einer Melange, die schnell von bunt zu weiß wechselt, weil sie sich gegenseitig überlagern und man nix mehr zusammenbekommt.
Mich wurmt dann immer, dass ich nicht weiß, ob dass nun echte Legenden sind, oder Erfindungen des Autors.

Davon unabhängig enthält der Roman sehr viele skurrile Einfälle und Szenen, die Spaß beim Lesen machen und unverbraucht daherkommen.
Die große Hintergrundgeschichte eines missglückten Alienexperimentes, die schwache Menschheit fitter zu machen, ist toll.

Aber es bleiben Fragen.
Wie können Samen aus Naniten zur Befruchtung reichen, bzw. nötig sein?
Müsste nicht jeder Krispin-Nanit über alle Informationen hierfür verfügen?
Wie könnte es zu einem neuen Lebewesen kommen?
Was will Meret damit überhaupt?
Ist Thot seinem Ziel irgendwie näher gekommen?
Wie konnte er als Byron an seinen Wachen vorbei?
Wie gelangt man in die Sphäre und wieder heraus?
Warum und wie wurde das Ka von Krispin getrennt?
Warum wird das Ka von Isis gefoltert?

Das sind aber nur die bohrendsten Fragen.

Die Stilistik ist auch einer der Gründe, warum man mit dem Roman nicht warm wird. Ab und zu werden unsinnige Vergleiche gezogen, die in ihrer Flapsigkeit weder zur Figur noch zum Hintergrund passen. Marrak gelingt es nicht, abwechslungsreich zu schreiben, bestimmte Beschreibungen, etwa von Schlangenhaftigkeit und Myriaden irgendwelcher Dinge, gebraucht er inflationär.

Das Buch ist eine bearbeitete Neuausgabe von Marraks Die Stadt der Klage aus dem Jahre 1997. Leider wurden bei der Postproduktion einige Fehler in den Satz hineingearbeitet, so dass die Kapitelüberschriften von einem Nekropalladium in schöner Schrift in ein Mekropalladium in entsprechend langweiligerem Font morphen. Michael Marrak weist auf seiner Webseite ausführlich auf die Fehler hin. Ich hatte das Glück, im SF-Netzwerlesezirkel ein Freiexemplar mit Autogramm und Stempel von Michael Marrak zu bekommen, dies und die Druckfehler in der Erstauflagemachen das Buch trotz aller Kritik zu einem bibliophilen Kleinod.

Morphogenesis ist ein in seiner Nachhaltigkeit lesenswerter Roman, aber weder rund, nach ausreichend verdichtet genug, um gut zu sein. Das Titelbild aber ist erste Klasse!
 

lapismont

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Theodore Sturgeon: Die ersten ihrer Art

Sturgeon ist wie ein Sog. Mit unwahrscheinlicher Kraft gewinnt das Leben an Glanz, Tiefe und Schärfe.
Was für eine Sprache!
„Die ersten ihrer Art“ ist ein Roman, der aus drei Teilen zusammengesetzt ist, die jedes für sich eine stimmige Kurzgeschichte abgeben und es wohl auch zunächst waren. Dennoch ergibt sich eine erstaunliche Synthese der Texte, die zwar immer noch Brüche erkennen lässt, aber einen inneren Halt schafft, der deutlich über die Festigkeit der Einzelteile hinausgeht. Im Prinzip wird Sturgeon mit dieser Form auch dem Inhalt gerecht. Eine Gestalt, die verschiedene Organe besitzt und mehr wird. Sturgeons Buch ist mehr als nur ein Buch.
Aber die Faszination liegt im Leseerlebnis, im Staunen über Einfachheit, mit der Sturgeon die richtigen Worte trifft – was die Neuübersetzung von Birgit Will und Birgit Brumm nicht verwischt und deshalb gebührt ihr auch ein besonderes Lob.

Sturgeons Figuren bilden eine Einheit. Jener Homo Gestalt besteht aus Individuen, die zum Teil alleine nicht überleben würden. Wenn auch Gerry oder Janie selbstständig wirken, erst das Leben in der Gestalt macht sie zu den Persönlichkeitsteilen, die die Gestalt so weit voraus in der Evolution eilen lässt.
Sie finden sich. Immer wieder treffen sie aufeinander und Lein, trotz aller Schwernisse, begreift zum Schluss des ersten Teiles, was Alleinsein ist und bedeutet.
Hier wirken Kontraste durch Gegensätze. Alleinsein in einer Gemeinschaft etwa.
Sturgeon untersucht die Begabungen nicht, er lässt die Begabten einfach leben. Wunderbare Mühelosigkeit, tatsächlich.
Der erste Teil hat dabei die Aufgabe, das Entstehen der Gestalt aufzuzeigen, bis sie sich durch Lein dieser Tatsache bewusst wird. Da Lein ein Idiot ist, gelangt auch die Gestalt nicht über den Status einer einfachen Lebensweise hinaus.
Der zweite Teil, „Baby ist drei“, bringt die Gestalt dazu, sich zu verändern, den Verlust eines wichtigen Teiles, ihres Kopfes, zu verkraften. Bis der neue Kopf die Reife entwickelt hat, Lein in dieser Funktion zu ersetzen, ist die Gestalt verletzlich, dem Sterben nah. Mit dem Weglassen der eigentlichen Tatbeschreibung von Gerrys Befreiungsschlag, der die einengenden Fesseln des Homo Sapiens durch einen Mord zerreißt, gelingt Sturgeon eine ethische Betrachtung, ohne den Leser durch die Handlung oder einer Figurenbindung, emotional abzulenken. Der Mord steht am Rande des Sichtkreises. Im Zentrum aber steht die wiedererweckte Gestalt. Für ihre Weiterentwicklung war Leins Tod sogar notwendig. Lein hätte wohl nie die Ethik begreifen können, die im dritten Teil aus der Gestalt eine gesellschaftliche Lebensform macht, ihr also erst die eigentliche Lebensfähigkeit gibt.
Das ist die Aufgabe des dritten Teils.
Hip, dem Sturgeon einige autobiografische Züge beigab, wird zum Gewissen der Gestalt. Dass Janie ihn dazu bringt, also letztendlich die Gestalt selbst Sehnsucht nach einer Ethik entwickelt, vertieft noch den Eindruck, dass Sturgeon hier keine simple neue Lebensform schaffen wollte. Er gab ihr wesentlich mehr, als nur einen Handlungsrahmen.
Janie widerspiegelt dabei auch eine völlig andere Art der Sexualität. Denn natürlich baut sich zwischen ihr und Hip eine erotische Stimmung auf, bahnt sich durch die Nähe eine Vertrautheit an, die in Richtung Liebe zu gehen scheint. Aber Janie unterdrückt die Gefühle Hips. Sie greift aktiv in seinen Körper ein, um seine Erregung zu bremsen, vielleicht reguliert sie sogar seinen Hormonhaushalt. Als Telekinetin ist ihr das alles möglich. Und doch ist sie eine Frau. Letztendlich lässt sie sich auf Hip aber erst ein, als er ein Teil der Gestalt wird. Sturgeon lässt es offen, ob Janie dies von Anfang an geplant hat, ob es ein Produkt ihrer Liebe ist. Hip taucht ja schon im ersten Teil auf, Sturgeon schafft also schon früh die Handlungsgrundlage für Hips Auftreten im letzten Teil.
Vielleicht ist es aber auch eine Mischung aus beiden, aus Sehnsucht nach einer Ethik und aus Liebe. Und eigentlich kann man beides auch gar nicht trennen. Es macht die Gestalt auf jeden Fall zu einem Wesen, dass kein inhumanes Monster ist.

Daneben bedient sich Sturgeon verschiedener Themen, die zu seiner Zeit sehr aktuell gewesen sind.
Die Psychoanalyse hat auf die Amerikaner eine große Wirkung gehabt - bis heute.
Die geistige Kraft, in jeglicher Form und natürlich auch der Besuch beim Psychiater.
Die Sitzung bei Stern ist gerade deshalb sehr interessant, zumal sie auch als fein beobachtete Szene überzeugt. Man hat das Gefühl, dass Patient und Arzt tatsächlich aufeinander reagieren, dass es nicht konstruiert ist, sondern die Figuren eine echte Psyche haben.
Etwa wenn dem Arzt nachgesagt wird, einer jener Menschen zu sein, die nach innen lachen. Das bringt wesentlich mehr zum Ausdruck, als zum Beispiel das typische „Lachen mit den Augen“, von dem meist die Sprache ist. Sturgeon ist ein Meister der kleinen Gesten mit großer Bedeutung.
Ein weiteres Thema ist die Beschäftigung mit Psi-Kräften. Das stand hoch im Kurs. Immerhin gelten die Bücher von Charles Ford über unerklärliche Phänomene als die Quelle der amerikanischen SF. Sturgeon zeigt für Telepathie, Telekinese und erhöhte Intelligenz einige interessante Möglichkeiten zur Verwendung auf. Etwa zum Lernen oder auch zur Darmentleerung oder wie oben bereits erwähnt, zur Verhinderung erregter Zustände.
Ein wesentliches Motiv ist auch der Antischwerkraftgenerator, den die Gestalt baut. Diese mächtige Erfindung offenbart Macht auf vielfältige Art. Während Lein eine einfache, praktische Nutzung im Sinn hat, erkennt die verbesserte Gestalt durch Gerry, das gefährliche Potential, all die Möglichkeiten, mit ihnen Gewalt auszuüben und damit Macht zu besitzen.
Und dieser Generator ist der Anstoß für die finale Genese der Gestalt. Sie stört nicht nur den Erdmagnetismus, sie reißt auch Hip aus seinem festgetretenen Leben, bringt ihn heraus aus dem Graben seiner Selbstsucht, so wie sie schon den Laster aus den Furchen des Ackers zog.

„Die ersten ihrer Art“ ist ein komplexer und vor allem wunderschöner Roman. Ein Genuss und ein beeindruckender SF-Roman. Zeitlos.
 

lapismont

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Terry Brooks: Die dunkle Bedrohung. Star Wars Episode I

Auf dem fernen Wüstenplaneten Tatooine lebt der achtjährige Sklavenjunge Anakin Skywalker mit seiner Mutter. Beide schuften im Laden eines Schrotthändlers, für den Anakin auch an Pod-Race Rennen teilnimmt – er ist der einzige Mensch, der dies bisher vermochte. Denn Anakin ist anders.
Nicht weit von Tatooine entfernt, versuchen die Jedi Qui Gon Jin und Obi Wan Kenobi die Blockade des Planeten Naboo durch die Handelskonförderation zu beenden. Doch sie geraten in eine Falle und müssen sich auf den Planeten zurückziehen, mitten hinein in die Invasion des friedlichen Planetens durch die Droidenarmee der Handelskonförderation.
Dabei stoßen sie auf Jar Jar Binks, der dem zweiten intelligenten Volk des Planeten angehört, den Gungans. Zusammen gelingt es ihnen zur Königin der Naboo, Amidala vorzustoßen und mit dieser zu fliehen. Sie wollen vor dem Senat der Republik gegen die Invasion protestieren und Hilfe beantragen.
Doch sie schaffen es nicht bis nach Coruscant, der Hauptwelt der Republik, sondern müssen auf Tatooine landen um hier die nötigen Ersatzteile zu beschaffen. Dies scheint nur mit Hilfe des kleinen Anakin Skywalkers und seinen Pilotenkünsten möglich zu sein.
Doch den Jedi ist ein mächtiger Feind auf der Spur. Ihre alten Feinde, die Sith sind dabei, die Macht zu erlangen...

Episode 1 – The Phantom Menace wurde wie kein anderer Film vorher von den Fans sehnsüchtig erwartet. Terry Brooks bekam von Georges Lucas das Angebot, das Buch zum Film zu schreiben und schlug sofort zu. Brooks, durch seine Fantasy-Reihe Shannara, prädestiniert, über vom Schicksal auserwählte Kinder zu schreiben, sollte die Geschichte aus der Sicht Anakins erzählen. So baute er eigene Szenen ein, veränderte die Dialoge und veränderte die Gewichtung. Allerdings stand er wohl vor dem nicht unerheblichen Problem, ein schwaches Drehbuch in einen lesbaren Roman umzusetzen. Eine Lösung fiel ihm nicht ein. Dabei will ich hier nicht auf die ganzen inhaltlichen Schwächen und Fan-Ärgernisse eingehen, da diese auf das Konto von Lukas gehen und in die Filmrezension gehören. Terry Brooks konnte am Grundkonzept, soweit vorhanden, nichts ändern.
Lukas Film besteht zum Großteil aus Action. Das Pod-Race Rennen, die Fahrt der Jedi durch die Meere Naboos, die finale Schlacht zwischen Droiden und Gungans und die Kämpfe mit Darth Maul. All dies sind keine Aufgaben für Brooks. Ihm gelingt es nicht einmal ansatzweise, eine adäquate Umsetzung der Szenen niederzuschreiben. Alles bleibt blass, schwer vorstellbar und träge. Besonders den Schwertkämpfen fehlt es an Dramatik. Man merkt, dass Brooks, wie die meisten Zuschauer, nur schnelle bunte Bilder sahen, ohne wirklich nachhaltig angesprochen worden zu sein.
Zwischen der Action versucht Brooks die Handlung herauszufiltern. Da es dem Film aber daran besonders mangelt, kommt auch Brooks nicht recht in Fahrt. An vielen Stellen beschränkt er sich darauf, die Filmszenen zu beschreiben. Das funktioniert natürlich nicht. Der Leser wird immer wieder mit der Nase darauf gestoßen, dass hier eine Sekundeneinstellung ausgewalzt wird, weil sie auch im Film zu sehen war und deshalb im Buch nicht fehlen darf.
Besonders schlecht ergeht es den Figuren. Wo im Film das Talent der Darsteller wenigstens ab und zu etwas Farbe in die Pappaufsteller an Figuren brachte, findet Brooks einfach keinen Zugang. Er klebt an den offensichtlichen Eigenschaften, überbetont sie, ohne ihnen ein psychologische Tiefe zu geben, von handlungsrelevanter Nuancierung ganz zu schweigen.
Lediglich bei der Charakterisierung von Anakin merkt man, dass er schon oft Kinder mit der Last einer riesigen Aufgabe skizzierte. Dabei legt er sich auf eine Fixierung des Jungen auf Mutter und Padmé fest, die in ihrer Übertreibung abstößt.
Durch die schlechte Figurenführung fehlt es dem Buch an einem Helden, einer wirklichen Hauptfigur. Die ganze Geschichte um die große Intrige der Sith ist belanglos und uninteressant. Die einzige halbwegs charismatische Figur, stirbt zum Schluss. Film und Buch bilden in ihrer Einheit den Tiefpunkt der gesamten Serie.
Blanvalet versah diese Sonderausgabe mit Filmfotos im Mittelteil, was bei einem Preis von 5 Euro sehr ungewöhnlich ist und das Buch stark aufwertet. Das Cover entspricht der gesamten 5 Euro Edition, ist also auch bunt, einfallslos und billig. Für den schnellen Konsum bestimmt.
Damit treffen sich Form und Inhalt.
 
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