GEMEINSAM einsam

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Steewee

Mitglied
Die Fresse muss ich mir polieren.
Den Arsch anständig glatt rasieren.
Das Pech von meinen Strähnen waschen.
Das Schmalz aus meinen Ohren naschen.
Aus der Ekelhaft entlassen,
will ich in Deinen Brunnen fassen.
Doch Deine Wasser sind so still,
bieten nichts, was ich jetzt will.
Aber ich komm später wieder,
fress das Licht von Deinem Mieder.
Nähre an der vollen Brust
geifernd meine Schwester Lust.
Schäl Dich aus der falschen Rinde,
leg Dich zurecht für Bruder Sünde.
Ich saug an Deiner Jugend
und zerbeisse Deine Tugend.
Du sollst nichts, was ich auch kann
Was soll ich auch, ich bin Dein Mann.

Ich habe Dich und Du hast nichts,
Trugbild meines Augenlichts.
Mein Herz durchbohren feine Triebe
auf der Suche nach der Liebe.
Doch sät der Hass schon Dornenranken,
zerschneiden jeden Ungedanken.
Peitschst meiner Seele blutig Striemen,
ich schrei mich frei, reiß Dich am Riemen.
Aus dem Dreck der Wäsche nur Geglotze.
Ja, sprich es aus, nenn mich ruhig….
Ich ramm Dir Nägel in die Glieder,
gekreuzigt gehst Du vor mir nieder.
Meinen Segen werd ich Dir nicht geben,
dafür säg ich Dir am Leben.
Entferne Würde, Mitgefühl und Glauben
und werd Dir alle Sinne rauben.
Am Ende weißt Du dann genau,
dass Du nichts weißt von Deiner Frau.
 

Walther

Mitglied
moinsen steewee,

von mir ein herzliches willkommen in der lupe. da dieser text noch nicht kommentiert wurde, hebe ich ihn mal nach vorne. :)

die idee ist gut, die umsetzung weniger. erst einmal solltest du dich am versmaß etwas abarbeiten. hier findest du mehr dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Verslehre

zweitens: versuche deine beiden widerreden auf das wirklich originelle zu konzentrieren. ich bin ein anhänger der verdichtung. sprache verleitet einen schnell, zuviel des guten zu tun. hier ließe sich in beiden fällen mindestens ein drittel streichen. spitze ironisch zu, nicht platt. dichtung ist keine büttenrede für angetrunkene, sie sollte, wenn sie humoristisch kommt, selbst dann zum lachen bringen, wenn alle nüchtern und schlecht drauf sind. das ist bei deinem werk nicht der fall.

drittens: das behandelte thema ist heikel und sollte daher mit sehr viel kluger distanz angegangen werden. der dichter nimmt das florett, nicht den degen, und schon gar nicht, wie hier, das beidhandschwert.

lg w.
 

Steewee

Mitglied
Hallo Walther,

vielen Dank für's Lesen und Kommentieren. Ich mag es eigentlich auch feinsinnig, subtil, von mir aus auch ironisch, nur in diesem Fall wollte ich Florett, Degen und auch das Beidhandschwert stecken lassen und eine lyrische Nagelbombe zünden. Schmerzen sollte es, sowohl in Form als auch Inhalt. Falls Du tatsächlich einen Funken Humor hast durchschimmern sehen, müsste ich es tatsächlich nochmal überarbeiten, denn das war, im Gegensatz zu einigen meiner anderen Texte, absolut nicht beabsichtigt. Der erste,fettgedruckte Part soll den Täter, den Fiesling, den Vergewaltiger, das Tier, den Mann und seine Gedanken wiederspiegeln. Der zweite Teil ist das Opfer, das Zarte, Zerbrechliche, die Frau, die anfangs noch eine leise Hoffnung auf ein Happy End schürt. Der Schmerz (Dornenranken) wischt diese Illusion (Ungedanken) allerdings beiseite und sie beginnt sich zu wehren und zeigt dem Ekel, wo der Barthels den Most holt. Den Hintergrund einer Ehe (Dein Mann, Deiner Frau) kann man als Kulisse wählen, muss man aber nicht (ein Mann, einer Frau). Du hast also vollkommen recht, ein heikles Thema, das aber durchaus auch mal herausgebrüllt werden darf, so wie hier. Die Diskriminierung buddhistischer Mönche fand auch nicht durch stille Gebete Gehör, sondern erst nachdem sich einer der ihren vor 60 Jahren in der Öffentlichkeit selbst verbrannt hatte.

Hui, Danke nochmal für Deinen inspirierenden Kommentar, Walther.

Ach ja, das Versmaß, ich konnte jetzt keinen rechten Stolperstein entdecken, liest sich doch relativ flüssig? Aber gut, bin natürlich auch nur ein Hobbywortjongleur, da kann auch mal 'ne Silbe runterfallen (beim Reim auf "Geglotze" natürlich pure Absicht, da sollen sich die Leser selber testen, wie "böse" doch ihr Wortschatz ist ;)

Liebe Grüße
Steewee
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Hallo Steewee,

ich finde den Text sehr interessant. Ich neige allerdings auch nicht dazu, die Form in den Vordergrund zu rücken und kritisch zu beäugen - die Apostel des Versmaßes, die das Evangelium der Symmetrie predigen, wissen selten, was für ein "Gedicht" ein kräftig sprudelnder (Worte-)Wein sein kann. Der Inhalt resp. das Anliegen sollte doch immer das Primäre sein, oder?

Von mir aus also: nimm gelegentlich guten Gewissens auch mal die Keule zur Hand! Viele Texte dieser Plattform kommen zu brav und bieder daher und lassen eher an abgestandenes Wasser denken.

P.
 



 
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